Benutzer:JPB Leuphana/JugendPolitikBeratung

JugendPolitikBeratung ist ein durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördertes und vom Team JugendPolitikBeratung der Leuphana Universität Lüneburg unter der Leitung von Waldemar Stange durchgeführtes Projekt. Das Projekt ist eine zentrale Maßnahme zur Umsetzung der 2019 beschlossenen Jugendstrategie der Bundesregierung. Das Forschungsteam der Leuphana Universität Lüneburg hat sich im Juli 2020 konstituiert und wird zunächst bis April 2022 arbeiten. Es berät die Bundesministerien sowie im Auftrag dieser tätigen Einrichtungen bei der Planung und Umsetzung von Jugend-Beteiligungsverfahren in Vorbereitung von Entscheidungsprozessen und Gesetzgebungsverfahren. Parallel erarbeitet das Forschungsteam die wissenschaftlichen Grundlagen für Jugendpolitikberatung. Jugendpolitikberatung umfasst verschiedene Formate konsultativer Jugendbeteiligung, die zur Beteiligung von Jugendlichen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene entwickelt werden.

Definition Jugendpolitikberatung

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Jugendpolitikberatung ist ein Teilbereich der Politikberatung Politikberatung und bisher wenig erforscht. Im Rahmen des Projekts JugendPolitikBeratung werden hierzu die wissenschaftlichen Grundlagen bis zum Jahr 2022 durch Waldemar Stange, Leuphana Universität Lüneburg, und sein Forschungsteam erarbeitet.

JugendPolitikBeratung ist eine Form der konsultativen Jugendbeteiligung und soll zukünftig die bereits etablierte Politikberatung erwachsener Experten, Gutachter, aber auch Lobbyisten ergänzen. Junge Menschen wollen als Experten in eigener Sache an Entscheidungen und Entwicklungen mitwirken. Sie wollen ihre Sichtweisen und Erfahrungen in politische Prozesse einbringen. Sie wollen Einfluss auf die politischen Aushandlungsprozesse gewinnen, ernstgenommen werden und bei der konsultativen Vorbereitung von politischen Entscheidungsprozessen mitwirken. Sie legen großen Wert darauf, dass ihre Fragen in die politischen Entscheidungsprozesse einfließen. Sie wünschen sich verbesserte Zugänge zu den politischen Entscheidungsträger und politischen Einfluss. Sie haben aber auch etwas zu bieten. Sie liefern Informationen, die helfen können, neue Entwicklungen zu erkennen und aufzugreifen, die Folgen von zu treffenden Entscheidungen unter der Perspektive von Jugendgerechtigkeit zu reflektieren und Maßnahmen zu verbessern. Zudem wird die Politik mit einer Beteiligung von Jugendlichen auf allen Ebenen staatlicher Entscheidungsfindung dem Gebot der UN-Kinderrechtskonvention, das Kindeswohl bei Maßnahmen vorrangig zu berücksichtigen, gerecht.

Das Projekt JugendPolitikBeratung an der Leuphana Universität Lüneburg

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Im Auftrag des BMFSFJ arbeitet das Team JugendPolitikBeratung (JPB) unter der Leitung von Waldemar Stange daran, Grundlagen und insbesondere Methoden zu entwickeln, damit Jugendliche die Bundesministerien in ihren Aufgaben bei der Meinungsbildung und der politischen Entscheidungsfindung beraten können. Es geht darum, Jugend in die Vorbereitung von politischen Entscheidungsprozessen einzubinden, Jugend zuzuhören, Jugend ernst zu nehmen und die artikulierten Belange bestmöglich zu berücksichtigen.

Idee und Ziele (Projektdarstellung)

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Erwachsene Akteure werden schon jetzt als Politikberater in die meisten Gesetzgebungsverfahren eingebunden, z.B. in Form von bezahlten Gutachten und Stellungnahmen oder durch die Anhörung von Verbandsvertreter (z.B. Umweltschutzorganisationen, Gewerkschaften, Arbeitgebern, Jugendverbänden usw.) Es kann unterschieden werden zwischen einer Politikberatung, die sich auf Inhalte bezieht, und einer Politikberatung, die sich auf politische Prozesse bezieht. Der Begriff der Politikberatung, der auch für das Projekt JugendPolitikBeratung relevant ist, meint nicht die Beratung beliebiger Akteure zu politischen Themen, sondern die Beratung politischer Entscheidungsträger zu bestimmten Themen. Politikberatung durch Jugendliche und Bürger ist dabei geeignet, auf neue Gegebenheiten zu reagieren, die Demokratie zu stärken und Jugendliche und Bürger selbstwirksam werden zu lassen.

