Der militärische Summer[Anm. 1] war ein besonderes für flüchtig verlegte Feldleitungen gut geeignetes Telegrafier- und Anrufmittel, das erstmals 1879 in Frankreich von Ferrodon und Gustave Trouvé verwendet wurde.
Der Summer wird mit Batteriestrom gespeist und erzeugt zerhackten Gleichstrom oder Wechselstrom, welcher in die Leitung geschickt wird und im Fernhörer der Empfangsstelle ein summendes Geräusch gibt. Der Summer wird entweder durch lange und kurze Zeichen zur morsemäßigen Übermittlung von Telegrammen verwendet oder nur als Anrufmittel für den Fernsprechverkehr.
Bauarten
BearbeitenBauarten des Summers:
- 1. Einfacher Unterbrechungssummer, Wagnerscher Hammer oder Membransummer, bestehend aus Elektromagnet, Anker mit Rückzugfeder und Unterbrechungskontakt
- 2. Differentialsummer (Mix & Genest 1903) und Ammonscher Doppelmagnetsummer (1904; siehe Armeefernsprecher) ersetzten die Rückzugsfeder des Wagnerschen Hammers durch einen zweiten Elektromagneten, der die Rückbewegung des Ankers bis zur Kontaktgabe des Unterbrechungskontakts bewirkt.
- 3. Polarisierter Summer und Pendelumformer, bei welchem ein Dauermagnet dem Anker eine bestimmte magnetische Polarität erteilt und zwei durch Doppelkontakte abwechselnd eingeschaltete Wicklungen auf den Polschuhen ihn zwischen diesem pendeln lassen.
- 4. Mikrofonsummer, bei welchem Mikrofon und Telefon nach dem Rückkopplungsprinzip zusammenwirken.
- 5. Mechanisch angetriebener Unterbrecher.
Am ältesten und gebräuchlichsten war der Unterbrechungssummer. Als „Vibrierapparat“ der deutschen Dienstvorschrift für Armee- und Korpstelegraphenabteilungen von 1888 war er auf Hartgummibrett mit einer Morsetaste zusammengebaut, während Batterie, Fernhörer, Leitung und Erde an Klemmschrauben angelegt wurden. In die Leitung gingen die Extraströme des Summers. Beim Patrouillenapparat von 1895 war der Summer in den Handapparat eingebaut, der zwei Tasten enthielt, die wahlweise Summer oder Mikrofon betätigten. Hier war auf die Magnetspule des Summers bereits eine Sekundärwicklung gewickelt, die an der Leitung lag. Dadurch war der innere Stromkreis des Summers unabhängig vom äußeren Stromkreis und die Spannung des ausgesandten Stromes war den Widerständen der Leitung angepasst (siehe Patrouillenapparat). Der mit diesen zwei Wicklungen versehene Elektromagnet des Summers wurde gleichzeitig als Sprechspule für das Mikrofon benutzt. Die vom Summer erzeugten Zeichen sind selbst über größte Leitungswiderstände und starke Ableitungen hinweg, die jede Verständigung mit Feldtelegrafenapparaten oder Fernsprecher unmöglich machen, noch gut aufnehmbar. Daher wurde der Summer besonders dann gern verwendet, wenn die Leitung zur Beschleunigung des Baues zunächst blank auf die Erde geworfen wurde: Morsemäßiger Summerverkehr bleib bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg das Hauptverkehrsmittel des Kavallerietelegrafen, sowohl auf dem dünnen Kavalleriestahldraht, wie auch beim Anschaltverkehr auf Dauerleitungen. Auf letzteren gingen sie Summer-Zeichen durch Induktion auch auf andere Leitungen desselben Gestänges und auf Nachbargestänge über. Dabei machten sich bald die vielen Störungen, welche der kräftige Summer für den postalischen Fernsprechverkehr auf allen Nachbarleitungen verursachte, unangenehm fühlbar und zwangen zur Beschränkung des Anschaltens von Summer auf reine Telegrafengestänge. Auch die Telegrafentruppe verwendete den Summer viel und ging sofort zum Morsen mit Summer über, wenn infolge Ableitung oder zu hohen Leitungswiderstandes der Feldtelegraphenapparat oder der Sprechbetrieb nicht mehr durchkam.
Bei der Weiterentwicklung des Armee- und Feldfernsprecher durch Ammon wurde zwar auch der Summer durch Einführung des Doppelmagnetsummers verbessert, doch sank er im praktischen Betrieb durch Verbesserung der Sprachwirkung immer mehr zum Anrufmittel herunter, während die morsemäßige Telegrammbeförderung druch Summer namentlich nach Abschaffung des Doppelbetriebs 1910 immer seltener wurde. Auch als Anrufmittel wurde 1903 der Summer durch den im Feldfernsprecher eingebauten Kurbelinduktor zurückgeträngt, der zwar viel größer und schwerer war, aber einen postmäßigen Betrieb ermöglichte.
Bei der unerwarteten Vervielfachung des Sprechbetriebes im Ersten Weltkrieg trat als schwerwiegender Nachteil des Summers die Unmöglichkeit, durch ihn Klappenschränke mit Fallklappen zum Ansprechen zu bringen, immer mehr hervor. Sie führte zu zahlreichen Versuchen mit Summerschauzeichen und Kugelzeichen (ähnlich einem Zeitball) ohne voll befriedigenden Erfolg. Schließlich hängte man auf Vermittlungen doch wieder für jede mit Summer anrufende Leitung einen besonderen Feldhörer auf, schränkte aber die Zahl dieser Leitungen dadurch ein, dass man überall, wo es möglich war, zum Induktoranruf überging.
Im „Feldfernsprechgerät 17“ war einheitlich ein anstöpselbarer Membransummer in Blechkapsel verwendet, der beim kleinen Feldfernsprecher dauernd eingesteckt blieb, während er beim großen Feldfernsprecher nur im Bedarfsfall angestöpselt und anderweitig mitgeführt werden musste. Dieser Summer 17 erreichte durch eine Stromteilungsschaltung (ein Zweig zum Betrieb des Unterbrechers; der andere zur Erzeugung von Induktionsströmen in der Sprechspule) sehr kräftigte Wirkung, erforderte aber eine häufige Erneuerung der Elemente.
England nutzte seit 1915 einen polarisierten Summer, der später auch von der Schweiz übernommen wurde.
Literatur
Bearbeiten- Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens; Band L–Z; 1. Auflage, 1929; S. 583—584, Aufsatz von Oberst a. D. Fulda
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Summer: englisch buzzer; französisch ronfleuer
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