Die Churfürstlich Sächsischen Cassen-Billets waren ab 1772 im Kurfürstentum Sachsen ausgegebene Papiergeldscheine. Mit dem „Churfürstlich-Sächsischen „Cassen-Billets“ gab Sachsen als erste deutscher Staat Papiergeld heraus.
Vorgeschichte
BearbeitenNach Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 lag Sachsens Wirtschaft am Boden. Die Staatsverschuldung riesig, Städte geplündert, das Volk ausgeblutet. Hungersnöte verteuerten Lebensmittel, verschärften die Geldknappheit. Auch die konsequente Schuldentilgung schränkte den finanziellen Spielraum Sachsens nach 1763 jedoch stark ein. Als dann 1771/72 einer Hungersnot in Sachsen rund 100.000 Menschen zum Opferfielen und es zu einer regelrechten Finanz- und Wirtschaftskrise kam, empfahl das sächsische Obersteuerkollegium dem bestehenden Kapitalmangel mit der Ausgabe von Staatspapiergeld entgegenzuwirken.
Seit 1762 wurden in Österreich die Wiener-Stadt-Banco-Zettel und bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden pfälzisch-jülich-bergischen Geldscheine von der Privatbank Banco di gyro d’affrancatione ausgegeben. Viele dieser Papiergeldemissionen scheiterten allerdings oft schon nach kurzer Zeit und die Scheine wurden wertlos.
Ausgabe von 1772
BearbeitenUm die Krise zu überwinden und die Wirtschaft anzukurbeln, gab Sachsen unter Kurfürst Friedrich August I. am 1. Oktober 1772 die "kurfürstlich sächsischen Kassenbillets" heraus – trotz Scheiterns früherer Papiergeld-Versuche in anderen Ländern wie Schweden oder Frankreich, die zu Staatsbankrotten geführt hatten!
Die Scheine im Nennwert von einem bis hundert Talern (Stückelung zu 1, 2, 5, 10, 50 und 100 Talern) wurden in der Dresdner Hofdruckerei gefertigt, entsprachen insgesamt 1,5 Millionen Talern. Alle 783.750 Scheine wurden von der sogenannten Cassen-Billets-Commision, die aus Hofbeamten bestand, unterschrieben.
Die sächsischen Cassenbillets gehören zu den besonders frühen Papiergeldemissionen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Sie wurden ab 1772 mit Nennwerten von einem, zwei, fünf, zehn, 50 und 100 Reichstalern ausgegeben.
Ausschlaggebend dafür war die strikte Beachtung der schon bei der Erstemission 1772 festgelegten Begrenzung der Papiergeldmenge auf maximal 1,5 Millionen Taler. Der sächsische Staat widerstanderfolgreich der Versuchung, die Geldmenge durch die Druckerpresse beliebigauszuweiten. Neue Geldscheine wurden nur gedruckt, um schadhafte undverschlissene alte zu ersetzen. Hinzu kamen Maßnahmen, die das Umwechselndes Papiergelds in Münzen unattraktiv machten. Wer die Cassenbillets beiden Auswechselungskassen in Münzgeld zurücktauschte, musste einen Abschlag hinnehmen, der bis zu neun Pfennig pro Taler betragen konnte. Selbst die Wirren der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege konnten die Wertstabilität des sächsischen Papiergelds nicht dauerhafterschüttern. Zwar machte die Finanzierung der Kriegslasten ab 1807 auch inSachsen eine Ausweitung der Papiergeldmenge erforderlich. Nach mehreren Erhöhungsschritten binnen weniger Jahre waren 1812 Cassenbillets im Gesamtnennwert von 5 Millionen Talern in Umlauf – mehr als dreimalso viel, wie ursprünglich vorgesehen.Dennoch blieben dieAuswirkungen auf ihren Wertmoderat. 