Die Liste von Erdbeben in Europa führt eine Auswahl von Erdbeben in Europa auf. Die Auswahl basiert in den meisten Fällen auf einer Mindeststärke von 5,5 und/oder einer Intensität von VII. Nur randlich gelegene Ländern mit kleinem europäischem Anteil werden hier nicht berücksichtigt.
Überblick
BearbeitenDie Erdbeben in Europa konzentrieren sich vor allem auf die tektonisch aktiven Gebiete am Mittelmeer. Die größte Anzahl von bekannten Erdbeben in Europa weisen mit Abstand Italien und Griechenland auf. Schwere Erdbeben ereignen sich auch immer wieder entlang der Ostküste der Adria und im Balkan. Schadensbeben treten auch in Spanien, Deutschland, Frankreich, in der Schweiz, in Österreich, England, Portugal und Belgien auf. Alle anderen Länder in Europa sind nur vereinzelt von Erdbeben betroffen.
- Messung von Erdbeben, Erdbebenskala
- Intensität: Bis etwa 1930 wurde die Stärke von Erdbeben ausschließlich mit Hilfe makroseismischer Skalen beschrieben, auch wenn für die meisten Beben seit 1896 ein Seismogramm vorliegt.[1]
- Magnitude: Seit etwa 1896 liegen für alle Erdbeben der Magnitude ≥ 7,0 Seismogramme vor. Demnach ist es für diese Erdbeben möglich, eine Magnitude zu berechnen. Die Systematische Erfassung aller Beben durch instrumentelle Messung wurde in Europa je nach Land erst zwischen 1950 und 1970 begonnen.
- Berechnung von Magnituden aus Intensitäten: empirische Formeln, die zu groben Fehlern führen können
- Datenquellen: Seit Anfang des 20. Jahrhunderts Herausgabe von nationalen und internationalen Katalogen. PDE-Katalog (Preliminary Determination of Epicenters) beim USGS/NEIC in Boulder (Colorado)
Südosteuropa
BearbeitenUnter der Bezeichnung Südosteuropa zusammengefasst sind die Länder der Balkanhalbinsel und angrenzender Gebiete. Sie bilden zusammen mit Italien und Griechenland die aktivste Erdbebenzone in Europa.
- Bulgarien
- Rumänien
- Kroatien
- Slowenien
- Albanien
- Mazedonien
- Montenegro
- Slowakei
- Serbien
Italien
BearbeitenAufgrund seiner geologischen Situation ist Italien zusammen mit Griechenland und den Balkanländern das Land in Europa mit den meisten bekannten Erdbeben in historischer Zeit. Erdbeben entstehen vor allem entlang der gebirgigen Achse des Apennin, an der Westküste Kalabriens und der Nordküste Siziliens.
In Italien sind seit 476 v.Chr. mindestens 1467 Beben mit Intensitäten größer als VI auf der MSK-Skala bekannt, davon 45 der Intensität X und 7 Beben der Intensität XI. Gemessene oder berechnete Magnituden liegen für fast alle dieser Beben vor. 546 der Beben hatten eine Magnitude > 5. Darunter waren 60 Erdbeben mit einer Magnitude > 6, die maximale Magnitude lag bei 7,6 (1954).
Griechenland
BearbeitenMit Italien und den Balkanländern ist Griechenland das Land in Europa mit den meisten bekannten Erdbeben in historischer Zeit. ...
In Griechenland sind seit 479 v.Chr. 352 Beben mit Intensitäten größer als VI auf der MSK-Skala bekannt, davon 49 der Intensität X und 22 Beben der Intensität XI. Gemessene oder berechnete Magnituden liegen für alle dieser Beben vor. 792 der Beben hatten eine Magnitude > 5. Darunter waren 253 Erdbeben mit einer Magnitude > 6, die maximale Magnitude lag bei 8,3 (1856).
Spanien
BearbeitenSeit 1357 139 > VI auf der MSK-Skala, davon zwei VIII. Magnituden wurden in Spanien für einzelne historische Erdbeben nachbestimmt und seit etwa 1930 für viele Erdbeben regelmäßig angegeben. 7 Erdbeben > 5, maximale Magnitude war 7,0 (1954).
