Antifant - Antifanten ist ein nicht alltäglicher und seltener Begriff, der seit etwa 2010 zunehmend in politischen Auseinandersetzungen verwendet wird. Mit dieser Unterseite möchte ich eine enzyklopädische Annäherung an das Lemma wagen.

Allgemeine Verwendung

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Im Brockhaus ABC Chemie von 1965 sah ich den Begriff zum ersten Mal kurz und knapp gelistet: „Antifant Wz., -> Hylase“. Die Abkürzung Wz. steht für Warenzeichen.[1] Hylase ist ein Medikament von Pharma Dessau (heute Riemser Arzneimittel), und ist bis heute das einzige in Deutschland zugelassene Präparat, welches Hyaluronidase als Einzelsubstanz enthält.

Im Jahr 1967 kann man einer Tabelle, die alle damals gängigen Verhütungsmittel auflistet, folgendes entnehmen: „Antifant ® - Schaumtablette“ - gemeint ist eine Vaginal-Schaumtablette.[2] Laut Rote Liste enthielt das Präparat der Dr. Starke GmbH Hexachlor-dioxy-diphenylmethan 1% und met. Silber 0,5% in schaumbildender Grundmasse. Indikation: Antikonzipiens und Desodorans.

Die erste Verwendung mit politischen Bezug stammt aus dem Jahr 1983. Eine undogmatische linke Gruppe nahm an den Studentenparlamentswahlen der Universität Oldenburg unter dem Namen Antifanten teil und erlangte auf Anhieb 18 Sitze.[3]

Im Fotomagazin von 1988 wird in einem Vergleichstest von Episkopen der Antifant E10-521 der Düsseldorfer Firma Liesegang vorgestellt. Stolzer Preis: 1.900 DM.[4]

Spezielle Verwendung

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Die Herkunft der speziellen Verwendung im politischen Zusammenhängen lässt sich nicht so leicht zurückverfolgen. Der Begriff Antifant beziehungseise Antifanten wird seit den frühen 2000er Jahren vorwiegend im Sprachgebrauch des rechtsextremen Spektrums verwendet und gehört zu deren Sprachschatz.

So etwa im Zusammenhang der NPD. Der Verfassungsschutz erwähnte in seinem Bericht 2004 eine „Wortergreifungsstrategie“ der NPD[5], und führte als Beispiel die Sprengung einer Podiumsdiskussion in der Volkshochschule in Buxtehude (Niedersachsen) auf. Die Rechtsextremisten berichteten über die Sprengung unter dem Titel „Antifanten ohne Argumente“.[6][7]

Mit dem Begriff soll der politische Gegner - hier speziell alle, die sich antifaschistisch betätigen - lächerlich gemacht werden und ist im speziellen Sprachgebauch deutlich negativ konnotiert (wird im gleichen Sinne wie Zecke verwendet).

Eine deutliche Zunahme im Sprachgebrauch von Rechtsextremisten erfuhr der Begriff ab 2008. Das lag höchstwahrscheinlich auch an der Verbreitung eines Liedes mit dem Titel „10 kleine Antifanten“ der rechtsextremen Band Gigi (gemeint ist Daniel Giese) und die braunen Stadtmusikanten. Das Stück entstand 2008 und wurde auf der CD Gefahr in Verzug Anfang 2009 veröffentlicht. Um das Niveau zu verdeutlichen im Folgenden zwei Strophen als Kostprobe: „Zehn kleine Antifanten sahen mal wieder rot – Nur an einer Ampel nicht, schon war der erste tot.“ - „Acht Zecken aßen Gammelfleisch – Das nennt man heute Döner, einer ist daran verreckt, das wird ja immer schöner!“ Die CDs von Gigi und seiner Band wurden 2008 und 2010 indiziert.

Verwendung innerhalb Wikipedia

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Da Wikipedia ein Spiegelbild der Gesellschaft darstellt, wurde und wird der Begriff auch intern benutzt, jedoch recht spärlich und ausschließlich in der politischen Auseinandersetzung im Links-Rechts-Schema (Beispiel).

Der erste Edit mit einmaliger Verwendung des Begriffs erfolgte am 26. November 2004. In den folgenden Jahren 2005, 2006 und 2007 hingegen wurde der Begriff nirgendwo innerhalb von Wikipedia verwendet. Der zweite Edit erfolgte erst am 24. Juli 2008 (dieser Beitrag ist im Zusammenhang zu sehen). Erst danach wurde es immer wieder in politischen Auseinandersetzungen verwendet: 2009 5 Mal, 2010 12 Mal, 2011 8 Mal, 2012 11 Mal und aktuell 2013 15 Mal. Zwei Versuche am 10. und am 12. Februar 2009 das Lemma Antifant zu erstellen scheiterten.

Verwendung außerhalb Wikipedias mit Bezug auf WP

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Was in Wikipedia zu Recht nicht gelang wurde am 25. Februar 2011 in Pluspedia eingeführt: das Lemma Antifant. Am 3. Januar 2013 kam die Seite Antifant des Monats hinzu. Die Seite Linkslastigkeit in der Wikipedia zeigt nochmal deutlich auf welchem gewohnten Niveau („lausige Antifantenpack“) sich das abspielt.

„An ihrer Sprache sollt Ihr sie erkennen“ ist der Titel eines vielzitierten Aufsatzes aus dem Jahr 1938 von Hans Jacob zum Sprachgebrauch der Nationalsozialisten.[8] Tatsächlich ist der Sprachgebrauch und die Verwendung bestimmter Begriffe ein wichtiger Bestandteil der Identität sozialer Bewegungen. Der eigene Slang, die Verwendung eigener Begriffe (und Chiffren) schaffen und vermitteln ein Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe oder Ideologie. Der Begriff Antifant erfüllt exakt diese Funktion. Er ist aber auch ein Kampfbegriff, der offensiv in der Auseinandersetzung mit Andersdenkenden verwendet wird. Die aktive Bewerbung des Begriffs im Web 2.0 (dazu zählt auch das Anlegen von Lemmas in anderen Web-Seiten) dient einerseits dem allgemeinen (kulturellen) „Kampf um Deutungshoheit“, zweitens auch der Penetrierung und der Akzeptanz außerhalb der eigenen Gruppe und drittens auch der Claim-Absteckung (Revier markieren).

Einzelbelege

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  1. Christa-Maria Eulitz, Sigrid Scheuermann, Hans-Joachim Thier, Brockhaus ABC Chemie, Band 1, Verlag F. A. Brockhaus 1965, S.95.
  2. Gerd Karl Döring, Empfängnisverhütung: Ein Leitfaden für Ärzte und Studenten, Verlag Thieme 1967, S. 63
  3. Deutsche Universitäts-Zeitung (DUZ), Ausgabe 23, 1983, S. 23
  4. Foto Magazin 3/88, S. 64
  5. Verfassungsschutzbericht 2004, S. 68
  6. Flugblatttext noch in einem rechtsextremen Blog nachzulesen: http://forum.animemanga.de/threads/nazis-auf-der-stra%C3%9Fe.13073/page-2#post-1358781
  7. Bericht der Gegenseite hierzu
  8. Hans Jacob, An ihrer Sprache sollt Ihr sie erkennen: Die Gleichschaltung der deutschen Sprache, In: Das Wort 1 (1938), S.81-86.