Theodor Böhmerle (* 25. Juni 1870 in Esslingen; † 7. Januar 1927 in Langensteinbach) war ein deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer in Langensteinbach, Inspektor und langjähriger Vorsitzender des Evangelischen Vereins für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses), Leiter deren Bibelheim Bethanien und Autor vieler christlicher Schriften und Bücher.
Leben
BearbeitenTheodor Böhmerle wurde als erstes von neun Kindern geboren, wovon sechs schon im Kindesalter starben. Ihm wurde der Name Theodor (bedeutet Gottesgabe) gegeben und schon früh war es der Wunsch der Mutter, dass er Pfarrer werden sollte. Sein Vater Karl Böhmerle stammte aus Wäldenbronn und war Schneidermeister in Esslingen. Ab 1876 besuchte er die Volksschule Esslingen, ab 1978 die Lateinschule in Vaihingen an der Enz, wohin die Familie im selben Jahr umgezogen war. 1880 wechselte er nach einem weiteren Umzug ans Gymnasium nach Pforzheim. Ab 1882 sang er im Pforzheimer Kinderchor und später im Gesangverein mit. Nach der Konfirmation 1885 und bestandenem Abitur 1887 folgte das Theologiestudium an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, ab 1889 an der Eberhard Karls Universität Tübingen bei Professor Robert Kübel (1838–1894) und 1890 das Vorexamen und Wintersemester in Greifswald. 1891 fand in Karlsruhe das Hauptexamen sowie in der Schloßkirche Pforzheim seine Ordination statt. Das Vikariat begann in Grenzach, ab Anfang 1893 in Mannheim, wo er als Stadtvikar und ab Oktober als militärischer Rekrut diente und bei Garnisonsdiensten predigte. Hier kam er auch mit der pietistischen Hahn’schen Gemeinschaft und der Stadtmission in Kontakt. Ab 1894 war in Konstanz als Stadtvikar tätig, ab 1895 in Nußbaum, danach in Niefern und ab Juli im selben Jahr in Durlach. Dort lernte er seine Frau Emma Sidler, die er am 3. September 1896 heiratete.
Wirken in Langensteinbach
BearbeitenDann führte sein Weg nach Langensteinbach, wo er 1898 als Pfarrverweser und ab 1899 als Pfarrer eingesetzt wurde. Zur Pfarrei gehörten Auerbach, Spielberg, Untermutschelbach und das Albtal bis Marxzell. Im Dezember 1899 wurde er in den Verwaltungsrat des Gemeinschaftsverbands berufen. Im Juni 1901 wurde er zum Präses des Bundes der Männer- und Jünglingsvereine der Gemeinschaften gewählt. Im November 1901 beschloss der Verwaltungsrat, ihn als ersten hautpamtlichen Inspektor des Vereins anzustellen – der Verband hatte zu dieser Zeit 22 Missionare in 20 Reisepredigerbezirken und zwei Stadtmissionen, die rund 400 Orte regelmäßig besuchten. Am 10. November 1903 konnte er das Amt als hauptamtlicher Inspektor des AB-Vereins (Evangelischer Verein für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses) antreten, nachdem er vom Oberkirchenamt dazu freigestellt wurde. 1904 begründete er die Bibelfreizeiten für die Jugend im Gemeinschaftsverband und stellte für die Jungfrauenvereine eine Missionsschwester als erste Jungfrauenpflegerin sowie einen Verbandssekretär für die Männer- und Jünglingsvereine ein. 1908 zog er von Durlach nach Langensteinbach um und wurde im selben Jahr Vereins-Vorsitzender sowie Schriftleiter des „Reich-Gottes-Boten“ und des „Engelskalenders“ und ab 1924 zusätzlich das Monatsheft „Die Gemeine“. Er förderte in der ersten Zeit seines Wirkens die erwecklich–evangelistische Verkündigung in Verbindung mit missionarischer Diakonie. Zu den Schwerpunkten seiner Tätigkeit gehörte die Berufung von Missionsschwestern für die Jungfrauenarbeit. Er förderte den Bau von Vereinshäusern und regte die Durchführung von Bibelwochen an. Als sich Pläne abzeichneten ein Bibelheim zu gründen, um der Zunahme der Versammlungen Rechnung zu tragen, bot der Gemeinderat ein Grundstück als Geschenk an, wenn dieses Heim in Langensteinbach gebaut wird. 1909 war die Eröffnung des Bibel- und Erholungsheim Bethaniens, dessen Leiter er wurde.[1]
1914 meldete sich Böhmerle zum Landsturm, wird aber zurückgestellt und verlor 1917 seinen 20-jährigen Sohn Theodor, der im Ersten Weltkrieg gefallen war. Er ließ im Juli 1919 seine Ämter als Vorstand des Vereins und als Redakteur aus gesundheitlichen Gründen ruhen, war ab April 1920 wieder als Redakteur tätig, legte aber im Oktober 1920 die Vorstandschaft endgültig nieder – blieb weiterhin Hausvater des Bibelheims – die er erst wieder zwischen Mai und Dezember 1926 inne hatte, bevor er im Januar 1927 im Alter von 56 Jahren starb. Seine Frau starb mit 91 Jahren am 3. Mai 1961.
