Arten von Epidemien
BearbeitenWolfgang Kiehl unterscheidet die folgenden Epidemie Arten:
- Epidemie über ein allgemein zugängliches Medium: Eine Epidemie, deren Erreger sich über ein allgemein zugängliches Medium (Vehikel), z. B. Luft, Trinkwasser, Lebensmittel, ausgebreitet haben.
- Explosivepidemie: Epidemien, die mit bestimmten Übertragungs- faktoren assoziiert sind, z. B. Wasserepidemie
- Kleinraumepidemie: Eine Häufung von Erkran- kungsfällen in einem begrenzten Milieu (z.B. in einem Heim, einer Kindereinrichtungen oder Schule).
- Komplexe Epidemie: Eine Epidemie durch mehrere Erreger
- Pfropfepidemie: Eine Epidemie, entstanden aus einer Endemie
- Epidemie mit Punktquelle: Eine Epidemie, deren Er- reger sich kurzzeitig und gleichzeitig von einer Punktquelle ausgebreitet haben
- Provokationsepidemie: Eine Epidemie, entstanden nach Aktivierung latenter Infektionen infolge einer Resistenzsenkung in der Bevölkerung
- Streuepidemie: Vermehrtes Auftreten von Infektionen, die eine gemeinsame Ursache haben,
Epidemiografie an verschiedenen Orten (z. B. durch Bevölkerungs- bewegungen oder Lebensmitteltransporte)
- Summenepidemie: Eine Epidemie, die aus einer endemischen Situation heraus durch eine Sum- mation von Infektionen (Verdichtungswelle, At- traktionswelle) entsteht, weil sich empfängliche Individuen angesammelt haben und sich ein Er- reger mit hoher Kontagiosität ausbreitet
- Tardivepidemie
- Versandepidemie: Aufgrund des Versands kontaminierter Lebensmittel treten an verschiedenen Orten vermehrt lebensmittelbedingte Infektionen auf, deren Zusammenhang u. U. schwer zu erkennen ist.
- Pseudoepidemie: Eine Pseudoepidemie, auch Scheinepidemie[1] auch Quotientepidemie genannt, eine Scheinepidemie, die durch örtlich vermehrtes Auftreten von Fällen einer Infektionskrankheit, das auf eine vermehrte Manifestation von Infektionen durch eine plötzliche Zunahme der Suszeptibilität in der Population oder durch erhöhte diagnostische Aktivitäten zurückgeht und nicht durch eine echte Zunahme von Infektionen ausgelöst ist.[2] Die Bezeichnung Pseudoepidemie wurde von Bernhard de Rudder geprägt wohingegen die Bezeichnung Quotientepidemie Ulrich Friedemann prägte. De Rudder unterschied „echte Epidemien“ und „Pseudoepidemien“ mit wirklichen Anstiegen der Infektionszahlen und Pseudoepidemien, bei denen es sich nur um Interferenzschwankungen handelt.[1]
Beschreibung
BearbeitenAls Pseudoepidemie oder Pseudoausbruch (PA) wird eine tatsächliche Häufung nicht vorhandener Infektionen oder eine nicht vorhandene Häufung tatsächlicher Infektionen bezeichnet. Durch ein verstärkte Erfassung von Infektionsfällen, z. B. durch vermehrte Diagnostik wird eine Epidemie vorgetäuscht.[3]
Wenn eine Krankheit endemisch ist, muss ihre vorherige Häufigkeit geschätzt und damit ein Anstieg der Inzidenz über das normale endemische Niveau bestätigt werden. Pseudo-Epidemien können durch plötzliche Zunahme des Bewusstseins von Ärzten oder Patienten für eine Krankheit oder durch Änderungen in der Organisation der Arztpraxis entstehen. Wenn das endemische Niveau anhand von Inzidenzen in den vergangenen Wochen, Monaten oder Jahren definiert wurde, kann die Rate des Anstiegs der Inzidenz über dieses Niveau hinaus darauf hinweisen, ob die Epidemie ansteckend ist oder aus einer Punktquelle stammt. Ansteckende Epidemien treten allmählich auf, während Punktquellenepidemien, wie sie auftreten, wenn viele Menschen mehr oder weniger gleichzeitig einer Quelle pathogener Organismen ausgesetzt sind, abrupt auftreten. [2]
Vorkommen
BearbeitenVon Zeit zu Zeit können Fehler bei der Entnahme, Handhabung oder Verarbeitung von Laborproben Pseudo-Epidemien verursachen. Die CDC hat mehrere solcher Pseudo-Epidemien gemeldet. In einem Fall trat ein augenscheinlicher Ausbruch von Typhus auf, wenn bei sechs Patienten eine Kontamination der Probe zu Blutkulturen führte, die für Salmonella typhi positiv waren.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Wolfgang Kiehl: Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie. Fachwörter – Definitionen – Interpretationen. Hrsg.: Robert Koch-Institut, Berlin 2015, ISBN 978-3-89606-258-1, S. 106, Stichwort Epidemie
- ↑ Wolfgang Kiehl: Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie. Fachwörter – Definitionen – Interpretationen. Hrsg.: Robert Koch-Institut, Berlin 2015, ISBN 978-3-89606-258-1, S. 106, Stichwort Pseudoepidemie
- ↑ Norbert Suttorp et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln.] Georg Thieme Verlag, 2003., S. 8.