Benutzer:J.thorwart/Meine Benutzerseite/Netzwerk Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP)

Netzwerk Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP)

Das Netzwerk Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie ist neben den analytischen Fachgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Analytische Psychologie/DGAP, Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie/DGIP, Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft/DPG und Deutsche Psychoanalytische Vereinigung/DPV im Erweiterten Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) vertreten.

Das Netzwerk versteht sich als eine Arbeitsgemeinschaft von jeweils eigenständigen Aus- und Weiterbildungsinstituten: Diese organisieren und strukturieren sowohl die psychoanalytische Ausbildung nach den Aus- und Weiterbildungsrichtlinien der DGPT als auch ihren Auftrag zur Pflege, Weiterentwicklung und Verbreitung der Psychoanalyse dezentral. Mit etwa der Hälfte der DGPT-Mitglieder stellen die derzeit 20 Freien Institute (von insgesamt 60 DGPT-Instituten) hinsichtlich der Zahl der ihnen angehörenden DGPT-Mitglieder die größte Gruppierung innerhalb der DGPT dar (Stand 2022). Mehr als die Hälfte der Ausbildungsteilnehmer, die ihre Aus- und Weiterbildung in Psychoanalyse (analytische und tiefenpsychologische Psychotherapie) nach den Aus- und Weiterbildungsrichtlinien der DGPT absolvieren.

Während die Mitgliedschaft in der DGPT ausschließlich auf ärztliche und psychologische Mitglieder beschränkt ist, sind in einer Reihe von NFIP-Instituten auch Mitglieder vertreten, die die Ausbildung zum Analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten absolvieren bzw. absolviert haben. Diese sind zum Teil in der Vereinigung der Analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (VAKJP) organisiert.

Alle NFIP-Institute entsenden (wie auch die fachgesellschaftsgebundenen Institute) einen Delegierten in den Beirat der DGPT. Als Gäste sind dort neben dem Geschäftsführenden Vorstand auch die Fachgesellschaften und das Netzwerk (mit dem gewählten Sprecher) vertreten. Die Fachgesellschaften und das NFIP sind zudem stimmberechtigte Mitglieder im Erweiterten Vorstand der DGPT.

Zum Begriff "Freie Institute"

Der Konflikt zwischen Instituten die einer Fachgesellschaften angehören und denen, die eine entsprechende Mitgliedschaft nicht anstrebten, schwelt(e) über viele Jahrzehnte in der DGPT und fand seinen Ausdruck in der Bezeichnung der "nicht fachgesellschaftsgebundenen" Institute. Aber auch der von den Instituten selbst gewählte Begriff fand lange keine Anerkennung. So wurde im schriftlichen Kontext von den "freien" Instituten gesprochen (Kleinschreibung oder/und Anführungszeichen) und immer wieder kam es, zu Fragen, was es mit der Bezeichnung "Freie Institute" auf sich habe (Motto: 'Von was sind Sie frei oder wollen Sie frei sein?"). Tatsächlich war es auch schwierig, die sehr heterogenen "Freien Institute" als Gruppe zu organisieren und zu vertreten. Erst am Ende eines jahrzehntelangen Prozesses stand mit der Gründung des "Netzwerks Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP)" ein Netzwerk mit klarer Struktur und Selbstverständnis. Dazu unten mehr.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in der DGPT Mitglieder des Vorstands, die vom Grundberuf keine Ärzte waren, früher (bis 1974) als "nichtärztliche Mitglieder" bzw. "Nichtärzte" bezeichnet wurden [https://dgpt.de/ueber-uns/geschichte-der-dgpt/vorstandsmitglieder-2021-1945]!