Deutschland
BearbeitenKatastrophale Erdbeben gab es in Deutschland bisher nicht, und sind nach den geologischen Rahmenbedingungen nicht wahrscheinlich. Die bisherigen Erdbeben haben allerdings wegen der dichten Besiedlung des Landes manchmal erhebliche Schäden erzeugt.[2]
Seit 823 wurden 114 größere Schadbeben mit Intensitäten größer als VI auf der MSK-Skala verzeichnet. Magnituden sind bis auf vereinzelte Nachbestimmungen früherer Erdbeben ab 1812 erst seit etwa 1960 durchgängig für fast alle Erdeben verfügbar. Die BGR listet für diesen Zeitraum zehn Erdbeben mit einer Magnitude >5 auf, maximale Magnitude war 5,9 (1992 und 2003).[3][4]
Frankreich
Bearbeiten...
In Frankreich sind seit 1363 76 Beben mit Intensitäten größer als VI auf der MSK-Skala bekannt, davon 3 der Intensität IX und X. Gemessene oder berechnete Magnituden liegen nur für wenige dieser Beben vor. 8 der Beben hatten eine Magnitude > 5. Darunter waren zwei Erdbeben mit einer Magnitude > 6, die maximale Magnitude lag bei 8,0 (1817).
Schweiz
BearbeitenIn der Schweiz sind seit 230 v.Chr. mindestens 75 größere Schadbeben mit Intensitäten größer als VI (mehrere Skalen) bekannt. Magnituden wurden in der Schweiz für alle Erdbeben durchgängig (nach)bestimmt. In diesem Zeitraum ereigneten sich 100 Erdbeben mit einer Magnitude > 5. Darunter waren 13 Erdbeben mit einer Magnitude > 6, die maximale Magnitude lag bei 6,9 (250 und 1356).[5]
Österreich
BearbeitenSeit 1267 wurden in Österreich 69 größere Schadbeben mit Intensitäten größer als VI auf der MSK-Skala verzeichnet. Magnituden werden erst seit 1971 durchgängig bestimmt. Einzelne Erdbeben wurden jedoch schon seit 1201 nachbestimmt, hier vor allem die Erdbeben mit einer Intensität größer VI auf der MSK-Skala. 26 Erdbeben aus diesem Zeitraum hatten eine Magnitude > 5, darunter 4 Erdbeben > 6, die maximale Magnitude lag bei 6,5 (1348).[4]
Portugal
BearbeitenZwischen 60 v. Chr. und 1930 6 starke Beben > VI auf der MSK-Skala bekannt, eines davon X. Seit 1960 wurden 27 Erdbeben > VI verzeichnet, davon vier IX und X. Magnituden wurden in Portugal für einzelne Erdbeben seit 1930 angegeben. 11 Erdbeben > 5, maximale Magnitude war 6,2 (1915).
Belgien
Bearbeiten22 > VI, 4 > 5, maximale Magnitude war 6,0 (1692).
England
BearbeitenSeit 1185 16 > VI auf der MSK-Skala, davon 13 IX. Magnituden wurden in England für alle Erdbeben durchgängig (nach)bestimmt. 14 Erdbeben > 5, maximale Magnitude war 6,1 (1931).
Niederlande
BearbeitenSeit 878 sind in den Niederlanden starke Beben 2 > VI auf der MSK-Skala bekannt. Magnituden wurden für einzelne Erdbeben angegeben. 1 Erdbeben > 5 (1932).
