Die Wikipedia-Empörung ist ein periodisch auftretendes Phänomen, das sich gleichmäßig bei Debatten in der Wikipedia zeigt.
Grund ist ein meist lokal begrenzter Konflikt, der, mitunter wikipedia-dramatisch ausgetragen, mit Hilfe des Mittels der Empörung öffentlichkeitswirksam dargestellt wird.
Über Empörung an sich stellt Jan Heidtmann in einem Kommentar zunächst durchaus nicht nur negativ fest:
„Empörung bedeutet, man erhebt sich über die anderen, urteilt über sie. Das braucht eine Gesellschaft regelmäßig, um sich ihrer Normen zu vergewissern. Im besten Fall markiert die Empörung den Anfang einer konstruktiven Diskussion; an deren Ende sind die Grenzen des gesellschaftlich Zulässigen wieder justiert.“
Dieser konstruktive Kern der Empörung wird leider so manches Mal in Wikipedia-Debatten vergessen. Stattdessen wird Empörung dazu benutzt, einen vermeintlichen Gegner zu diskreditieren. Dazu wird die Empörung nicht nur dargestellt, sondern übermäßig ausgewalzt, es finden sich Anhänger der Empörung und meist auch solche, die sich wiederum über die Empörung selbst lautstark empören. Diese Empörung wird damit zum Selbstzweck, selbstreferentiell und substanzlos; sie führt regelmäßig vom kontruktiven Kern der Empörung weg. Eine Klärung des ursprünglichen Konflikts gerät aus den Augen.
Mit Blick auf manche Debatten in der Wikipedia kann man damit wieder mit Heidtmann bedauernd sagen:
„Doch tatsächlich haben die Empörungswellen der letzten Zeit nur wenig geklärt. Einem Stakkato der Erregung folgte nur das jeweils nächste.“
Als eine der Ursachen dieser Entwicklung nennt Heidtmann etwas allgemein das Folgende:
„Das Internet, die Beschleunigung in der Mediendemokratie versetzen die Gesellschaft in einen Zustand beständiger Nervosität. Zu jeder Zeit und aus allen Richtungen kann eine neue Woge der Entrüstung losbrechen.“
Man darf hinzufügen: die Möglichkeiten der Selbstdarstellung in einem öffentlichkeitswirksamen Raum tun ihr Übriges hinzu.