Wikipedia Untote

Zu einem unschönen Ästhetikkode der Wikipedia gehört das Einbalsamieren generell. Totgeglaubte lassen wieder glauben. Die Überholung toten Wissens wird durch Entstaubung der Toten unterhöhlt und holt ihre Leser_innen ins Grab zurück. Die Geister, die dort draußen schon erschlagen wurden, wandern auf der Wikipedia-Überholspur gegen Exzellent.

Untote sind zart besaitet, "Kinder ihrer Zeit" heißt das W-libi für das eigentlich Abgelebte. Försters Liebling Linné ist so ein Kind. So unschuldig wie ein Kind. Malt Menschen, diese Tiere, je tierischer in dunkleren Farben. Da draußen ist Linné jedoch lebendig, ein Erwecker des "Wissenschaftlichen Rassismus". In der Wikipedia, ein Untoter und bald exzellent.

Klartext zu Linnés Körpersäfte und -farbenlehre: Carl von Linné führte erstmals nach Kategorien der Zoologie die Klassifizierung von Menschen nach Merkmalen wie Hautfarbe und geographischer Verbreitung in die Naturwissenschaft ein.[1] Mit der hierarchisch getroffenen Einteilung in Europäer, Amerikaner, Asiaten und Afrikaner verband er abnehmende geistige und moralische Fähigkeiten. [2] Als naturwissenschaftlich begründet galt ihm die Verifizierung dieser durch die Zuordnung nach Erdteilen, nach Hautfarben und nach Körpersäften. "Linné hält sich also an die (physiologischen) Vorstellungen seiner Zeit, wodurch sogleich die Verbindung von »Rasse« und Seele (naturwissenschaftlich) elementar begründet wird." (Ulrich Kattmann)[3]


  1. Linnaeus, Carolus: Systema Naturae (1767), S. 29.[1]
  2. Poliakow, Léon/Delacampagne, Gérard: Über den Rassismus, Stuttgart 1979, S. 77, Vgl. auch: Christian Delacampagne: Geschichte des Rassismus. Geschichte und Mythos. Patmos und Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2005. (Vgl. Rezension des Historikers Kurt Laser [2])
  3. Ulrich Kattmann: Rassismus, Biologie und Rassenlehre [3]