Die Guinand GmbH ist ein deutscher Uhrenhersteller mit Sitz in Frankfurt am Main/Rödelheim. Bekannt insbesondere für Flieger-Chronographen und instrumentelle Uhren.
Geschichte
BearbeitenDie Marke Guinand hat ihren Ursprung vor mehr als 150 Jahren in dem kleinen Schweizer Örtchen Les Brenets im Kanton Neuenburg. Dort unterschrieben die beiden Brüder Julien-Alcide und Charles-Léon Guinand[1] am 21. April 1865 einen Gesellschaftervertrag. Unter dem Namen »Guinand Frères« stiegen sie, wie so viele andere Familien im Jurabogen, in die Fabrikation und den Handel mit Uhren ein.
Neben der Schweiz entwickelten sich für das junge Unternehmen Guinand auch Deutschland, Skandinavien und USA zu starken Absatzmärkten, wo zu diesem Zeitpunkt eine enorme Nachfrage nach Präzisionsuhren herrschte. 1876 erlebten die Vereinigten Staaten eine schwere Wirtschaftskrise, die später zum Ruin des Hauptkunden des Unternehmens, dem Haus Fellow & Cie in New York führte.
Die in Hamburg gegründete Niederlassung »Gebrüder Guinand« die zum Vertrieb der in Le Brenets hergestellten Uhren in Deutschland bestimmt war, wurde am 1. Oktober 1880 wieder aufgelöst und der Verkauf der Waren zu einer Firma in Kopenhagen transferiert, dem Haus Levin’s, mit dem bis 1887 Handelsbeziehungen aufrechterhalten wurden.
1880 entschieden sich die beiden Teilhaber einvernehmlich zur Auflösung der Partnerschaft. Julien-Alcide Guinand begann in Chaux-de Fonds einen Kolonialwarenhandel, während die Uhrenfabrikation durch den Teilhaber Charles-Léon Guinand weitergeführt wurde, unter der Firmierung »Léon Guinand«.
Auf Anregung von Julien Gallet, Cousin und Kunde des Hauses der ersten Stunde, konstruierte der talentierte Uhrmacher Guinand einen Chronographenmechanismus der auf der Ziffernblattseite eines bereits in Produktion befindlichen 19'' großen Uhrwerks montiert werden konnte. Die ersten Muster wurden am 12. Januar 1881 ausgeliefert. Dies war der Beginn einer neuen Produktlinie. Nach 1887 widmete sich das Haus ausschließlich der Herstellung komplizierter Uhren.
Nach seinem Tod im Jahr 1908 wurden die Angelegenheiten des Hauses bis 1912 durch seine Witwe unter der Firmierung »V ve de Lèon Guinand« („Witwe von Léon Guinand“) geführt, in enger Zusammenarbeit mit dem Sohn Georges-Henri Guinand.
Dieser nahm 1912 unter der Firmierung »Georges-Henri Guinand« die Geschäftsführung des Hauses auf, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1946 leitete, in Zusammenarbeit mit seinen Söhnen Léon, André, Alcide, John und seiner Tochter Colette.
Auch er ein Uhrmacher mit großem Talent, hatte er doch die Begabung seines Vaters geerbt, und schuf mehrere Produkte die wichtige Aufträge sicherten, und so auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Arbeit der Angestellten sicherten. Zu erinnern ist im Besonderen an das Modell einer Stoppuhr mit Nullstellung im Flug für die Luftfahrt, die von den Regierungen Frankreichs und Italiens angenommen wurden, und an die Rattapantestopper für die britische Admiralität.
1945 entschied Georges-Henri Guinand die Gesellschaft in eine Familien-Aktiengesellschaft umzuwandeln um die Zukunft des Hauses sicherstellen. Am 26. Mai 1945 wurde der Gründungsvertrag der »Guinand Watch CoS.A.« in Les Brenets unterschrieben. Er wurde erster Präsident des Verwaltungsrats und beteiligte zunächst seine Söhne Léon und John und später auch die beiden Enkel Jean und Michel gleichberechtigt am Unternehmen.
1946 stirbt Georges-Henri Guinand. Mit seinem Enkel Michel Guinand leitet der letzte Nachfahre der Gründerfamilie das Unternehmen bis zur Übernahme durch Helmut Sinn 1996. Der Frankfurter Uhrenpionier war seit Anfang der 60er-Jahre einer der großen Kunden von Guinand und bis in die 90er-Jahre fertigte »Guinand Watch Co.« einen nicht unerheblichen Teil der Uhren der Firma »Helmut Sinn Spezialuhren«.