JugendPolitikBeratung will die klassischen Verfahren der Politikberatung um innovative jugendgerechte Formate ergänzen. Auf kommunaler Ebene gibt es schon viele erprobte Beteiligungsformate, bei denen Jugendliche in Form von Information, Mitwirkung und Mitbestimmung direkten Einfluss auf Vorhaben, Planungen und Projekte nehmen können. Da es auf bundes- als auch landespolitischer Ebene bisher wenig Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche gibt, werden durch das Team JPB passgenaue Methoden entwickelt. Es wird ein besonderes Augenmerk auf die zu erreichende Zielgruppe gelegt. Dadurch können junge Menschen mit unterschiedlichem Engagement-Hintergrund themenspezifisch zur Mitwirkung gewonnen werden. Insbesondere werden Anstrengungen unternommen, auch bisher beteiligungsunerfahrene Jugendliche einzubinden und mehr junge Menschen für Politik zu interessieren, die bisher eher distanziert und uninteressiert in Bezug auf Beteiligung sind. Vor diesem Hintergrund soll u.a. das aleatorische Prinzip (Demarchie) ein breites Spektrum innovativer Partizipationsmethoden jugendpolitisch erprobt werden. Die Bundesministerien werden durch das Team JPB beraten und erhalten die notwendige Unterstützung, um passgenaue Beteiligungskonzepte zu bestehenden oder neuen Vorhaben zu entwickeln und durchzuführen. Anzustreben sind dabei auch ressortübergreifende Vorhaben.

Ein wesentlicher Unterschied der JugendPolitikBeratung auf der Bundes- und Landesebene zur kommunalen Ebene vor Ort liegt darin, dass für Jugendliche hier weniger „direkter“ Einfluss im Sinne von Mitbestimmung oder Mitentscheidung möglich ist. Bei den kommunalen Formaten der Jugendbeteiligung (z.B. bei Kinder- und Jugendparlamenten, -beiräten, Zukunftswerkstätten, Projekten der Stadtentwicklung usw.) ist der Einfluss bei Jugendthemen von Jugendlichen viel direkter möglich. Das heißt aber nicht, dass JugendPolitikBeratung auf Bundes- und Landesebene keinen Einfluss entfalten kann. Die „Expertise“ von Jugendlichen ist bei vielen Maßnahmen der Bundesregierung und der Ministerien durchaus sehr wichtig – geht es doch bei Jugendlichen immer um die Zukunft unseres Landes, die diese Jugendlichen gestalten wollen, sollen und in einigen Jahren als Erwachsene selbst gestalten müssen. Jugendliche sind Experten in eigenen Angelegenheiten – also in sämtlichen Jugendfragen. Auch ihre authentische Sichtweise und Einschätzung zu den sonstigen, nicht direkt jugendspezifischen Themen der Ministerien hilft Entscheider in den Bundesministerien, ihre Maßnahmen zu verbessern. Deshalb ist es sinnvoll und klug, wenn Ministerien Jugendliche „konsultieren“ und die Expertise der Jugendlichen, die Meinungen und Argumente der jungen Generation in ihre Entscheidungsprozesse einfließen lassen. Da auf Bundesebene häufig komplexe Aufgabenstellungen zu bearbeiten sind, sind in solchen JugendPolitikBeratungs-Prozessen die Inhalte jugendgerecht zu vermitteln und der Beratungsprozess muss mit motivierenden Beteiligungsmethoden verbunden werden.

Die Beratung der Bundesministerien durch das Projektteam JugendPolitikBeratung (Arbeitsweise und Verfahren innerhalb des Projekts)

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Das Team JugendPolitikBeratung (JPB) erarbeitet jeweils ein individuelles Beteiligungskonzept, das auf Bedarfe der jeweiligen Bundesministerien zugeschnitten ist. Das Angebot kann von einzelnen Ministerien als auch für eine Zusammenarbeit mehrerer Ressorts in Anspruch genommen werden. Informationen zu Beteiligungsformaten sowie eine erste Orientierung und Beratung zu möglichen, geeigneten und maßgeschneiderten Beteiligungsmaßnahmen sind wesentliche Bestandteile der Leistungen des Projekts. In dem Beratungsprozess werden Erwartungshaltungen herausgearbeitet und das mögliche Spektrum geeigneter Inhalte, Ziele, Zielgruppen, Rahmenbedingungen und Umsetzungsschritte definiert. Die Unterstützungsleistungen des Projektteams JPB lassen sich in vier Arbeitsbereiche aufteilen:

