Knabenchor Bremen | |
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Sitz: | Bremen |
Träger: | Gemeinde an Unser Lieben Frauen Bremen |
Gründung: | 1945 |
Gattung: | Knabenchor |
Leitung: | Ansgar Müller-Nanninga |
Stimmen: | 155 (SATB) |
Website: | knabenchor-bremen.de |
Der Knabenchor Unser Lieben Frauen Bremen ist ein Knabenchor aus Norddeutschland, der durch das Engagement seines derzeitigen Leiters Ansgar Müller-Nanninga mit Auftritten im In- und Ausland überregionale Bekanntheit erlangte. Der regelmäßig konzertierende Teil des Chores umfasst 61 Jungen im Alter von 9 bis 22 Jahren. Viele Choristen übernehmen zudem solistische Aufgaben an der Oper Bremen; einige ehemalige Mitsänger absolvierten Solokarrieren. Bezeichnend für den Chor ist, dass er seit seiner Gründung 1945 erst von drei Chorleiter geführt wurde.
Geschichte des Chores
BearbeitenHarald Wolff (1945 bis 1971)
BearbeitenHarald Wolff, studierter Musikwissenschaftler und hernach Kantor an Unser Lieben Frauen Bremen, hatte schon 1935 die Idee gehabt, einen Knabenchor zu gründen, was jedoch angesichts der politischen Situation nicht mehr möglich war. Erst 1945, als der Krieg zu Ende gegangen war, konnte Wolff seine Idee wieder aufgreifen. Den Umständen des Krieges geschuldet, konnte Wolff keine aufwendige Werbung betreiben und musste versuchen, im privaten Kreis junge Knaben zu gewinnen. Die erste Probe ergab sich am 14. September 1945 mit den drei Knaben Hinrich Stoevesandt, Georg Trefftz und Peter Dauelsberg. Schnell wuchs die Gruppe auf 20 Knaben, auch weil es noch an Schulunterricht mangelte und Wolffs Vorhaben wieder ein erstes kulturelles Angebot darstellte. Auch herrschten im Winter Heiz -und Lichtnöte, sodass die Proben vorest nach Ende der Sprechzeiten im Wartezimmer der Familie Stoevesandt abgehalten werden mussten, da diese als Ärzte das einzig beheizte Zimmer besaßen, welches zu diesem Zwecke zugänglich war. Durch ihre stets anti-nationalsozialistische Haltung genoss die Unser Lieben Frauen Gemeinde bei den amerikanischen Alliierten einen guten Ruf. Es entstand ein Kontakt zum Feldgeistlichen Colonel Brown, der dem Chor nicht nur die ein oder andere amerikanische Icecream zukommen ließ (ein wahrer Luxus in der von Not geprägten Nachkriegszeit), sondern auch alle nur entbehrlichen Anzüge hinterließ, sodass daraus neue Hosen und Jacken für den Chor gefertigt werden konnten. Ein weitere Kontakt entstand zu Hugo Hagen, einem Musikpädagogen aus St. Louis, welcher den Knabenchor mit Notenpapier, Tinte und Schreibzeug versorgte. Diese großzügigen Hilfeleistungen trugen maßgeblich zum Aufbau des Chores trotz der Schwere der Nachkriegszeit bei. Allmählich konnte das musikalische Vermögen des Chores gesteigert werden, auch weil etliche der Knaben der ersten Stunde in den Stimmbruch gerieten, und somit der erweiterte Stimmumfang des Chores neue Werke zugänglich machte. 1947 fande die erste Chorfreizeit im Evangelischen Hospital Neuenkirchen statt. Es folgten etliche Konzertreisen und Einladungen (Siehe Liste der Konzertreisen), und der Knabenchor wuchs weiter zusammen.
Chris Vandré (1972 bis 1992)
BearbeitenChris Vandré übernahm 1972 den Knabenchor sowie die Kantorenstelle and Unser Lieben Frauen und somit vollständig das Amt Harald Wolffs.