Nachdem er 1994, im Alter von knapp 80 Jahren, seine Frankfurter Firma verkaufte, übernahm er 1995 Aktien der Guinand S.A. von der Familie Guinand. Helmut Sinn gründete 1996 die Firma „Jubilar Uhren Inh. Helmut Sinn“ in Frankfurt am Main. Im Jahr 2000 schließlich wurde die Produktion in der Schweiz für andere Marken eingestellt und die Herstellung für die eigenen Marken Guinand, Chronosport und Jubilar nach Deutschland verlagert. Aus „Jubilar Uhren Inh. Helmut Sinn“ wurde so die Firma „Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH“ mit Sitz in Frankfurt am Main.
2014 stand der nächste Generationswechsel an, denn mit beinahe 100 Jahren wollte sich Helmut Sinn nun endgültig zur Ruhe setzen. Er verkaufte die Firma zum Jahreswechsel 2014/2015 an Dipl.-Ing Matthias Klüh[2]. Mit dem Wechsel wurde auch ein neues Gebäude im Frankfurter Stadtteil Rödelheim bezogen.
Jubilar
BearbeitenNach dem Verkauf seiner Firma Sinn im Jahr 1995 gründete Helmut Sinn die Firma »Jubilar Uhren Helmut Sinn«, die am 13.01.1998 im Handelsregister eingetragen wurde. Bereits am 14.07.1996 ließ sich Helmut Sinn die Wort-Bildmarke »Jubilar« schützen.
Das erste Modell unter der neuen Marke zählte eine Taschenuhr mit dem von Helmut Sinn entwickelten Handaufzugskaliber HS81 im Silbergehäuse. Da Herr Sinn recht schnell erkannte, daß der Markennamen Jubilar „angestaubt“ klingt – wie er selbst so in einem Interview äußerte, blieb die Taschenuhr das einzige Modell mit dem Jubilar-Logo auf dem Zifferblatt. Unter der im Dezember 1996 für die Jubilar-Uhren eingetragenen Marke »Chronosport« wurden in Folge zahlreiche Armbanduhren, vornehmlich Chronographen vorgestellt. Hergestellt wurden diese Uhren von der Guinand S.A., dem Schweizer Uhrenhersteller, der schon für die erste Firma von Helmut Sinn einen gewichtigen Teil der Uhren gefertigt hatte. Den Uhrenhersteller Guinand hatte Herrn Sinn am 13.09.1995 erworben. Die Marke Jubilar wurde 2007 gelöscht, die Firma »Jubilar Uhren Helmut Sinn« ging 2007 in der neu gegründeten »Guinand Uhren Helmut Sinn GmbH« auf.
Chronosport
BearbeitenDie Firma Chronosport wurde Ende der 60er-Jahre von Pat Barnard in Bath, England gegründet. Man spezialisierte sich auf Chronographen und Stoppuhren zu einer Zeit, als nur wenige dieser Uhrentypen verfügbar waren. Fast alles, was Chronosport unter der Marke verkaufte, wurde für Chronosport in der Schweiz hergestellt. Über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren baute Pat Barnard die Marke international auf und eröffnete Büros in den USA und Kanada. Chronosport vertrat auch Heuer und Breitling und sponserte viele F1-Grand-Prix-Teams wie Lotus, Brabham und Maclaren. Schließlich verkaufte Herr Barnard das Geschäft an einen kanadischen Uhrenimporteur in Montreal und wechselte in das Verlagswesen.
In den 1980ern wurden Uhren mit Quarzwerk und dem Chronosport-Logo in den USA vertrieben.
Im Dezember 1996 wurde für die Firma »Jubilar Uhren Inh. Helmut Sinn« die Marke CHRONOSPORT eingetragen. Unter diesem Markennamen wurden von der Firma »Jubilar Uhren Helmut Sinn GmbH« in den folgenden Jahren Armband- und Borduhren hergestellt und vertrieben. Ab 2010 begann man die Uhren dann unter dem Markennamen Guinand zu vertreiben.
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hans Weil, Berlin: Hans Weil Faszination-Uhrwerk. Abgerufen am 21. November 2019 (deutsch).
- ↑ Thorsten Winter: Neue Rödelheimer Zeitzeichen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Dezember 2015, abgerufen am 5. Dezember 2015 (deutsch).