Dänemark
Bearbeitenein Beben der Intensität VII
Irland
Bearbeitenkein Beben > VI
Liste
BearbeitenLegende:
T = Tiefe des Erdbebenherdes in km M = Magnitude I = Intensität
Q = Quelle der InformationenDatum | Ort | Land | Opfer | Besonderheiten | T | M | I | Q |
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464 v. Chr. | bei Sparta | Griechenland | ca. 20.000 | |||||
426 v. Chr. | Golf von Euböa | Griechenland | Verwüstung zu beiden Seiten des Golfs, s. Erdbeben im Golf von Euböa 426 v. Chr. | |||||
373 v. Chr. | vor Helike und Bura | Griechenland | Tsunami, beide Städte wurden ausgelöscht | |||||
224 v. Chr. | Rhodos | Griechenland | ||||||
62 | Pompeji | Italien | Zerstörung von Pompeji und anderer Orte in Kampanien | |||||
250 | Augst bei Basel | Schweiz | Zerstörung des Ortes Augst | |||||
365 | vor Kreta | Griechenland | Verwüstungen im östlichen Mittelmeerraum, s. Erdbeben vor Kreta 365 | |||||
1151 | Lissabon | Portugal | 1.000 | 2 | ||||
4. Mai 1201 | Kärntner Liesertal bei Rennweg und Gmünd | Österreich | Zerstört wurden die Burgen Katsch und Weißenstein sowie einige Kirchen. | |||||
25. Januar 1348 | Friaul | Italien | etwa 5.000 | Erdbeben führte u.a. zum Bergsturz am Dobratsch und zerstörte in Kärnten mindestens elf Burgen (namentlich genannt sind die Ortenburg und Kellerberg). | ||||
18. Oktober 1356 | Basel | Nordschweiz | 300 | Einsturz des Münsters; siehe Basler Erdbeben | ||||
5. Dezember 1456 | Neapel | Italien | 30.000 bis 40.000 | |||||
14. September 1509 | Konstantinopel (heute: Istanbul) | Osmanisches Reich | ca. 13.000 | |||||
26. Januar 1531 | Lissabon | Portugal | 30.000 | |||||
15. September 1590 | Neulengbach | Ostösterreich | Erdbeben von Neulengbach 1590 | 6,0 | ||||
1640 | Düren im Rheinland | Deutschland | ||||||
19. Februar 1673 | Remagen im Rheinland | Deutschland | Zerstörung von Teilen der Burg Rolandseck | |||||
1. November 1693 | Sizilien | etwa 60.000 | 1 | |||||
1733 | Mainz, Rheinland | Deutschland | ||||||
1755 | Gressenich, Rheinland | Deutschland | 1 | 1 | ||||
18. Februar 1756 | Düren, Rheinland | Deutschland | Erdbeben bei Düren am 18. Februar 1756, früher als Erdbeben der Stärke 8 eingestuft | 6,2 | ||||
1780 | Koblenz, Rheinland | Deutschland | ||||||
1846 | St. Goar, Hunsrück | Deutschland | ||||||
3. April 1857 | Chios | Griechenland | 7.866 | Tsunami, fast völlige Zerstörung der Stadt Chios | 7,3 | 2 | ||
1869 | Koblenz, Rheinland | Deutschland | ||||||
1873 | Herzogenrath im Rheinland | Deutschland | ||||||
1877 | Herzogenrath im Rheinland | Deutschland | ||||||
1878 | Tollhausen im Rheinland | Deutschland | 1 | |||||
1878 | Bergheim im Rheinland | Deutschland | 2 | 5,3 | ||||
23. Februar 1887 | Côte d’Azur, Ligurien | Frankreich, Italien | 1.000 | 2 | ||||
1892 | Koblenz im Rheinland | Deutschland | ||||||
1911 | Ebingen | Deutschland | ||||||
1913 | Ebingen | Deutschland | ||||||
1935 | Saulgau in Baden-Württemberg | Deutschland | ||||||
14. März 1951 | Euskirchen im Rheinland | Deutschland | 5,7 | |||||
1965 | Lüttich | Belgien | ||||||
6. Mai 1975 | Friaul | Italien | 941 | ca. 2.400 Verletzte | 6,4 | |||
3. September 1977 | Onstmettingen, Schwäbische Alb | Deutschland | 25 Verletzte und millionenschwerer Sachschaden | 5,7 | ||||
1979 | Nizza | Frankreich | 7 | Tsunami | ||||
8. November 1983 | Lüttich | Belgien | 2 | 5,1 | ||||