Ansgar Müller-Nanninga (1993 bis 2018)
BearbeitenAls Ansgar Müller-Nanninga den Chor 1993 übernahm, hatte Vandré einen Chor hinterlassen, welcher ein strenges und diszipliniertes Dirigat gewohnt, jedoch in seiner Mitgliederzahl mit 17 Choristen weiterhin konstant klein geblieben war. Schnell machten sich die ersten Zeichen des Wechsels bemerkbar, da Müller-Nanninga die Gemeinschaft im Chor der Disziplin überordnete, was gerade in den Herrenstimmen zu Unmut führte - war man doch die strenge Hand Vandrés gewohnt. Nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten, welche auch in nachlassender Qualität resultierte, begannen Chor und -leiter sich aufeinander einzustellen, obschon im März 1994 ein erster Erfolg mit dem Werk XXX im Deutschlandfunk gelang. Dies war entgültig der Auftakt einer erfolgreichen zukünftigen Zusammenarbeit. Es folgten Auftritte im deutschen Bundestag, einem festlichen Weihnachtskonzert für den Bundespräsidenten a. D. Horst Köhler, und weiteren öffentlichen Auftritten. Mit stetig wachsendem Erfolg begann Müller-Nanninga ein Kurrendensystem zu etablieren, in welches schnell zahlreiche Knaben eintreten sollten. Dies war der Grundstein für den heutigen Chor, mit Kurrende IV/III/II/I und 165 Knaben bzw. Herren. Neben Konzertreisen und hauseigenen Konzerten, gibt es jedes Jahr eine Reihe von turnusmäßigen Veranstaltungen wie z. B. Vespern, Konzerte für den Lions Club International, öffentlichem Weihnachtsliedersingen sowie zahlreichen Konzertanfragen.[1]
Ulrich Kaiser (ab 2018)
BearbeitenRepertoire
BearbeitenKonzerte (Auszug)
Bearbeiten- 2009: Georg F. Händel - Der Messias HWV 56
- 2010: Luigi Cherubini - Requiem c-Moll
- 2011: Wolfgang Amadeus Mozart - Requiem d-moll KV 626, Johann Sebastian Bach - Nach dir, Herr, verlanget mich, Carl Philipp Emanuel Bach - Konzert für Cembalo und Streichorchester; Johann S. Bach - Weihnachtsoratorium I-III
- 2013: Benjamin Britten - Saint Nicolas Cantata; Johann S. Bach - Weihnachtsoratorium I-III
- 2014: Georg F. Händel - Der Messias HWV 56; Johann S. Bach - Weihnachtsoratorium I-III
- 2015: Felix Mendelssohn-Bartholdy - Psalm 42, Wolfgang Amadeus Mozart - Krönungsmesse C-Dur KV 317
- 2016: Staatsakt zu Ehren des ehemaligen Senatspräsidenten und Bürgermeisters Hans Koschnick; Wolfgang Amadeus Mozart - Requiem d-moll KV 626, Henry Purcell - Music For The Funeral Of Queen Mary;
Konzertreisen (ab 2010)
Bearbeiten2010 - Süddeutschland
BearbeitenDer Chor sang in der Basilika zu Ottobeuren, der Pauluskirche sowie der Heilig Geist Kirche Günzburg.
- Heinrich Schütz - Jauchzet dem Herrn alle Welt, Supereminet omnem scientiam
- Henry Purcell - Music For The Funeral Of Queen Mary
- Thomas Selle - Benedicam Dominum in omni tempore
- Johann Pachelbel - Aria Tertia
- Josef Gabriel Rheinberger - Ex Sion species (Nr. 4), Deus tu convertens (Nr. 5), Dextera Domini (Nr.2), Warum toben die Heiden
- Vytautas Miskinis - Cantate Domino
- Johann Pachelbel - Nun danket alle Gott
2013 - Estland
BearbeitenDer Chor sang in der Karlskirche Tallin sowie der Kirche des Heiligen Nikolaus in Kose.
- Ivan Eröd - Viva la Musica
- Vytautas Miškinis - Cantate Domino
- Hans Leo Haßler - Cantate Domino
- William Byrd - Laetentur caeli
- Henry Purcell - Lord, how long wilt Thou be angry
- Samuel Wesley - Si iniquitatis
- Francesco Cavalli - Salve Regina
- Josef Gabriel Rheinberger - Salve Regina, Warum toben die Heiden, Deus tu convertens;
- Arvo Pärt - Da pacem Domine
2014 - Frankreich
BearbeitenDer Chor sang in der Kathedrale von Chartres, Christuskirche und der Lutherischen Gemeinde Paris.
- Alessandro Grandi - Missa a quattro voci
- Thomas Selle - si bona suscepimus
- Anton Bruckner - lam lucis
- Felix Mendelssohn Bartholdy - O lux beata trinitas
- Alwin Michael Schronen - Veni creator spiritus
- Ola Gjeilo - Ubi caritas
- Hartmut Reyl (Arr.) - Swing Low
- Samuel Rothenberg (Satz) - Abend ward bald kommt die Nacht
Der Chor konzertierte zusammen mit Christoph Grohmann.
2015 - Tschechien
BearbeitenDer Chor sang in der St.-Cyrill-und-Method-Kirche, sowie den Städten Lidice, Tábor, Dvůr Králové nad Labem.
- Giovanni da Palestrina - Missa Brevis
- Francesco Cavalli - Salve Regina
- Josef Gabriel Rheinberger - Salve Regina, Warum toben die Heiden, Anima Nostra, Messe für Männerchor
- Willy Burkhard - Herr wie lange willst du mein so gar vergessen?, Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen
- Wolfram Buchenberg - Ich bin das Brot des Lebens
Hörproben
BearbeitenOla Gjeilos "Ubi caritas" auf der Konzertreise nach Paris 2014.
Mendelssohn-Bartholdys "4. Coro" aus dem Psalm 42 in einem Konzert in Unser Lieben Frauen.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Musica Res Severa - Aus der Geschichte des Knabenchores von Unser Lieben Frauen in den Jahren 1945 - 1970, Gemeindeinternes Jubiläumsmemorial, Harald Wolff, 1970