Die Regel ist eigentlich ziemlich einfach: Wird mit dem und ein ganzer Satz angebunden, also ein Gebilde, das alleine stehen kann, ist ein Komma vor dem und Pflicht. Es dient, wie alle Rechtschreibregeln, nicht dem Sadismus des Deutschlehrers oder der Dünkelhaftigkeit des Intellektuellen, sondern der Bequemlichkeit des Lesers. Seine Weglassung grenzt an Leserquälerei.
Ein Musterbeispiel (zeitonline):
Im Volk wächst die Wut und das Vertrauen ...
Ein außergewöhnlicher Vorgang; doch das Erstaunen des Lesers versandet:
Im Volk wächst die Wut und das Vertrauen in die Demokratie sinkt.
Um das Gebilde sicher zu verstehen, muss man es ein zweites Mal lesen und das Komma ergänzen:
Im Volk wächst die Wut, und das Vertrauen in die Demokratie sinkt.
- Zum Vergleich: Falsches Komma vor und mit elegantem Korrektur-Kommentar.