1813 sank der Kurs derCassenbillets auf dem Geldmarktunter die Parität zum Silbermünzgeld,allerdings wurden sieniemals tiefer als zu 79 Prozentihres Nennwerts gehandelt.Schon zwei Jahre später, 1815,war die Parität zum Münzgeldwieder hergestellt und 1816wurde die umlaufende Papiergeldmengein Sachsen wiederauf 2,5 Millionen Taler halbiert. Da der sächsische Staat auch inden folgenden Jahrzehnten eine maßvolle und streng kontrollierteEmissionspolitik betrieb, blieben die Cassenbillets im weiteren Verlauf des 19.Jahrhunderts ein aufgrund seiner Stabilität geschätztes Zahlungsmittel. Nachder Gründung des Deutschen Reiches und der Einführung der Mark-Währungwurden die letzten Cassenbillets dann zum 30. Juni 1876 gegen Banknotenin Reichswährung eingelöst.Mit der Einführung der Cassenbillets reagierte Sachsen auf zwei kurz nacheinander folgende schwere Krisen. Zum einen hatte der Siebenjährige Krieg(1756–1763) die Finanzen des sächsischen Staates nachhaltig zerrüttet. DasLand war zu Beginn des Krieges vonPreußen besetzt und in den Kriegsjahrensystematisch ausgeplündertworden. Hinzu kamen die Zerstörungendurch Kampfhandlungen. ZurBewältigung der Kriegslasten setzteman in Dresden nach Kriegsende aufeine Mischung aus strenger Ausgabendisziplin,Verwaltungsreformen und Wirtschaftsförderung – eine Politik, dieals sogenanntes sächsisches Rétablissement in die Geschichte eingegangenist. Zum anderen wurde Sachsen 1771/1772 – wie weite Teile Nord- undMitteleuropas – von einer schweren Hungersnot heimgesucht. Zwei Missernten führten zu einem spürbaren Bevölkerungsverlust und einer ökonomischen Krise. Die maßvolle und gut kontrollierte Papiergeldemission des Jahres 1772sollte mithelfen, den Wirtschaftskreislauf wieder in Gang zu bringen und dieFolgen der Hungerkrise zu überwinden. Sie lag damit ganz auf der Linie der Politik des Rétablissements, die eine langfristige Sanierung der Staatsfinanzen und einen geordneten wirtschaftlichen Wiederaufbau Sachsens anstrebte.
Für die Geschichte des Papiergelds sind die sächsischen Cassenbillets nicht nur aufgrund ihres Erfolgs als wertbeständiges Zahlungsmittel von Interesse, sondern auch mit Blick auf ihre Gestaltung. Anders als beispielsweise die Wiener-Stadt-Banco-Zettel, die im Hochformat gehalten waren, wurden die sächsischen Geldscheine im Querformat hergestellt. Damit besaßen die Cassenbillets jenes Format, das bis in die Gegenwart beim Geldscheindruck dominiert. Das Verhältnis von Länge zu Breite betrug beim hier gezeigten Schein imWert von einem Reichstaler genau zwei zu eins und lag damit nahe bei Größenverhältnissenwie sie auch heute bei Euro-Geldscheinen gebräuchlich sind (z.B. 5-Euro-Schein: 1,93:1, 500-Euro-Schein: 1,95:1). Zukunftsweisend warauch das klare und übersichtliche Design der einseitig bedruckten Scheine. Für den Druck wurde ein in der Papiermühle in Penig durch den Papierfabrikanten Christian August Käferstein hergestelltes Spezialpapierverwendet. Das Hauptwasserzeichen in der Mitte des Geldscheins zeigt die Großbuchstaben CSCBILL (Abkürzung für: Churfürstlich SächsischesCassen- BILLet). Als Sicherheitsmerkmaldiente die handschriftlich vorgenommene zweifache Nummerierung der Cassenbillets. Die Geldscheinnummern wurden zur Kontrollein Listen festgehalten. Wurde ein Schein – beispielsweise wegen Verschleißes –aus dem Verkehr gezogen, blieb seine Kontrollnummer bestehen und wurdeauf das neu gedruckte Exemplar übertragen. Außerdem trugen die Cassenbillets zwei Unterschriften, je eine von einem der Mitglieder der 1772 eingesetzten „Cassen-Billet-Commission“ und eine vom Buchhalter dieser Kommission.
Im Jahre 1790 sind als Mitglieder der Cassen-Billets-Commission Carl August von Schönberg, Friedrich Wilhelm von Ferber, Johann Hilmar Adolph von Schönfeld, Carl Wilhelm Benno von Heynitz und Johann Friedrich Gürtler sowie als Buchhalter Johann Gottfried Jacobi verzeichnet. [1]
Neuausgaben ab 1806
BearbeitenJe länger sich das Papiergeld in regem Umlauf befand, desto größer fielen die Gebrauchsspuren aus, und umso schwerer ließen sich echte von falschen Scheinen unterscheiden. Als die Hauptauswechslungskasse kaum noch hinterherkam, die beschädigten Stücke durch neue zu ersetzen, und als auch die Anzahl der Fälschungen immer weiter zunahm, wurde für 1804 die Einführung einer neuen, grafisch aufwendiger gestalteten Serie beschlossen.
