Zusammenarbeit zwischen IPK und Wikipedia
BearbeitenAuch wenn die Wikipedia sich selbst nicht als pädagogische Anstalt betrachtet: die Nachwuchsrekrutierung und -pflege ist bei jeder Organisation eine wichtige Aufgabe. Dies umso mehr, wenn das zu erstellende Produkt ein Wissensprodukt ist, dessen Erstellung frische und zukunftsbezogene Intelligenzen verlangt. An vielen Stellen wird in der Wikipedia das Rekrutierungsproblem thematisiert und als nichtgelöst beschrieben. Der von mir gewählte Weg ist bekannt: ich versuche, Schüler und Studenten auf die Erstellung von Wikipedia-Artikeln vorzubereiten. Im open-source System Wikipedia ist es möglich, WP-User zu motivieren, ihre Expertise auch in den Dienste der Nachwuchsförderung zu setzen.
Hilfe bei der Erstellung von Wikipedia-Artikeln
BearbeitenBenutzer: Unbekannt (IP) formulierte am Beispiel des Artikels Pädagogische Universität Kasan folgende Empfehlungen:
Ähm - als quasi kleiner Wikipedia-Leserbrief nachf. einige unerbetene aber vielleicht hilfreiche Hinweise zum nämlichen Artikel ...
- Wenn die "Berühmten Absolventen" (G... Kamal, M... Kurbangaliew, G... Ishaki, G... Kulachmetow, H... Jamaschew, S. Suntschelej) tatsächlich so berühmt waren, sollte man ihnen dann nicht auch noch ausgeschriebene Vornamen spendieren - sowie auch eigene Personenkapitel, damit man mehr über diese akademischen Celebrities erfahren kann? ("Berühmtheit" dürfte hier ja wohl auch eine enzyklopädische Relevanz begründen.)
- Zumindest könnte man aber schon mal in Klammern die Lebensdaten dieser Personen und/oder deren Berufsbezeichnungen wie "Humangenetiker", "Linguist" o.a. ergänzen.
- Möglicherweise erfüllt auch der tatarische Revolutionär und sowjetische Parteifunktionär Mullanur Wachitow (In welchen Zeiträumen studierten er bzw. Molotow eigentlich in Kasan?) das Relevanzkriterium für ein eigenes Kapitel. Das Kapitel über Wachitow sollte der/die Verfasser/in am besten auch gleich noch schreiben, weil es sonst vermutlich lange keiner machen und der Eintrag unschön rot bleiben dürfte.
- Da Platz genug da ist, kann man sicher auch die einzelnen Fakultäten bzw. angebotenen Fächer dieser Hochschule aufführen, ohne daß sich jemand daran stören wird, im Gegenteil.
- Auch könnte man noch informieren, wieviele Studenten sie eigentlich in der Anfangsphase hatte, wie sich die komm. Herrschaft nach 1917 auswirkte, ob es heute Partnerschaften mit anderen Universitäten gibt, wie hoch der Anteil ausländischer Studenten ist und und unter welchen allgemeinen oder besonderen Bedingungen Ausländer dort studieren können, ob neu in Ausstattung bzw. Personal investiert wurde (oder in dieser Hinsicht eher noch postsowjetische Depression und Finanznot bestimmend sind) usw.
- Man könnte auch noch einiges zum "Einzugsbereich" der Hochschule sagen und darüber, ob sie vielleicht für irgendwelche Arbeitsschwerpunkte und wiss. Leistungen besonders berühmt ist.
- Falls etwa der DAAD, Stiftungen oder andere Einrichtungen Hinweise für dt. Studenten anbieten, die sich für einen Studienaufenthalt in Kasan interessieren, könnte und sollte man sie bei den Weblinks noch einfügen.
Vielleicht hilft es ja ganz nachhaltig, sich für solche Kapitel bestimmte Inhaltskritierien zu erarbeiten, an denen sich die jeweiligen Verfasser orientieren könnten. Oder man erkundigt sich, ob es das nicht schon längst gibt. Es arbeitet sich doch immer leichter, wenn man gewisse guidelines vorfindet - oder sie falls nötig zusammen mit anderen entwickelt / oder sie ggf. aus bereits entspr. "lesenswerten"/"exzellenten" Artikeln ableitet - und dann weiß, welche Informationen alles in Kapiteln etwa über ausländische Universitäten und andere Bildungseinrichtungen enthalten sein sollten.