Zur Geschichte

Die Geschichte der Freien Institute beginnt nach dem Krieg und ist in besonderer Weise in der Geschichte der DGPT verwurzelt. Das 1946 in München von Scherke und Steger gegründete Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie, die heutige Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie München stand mit dem von Schultz-Hencke und Kemper gegründeten Institut für Psychopathologie und Psychotherapie in Berlin in Konkurrenz um die Rechtsnachfolge des früheren Reichsinstituts (Deutsches Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie, Leitung: M. H. Göring) und dessen finanzielle Mittel. Die beiden Institute in Berlin (Berliner Psychoanalytische Institut – Karl-Abraham-Institut) und München (Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie/Akademie) sowie das Psychoanalytische Institut Stuttgart waren 1949, zusammen mit der einzigen damals existierenden Fachgesellschaft (DPG), sowie einzelnen Psychoanalytikern und Gruppen in verschiedenen Städten der Bundesrepublik, an der Gründung der damaligen Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie und Tiefenpsychologie beteiligt. Die DGPT verstand sich zu diesem Zeitpunkt vor allem als Interessengemeinschaft psychoanalytisch arbeitender Kollegen und Basis für einen Neubeginn der Psychoanalyse in Deutschland nach der Vertreibung und Korrumpierung der Psychoanalyse im Dritten Reich. Neue Institute entstanden aus der DGPT heraus, so beispielsweise das Kölner Institut (Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie im Rheinland). Aus unterschiedlichen (historischen, institutionellen und personellen) Gründen haben sich eine Reihe dieser neugegründeten Institute, einschließlich der bereits vor der Gründung der DGPT bestehenden Institute München und Stuttgart, nicht der DPG oder einer der sich später etablierenden Fachgesellschaften angeschlossen. Im Zuge der weiteren Entwicklung wurden diese dann als "nicht-fachgesellschaftsgebundene Institute" bezeichnet, während sich weitere Fachgesellschaften (DPV, DGAP, DGIP) unter dem Dach der DGPT versammelten.

Nach dem Beitritt der neuen Bundesländer (1990) wurden die dort in (Ost-) Berlin (Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie Berlin), Jena (Institut für Psychotherapie und angewandte Psychoanalyse), Halle (Mitteldeutsches Institut für Psychoanalyse Halle), Leipzig (Sächsisches Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie - Therese Benedek), Magdeburg (Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Magdeburg – seit 2007 anerkanntes Ausbildungsinstitut der DPG) und Rostock (Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse Mecklenburg Vorpommern) gegründeten Institute von der DGPT anerkannt und gehören seither der Gruppe der Freien Institute in der DGPT an.

Die Freien Institute waren im Erweiterten Vorstand der DGPT über viele Jahre hinweg – aufgrund ihrer Heterogenität, aber auch der Vielzahl der von ihnen vertretenen Mitglieder und Aus- und Weiterbildungsvertretern – durch drei Vertreter bzw. Sprecher repräsentiert, die vier Fachgesellschaften entsendeten jeweils einen Vertreter. In der Mitgliederversammlung der DGPT am 2.10.2015 wurde in Absprache mit dem Vorstand der DGPT, an denen auch die damalige Justiziarin der DGPT (Birgitta Lochner) beteiligt war, eine Satzungsänderung beschlossen: Ab diesem Zeitpunkt wurden die Delegierten der Freien Institute im Erweiterten Vorstand der DGPT nicht mehr wie bisher in der Mitgliederversammlung (von allen Mitgliedern der DGPT!) gewählt, sondern, analog dem Verfahren bei den Fachgesellschaften, von den Freien Instituten in den EV-DGPT entsandt (Satzung § 11 Ziff. 1.2). Damit werden die Vertreter der Freien Institute nun auch im Beirat der DGPT eigens eingeladen (Satzung § 12 Ziff. 1).

Seit der grundlegenden Satzungsreform bei der außerordentlichen DGPT-Mitgliederversammlung im März 2017 (Einbezug der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie in die Weiterbildung mit der Möglichkeit einer ordentlichen Mitgliedschaft) stellen die Freien Institute, die sich ab diesem Zeitpunkt als "Netzwerk Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie" verstanden, ebenfalls nur noch einen Vertreter im Erweiterten Vorstand, für einen Übergangszeitraum von einem Jahr wurde ein zweiter Sprecher kooptiert.

Die Situation des Netzwerks war und ist komplex und leicht unübersichtlich: Schon die Tatsache, dass ein erheblicher Teil dieser Institute auch aus Mitgliedern besteht, die nicht Mitglied der DGPT werden können (Kinder- und Jugendlichenanalytiker mit pädagogischem Grundberuf) verdeutlich die Heterogenität der verschiedenen institutionellen Strukturen. Das betrifft aber auch solche Mitglieder, die nicht in die DGPT eingetreten sind bzw. eintreten wollen, Mitglieder, die sowohl der DGPT, als auch einer der Fachgesellschaften (DPV, DPG, DGAP, DGIP) beigetreten sind und schließlich diejenigen, die 'nur' Mitglied einer Fachgesellschaft sind.

Bereits seit Jahren bemühen sich die von den Freien Instituten gewählten Beiratsdelegierten (und die von ihnen gewählten Sprecher) die Freien Institute professioneller zu organisieren. An dieser beschwerlichen Arbeit waren in den letzten Jahren – neben vielen anderen – Wolfgang Holitzner (Berlin/BIPP), Beate Unruh (München/MAP) und vor allem seit Beginn an und über viele hinweg Jahre hinweg Erich Limmer (Würzburg/WIPP)) als Sprecher beteiligt.

