Paul Friedländer (* 29. August 1857 in Königsberg; † 4. September 1923 in Darmstadt) war ein deutscher Chemiker.[1]
Sein Vater war Professor für Altphilologie und Kulturhistoriker Ludwig Friedländer. Paul Friedländer sollte zunächst ebenfalls Historiker werden, doch durch Carl Graebe, einem Freund der Familie,[2] studierte er Chemie an den Universitäten Königsberg, Straßburg und München, wo 1878 er Assistent bei Adolf von Baeyer wurde. 1879 synthetisierte er zusammen mit von Baeyer von der Phenylessigsäure ausgehend Indigo. Dies war die erste vollständige Indigosynthese der Geschichte.[1] Die Chemie von Indigo und seinen Derivat wurde für Friedländer eine Lebensaufgabe. 1882 schaffte er es die nach ihm benannte Friedländer-Chinolin-Synthese zu entdecken. 1823 habilitierte er an der Uniniversität München mit einer Arbeit über die Keto-Enol-Tautomerie.[1] 1884 wurde er Leiter des wissenschaftlichen Labors der Fabrik Oehler in Offenbach. Hier begann er sein Werk „Die Fortschritte der Teerfarbenfabrikation und verwandter Industriezweige“.[1] 1889 wurde er Professor an der Universität Karlsruhe, wo er sich mit den Problemen der Naphthalenchemie beschäftigte. 1895 wechselte er zum Technologischen Gewerbemuseum in Wien, wo er sich erneut der Indigochemie widmete.[1] 1904 kam er durch die Arbeit an der Aufklärung einer Konstruktion zur Herstellung von Schwefelfarbstoffen auf die Idee der Thioindigosynthese. 1908 beschäftigte er sich mit der Synthese aller Nuancen (außer Gelb) indigoider Verbindungen. 1909 gelang es ihm aus so genannten Purpurschnecken (Murex brandaris) 1,4 g Purpur zu synthetisieren, welches er als 6,6'-Dibromindigo identifizierte. Nach seiner Pensionierung 1911 führte er seine Arbeit auf dem Gebiet der Indigochemie in Darmstadt fort.[1]
Er war Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Karlsruhe, dem Technologischen Gewerbemuseum (TGM) Wien und der Universität Darmstadt und vor allem auf dem Gebiet der Farbstoffe aktiv. Er entdeckte das Thioindigo, wofür er 1908 den Ignaz Lieben-Preis erhielt.
Hier die Übersicht der nach ihm benannt Friedländersche-Chinolin-Synthese:
1911 wurde ihm als erstem Preisträger die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze verliehen. Fritz Haber verfasst nach dem Tode Friedländers seinen Nachruf, in welchem er Friedländer nachsagte weltfremd gewesen zu sein und sich damit um den verdienten weltlichen Ruhm gebracht zu haben. Folgendes Zitat stammt aus diesem Nachruf: „Weil er aber Zeit seines Lebens voll des Kinderglaubens war, dass unpersönliche Sachlichkeit, die von sich und von der eigenen Leistung nicht viel Wesens macht, alle Menschen mit gleicher Stärke erfülle wie ihn, so entgingen ihm die Erfolge, die weltläufige Naturen im äußeren Leben erreichen.“[2]
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Paul Friedländer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf von Friedländer bei der Universität Oldenburg (PDF; 91 kB)
- Lebenslauf von Friedländer bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖBL)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f W. R. Pötsch, A. Fischer, W. Müller, H. Cassebaum: Lexikon bedeutender Chemiker. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1989, S. 157-158, ISBN 3-323-00185-0.
- ↑ a b Paul Friedländer und das Geheimnis des antiken Purpus. Abgerufen am 19. Juni 2013.
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{{Personendaten
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