Das bisherige Notenkontingent von 1,5 Millionen Reichstalern wurde auch bei den neuen Kassenbillets anfänglich beibehalten. Da aber zugunsten der für den Umlauf bedeutenderen niedrigen Wertstufen auf Nominale oberhalb von 5 Reichstalern verzichtet wurde, standen trotzdem 40 Prozent mehr Geldscheine für den Publikumsverkehr zur Verfügung. Dass sich die Kassenbillets mittlerweile im Zahlungsverkehr etabliert hatten, zeigt die Herabsetzung des Zwangsaufgeldes und der Einwechselgebühr auf einen Pfennig pro Reichstaler. Zusätzlich zur Hauptauswechslungskasse in Dresden war es jetzt auch in Leipzig möglich, die Billets in Münzgeld einzuwechseln. Die Geldscheine waren nunmehr sogar so begehrt, dass selbst an den öffentlichen Kassen ein Mangel entstand und die Billets gegen entsprechende Kosten bei anderen Bankanstalten aufgekauft werden mussten.
Mit der Aufwertung Sachsens zum Königreich von Napoleons Gnaden kehrten 1806 auch im sächsischen Papiergeldwesen unruhige Zeiten ein. Der größer gewordene, nunmehr königliche Hof und die neuen militärischen Verpflichtungen ließen den Finanzbedarf des Staates deutlich steigen.
Entgegen der bisherigen soliden Papiergeldpolitik wurde daher bis 1812 die Menge der Kassenbillets sukzessive auf 5 Millionen Reichstaler aufgestockt. Nur am Rande kann hier erwähnt werden, dass nach der Übertragung des Herzogtums Warschau an den sächsischen König 1807 auch dort drei Jahre später nach sächsischem Vorbild Papiergeld eingeführt wurde.
Die inflationäre Geldpolitik und die zunehmende Kriegsgefahr ließen das Vertrauen der Bevölkerung in das Papiergeld immer weiter schwinden. Als sich dann 1813 der Krieg den eigenen Grenzen näherte, setzte ein Ansturm auf die Auswechslungskassen ein, die daraufhin geschlossen werden mussten. Entsprechend fiel der Kurs der Kassenbillets gegenüber dem Münzgeld auf 79 Prozent des Nennwerts, erholte sich bis 1815 aber wieder vollständig.
Die Commission für die Cassen-Billets setzte sich 1806 folgendermaßen zusammen: Carl August von Schönberg, Detlev von Einsiedel, Carl Friedrich Ludwig von Watzdorf, August Wilhelm Gotthelf von Leipziger und George Carl Richter.[2]
Entwicklung ab 1815
BearbeitenEine Besonderheit innerhalb der sächsischen Geldgeschichte, die die enge Verbindung zwischen Staatspapiergeld und Staatsschulden aufzeigt, stellen die Interimskassenscheine des Jahres 1815 dar. Auf dem Wiener Kongress, der nach dem militärischen Sieg über Napoleon eine neue Nachkriegsordnung in Europa herstellen sollte, wurde Sachsen als Verlierer behandelt und musste als Kriegsentschädigung zwei Drittel seines Territoriums und knapp die Hälfte seiner Bevölkerung an Preußen abtreten. Preußen wiederum war verpflichtet, anteilig für die ihm zugesprochenen sächsischen Gebiete die darauf liegenden Staatsschulden zu übernehmen. Dies bezog sich auch auf die Kassenbillets, die ja einen Teil der Staatsschuld bildeten. Hinsichtlich des sächsischen Papiergeldes kam Preußen seiner Verpflichtung insofern nach, als es sämtliche 1-Reichstaler-Scheine in Höhe von 1,75 Millionen Reichstalern übernahm und zu eigenem Staatspapiergeld erklärte. In Sachsen verblieben somit nur noch Geldscheine im Umfang von 3,25 Millionen Reichstalern. Nach zweijähriger Schließzeit öffnete dann am 18. Dezember 1815 die Dresdner Hauptauswechslungskasse wieder ihre Türen. Als Ausgleich für die im Umlauf fehlenden 1-Reichstaler-Scheine wurden 400.000 „Interims-Cassen-Scheine“ gedruckt. Um den Papiergeldkurs weiter zu stabilisieren wurde noch 1816 die Gesamtsumme an Kassenbillets auf 2,5 Millionen Reichstaler reduziert. Angesichts der schwierigen Nachkriegsverhältnisse war diese Halbierung der Kassenbillet- Schulden „eine wirtschafts- und währungspolitische Glanzleistung“.12 Endgültig wurde die entstandene Unordnung im Papiergeldwesen durch das Edikt vom 1. Oktober 1818 beseitigt. Die alten Scheine wurden eingezogen und im selben Gesamtbetrag von 2,5 Millionen Reichstalern durch eine neue, einheitliche Serie ersetzt. Allerdings wurde nun zugunsten höherer Auflagen bei den 1- und 2-Reichstaler-Noten auch