Jedenfalls hättest Du hier ein ziemlich breites Betätigungsfeld, um zusammen mit "Deinen" und anderen Leuten und anderen solide Artikel mit hohem Informations-(und manchem ganz praktischen Nutz-)wert etwa über Universitäten oder andere relevante Einrichtungen auf dem Gebiet der ehem. UdSSR usw. zu verfassen und auch damit Kulturen langfristig einander näherzubringen. Bei dem Stellenwert, den Wikipedia im Internet mittlerweile hat, sollte man dieses Potential und die daraus resultierenden Chancen jedenfalls nicht unterschätzen.
Aber dazu empfiehlt es sich, als Verfasser eigene Artikel quasi 'serviceorientiert' immer auch aus der Sicht eines OMA-Lesers zu sehen (und sich dabei auch zu fragen und vorwegzunehmen versuchen, was sich dieser bzw. man sich selbst denn wohl alles daraus an Aufklärung erhoffen könnte.) Dann klappts auch mit den Artikeln und kein vorwitziger LA-Steller wird sich daran vergreifen wollen. Weiterhin noch viel Spaß und Erfolg. -~ ____________________________ Beim erneuten Blick auf den Artikel fiel mir nur auf, daß ...
- auch die Rede ist von der "Tatarischen Humanitären" und der "Tatarisch-Amerikanischen (!) Regionalen Hochschule", die 2005 vereinigt wurden. Zu beiden Einrichtungen und ihrer jeweiligen Geschichte wird man im Rahmen dieses Artikels sicher auch noch etwas sagen können. Die amerikanische Präsenz dürfte wohl in die Zeit nach 1991 fallen, oder? Wie kam es denn dazu, worin bestand dieses Engagement und wie hat es sich ausgewirkt? Hatte es z.B. Einfluß auf Lehrangebote- und -pläne oder den Stellenwert des Englischen als Unterrichtssprache gehabt? Wie groß waren denn diese beiden Einrichtungen und worauf jeweils fachlich spezialisiert? Auch könnte man noch sagen, wieso es dann 2005 zu dieser organisatorischen Vereinigung kam.
- die Angaben über die miterwähnte Realschule etwas irritierend sind. Hatten Molotow und Machitow dort nur die Realschule besucht oder dann im anscheinend gleichen Gebäude auch noch die Hochschule (um die es im Artikel ja primär gehen soll)?
Da gäbe es sicher noch etliche weitere Fragen, die ein aufmerksamer Leser haben könnte, wenn er sich in einer Enzyklopädie über die Kasaner Universität informieren möchte und hier mit diesem Text konfrontiert wird.
Aber da Du solche Hinweise vor allem als Vermittlungsproblem den 17jährigen tatarischen Studentinnen gegenüber zu sehen scheinst, noch einige andere Anmerkungen: Ich habe mir Deine IPK- und div. andere Seiten angesehen - sehr interessant!
Ich habe mich dabei nur gefragt, ob neben der angestrebten Projekt- und Internetkompetenz nicht auch noch einige andere Kompetenzen vermittelt werden sollten, die ganz praktisch auf die Mitarbeit bei einer
Enzyklopädie wie der WP bezogen sind?
Bei der stark autodidaktisch-experimentellen Welt- und Wissensaneignung mittels moderner Kommunikationsmedien dürften sich junge Tataren heute kaum von gleichaltrigen Westeuropäern unterscheiden. Aber da es HIER letztlich darauf ankommt, qualitativ möglichst gute Enzyklopädieartikel zu erstellen, sollte bei der Vermittlung von bascis auch sehr viel Wert auf die Differenzierung, Gliederung und Hierarchisierung der zu formierenden Wissensbestandteile gelegt werden, darauf, was echter NPOV wirklich bedeutet und für Anforderungen an einen Schreiber stellt, was bei einem Thema überhaupt "wesentlich" ist - und was unter dem Kriterium der anzustrebenden OMA-Tauglichkeit angemessen. (Also ganz praktische Anforderungen, die sich Bearbeitern auch stellen würden, wenn es "nur" um die Arbeit an einer Print-Enzyklopädie, an einem neutral referierenden Zeitungsartikel o.a. ginge.) Die Gefahr ist nämlich, daß "Deine" Leute ansonsten zuwenig auf solche ganz spezifischen Erfordernisse vorbereitet sein und ihre eingestellten Beiträge daher rasch negative Reaktionen oder gar Löschanträge provozieren könnten - was bei dem bisweilen recht ruppigen Klima hier kaum sehr ermutigend und aufbauend sein dürfte.
Nun scheint es, daß Du den "hervorragenden Artikel (... Bis es dazu kam, habe ich ein Jahr Vorarbeit leisten müssen ...)" über die Kasaner Uni ohnehin vielleicht etwas hastig eingestellt hattest, um den Löschanträgen vom 10. Mai einige Beweise für eine echte Artikelarbeit entgegenzusetzen.
