Rheumascan ist ein bildgebendes Verfahren zur Diagnose von entzündlichen Erkrankungen in den Händen, z.B. bei rheumatoider Arthritis, Psoriasisarthritis und Arthrose. Es kann sowohl zur Diagnose ab dem Anfangsstadium, zur Kontrolle des Therapieverlaufs als auch zur Kontrolle nach Therapieende eingesetzt werden. Das Verfahren wurde von der mivenion GmbH und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt entwickelt und 2009 auf dem European Congress of Radiology erstmals vorgestellt.

Untersuchung

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Zu Beginn der Untersuchung wird der Fluoreszenzfarbstoff Indocyaningrün (ICG), eine Markersubstanz zur Messung der Mikrozirkulation, intravenös verabreicht. Eine gestörte Mikrozirkulation als Hauptmerkmal einer Entzündung ist klinisch und experimentell gut untersucht. Nach der Injektion des Fluoreszenzfarbstoffes wird der Farbstoff im Körper angeflutet (Phase 1), verteilt sich Im Gefäßsystem (Phase 2) und verlässt dieses anschließend wieder (Phase 3). Während der sechs Minuten dauernden Untersuchung erfasst das Fluoreszenzkamerasystem Xiralite jede Sekunde der Verteilung des Farbstoffs. Die Software XiraView steuert die Untersuchung und assistiert die Auswertung. Bei den verschiedenen Erkrankungen entstehen durch die veränderte Mikrozirkulation unterschiedliche Bilder und Bildverläufe: Bei gesunden Patienten liefert der Farbstoff zuerst in Phase 1 in den gut durchbluteten Fingerbeeren Signale, verteilt sich anschließend gleichmäßig und flutet ebenso gleichmäßig wieder ab. Bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen hingegen erscheinen die Signale des Farbstoffs aufgrund der veränderten Mikrozirkulation anders als bei Gesunden: Bei der rheumatoiden Arthritis kommt es z.B. in Höhe der Fingermittelgelenke und Handgelenke zu Anreicherungen in Phase 1 und 2. In Phase 3 flutet der Farbstoff langsamer aus den entzündeten Bereichen ab.[1] Diese Verteilungsverläufe über sechs Minuten werden bei Rheumascan sichtbar wiedergegeben und von einem geschulten Rheumatologen oder Arzt ausgewertet.[2]

Auf Grundlage erster Erfahrungen[3] wurden ein standardisierter Untersuchungsablauf und ein standardisiertes Befundprotokoll für Rheumascan entwickelt. Diese wurden anschließend in drei weiteren Studien mit 119 Arthritis-Patienten (aktives, frühes und sehr frühes Stadium) und mit zwölf Kontrollen mit klinischen Untersuchungsbefunden verglichen.[4] Dabei wurde eine gute Übereinstimmung mit den herkömmlichen Untersuchungsmethoden nachgewiesen: Eine multizentrische Untersuchung in mehreren Kliniken in Düsseldorf und Berlin zeigte beispielsweise eine Übereinstimmung mit der Klinik von 84 % und mit dem MRT von 83 %. Differenzen ergaben sich überwiegend durch ein besseres Erkennen von Läsionen durch das neue Verfahren.[5]

Das erste Seriengerät Xiralite X4, das im April 2009 für die Europäische Union zugelassen wurde, wurde im Juni 2009 erstmals in einer rheumatologischen Schwerpunkteinrichtung eingesetzt. Im Mittelpunkt standen dabei die Frühdiagnostik der Arthritis, die Beurteilung der Krankheitsaktivität vor und nach Beginn einer Therapie und nach dem dauerhaften Nachlassen der Symptome (klinische Remission).[6] Nach der Einführungsphase und Evaluierung durch Studien setzen derzeit bereits über 40 Kliniken und Praxen Rheumascan ein (Stand Dezember 2014).[7]

Vorteile

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Studien haben für die neue Untersuchungsmethode eine ausgesprochen hohe Empfindlichkeit und sehr gute Erkennungsrate bereits ab dem Anfangsstadium einer Erkrankung nachgewiesen. Gerade auch in komplizierten Fällen, bei denen etablierte Verfahren an ihre Grenzen stoßen, bietet sie mehr diagnostische Sicherheit. Gleichzeitig benötigt dieses Verfahren im Gegensatz zu anderen, etablierten Verfahren nur eine kurze Untersuchungsdauer von sechs Minuten, inklusive der Patientenvorbereitung von ca. 15 Minuten. Schon ca. 60 Sekunden nach der intravenösen Injektion des Farbstoffs kann seine Verteilung in der gestörten Mikrozirkulation der entzündeten Gelenke festgestellt werden. Die Untersuchung kann zudem bereits nach kurzer Einarbeitungszeit vom medizinischen Fachpersonal selbstständig durchgeführt werden, sie ist hochstandarisiert und kann quantitativ ausgewertet werden.

Nachteile

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Ein Nachteil ist das gesonderte Anschaffen eines Geräts. Aufgrund des jungen Einführungsdatums ist Rheumascan deshalb noch nicht flächendeckend verfügbar. Die Kosten für dieses neue Verfahren werden in Deutschland zudem erst von wenigen Krankenkassen übernommen, sodass ein Patient diese Untersuchung noch oft selbst bezahlen muss. Eine Untersuchung kostet zwischen 80 und 250 Euro, abhängig davon, ob die Krankenkasse anteilsmäßig Kosten für den Farbstoff übernimmt.[8]

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  1. Vgl. http://www.medical-tribune.de/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/dgrh-fluoreszenz-entlarvt-die-arthritis.html
  2. Vgl. Videos der Anwendungsbeispiele Gesunde, Rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis und Früharthritis: http://xiralite.com/was-ist-xiralite/anwendungsbeispiele/
  3. Vgl. Bremer C, Werner S, Langer HE: Assessing Activity of Rheumatic Arthritis with Fluorescence Optical Imaging. European Musculoskeletal Review 4: S.96-100.
  4. Vgl. http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000011007/diss_werner_sg_2012.pdf
  5. Vgl. http://www.medical-tribune.de/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/dgrh-fluoreszenz-entlarvt-die-arthritis.html
  6. Vgl. http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000011007/diss_werner_sg_2012.pdf
  7. Vgl. http://www.internisten-im-netz.de/de_news_6_0_1685_fr-here-diagnosen-durch-rheumascan-m-glich.html
  8. Vgl. http://www.internisten-im-netz.de/de_news_6_0_1685_fr-here-diagnosen-durch-rheumascan-m-glich.html