Dass unser Bemühen Früchte getragen hat ist nicht zuletzt auch am Auftritt der Freien Institute auf der Webseite der DGPT zu sehen:

https://dgpt.de/ueber-uns/fachgesellschaften-freie-institute/netzwerk-freie-institute-fuer-psychoanalyse-und-psychotherapie

Eine eigene Webseite befindet sich im Aufbau.

Inzwischen haben sich einige Strukturen etabliert, so die

  • Arbeitsgemeinschaft der Beiratsdelegierten (dreimal jährlich)
  • Arbeitstagungen (einmal jährlich)
  • Konferenzen im Rahmen der Arbeitstagungen (offen für alle Mitglieder der Freien Institute)
  • Fallkonferenzen (einmal jährlich)
  • Überregionale Intervisionsgruppen für Lehranalytiker.

Ein wichtiger Meilenstein war die Wahl von Dr. med. Beate Unruh (MAP München/Freies Institut) 2011 als Vorstandsmitglied der DGPT, nachdem sie zwei Jahre zuvor noch die Wahl hauchdünn mit nur einer Stimme gegen Bernhard Janta (DPG) verloren hatte. Erst vier Jahre später (wegen der Reform des Psychotherapeutengesetzes wurde zunächst Susanne Walz-Pawlita als Psychologische Psychoanalytikerin zur Vorsitzenden gewählt). Ab 2015 (bis Herbst 2017) war sie Vorsitzende der DGPT. Das war insofern auch fachpolitisch-inhaltlich von Bedeutung, als die die von den Freien Instituten schon vor Jahren angestrebte Integration der Kollegen mit einer tiefenpsychologisch fundierten Aus- bzw. Weiterbildung (TP) vorantrieb. Diese konnten bis dahin lediglich die affiliierte Mitgliedschaft erwerben. Im März 2017 wurden die Aus- und Weiterbildungsrichtlinien und die Satzung der DGPT dahingehend verändert, dass eine entsprechende Aus- bzw. Weiterbildung in TP nun auch zur ordentlichen Mitgliedschaft in der DGPT führt.

Im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Freien Institute blieben dennoch viele Fragen offen. Der Plan einen eigenen Verein zu gründen scheiterte am Widerstand der DGPT (Berufspolitisches Seminar 2016), weil viele Kollegen mit einem (institutionellen) 'Verein im Verein" die Gefahr einer Spaltung der DGPT sahen – die Fachgesellschaften sind eigenständige Mitgliedervereine, die von der DGPT als Dachgesellschaft in berufspolitischen Fragen vertreten werden.

Daher fanden seit 2016 Verhandlungen mit dem Vorstand der DGPT statt. Es sollte geklärt werden, in welcher Weise die Gruppe der Freien Institute ihre Anliegen in der DGPT in angemessener Weise vertreten kann. Bereits geeinigt hatten sich die Delegierten der Freien Institute auf einen neuen Namen:

Netzwerk Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP).

Da sich die Verhandlungen hinzogen und zu keinem befriedigenden Ergebnis führten, wurde erneut eine Vereinsgründung diskutiert (ein Institute-Verein der Freien Institute), die allerdings auch die Gefahr einer Spaltung der 20 Freien Institute in Vereinsmitglieder und nicht dem Verein angehörenden Institute beinhaltet hätte. Eine vom Vorstand der DGPT daraufhin angeregte Einrichtung eines 'offiziellen' DGPT-Arbeitskreises NFIP hätte aus unserer Sicht die Eigenständigkeit des Netzwerks gefährdet. Daher wurde eine Satzungsänderung ausgearbeitet, die dem NFIP den ihm gebührenden Platz in der DGPT einräumt. Der initiale Gedanke dazu kam aus Köln - vom damaligen Vorsitzenden des Instituts für Psychoanalyse und Psychotherapie im Rheinland, Berthold König. Der Geschäftsführende und Erweiterte Vorstand der DGPT haben der Satzungsänderung zugestimmt und Jürgen Thorwart stellte als amtierender Sprecher des NFIP die Pläne bei der Mitgliederversammlung 2018 in Lindau vor:

Die Institute des NFIP (in fetter Schrift die DGPT-Institutionskürzel):