Ich glaube aber ganz unabhängig davon, daß Du allen hilfst, wenn Du Deinen Schülern und Studenten zusammen mit der Projekt- und Internetkompetenz verstärkt auch eine qualitäts- und ergebnisorientierte Enzyklopädiekompetenz vermittelst, um ihnen langfristig das Erfolgserlebnis zeitsparender Effizienz ermöglichen zu können.
Mir scheint, daß es für die praktische Artikelarbeit hier stark auf zwei Punkte ankommt: Adaption und bisweilen Variation vorgefundener und bewährter Muster. Das mag vielleicht nicht sehr "kreativ" sein, aber es geht hier doch auch nicht darum das Rad neu zu erfinden.
Um auch die allgemeiner gehaltenen Bemerkungen meines letzten postings noch etwas zu konkretisieren: IMHO schien mir eine Vorgehensweise wie die folgende sinnvoll. (Jedenfalls würde ich so ähnlich vorgehen wollen, wenn ich mich bei WP intensiver beteiligen würde):
ZIEL: Es soll für die deutschsprachige WP ein neuer Artikel über eine tatarische Hochschule erstellt werden.
Denkbarer WEG:
- 1. Herausfinden: Welche allgemeinen (etwa [1] oder [2]) oder speziellen Empfehlungen, Konventionen oder andere zu beachtende Regeln gibt es dort bereits?
- 2. Suchen: In der Exzellenz-[3] bzw. Lesenswert-Liste[4] nach dort bereits existierenden Artikel über deutsche oder ausländische Bildungseinrichtungen, die als Referenz bzw. Strukturmuster dienen könnten, etwa: Freie Universität Berlin oder Westfälische Wilhelms-Universität.
- 3. Analysieren (bzw. schlicht: abgucken): Inhalte, Struktur, Bebilderung usw. solcher Artikel.
- 4. Schlüsse für die eigene Artikelarbeit ziehen: Gliederungsprinzipien usw. ableiten (evtl. auch prüfen, ob aufgrund lokaler Besonderheiten irgendwelche inhaltliche oder strukturelle Abweichungen von den vorgefundenen Referenzartikeln ratsam erscheinen)
- 5. vertiefte Informationsrecherche und -differenzierung, Artikel vor der Einstellung soweit wie möglich offline vorantreiben, dann um Feedback bitten: QS, Review, Lesenswert-Kandidaturen ... (Und was den Umfang solcher Artikel betrifft: Wenn ich die Wikipedia-Idee richtig verstanden habe, sollte es grundsätzlich wohl möglich sein, auch eine recht ferne Uni wie Kasan in einer ähnlichen Ausführlichkeit wie etwa die TU Berlin enzyklopädisch erfassen zu können, sofern denn genug relevante Informationen darüber vorhanden sind.)
Bei Pos. 5 würde es dann bei mir aufhören. Der Pädagoge aber könnte im Rahmen seiner Bemühungen um die Vermittlung von "Weltverbesserungskompetenz" noch mind. drei weitere Schritte propagieren:
- 6. Später evtl.: Falls bei WP nicht schon vorhanden, sich nach den gemachten Erfahrungen überlegen, ob man allein oder zusammen mit anderen ein (hinreichend variables und konsensfähiges) Strukturmuster für zukünftige Artikel über Hochschulen erarbeiten und dann als Schreibhilfe für andere Benutzer formulieren kann, so á la "Wie schreibt man guten Artikel über Universitäten(Parteien/Personen/Städte/Tiere/...)".
- 7. Abschließend: Über das "Kontaktnetz" versuchen, den Uni-Artikel in so viele Sprachen wie möglich übersetzen zu lassen und bei anderen Wikipedias einstellen.
- 8. Danach: Entweder neue Artikel anlegen (etwa zu den im Uni-Artikel noch "rot" gebliebenen Personen bzw. den noch fehlenden Orten z.B. unter Tatarstan) oder bestehende ausbauen/verbessern - oder aber sich auch mal wieder außerhalb der WP engagieren, die demographische Entwicklung positiv zu beeinflussen versuchen oder sich anderen interessanten Dingen des Lebens zuwenden ...
Ich bin überzeugt, daß Dir die "alteingesessenen" Wikipedianer sehr viel besser als ich erklären können, worauf es auf der konkreten Arbeitsebene hauptsächlich ankommt. Und wenn Du auch mal ganz gezielt bei den ganz jungen Benutzern anfragst, welche Erfahrungen sie denn hier bei der Artikelarbeit gemacht und was sie dabei als problematisch empfunden haben, kannst Du aus den Antworten vielleicht Schlüsse über deren Blickwinkel ziehen, die Dir bei der zukünftigen Arbeit auch mit 17jährigen tatarischen Studentinnen usw. helfen können.