13. April 1992 | Roermond | Niederlande | 30 Verletzte im Rheinland, Kreis Heinsberg, Aachen, Bonn, Köln | 5,9 | ||||
26. September 1997 | Assisi in Umbrien | Italien | 4 | |||||
22. Februar 2003 | Straßburg | Frankreich | Entlang des Rheins zwischen Basel und Freiburg im Breisgau, geringe Schäden im Elsass | 5,5 | ||||
25. November 2004 | Gardasee | Italien | Mindestens 9 Verletzte | 5,2 | ||||
5. Dezember 2004 | Waldkirch | Deutschland | Bis nach Stuttgart fühlbar, ziemlich starke Erdstöße (siehe Artikel in Wikinews), drittes, stärkeres Beben des Jahres 2004 in dieser Region. | 5,4 | ||||
24. Januar 2005 | Südlich der Insel Kastellorizo | Griechenland | Mittelmeer nahe der türkischen Touristenstadt Kaş | 5,5 | ||||
18. Oktober 2005 | Griechenland | Zwei Erdbeben auf der griechischen Halbinsel Peloponnes und den Inseln im Ionischen Meer | 5,8/6,0 | |||||
8. Januar 2006 | Griechenland | Mittelmeer zwischen dem Peloponnes und Kreta | 6,9 | |||||
10. Januar 2008 | Griechenland | Mittelmeer zwischen dem Peloponnes und Kreta | 6,5 | |||||
14. Februar 2008 | Süden von Griechenland | Mittelmeer zwischen dem Peloponnes und Kreta | 6,7 | |||||
16. Dezember 2008 | Süd-Skandinavien, Mecklenburg-Vorpommern | Dänemark, Schweden, Deutschland | Neuenkirchen (Rügen) mit 5,2 sowie im Epizentrum bei Lund mit 4,8 | 5,2 |
Siehe auch
BearbeitenHauptquellen
Bearbeiten1 Historic Worldwide Earthquakes, Sorted by Date Weltweit bedeutende Erdbeben, 856 - heute, United States Geological Survey Earthquake Hazards Program (englisch)
2 Significant Earthquake Database. Datenbank mit Schadensbeben seit 2150 v.Chr., National Geophysical Data Center, Boulder (Colorado) (englisch)
3 Erdbebenkatalog für die Bundesrepublik Deutschland mit Randgebieten. BGR, Hannover
4 Erdbebenkatalog für die Länder der EU (Stand 1990), der Schweiz und Österreichs. BGR, Hannover
Literatur
Bearbeiten- Götz Schneider: Erdbeben – Eine Einführung für Geowissenschaftler und Bauingenieure. Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1525-X
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Götz 1975, S. 31
- ↑ Erdbeben. BGR, Hannover
- ↑ Deutscher Erdbebenkatalog 1968 - Gestern. BGR, Hannover
- ↑ a b Erdbebenkatalog für die Länder der EU (Stand 1990), der Schweiz und Österreichs. BGR, Hannover
- ↑ ECOS02 – Erdbeben-Katalog der Schweiz, Version 2002. Schweizerischer Erdbebendienst
Weblinks
BearbeitenWeltweit
Bearbeiten- BGR Hannover, aktuelle Erdbeben in Deutschland und weltweit
- Seismologisches Zentralobservatorium, Erlangen
- Liste automatisch lokalisierter Erdbeben des GFZ Potsdam
Europa
Bearbeiten- Historische Erdbebenkataloge. BGR, Hannover
- Schweizerischer Erdbebendienst (SED)
- Bebenmeldungen - Archiv. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wien
- Cfti 4.0 Catalogue of Strong Italian Earthquakes. Mapserver italienischer Erdbeben (englisch/italienisch) und Download zugehöriger Katalog
- G. Grünthal: Erdbeben und Erdbebengefährdung in Deutschland sowie im europäischen Kontext. Geographie und Schule 151, 14-23, 2004.
Karten
Bearbeiten- Karte der Erdbebenepizentren in der Bundesrepublik Deutschland Jahre 800 bis 2006. BGR, Hannover
- Karte der Epizentren der Schadenbeben (ab Intensität VI-VII) in der Bundesrepublik Deutschland Jahre 800 bis 2006. BGR, Hannover
- Epizentrenkarte für die Länder der EU (Stand 1990), der Schweiz und Österreichs. BGR, Hannover
- Epizentrenkarte für Südost-Europa. BGR, Hannover