Zum Selbstverständnis der Institute des Netzwerks

Analytische Haltung

Grundlegend für die Institute des NFIP ist das psychoanalytische Denken über verschiedene Schulen, Strömungen und psychoanalytische Denkansätze hinweg. In diesem Sinne stehen weniger Fragen des Settings (z. B. Wochenstundenfrequenz oder Therapie im Sitzen bzw. Liegen) im Vordergrund der psychoanalytischen Tätigkeit als vielmehr Fragen der psychoanalytischen Haltung auf dem Hintergrund der Versorgungsrealität. Hochfrequente Behandlungen (mit drei oder vier Stunden pro Woche) sind heute – auch aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Bedingungen (z. B. der Ausbildungs- und Arbeitswelt) – die absolute Ausnahme. Zudem kommen mehr und mehr Patienten in psychoanalytische Praxen, für die aufgrund ihrer persönlichen Präferenz aber auch der zugrundeliegenden psychischen Beeinträchtigung eine tiefenpsychologisch fundierte oder modifizierte analytische Psychotherapie geeignet ist.

Es darf nicht übersehen werden, dass Psychoanalyse mehr ist als ein psychotherapeutisches Behandlungsverfahren. Neben der Erforschung unbewusster seelischer Prozesse (im Sinne der Metapsychologie) und ihrer Anwendung im Bereich anthropologisch-kultureller und gesellschaftspolitischer Prozesse ist sie nicht zuletzt auch einer selbstkritischen Reflexion verpflichtet: Als Beispiel sei auf die sich in den letzten Jahrzehnten verstärkende Tendenz einer Medizinalisierung und Rationierung des Gesundheitswesens in Deutschland und den daraus resultierenden Veränderungen der Psychoanalyse durch das vertragsärztliche System hingewiesen.

Entwicklung gemeinsamer Strukturen

Intensive Bemühungen um die Zusammenarbeit der Freien Institute in der DGPT begannen zur Jahrtausendwende (1999): Die damaligen Sprecher der Freien Institute, Wolfgang Holitzner (Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse, BIPP) und Erich Limmer (Würzburger Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie, WIPP) waren mit der Frage konfrontiert, welche berufspolitischen Positionen sie für die Gruppe der Freien Institute im Erweiterten Vorstand der DGPT vertreten sollten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten verschiedene Institute jeweils eigene Positionen vertreten, so aber kaum größeren berufspolitischen Einfluss gewinnen können. Die Sprecher beriefen daher eine Arbeitsgruppe der Beiratsvertreter der Freien Institute mit dem Ziel ein, gemeinsame Positionen zu finden, abzusprechen und in die Entscheidungsgremien der DGPT, insbesondere in den Erweiterten Vorstand, einzubringen.

Diese erste Arbeitsgruppe der Beiratsvertreter fand großen Anklang. Dadurch ermutigt planten die beiden Sprecher eine Arbeitstagung der Freien Institute, um einen intensiveren berufspolitischen und fachlichen Austausch zu ermöglichen. Im März des Jahres 2001 fand die 1. Tagung im Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse statt: Eine Gruppe (Lehranalytiker und Supervisoren) diskutierte das Thema "Supervision und Intervisionsgruppen), die andere (alle anderen Teilnehmer) beschäftigten sich mit den Besonderheiten und der Geschichte der Institute sowie den Vorstellungen und Zielen der Freien Institute.

In der Folge der Diskussionen zu dieser ersten Tagung formulierte Heribert Knott (Psychoanalytisches Institut Stuttgart) einen bis heute bedeutsamen Vorschlag: Die Gründung institutsübergreifender Supervisions- bzw. Intervisionsgruppen für Lehranalytiker der Freien Institute. Damit sollte ein Rahmen für die intensive Auseinandersetzung mit den in Lehranalysen auftretenden fachlichen und strukturellen Fragen geschaffen werden, den es in den Fachgesellschaften schon länger gab. Um institutsinterne Vermischungen und Verwicklungen bei der Diskussion spezifischer Fragen der Lehranalyse und der Beurteilung der Arbeit von Lehranalysanden zu vermeiden, kann nur jeweils ein Mitglied eines Freien Instituts an einer Gruppe teilnehmen. Der Vorschlag traf auf großes Interesse bei den Lehranalytikern der Freien Institute, sodass sich in der Folge eine Reihe von Intervisionsgruppen bildete, die teilweise bis heute arbeiten. Auf den jährlich stattfindenden Arbeitstagungen finden sich regelmäßig InteressentInnen zu Intervisionsgruppen zusammen – in der Zwischenzeit entstanden auch Intervisionsgruppen für Psychoanalytiker ohne Lehranalytiker-Status. Eine bereits seit vielen Jahren bestehende Arbeitsgruppe diskutiert die Konzepte tiefenpsychologisch fundierter Behandlungen.

