Die spätmittelalterliche Bankenkrise beschreibt die Gesamtheit einer Reihe von Bankenkrisen, die im 13. und 14. Jahrhundert in Europa auftraten. Sie sind zum Teil miteinander verwoben oder haben teilweise ähnliche Gründe.
Die Handelsbank Ricciardi aus Lucca ging 1294 bankrott.[1]
Eine der wichtigsten Banken Europas, die senesische Gran Tavola der Buonsignori kam im Jahr 1298 zu Zahlungsschwierigkeiten und musste sich für bankrott erklären. Dies lässt sich auf die Beschlagnahmung von Gütern durch Philipp IV. und den Verlust der päpstlichen Kundschaft zurückführen. Bis 1310 gingen ebenso die Kreditinstitute der Tolomei und der Malavolta in Konkurs.[1] Andere Bankiersfamilien in Siena wie die Piccolomini, die Tolomei (?) oder die Salimbeni erfuhren dadurch einen bemerkbaren Aufschwung, wenngleich nicht mehr im selben Ausmaß wie die Gran Tavola.
Nachdem die Cahorsins im 13. Jahrhundert durch die Champagnermesse und europaweiten Handel (besonders mit England) die bedeutendste Handelsstadt im Südwesten Frankreichs wurden, fielen sie um 1300 in den Ruin. Gründe dafür sind beim Aufstieg der Lombarden und Fehlentscheidungen im Zuge des Französisch-Englischen Krieges von 1294 bis 1298 (z.B. in der Übernahme jüdischen Besitz in England nach deren dortiger Vertreibung 1290) zu suchen.[2]
Im Hochmittelalter finanzierten Bankiers in Italien, Frankreich und anderswoher die königlichen Häuser Europas und das Papsttum. Erstere finanzierten damit unter anderem Kriege, wie Eduard III. und Philipp IV. die erste Phase des Hundertjährigen Krieges. Durch den Kreditausfall Eduards III. mussten 1343 die Familie Peruzzi und zwei (oder drei ?) Jahre später die Compagnia der Familie Bardi Insolvenz anmelden.[1][3] Laut Jesús Huerta de Soto waren die Banken durch Missbrauch der Sichteinlagen und einer ungebremsten Kreditausweitung vorher schon in Schieflage geraten.[4] Weitere Bankiersfamilien, die in Konkurs gingen, waren die Frescobaldi oder die ????. Wennauch einige der Bankiersfamilien sich finanziell erholten, so verlor die Stadt langfristig ihre Bedeutung als Kreditgeber an Florenz. Besonders die Familie der Alberti wusste daraus Profit zu schlagen.[5][6]
Ein weiterer Konflikt bestand zurselben Zeit zwischen dem HRR und dem Papsttum. Ihre Anhänger wurden zwischen Ghibellinen und Guelfen unterschieden.
Das Königreich von Neapel in Person von Robert von Anjou und Johann von Durazzo führten durch militärische Misserfolge ebenfalls zum Ruin der Bankiersfamilie Acciauoli im Jahr 1345.[1]
Folgen
BearbeitenTrug die Bankenkrise langfristig zum Aufstieg der Medici Bank bei? Konnten die Fugger sich als Handelsgeschlecht durch die entstandenen Vakua in Europa erst dadurch ihr Netzwerk entfalten? Welche Auswirkungen hatte die Bankenkrise auf die Hanse?
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Tom Scott: The City-State in Europe, 1000-1600: Hinterland, Territory, Region. OUP Oxford, 2012, ISBN 978-0-19-927460-4 (google.com [abgerufen am 23. April 2023]).
- ↑ Les Cahorsins. Abgerufen am 23. April 2023.
- ↑ Erstere mussten 1333 schon den Verlust von Teilen ihres Besitzes ertragen, nachdem ihre Güter durch eine Überflutung beschädigt oder zerstört wurden. Letztere hingegen hatten 1343 mit größeren Diebstählen aus ihren Häusern zu kämpfen.
- ↑ Jésus Huerta de Soto: Geld, Bankkredit und Konjunkturzyklen. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2011, ISBN 978-3-8282-6001-6 (google.com [abgerufen am 23. April 2023]).
- ↑ Raymond De Roover: The Rise and Decline of the Medici Bank, 1397-1494: Raymond de Roover. Harvard University Press, 1963 (google.com [abgerufen am 23. April 2023]).
- ↑ Richard A. Goldthwaite: The Economy of Renaissance Florence. JHU Press, 2011, ISBN 978-1-4214-0059-4 (google.com [abgerufen am 23. April 2023]).