Benutzer:Illyespresso/Johannes Ciesciutti

Johannes Ciesciutti (*1906 in Reßnig bei Ferlach, † 1997) war ein Arbeiterdichter.

Ciesciutti war ein Bauarbeiter, er erfuhr Anerkennung als Dichter erst in den letzten 20 Lebensjahren.

Ciesciutti war der Sohn eines Hafners, seine Mutter stammte aus Rosegg, war zweisprachig und erlernte als Dienstmädchen in Triest schnell italienisch.

Aufgrund der wirtschaftliche Situation vor dem 1. Weltkrieg wanderte die Familie nach Amerika aus. Der Vater arbeitet in einem Terrakottawerk in Chikago oder als Hilfsarbeiter am Bau und Schlachthof. Seine Mutter war Wäscherin.

Johannes wurde der Besuch einer geistlichen Privatschule ermöglicht, was seiner Leidenschaft zu lesen, weiteren Auftrieb gab. In der großen öffentlichen Bibliothek von Chikago fand Ciesciutti eine Fülle von Literatur, vor allem philosophische Werke faszinierten ihn. „Ich wäre wohl eine amerikanischer Dichter geworden, wenn meine Eltern in den USA geblieben wären“, sagt Ciesciutti später. So aber kam es zur Rückkehr im Jahr 1920. Der Vater hatte 20.000 Dollar gespart, damit kaufte er eine „Hungerkeusche“ in Aich bei Köttmannsdorf, den Rest des Geldes legte er auf ein Sparbuch, welches die Nachkriegsinflation prompt auffraß. Zur Not kam die Ablehnung: Die Familie mit dem unaussprechlichen Namen aus Amerika, dem Feind des 1. Weltkrieges. Die Andersartigkeit machte sie verdächtig. Ciesciutti erinnert sich: „Von New York war ich ein Heimkehrer, ein Wanderer im Ungewissen, ein Bäumchen, das man zu verpflanzen sucht. Ich sollte in neuer Erde wurzeln. Doch kaum angekommen, umbrodelte mich der Hass der Fahnenträger… Man war Feind im eigenen Land…“

Johannes wurde Sägearbeiter in Weizelsdorf, war Holzknecht für das Hollenburger Gut, ging zum Bau, wurde „Baraber“. Seine Zurückgezogenheit, sein Anderssein wurde spöttisch bis gehässig kommentiert, seine Kollegen nannten ihn den „Herrn Gedicht“. In der 1924 eröffneten Arbeiterkammer wurde eine Bibliothek eingerichtet. Ciesciutti ging jede Woche die 20 km von Weizelsdorf nach Klagenfurt am Wörthersee und dann wieder die 10 km zurück nach Aich, um sich mit Literatur einzudecken. In den Dreißigerjahren heiratete Ciesciutti, die grassierende Arbeitslosigkeit erfasste auch die Familie, zu der bald der Sohn Erich zählte. 1940 wurde er in den Krieg geschickt, mehrmals verwundet, einmal lebensgefährlich. Er sieht das Verbrechen vor Ort und sagt später: „Ich sah Dinge, die man unter Menschen nicht für möglich gehalten hätte… In meiner Ohnmacht wollte die Gegenwart ewig sein.“

Die Nachkriegszeit ist wie die Zeit vor dem Krieg, eine Zeit der Not. Ciesciutti ist wieder Baraber, „studierte auf der Uni Asdag“ (J.C.) In den Fünfzigerjahren gab es erste Lesungen im Rundfunk, Gustav Bartelmus hatte Ciesciutti entdeckt. Sehr spät, im Alter von 59 Jahren erschien sein erster Gedichtsband „die Folterung der Nachtigall“. Anerkennung stellte sich durch Kollegen, Publikum und Politik ein. Die letzte Zeit, den „Abend seines Lebens“, verbrachte Ciesciutti im Altenheim der Gemeinde Ferlach. Noch zu Lebzeiten wurde an seinem Geburtshaus in Reßnig eine Tafel angebracht. Von dieser Feierstunde sagte der Baraberdichter u.a.: „Ich schüttelte viele Hände, doch ich sah niemanden, denn ich war zu sehr mit mir allein; unter dieser Menge ganz allein…“

  • Inselgespräche: Gedichte, Aphorismen. Carinthia 1996, ISBN 3-85378-445-3
  • Die Flöte aus grünendem Holz: Gedichte 1965 - 1992. Alekto 1992 ISBN 3-900743-83-5
  • Niemandsland . Doppelfant-Presse 1989
  • Robinsonade. Vinzenz Jobst (Hg.). Röschnar 1986, ISBN 3-900735-00-X
  • Es blättert der Wind: Selbstgespräche in Versen. Carinthia 1976, ISBN 3-85378-017-2
  • Die Folterung der Nachtigall: Gedichte. Carinthia 1965



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