Tanapagisch | ||
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Gesprochen in |
Nördliche Marianen (Saipan (Tanapag)) | |
Sprecher | 10 (2011)[1] | |
Linguistische Klassifikation |
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Sprachcodes | ||
ISO 639-3 |
tpv |
Tanapagisch (auch: Enne (südsaipankarolinische Bezeichnung für Region und Bewohner), Talaabog (südsaipankarolinische Bezeichnung in Abgrenzung von Region und Sprache) oder Léélééwong (ursprüngliche Bezeichnung)) ist eine nahezu ausgestorbene austronesische Sprache, die heute nur noch von ganz wenigen, überwiegend älteren Einwohnern der saipanesischen Siedlung Tanapag in den Nördlichen Marianen gesprochen wird. Sie wird von einigen Sprachwissenschaftlern als eigenständige Sprache, von anderen wiederum als dialektale Varietät eingeordnet.
Geschichte und Klassifikation
BearbeitenBeim Tanapagischen handelt es sich um eine linguistische Varietät aus dem ozeanischen Zweig der malayopolynesischen Sprachen, die genealogisch betrachtet enger verwandt ist mit der pááfangesischen Sprache von den Hallinseln und vor allem der namonuitonischen Sprache von Namonuito im chuukesischen Bundesstaat der Föderierten Staaten von Mikronesien als mit den beiden Amts- und Nachbarsprachen der Nördlichen Marianen, dem Chamorro oder dem Karolinischen (beziehungsweise dem Südsaipankarolinischen) ist. Dies hängt mit historischen Migrationsbewegungen zusammen: So konzentrierten sich die Sprecher der tanapagischen Sprache historisch gesehen nahezu gänzlich auf das gleichnamige Dorf im Nordwesten Saipans und sind Nachkommen von mikronesischen Migranten, die in mehreren Wellen ab circa 1815 vor allem vom namonuitonischen Atoll nach Westchuuk übersiedelten; die Sprecher der beiden Südvarietäten des Karolinischen auf Saipan sind dagegen vorwiegend Nachkommen von Sprechern des Satawalesischen und Woleaianischen einerseits sowie von Sprechern des Puluwatesischen und des Pulusukesischen andererseits. Nach Edward Miller Quackenbush verhalte sich die Sprachensituation auf Saipan in moderner Zeit derart, dass sich innerhalb der karolinische Bevölkerung ein bis zu einem gewissen Grade interkomprehensibles Dialektkontinuum herausgebildet habe, das auf eine ganze Reihe gegenseitig gänzlich unverständlicher Sprachen zurückgehe. Ellis wiederum weist darauf hin, dass südsaipankarolinischsprachigen Kinder im Rahmen von Feldstudien aus dem Jahre 1993 Sprecher des Tanapagischen keineswegs verstehen konnten, weswegen er Tanapagisch vielmehr entweder als einen Dialekt des Namonuitonischen oder als eigenständige Sprache einzuordnen vorschlägt.
Exakte Angaben zu möglichen Sprecherzahlen sind vor allem bei bedrohten Sprachen oder dialeltalen Varietäten nur außerordentlich schwierig zu machen. 2004 gab der The Catalogue of Endangered Languages (ElCat) des Endangered Languages Projects Tanapagisch mit 4400 Sprechern an und klassifizierte es bei einer zwanzigprozentrigen Bedrohungslage als „sicher gefährdet“,[2] 2011 waren es nach Ethnologue schon nur noch zehn Sprecher.[1] Dieser Prozess des Sprachwechsels im Laufe der vergangenen Jahrzehnte führt dazu, dass die tanapagische Bevölkerung heutzutage nahezu geschlossen mit einer der beiden Nachbarsprachen Chamorro oder Karolinisch (in diesem Falle mit einem der beiden historischen Süddialekte) als Erstsprache aufwächst und Tanapagisch auch im späteren Leben nicht mehr erlernt. 2009 startete die örtliche Mittelschule in Tanapag ein Immersionsprojekt, um die tanapagische Sprache am Leben zu erhalten beziehunhgsweise zu revitalisieren und dessen darüber hinaus Ziel war, dass die Schüler Tanapagisch anschließend an ihre Eltern weitergäben; da es bereits zu diesem Zeitpunkt kaum noch kompetente Sprecher des Tanapagischen gab, die ihre Sprache an die Jugend hätten weitergeben können, wurden zu diesem Zwecke Lehrer aus Namonuito angestellt, was wiederum dazu führte, dass die gelehrte Variante des Tanapgischen eine stark namonuitoisierte war und zudem viele chamorresische Lehnwörter enthielt.
Sprachvergleich und Eigenschaften
BearbeitenPhonologie
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Elameto, Jesus Mareham; Elameto, Rosario M.; Kaipat, Antonio Flores; Olopai, Francisco Mettao; Sarapau, Margarita O.; Taitano, Teresa I.; Warakai, Rosa Roppul; et al.; Jackson, Frederick H.; Jeffrey, Marck (Hrsg.): Carolinian-English Dictionary. (Topping, Donald M. (Hrsg.): PALI Language Texts – Micronesia.) University of Hawaiʻi, 1991.
- Ellis, S. James: Saipan Carolinian – One Chuukic Language blended from many. University of Hawaiʻi, 2012.
- Ellis, S. James: The brief existence of Saipan Carolinian – A study of a vanishing language storing valuable linguistic and historical insights on the tongue of its speakers. In: Filipović, Luna; Pütz, Martin (Hrsg.): Endangered Languages and Languages in Danger – Issues of documentation, policy, and language rights (Deumert, Ana; Horner, Kristine (Hrsg.): IMPACT – Studies in Language and Society, Bd. XLII), S. 171–202. Amsterdam / Philadelphia, 2016.
- Quackenbush, Edward Miller: From Sonsorol to Truk: A Dialect Chain. University of Michigan, 1968.