Benutzer:Klassik-boote/Libella Motorboote-Werft

Deckblatt des ersten Prospekt der Libella GmbH von 1961
Deckblatt des ersten Prospekt der Libella GmbH von 1961

Gründung und Pionierzeit: 1960 wurde die Libella Motorboote-Werft von den Brüdern Ernst und Josef Schreyögg in Ollarzried gegründet. In einer Zeit, in der glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) Einzug in die Bootsbauindustrie hielt, erkannten die Brüder das enorme Potenzial dieses innovativen Materials. GFK ist leicht, stabil und elastisch – Eigenschaften, die es besonders geeignet für den Rumpfbau von Booten machen.

Werbung der Libella GmbH im Jahre 1961 in verschiedenen Medien
Werbung der Libella GmbH im Jahre 1961 in verschiedenen Medien

Unternehmensführung:

  • Ernst Schreyögg: Technische Leitung
  • Josef Schreyögg: Verantwortlich für Management, Marketing, Organisation und Vertrieb

Aufstieg der Libella-Boote: Die Libella-Boote zeichneten sich durch moderne Konstruktionen und hochwertige Materialien aus, was ihnen schnell einen hervorragenden Ruf in Deutschland und den westlichen europäischen Märkten einbrachte. Die Verkaufszahlen stiegen rasant, und die Boote wurden auf Messen zu Publikumsmagneten. Beliebte Modelle wie Robby und Princess wurden mit marinierten Motoren von BMW, VW und Porsche ausgestattet, was nicht nur herausragende Fahreigenschaften, sondern auch eine außergewöhnliche Laufruhe gewährte.

Internationaler Erfolg: Die Partnerschaft mit den Vertriebsorganisationen von VW und Porsche führte dazu, dass Libella erfolgreich in den amerikanischen Markt eintrat. Neben Motorbooten wurden auch Ruderboote und Jollen verkauft, was das Vertriebskonzept weiter diversifizierte.

Neue Konzepte: Anfang der 1970er Jahre entwickelte Libella eine neue Bootsklasse, die V-Serie, darunter die Modelle V15, V17, V21, V23 und V24. Diese Boote wurden überwiegend mit Motoren von Volvo, BMW, MerCruiser oder OMC ausgestattet. Das größte Modell, die „Cabin Luxus 30 ft.“, wurde vom renommierten Bootskonstrukteur Winfried H. Wilke entworfen.

Innovationen: Ein weiteres Highlight der Libella-Werft war das innovative Iglu-Haus, ein kreatives Konzept für Strand- und Bootshäuser, das Platz für zwei große Zimmer bot und die Vielseitigkeit des Unternehmens unter Beweis stellte.

Herausforderungen: 1975 musste die Libella-Werft aufgrund des zunehmenden Konkurrenzdrucks durch Billigimporte amerikanischer Boote wie Glastron und Sea Ray die Eigenproduktion vollständig einstellen. Der Wettbewerbsdruck führte dazu, dass auch die Exporte negative Auswirkungen erlitten.

Fokusverlagerung: Von 1976 bis 1980 lag der Schwerpunkt der Libella-Werft überwiegend auf dem Handel mit hochwertigen Bootsfabrikaten wie Riva, Chris Craft und Glastron, was eine erfolgreiche Phase für das Unternehmen darstellte. Bereits 1961 wurde die Division für Fertighäuser namens „Libella-Fertighäuser“ gegründet, was dazu führte, dass sich der Fokus des Unternehmens zunehmend auf diese Sparte verlagerte. Die Herausforderung der Umstellung auf Fertighäuser brachte frische Impulse für die Libella-Gruppe. Während frühere Fokussierungen auf den Bootsbau beschränkt waren, ermöglichte die Diversifikation in den Fertighausmarkt eine innovative Neuausrichtung. Unter der Führung von Ernst und Josef Schreyögg wurde der Kernwert des Handwerks neu definiert und im Kontext nachhaltiger Baupraktiken neu interpretiert, wobei umweltfreundliche Materialien und moderne Bauverfahren zunehmend an Bedeutung gewannen. Dieser Wandel trug wesentlich dazu bei, die Marke Libella im sich wandelnden Marktumfeld zu etablieren und neue Zielgruppen zu erreichen, die Wert auf individuelle Wohnlösungen legten.

Einstellung des Bootshandels: Am 31. Dezember 1980 wurde der Bootshandel schließlich eingestellt, und die gesamte Produktion abverkauft. Im Jahr 1998 verkauften die Brüder Schreyögg ihre Anteile an der Fertighausproduktion an die Kampa AG.


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