Böhmerle verfasste Gedichte und biblische Betrachtungen über die Leibes-Gemeinde die er "Gemeine" nannte und ihre Stellung in allen Lebenslagen. Die Monatsschrift „Die Gemeine“ erschien im Dezember 1924 bis zu seinem Tod 1927. Sein Nachfolger im Bibelheim wurde Adolf Pfleiderer.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Bearbeiten- Friedensgedanken im Kriegsrock (Erinnerungen an die Rekrutenzeit), 1905.
- Gottesgedanken aus Gottes Garten. Ein Blumenstrauß in Liedern, Kaufmann, Lahr 1913.
- Das Glückseligkeitreich. Eine Auslegung der Bergpredigt (Matth. 5–7), Verlag des Bibelheims Bethanien, Langensteinbach 1920.
- Der Werdegang des Königreichs Christi nach Psalm 2, Verlag des Bibelheims Bethanien, Langensteinbach 1921.
- Die Frauenfrage im Lichte der Bibel, Verlag des Bibelheims Bethanien, Langensteinbach 1921.
- Zeit- und Ewigkeitsfragen im Lichte der Bibel, Verlag Die Aue, Wernigerode 1925.
- posthum
- Der da war und Der da ist und Der da kommt! Biblische Betrachtungen, Verlag des Bibelheims Bethanien, Langensteinbach 1930. (Inhaltsverzeichnis: https://d-nb.info/572449844/04)
- Die Gemeine und ihre Glieder, Verlag der Philadelphia-Buchhandlung, Reutlingen 1949.
- Jesus, der Anfänger und der Vollender, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1963.
- Zielklarer Glaubenslauf. Betrachtungen zu den Paulusbriefen, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1971, ISBN 3-920149-02-5.
- Das Gemeine-Gebet. Auslegung von Johannes 17, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1977.
- Die Einheit der Gemeine. Auslegung von Epheser 1, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1981.
- Was Kindern Gottes geschenkt ist, Johannis-Verlag, Lahr 1989, ISBN 3-501-19647-4.
- Wir sehen seine Herrlichkeit. Biblische Betrachtungen, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1994.
- Der Wunderbau der Geistesgemeine. Biblische Betrachtungen, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1998.
Literatur
Bearbeiten- A. Strasser, A. Pfleiderer: Pfarrer Theodor Böhmerle und das Bibelheim Bethanien Langensteinbach. In: Wilhelm Beck (Hrsg.): Frucht, die da bleibt! Zum hundertjährigen Jubiläum des Evangelischen Vereins für Innere Mission, Evang. Verein für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses, Karlsruhe 1949.
- Hans Härer (Hrsg.): Theodor Böhmerle: ein Führer der Gemeine 1860–1927. Lehre und Schau aus seinen Schriften, Gsell, Tübingen 1956.
- Georg Urban: Theodor Böhmerle – Jesus der Anfänger und der Vollender – Zeugnisse und Aussprüche, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1964.
- Georg Urban: Theodor Böhmerle: ein Zeuge Jesu Christi und seiner Gemeinde (Reihe: Badische Väter, 4. Teil), Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1973, ISBN 3-920149-03-3, (online 1; online Auszug).
- Werner Hauser: Zeugen seiner Kraft: aus Leben und Dienst der Hausväter des Bibelheims "Bethanien" Theodor Böhmerle, Adolf Pfleiderer und Wilhelm Beck, Verlag des AB-Vereins, Karlsruhe 1999, ISBN 3-920149-12-2.
- Wilhelm Eppler: Vom Nationalismus in die Apokalypse: die theologische Krise des kaisertreuen pietistischen Theologen Theodor Böhmerle während des ersten Weltkriegs. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte, Greiner & Pfeiffer, Stuttgart, Bd. 113 (2013), S. 275–288.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Geschichte des Evangelischen Gemeinschaftsverbands AB, ab-verband.org, abgerufen am 10. November 2023.
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