Literatur
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Cassen-Billets-Commision von 1790
- Sachsen gab vor 250 Jahren das erste Papiergeld heraus unter www.tag24.de mit Abbildung des Cassen-Billets Nr. 1 von 1772
Johann Christoph Clauder (* 23. Oktober 1701 in Naumburg (Saale) † 6. Juli 1779 in Dresden) Schriftsteller, Librettist, Dozent
https://d-nb.info/gnd/129655910
Oswald Pohl (*01.01.1887 in Breslau; †14.12.1959 in Hameln) war ein deutscher Maler, Grafiker, Illustrator, Bühnenbildner und Kunstgewerbelehrer
Jean - Pierre Latz ( Latz, Johann Peter ca. 1691-4.8.1754 ) , aus dem kurfürstlichen Köln stammend , kam 1719 nach abgeschlossener Tischler- lehre nach Paris , wo er 1736 eingebürgert wurde . Spätestens seit 1741 führte er den Titel eines Ebéniste priviligié du Roy
Anthony Shirley (auch Sherley) (*1565; †1635) war ein englischer Reisender, Diplomat, Schriftsteller und Adliger.
Familie
BearbeitenAnthony Shirley war der zweite Sohn von Sir Thomas Shirley († 1612) aus Wiston (West Sussex) und Anne Kempe, der Tochter von Sir Thomas Kempe († 7. März 1591) aus Olantigh in Wye (Kent). Er hatte einen älteren Bruder, Sir Thomas Shirley, und einen jüngeren Bruder, Sir Robert Shirley (1564-1634), sowie sechs Schwestern, die das Säuglingsalter überlebten.
Leben
BearbeitenShirley wurde an der Universität Oxford ausgebildet und sammelte militärische Erfahrungen bei den englischen Truppen in den Niederlanden und während einer Expedition nach Nordfrankreich im Jahr 1591, wo er sich in der Schlacht von Château-Laudran auszeichnete. Später im Jahr kämpfte er unter Robert Devereux, 2. Earl of Essex, der mit seiner Frau Frances Vernon verwandt war; um diese Zeit wurde er von Heinrich von Navarra (Heinrich IV. von Frankreich) zum Ritter geschlagen und kämpfte an der Seite englischer und schweizerischer Truppen zur Unterstützung Heinrichs, der damals protestantisch war (er kämpfte gegen die katholische Liga), bei der Belagerung von Rouen. Aufgrund seiner kämpferischen Leistungen wurden Shirley und sein Mitstreiter Sir Nicolas Clifford (ebenfalls mit dem Earl of Essex verwandt) mit französischen Ehrenzeichen ausgezeichnet, was beiden Männern den Unmut ihres eigenen Herrschers einbrachte und eine kurze Haftstrafe zur Folge hatte.
Im Jahr 1596 unternahm Shirley eine Raubexpedition entlang der Westküste Afrikas und dann hinüber nach Mittelamerika, einschließlich eines Überfalls auf Spanisch-Jamaika ein Jahr später.[3] Laut Anthony Standen war er am 21. Mai 1596 mit fünf Schiffen von Plymouth aus gesegelt, mit finanzieller Unterstützung des Earl of Essex, hatte aber gehofft, eine größere Flotte befehligen zu können. [4] Wegen einer Meuterei kehrte er 1597 mit einem einzigen Schiff nach London zurück.
1598 führte er einige englische Freiwillige nach Italien, um an einem Streit um den Besitz von Ferrara teilzunehmen; dieser war jedoch beigelegt, als er Venedig erreichte, und er beschloss, nach Persien zu reisen mit dem doppelten Ziel, den Handel zwischen England und Persien zu fördern und die Perser gegen das Osmanische Reich aufzuwiegeln. Er erhielt Geld in Konstantinopel und in Aleppo und wurde vom Schah, Abbas I., sehr gut aufgenommen, der ihn zum Mirza oder Fürsten machte und allen christlichen Kaufleuten bestimmte Handels- und andere Rechte gewährte.