  • Allgemeine Informationen über konsultative Jugendbeteiligung und geeignete Methoden für Jugendpolitikberatung.
  • Analyse und Bewertung von bestehenden oder fertig geplanten Beteiligungsformaten.
  • Beratung bei der Konzipierung und Planung neuer Projekte.
  • Überarbeitung von fertig geplanten oder laufenden Partizipationsprojekten.

Exemplarische Übersicht über geeignete Jugendbeteiligungsformate im Rahmen der JugendPolitikBeratung

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Workshops

  • Zukunftswerkstatt
  • Design Thinking (Ideenentwicklungskonzept mit starkem Nutzerblick und der Herstellung von Prototypen)
  • AI-Appreciative Inquiry (Wertschätzende Erkundung und Befragung)
  • Planungszelle (Citizen Jury) (sog. „Informierte Beteiligung“: Jugendliche eignen sich Informationen selber an und entwickeln ein Jugendgutachten)
  • Problemlöse-Baukasten (Nutzung einer umfangreichen Sammlung bewährter Lösungsvorschläge)
  • Gibson-Zukunfts- und Stadtplanungsspiel (Baukasten aus großen Karton-Würfeln zum Zusammenstellen und „Bauen“ von Zukünften)
  • Szenario-Workshop/Szenario-Konferenz (bzw. Trend-Workshop mit SWOT-Analyse)

Großgruppen-Formate

  • Open Space (Selbstorganisierte Workshop-Planung)
  • Barcamp (Open Space mit zusätzlicher digitaler Unterstützung)
  • World-Café (Austauschmethode)
  • Delphi-Methode (Kombination aus Stationenlauf, Worldcafé und 6-3-5-Methode)
  • Zukunftskonferenz (mit gemeinsamer Zielfindung bei ursprünglich divergierenden Interessenslagen)

Online-Verfahren (als Alternative zu Präsenzveranstaltungen

  • Onlineverfahren aus dem Programm „jugend.beteiligen.jetzt“
  • mParticipation: Mobile Partizipation – eine neue App für den schnellen Dialog!
  • Metaplan-Methode Online

Große und kleine Dialog-Formate

  • Pro- und Contra-Diskussion
  • Strukturierte Dialoge
  • Expertenbefragung
  • Jugendforen, Jugendkonferenzen (offene, punktuelle Formen der konsultativen Jugendbeteiligung 

Assessment-Formate für Jugendliche

  • Jugend-Assessments (Checklisten)
  • Jugend-Audits (Kurz-Workshops)
  • Partizipative Evaluation von Vorhaben und Projekten (z.B. mit vereinfachten qualitativen Formen, dennoch vertiefter als die schnellen Assessment-Formen)

Projekte

  • Einzel-Projekte
  • Projektschmiede (Design for Wiser Action, Pro Action Café usw.: Beratung von Jugendlichen bei der Entwicklung von eigenen Projekten)

Fest institutionalisierte, auf Dauer gestellte Formen der konsultativen Jugendbeteiligung

  • Jugendbeiräte
  • Team „Jugend-Berater“ („JunEx“ – Junge Experten) 

Projekte und Veranstaltungen

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Die im Rahmen des Projekts mit durchgeführten Veranstaltungen sind Teil neuer oder schon bestehender Partizipationsvorhaben der Ministerien der deutschen Bundesregierung.

Beispiele zu laufenden Projekten im Rahmen von „JugendPolitikBeratung“:

  • Partizipative Weiterentwicklung der Jugendberufsagenturen (BMAS)
  • Schüleraustausch #ZuMirZuDir (BMVI, BMI): Projekt zur Mobilität von Jugendlichen im ländlichen und urbanen Raum
  • SiPol Dialoge (BMVg): Beteiligungsorientierte didaktische Optimierung
  • Zukunftswerkstatt „Jugend gestaltet Strukturwandel“(BMBF, BMEL, BMFSFJ, BMU, BMWi): Beteiligung von Jugendlichen bei der Entwicklung von Vorschlägen zur Transformation in den Kohleregionen.
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