Auch berufspolitisch wurden verschiedene Projekte verfolgt: So erarbeitete eine 2005 einberufene Arbeitsgruppe Empfehlungen zur Qualifikation und zum Berufungsverfahren von Lehranalytikern und Supervisoren der Freien Institute in der DGPT. Diese beinhalten neben einer Altersbegrenzung die Möglichkeit für Bewerber, ihren Vortrag zur Anerkennung als Lehranalytiker und Supervisor in einem anderen Institut des Netzwerks zu halten. Die Öffnung der DGPT für die ordentliche Mitgliedschaft für Personen mit einer tiefenpsychologisch fundierten Aus- bzw. Weiterbildung nach den Aus- und Weiterbildungsrichtlinien der DGPT wurde maßgeblich von den Freien Instituten initiiert und begleitet.

Ein wichtiger Aspekt der Entwicklung des Netzwerks war die Einbeziehung der Aus- und Weiterbildungsteilnehmer. Seit einigen Jahren ist es üblich, dass die bei den Jahrestagungen anwesenden Aus- und Weiterbildungsteilnehmer Sprecher wählen, die dann an den Delegiertentreffen (Beiratsdelegierte) des NFIP teilnehmen und ihre Anliegen einbringen und bei Entscheidungen mitstimmen.

Die Arbeitstagungen des NFIP

  • 19. Arbeitstagung (2022): Zwischenräume (Leipzig SPP); 2020 + 2021 coronabedingst ausgefallen
  • 18. Arbeitstagung (2019): Deutung(en) (Stuttgart: PS)
  • 17. Arbeitstagung (2018): Selbsterfahrung(en) (Bremen: B)
  • 16. Arbeitstagung (2017): Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (Nürnberg: PIN)
  • 15. Arbeitstagung (2016): Supervision (Kiel: JRI)
  • 14. Arbeitstagung (2015): GEMEINSAM?! Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (Würzburg WIPP)
  • 13. Arbeitstagung (2014): Psychoanalytische Ausbildung im Wandel (Berlin: APB)
  • 12. Arbeitstagung (2013): Ist die Psychoanalyse teilbar? Erwachsenen und Kinderpsychoanalytiker im Dialog (München: Akademie & MAP)
  • 11. Arbeitstagung (2012): Verstehen von Fall zu Fall (Rostock: IPPMV)
  • 10. Arbeitstagung (2011): Die Erschließung des unbewusst Bedeutsamen (Hamburg: APH)
  • 9. Arbeitstagung (2010): Freie Assoziationen (Heidelberg: Hd)
  • 8. Arbeitstagung (2009): Sexualität in Übertragung und Gegenübertragung (Köln: IPR-PA)
  • 7. Arbeitstagung (2008): Wie viele Freiheiten und wie viele Grenzen braucht Psychoanalyse – heute (Leipzig: SPP)
  • 6. Arbeitstagung (2007): Angst-Lust und Leidenschaft in der psychoanalytischen Ausbildung (Würzburg: WIPP)
  • 5. Arbeitstagung (2006): Über Supervision (Düsseldorf: IPD)
  • 4. Arbeitstagung (2005): Der Wissenschaftsbegriff in der Psychoanalyse (Stuttgart: PS)
  • 3. Arbeitstagung (2004): Zur Lehranalyse (München: Akademie & MAP)
  • 2. Arbeitstagung (2003): Lehranalyse (Bremen: B)

Ein bedeutsamer Aspekt der Arbeitstagungen ist die weitgehende Autonomie der ausrichtenden Institute im Hinblick auf das Thema, die Wahl der Referenten und die organisatorische Gestaltung des Rahmens. Die entstehenden Kosten werden von den anderen NFIP-Instituten mitfinanziert.

Ergänzt werden die Arbeitstagungen durch die seit 2009 jährlich stattfindenden Fallseminare in einem der NFIP-Institute. Dort diskutieren Mitglieder der Freien Institute anhand mehrerer Fallvorstellungen über ihre analytische Arbeit.