Dann kehrte er als Vertreter des Schahs nach Europa zurück und besuchte Moskau, Prag, Rom und andere Städte, aber die englische Regierung erlaubte ihm nicht, in sein Land zurückzukehren. Zwei Mitglieder seiner Expedition kehrten nach London zurück, wo sie das anonyme Pamphlet The True Report of Sir Anthony Shirley's Journey veröffentlichten, das, zusätzlich angeregt durch die Begegnung des Schauspielers Will Kempe mit Sir Anthony in Rom, zwei Anspielungen auf „the Sophy“ - den Shah - in Shakespeares Twelfth Night (1601-02) hervorrief. [5]
Eine Zeit lang war er in Venedig im Gefängnis, und 1605 ging er nach Prag und wurde von Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches auf eine Mission nach Marokko geschickt; danach ging er nach Lissabon und nach Madrid, wo er sehr herzlich empfangen wurde. Der spanische König ernannte ihn zum Admiral einer Flotte, die in der Levante dienen sollte, doch das einzige Ergebnis seiner umfangreichen Vorbereitungen war eine erfolglose Expedition gegen die Insel Mitylene. Danach wurde er seines Kommandos enthoben. Shirley, der ein Graf des Heiligen Römischen Reiches war, starb einige Zeit nach 1635 in Madrid.
Shirley schrieb einen Bericht über seine Abenteuer, Sir Anthony Sherley: his Relation of his Travels into Persia (1613), dessen Originalmanuskript sich in der Bodleian Library in Oxford befindet. Es gibt fünf oder mehr Berichte über Shirleys Abenteuer in Persien, und der Bericht über seine Expedition im Jahr 1596 ist in Richard Hakluyt's Voyages and Discoveries (1809-1812) veröffentlicht. Siehe auch The Three Brothers; Travels and Adventures of Sir Anthony, Sir Robert and Sir Thomas Sherley in Persia, Russia, Turkey and Spain (London, 1825); EP Shirley, The Sherley Brothers (1848), und vom selben Autor Stemmata Shirleiana (1841, erneut 1873).
Literatur
Bearbeiten- Evelyn Philip Shirley, Roxburghe Club: The Sherley Brothers; An Historical Memoir of the Lives of Sir Thomas Sherley, Sir Anthony Sherley, and Sir Robert Sherley, Knights 1848
- Janet Pennington: Sherley, Sir Thomas (c.1542–1612). 2004.
- Edward Denison Ross: Sir Anthony Sherley and His Persian Adventure 2005
- Dan O'Sullivan: An Elizabethan Adventurer: The Remarkable Life of Sir Anthony Sherley. Pen and Sword History, 2021, ISBN 978-1-399-00745-0.
Weblinks
Bearbeiten
Stiftsbibliothek Zeitz (mit mehr als 40.000 historischen Werken, z. B. der Zeitzer Ostertafel aus dem Jahre 447)
https://www.senger-kaptain-architekten.de/einbau-stiftsbibliothek-schloss-moritzburg-zeitz/
Das Bibliotheksgut vereinigt den Bestand von ca. 700 Handschriften des Mittelalters und der Neuzeit, über 400 Inkunabeldrucke und ungefähr 35.000 Drucke des 16.bis 20. Jahrhunderts. Seit Mai 2005 haben die Buchbestände dank der großzügigen Unterstützung von Förderern ihre repräsentative Heimstatt im zweiten Obergeschoss des Torhauses von Schloss Moritzburg Zeitz gefunden und kehrten somit nach wechselvollem Verlauf an einen der Ausgangspunkte ihrer Entstehung zurück.
https://www.stiftsbibliothek-zeitz.de/ Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bestände der Zeitzer Stiftsbibliothek gehören zu den ältesten und bedeutendsten Büchersammlungen in Mitteldeutschland. Einzigartig ist die Geschlossenheit der historisch gewachsenen Bestände, die hier in besonderen Räumen bewundert werden können. Insgesamt umfasst die Stiftsbibliothek 40.000 Bände. Sie setzt sich aus mehreren Einzelbibliotheken zusammen, zu denen die Büchersammlung der Naumburger Bischöfe, die Zeitzer Domherrenbibliothek, die Zeitzer Ratsschul- bzw. Gymnasialbibliothek und die humanistische Gelehrtenbibliothek des letzten Naumburger Bischofs Julius Pflug (1499–1564) gehören. Die Bestände Pflugs sind auch auf dem Reformationsportal Mitteldeutschland einsehbar.
Über 600 mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln zählen zum Bestand. Zu den herausragenden Stücken gehören die Zeitzer Ostertafel aus dem Jahr 447, die Zeitzer Beichte aus dem 9. Jahrhundert sowie die Zeitzer Weltkarte aus dem 15. Jahrhundert. Das bleibende Vermächtnis von Julius Pflug ist seine einzigartige Bibliothek. Sie gehört europaweit zu den wenigen, nahezu vollständig erhaltenen Privatbibliotheken des Reformationszeitalters. Zu der Bibliothek Pflugs gehören u. a. eine der größten zeitgenössisch zusammengetragenen Sammlungen an Drucken der Werke Martin Luthers sowie Werke der herausragenden Theologen dieser Zeit.
Die gewaltige, ursprünglich rund 1.000 Bände bzw. fast 2.000 Drucke umfassende Büchersammlung, die Julius Pflug neben seinem umfangreichen schriftlichen Nachlass als Teil seiner beweglichen Habe 1564 in Zeitz hinterließ, geht auf ihn selbst zurück. Sie ist das Ergebnis gezielter Sammeltätigkeit, die sich über nahezu fünf Jahrzehnte erstreckte.
Die Bibliothek, von der sich bis heute knapp 900 Bände mit circa 1.700 Drucken in Zeitz erhalten haben, ist eine für die Zeit hochmoderne, alle Wissensbereiche abdeckende Sammlung. Zusammengetragen von einer der zentralen Persönlichkeiten des Reformationszeitalters, widerspiegelt ihr Profil auf nahezu einzigartige Art und Weise einmal mehr die über den mitteldeutschen Raum an epochalen Umbrüchen, Verwerfungen und Kontroversen reiche politische und kirchenpolitische Entwicklung in den beiden ersten Dritteln des 16. Jahrhunderts.
Die Zahl der Inkunabeldrucke (Drucke vor 1500) und mittelalterlichen Handschriften, die sich nachweislich in Pflugs Besitz befanden, ist gering. Doch gehören hierzu einige sehr seltene Stücke. Ein Beispiel dafür ist eine kleine Papierhandschrift mit zwei naturwissenschaftlichen Abhandlungen über die Meteorologie und die Mineralogie des herausragenden deutschen Theologen und Philosophen Albertus Magnus. Angelegt hat sie 1485 in Zabern/Saverne (Elsass) der Arzt Michael Foresius. Den Höhepunkt bildet aber ein kurz nach 820 in Mainz entstandenes Evangeliar, das einen der Forschung bislang unbekannten althochdeutsch-lateinischen Text enthält, die ebenfalls noch in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts hier niedergeschriebene Zeitzer Beichte.
https://zeitzonline.de/sehenswertes/die-zeitzer-beichte/
Das Theater auf der Cortina (auch Comödi.Hauß, Comedi.Hauß oder Theater auf der Kurtine) war ein Opernhaus in Wien. Er wurde im Jahre 1668 eröfnet und 1683 bereits wieder abgerissen.
Vorgeschichte und Vorbauten
BearbeitenDurch die Kaiserin Eleonora Gonzaga wurde die italienische Opernkultur aus ihrer Heimat Mantua mit an den Wiener Hof ihres Mannes Ferdinand II. gebracht, mit dem sie 1622 vermählt wurde. Mantua war unter ihrem Vater Vincenzo I. Gonzaga zu einem Zentrum der Kunst in Italien geworden. An seinem Hof lebte und arbeitete Claudio Monteverdi, der mit der Oper L’Orfeo im Jahre 1607 eine der ersten Opern der Musikgeschichte schrieb.
Anlässlich der Krönung Eleonores zur ungarischen Königin 1622 war bereits die erste große Ballettaufführung in Wien über die Bühne gegangen, bei der die Tänzerinnen unter der Choreografie der Kaiserin die Buchstaben des Namens ihres Gatten Ferdinand II. nachformten.
Eleonora förderte Musik und Theater am Hof. Die erste Überlieferung einer italienischen Oper am Wiener Hof datiert von 1625 anlässlich des Geburtstages von Ferdinand II.