Konferenz der Freien Institute im NFIP

Auf der 9. Arbeitstagung der Freien Institute (Heidelberg 2010) wurde die Konferenz der Freien Institute gegründet. Sie stellt ein Forum für alle Mitglieder der Freien Institute dar, die an fachlichen, strukturellen und berufspolitischen Fragen interessiert sind und seither bei den jährlich stattfindenden Arbeitsgruppen einberufen wird. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass neben den Beiratsdelegierten der Freien Institute auch Mitglieder und Aus- und Weiterbildungsteilnehmer an den Sitzungen teilnehmen können (der einige Jahre geltende Beschluss, nur die Sprecher der Aus- und Weiterbildungsteilnehmer zur Teilnahme zuzulassen, wurde fallengelassen). Die Diskussion über berufspolitische und fachliche Themen soll so auf einer breiteren Basis erfolgen und auch den Diskurs in die jeweiligen Institute tragen.

Zum Verhältnis von Struktur und Autonomie

Das Spannungsverhältnis zwischen dem autonomen Status der einzelnen Freien Institute einerseits und der Notwendigkeit der Entwicklung verbindlicher Strukturen und institutsübergreifender fachlicher sowie berufspolitischer Positionen andererseits bestimmt die Zusammenarbeit der Freien Institute seit nunmehr vielen Jahren. Das zugrundeliegende Motto lautet: So viel Autonomie und Individualität wie möglich, so viel Struktur und Gemeinsamkeit wie nötig. Die besondere Form der Zusammenarbeit der Freien Institute mit einer lockeren organisatorischen Struktur erfordert eine besondere Dialogkultur zwischen den Instituten. Zugleich gehen von ihnen Anregungen und Initiativen für das Dialogische im psychoanalytischen Diskurs und in der berufspolitischen Auseinandersetzung aus. Bei allen unterschiedlichen theoretischen und klinischen Sichtweisen gibt es unter den Freien Instituten in der DGPT ein großes Bemühen um Freiheit und Offenheit in der fachlichen Auseinandersetzung, so etwa mit Fragen der psychoanalytischen Technik oder der psychoanalytischen Haltung. Andere Denkansätze sind wertgeschätzt, jedoch ohne dass mit der offenen und flexiblen Herangehensweise psychoanalytische Grundhaltungen infrage gestellt würden. Durch die dezentralen und an den Aus- und Weiterbildungsrichtlinien der DGPT und gegebenenfalls auch den Grundanforderungen (für die Ausbildung KJP) der Sektion Ausbildung der VAKJP orientierten Strukturen der Aus- und Weiterbildungsinstitute kann in besonderer Weise auf die Methodenvielfalt der Psychoanalyse und auf die individuellen, persönlichkeitsspezifischen Fähigkeiten und Kompetenzen der Aus- und Weiterbildungsteilnehmer eingegangen werden.

Bedeutsam für viele Freie Institute ist die Zusammenarbeit mit den Kinder- und Jugendlichenpsychoanalytikern und deren berufspolitischer Vertretung und Fachgesellschaft, der Vereinigung der Analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (VAKJP). Die überwiegende Mehrzahl der Kinder- und Jugendlichenpsychoanalytiker wurde und wird in den Freien Instituten ausgebildet – mittlerweile zunehmend in "common-trunk-Modellen", d. h. in teilweise gemeinsamer Ausbildung von Erwachsenen- und Kinder- und Jugendlichenanalytikern in Seminaren und kasuistisch-technischen Seminaren.

Die in den Instituten stattfindenden Aus- und Weiterbildungsangebote (insbesondere analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche, Gruppenanalyse, psychotherapeutische bzw. analytische Weiterbildungen für Ärzte im Rahmen des Zusatztitels oder eines Facharzttitels) beinhalten den Erwerb des jeweils notwendigen theoretischen Wissens und der entsprechenden behandlungstechnischen und persönlichen Fähigkeiten sowie Handlungskompetenzen. Dabei stehen die verschiedenen psychoanalytischen Verfahren qualitativ gleichwertig und in fruchtbarem Austausch nebeneinander.

Anmerkung: Die hier dargestellte Geschichte und Strukturen des NFIP wurde auf der Basis von Erinnerungen des langjährigen 1. Sprechers der Freien Institute, Erich Limmer (Vorsitzender des Würzburger Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie) und des langjährigen 1. Sprechers der Freien Institute und Sprechers des NFIP, Jürgen Thorwart (Vorsitzender der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie von 2015-2021) erstellt, der auch Autor des erstveröffentlichten Beitrags ist.

Weblinks

DGPT: Netzwerk Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP)

DGPT: Geschichte der DGPT

Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie München: Das Netzwerk Freie Institute (NFIP)