Eines der ersten festen Theater nördlich der Alpen entstand in Innsbruck. Es wurde 1629/1630 im ehemaligen Ballhaus (Dogana) von Christoph Gumpp errichtet. [6][7] Der Innsbrucker Hof, dessen Kultur stark an Italien orientiert war, übte bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger 1665 einen beträchtlichen Einfluss auf Wien aus.[8] Gumpp vollendete 1655 in Innsbruck an der Stelle des heutigen Landestheaters das Neue Komödienhaus, die älteste ständige Bühne des deutschen Sprachgebietes.[9]
Des Weiteren entstand 1629-1631 im Wiener Hofburgbereich durch Hofbaumeister Giovanni Battista Carlone zwischen den damaligen oberen und unterem Burggarten (heute Bereich der Redoutensäle) der Neue Saal (auch Spanischer Saal genannt) in welchem am 9. März 1631 das Pastorale La caccia felice und ab Januar 1633 erstmals Opernaufführungen (u. a. die Opern Gli inganni di Polinesso und Il Sidonio des ersten namentlich bekannten Opernkomponisten Wiens Lodovico Bartolaia (1603-1641)) stattfanden. Der Saal wurde 1658 und 1700 erneuert und 1744 anlässlich der Erbauung des Redoutensäle abgebrochen.
Im Jahre 1651/1652 errichtete Giovanni Burnacini das älteste freistehende Theatergebäude Wiens. Das zu hoff erpaute Theatrum war ein hölzerner Theaterbau, der im Januar 1652 mit der Oper La Gara (Musik: Antonio Bertali, Libretto: Alberto Vimina), anlässlich der Geburt der Infantin Margarete von Spanien, eröffnet wurde.[10]
Auch wurde 1659 auf dem Tummelplatz (Reitplatz mit dem heutigen Josephsplatz identisch) ein hölzerner Theaterbau errichtet, der zuvor 1653 in Regensburg für die Krönungsfeierlichkeiten Ferdinands IV. von Giovanni Burnacini aufgebaut worden war, danach sofort abgebaut, per Schiff nach Wien verbracht und im kaiserlichen Arsenal bis zum Wiederaufbau eingelagert wurde. Er hatte nur bis 1690 Bestand.[11][12]
Gebäude
BearbeitenDas Theater auf der Cortina wurde auf der Kurtine der Wiener Burgbastei (heute daher auch „Theater auf der Cortina“) in unmittelbarer Nähe zur Hofburg in ihrer damaligen Form (heute ungefähr auf dem Gelände des sogenannten Bibliothekshofes hinter dem Prunksaaltrakt der Hofburg) als hölzerner Theaterbau errichtet. Es hatte ca. 1000 Plätze und Außenmaße von 65 m x 27 m. Außen erinnerte sein Anblick eher an eine Scheune, im Inneren war es mit Pappmaché, Leinwand, Gips, Farbe und Stoffen prunkvoll ausgestattet. Die drei Logenränge waren jedoch nicht im Oval oder Halbrund angeordnet, sondern dem eckigen Grundriss entsprechend parallel bzw. rechtwinkelig zum Bühnenportal.
Geschichte
BearbeitenAm 20. Februar 1666 erging ein Dekret von Kaiser Leopold I. in Hinblick auf die Hochzeitsfeierlichkeiten mit der spanischen Infantin Margarita Teresa an Lodovico Ottavio Burnacini zur Errichtung des Theaters. Es wurde allerdings erst mit Verspätung im August 1667 fertiggestellt und wurde aus Anlass des Geburtstags der Kaiserin am 12. und 14.7.1668 mit der Oper Il pomo d’oro von Antonio Cesti eröffnet.
Nach der Eröffnung wurde das Theater jedoch nur mehr selten für Stücke genutzt (gesichert ist die Aufführung nur für drei weitere Opern):
- Il ratto della Sabine (Komponist: Antonio Draghi; Libretto: Nicolò Minato) 9. und 10. Juni 1674
- Il fuoco eterno delle Vestali (Komponist: Antonio Draghi; Libretto: Nicolò Minato) 1674
- Monarchia latina trionfante (Komponist: Antonio Draghi/Johann Heinrich Schmelzer; Libretto: Nicolò Minato) 8. Okt. 1678
Zu Beginn der Zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 wurde das Opernhaus wegen seiner Lage direkt an den Festungsmauern und der einfachen Entflammbarkeit seiner Baumaterialien abgetragen.
Johann Peter von Vaelckeren schrieb dazu im Jahre 1684 über den 16. Juli 1683:
„Also hatte der Feind auch diesen und vorherigen Tag viele Feuer:Kugeln und Bomben hereingeworffen/ so aber geringen Schaden gethan haben/ obschon deren etliche in das negst am Wall neben dem Kayserl. Pallast gestandene/ also genante Comödi.Hauß gefallen seynd: welches Comödi.Hauß weilen es groß und mit Oel überall angestrichen war/ stunde man billich in Forchten/ das Feuer wurde dort ehender und mehreren Schaden thun mit Gefahr anderer in der nähe stehender Kirchen/Clöster und stattlicher Gebäuen; Aber/GOtt Lob/ Nein/ dann es seynd die wenigste von denen hereingeflogenen Bomben/ zersprungen/ sondern fast alle von sich selbst erloschen. Das Comödi.Hauß aber hat man alsobald mit der größten Gefahr der Arbeiter abtragen und darnach die Stützen unter sich weghacken und also über einen Hauffen fallen lassen/ das Holz aber bald wieder zu denen Abschnitten nützlich verbrauchet.“
A room in the former summer castle (built 1615-20). After the fire of 1683 (resulting from the Turkish siege) L.O. Burnacini rebuilt the castle (1687-91). Theater in der Favorita. Operas were presented in the Comoedien oder opern Saall (probably the oldest room in Vienna where opera was performed) or in the garden (i.e., at the lake—where Johann Joseph Fux's Angelica, vintrice d'Alcina was presented in 1716— or at the grotta).
In: Harer, Ingeborg (1995) "Musical Venues in Vienna, Seventeenth Century to the Present,"Performance Practice Review: Vol. 8: No. 1, Article 8.
Im Jahre 2016 würdigte das Theatermuseum Wien in der Ausstellung Spettacolo Barocco u.a. das Theater auf der Cortina.[14]
Literatur
Bearbeiten- Herbert Seifert: Der Sig-prangende Hochzeits-Gott 1988: Hochzeitsfeste am Wiener Hof der Habsburger und ihre Allegorik, 1622-1699 Musikwissenschaftlicher Verlag, Wien, 1988.
- Herbert Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof im 17. Jahrhundert. H. Schneider, Tutzing, 1985.
- Herbert Seifert: Die "Comoedie" Der "Hof=Musici" 1625: Die erste Oper In Wien? in Studien zur Musikwissenschaft 42. Bd. (1993), S. 77ff.
- Curtis Price: The Early Baroque Era: From the late 16th century to the 1660s. The Macmillian Press Limited, London, 1993, S. 153.
Weblinks
Bearbeiten- Elisabeth Th. Hilscher: Komödienhaus (Theater auf der Cortina) in: Oesterreichisches Musiklexikon online
- Geschichte der Opernaufführungen am Wiener Hof auf habsburger.net
- Biografie der Theaterarchitekten Giovanni Burnacini auf geschichtewiki.wien.gv.at
- Das Cortina-Opernhaus in der Theater-Database unter theatre-architecture.eu
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Collection der das Markgrafthum Oberlasitz betreffenden Gesetzte und Anordnungen. Tomus V. Monse, Buddysin (Bautzen) 1824, S.656f.
- ↑ Heinrich Gustav Flörke: D. Johann Georg Krünitz's ökonomisch-technologische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt- und Haus- und Landwirtschaft 107. Teil, Pauli, Berlin 1807, S. 74ff.
- ↑ C.V. Black, A History of Jamaica (London: Collins, 1975), S. 43.
- ↑ Thomas Birch, Memoirs of the Reign of Queen Elizabeth, Bd. 2 (London, 1754), S. 10.
- ↑ Molly Maureen Mahood, „Einführung“ Zwölfte Nacht (Penguin Classics), S. 21.
- ↑ https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_D/Dogana.xml
- ↑ http://ausstellungen.musikland-tirol.at/content/ausstellung/medici/das-theater-leopolds.html
- ↑ Jutta Höpfel: Innsbruck, Residenz der alten Musik. Tyrolia, Innsbruck 1989, S. 76.
- ↑ https://www.deutsche-biographie.de/sfz24655.html
- ↑ Jahrbuch der Gesellschaft für Wiener Theaterforschung Notring der wissenschaftlichen Verbände Österreichs, Wien 1951, S.45.
- ↑ Elisabeth Th. Fritz-Hilscher: Wien Musikgeschichte: Von der Prähistorie bis zur Gegenwart Litt, Wien, 2011, S. 564.
- ↑ Gustav Zechmeister: Die Wiener Theater nächst der Burg und nächst dem Kärntnerthor von 1747 bis 1776. Böhlau, Wien 1971, S.19.
- ↑ Wien von Türken belagert, von Christen entsetzt. Rädlmayer, Linz 1684, S.34f.
- ↑ Ausstellung Spettacolo Barocco im Theatermuseum Wien/