Warttürme um Fulda
BearbeitenNachdem Fulda eine große und reiche Stadt geworden war, wurde sie oft von räuberischen Überfällen heimgesucht. Raubritter aus der Rhön (Ebersburg), aus dem Schlitzer Land und aus dem Spessart überfielen Stadt und Kloster und verursachten große Schäden. Zunächst wurde eine Stadtmauer errichtet. Damit die großen und schwerfälligen Stadttore auch rechtzeitig vor einem Überfall geschlossen werden konnten, errichteten die Bürger von Fulda 7 Wach- oder Wehrtürme mehrere Kilometer vor der Stadt. Die Türme waren mit Wächtern besetzt, die nach herannahenden Räuberbanden ständig Ausschau hielten. Die Türme standen auch untereinander in Sichtverbindung, so das sich die Wächter auch gegenseitig warnen konnten. Außerdem konnte man von fast allen Türmen die Abtsburg (heute Schlossturm) sehen. Waren nun Feinde im Anmarsch, so gaben die Wächter auf den Türmen Signale nach dem Schlossturm. Bei Tag benutzen sie Fahnen oder Rauchzeichen, bei Nacht gaben sie mit brennenden Fackeln Feuerzeichen. Die 7 Türme standen im Norden, Osten und Süden. Im Westen standen keine Türme, weil es im Vogelsberg keine Raubritter gab und die Fulda ein recht großes Hindernis für die Räuber darstellte. Außerdem konnte dieses Gebiet sehr gut vom Schlossturm aus übersehen werden. Ein Wartturm stand einst bei Großenlüder. Der nächste Turm stand bei Lüdermünd, dann folgte der Turm vor Kämmerzell. Der nächste Turm stand auf dem Rauschenberg, ihm folgte der Dicke Turm in Dirlos. In seiner Nachbarschaft erhob sich der Turm bei Eichenzell und schließlich wurde der Halbkreis geschlossen mit dem Wartturm bei Rothemann. Der letztgenannte Turm ist völlig verschwunden, seine Steine wurden zum Häuserbau in Rothemann verwendet. Von den übrigen 6 Türmen sind noch sehr schöne Überreste vorhanden. Man hat die Türme zu Aussichtstürmen umgebaut, die man besteigen kann. Man hat von ihnen eine schöne Aussicht auf die Umgebung. Alle Türme hatten eine Höhe von 15 Metern. Der Eingang zum Turm befand sich in halber Höhe und konnte nur mit einer Leiter erreicht werden. Die Leiter wurde in den Turm hineingezogen und war dann für die Feinde unbesteigbar.
Wehrkirchen, wie in Haimbach, Bimbach, Großenlüder dienten nicht allein wirtschaftlichen Versorgungszwecken für das Hautkloster, sondern auch als Beobachtungsposten im Falle von räuberischen Überfällen. Mit der Erhebung der bürgerlichen Siedlung südlich des Klosters zur Stadt schritt Abt Marquard (1150-1165) zur Befestigung von Fulda. Teile jener Stadtmauer sind bis auf den heutigen Tag erhalten. Diese Werke genügen jedoch nicht, es musste die Annäherung von Angreifern zeitig erkannt werden und so schuf man auf günstig gelegenen Geländehöhen ein Netz vom Warttürmen. Diese hatten keinen Kampfzweck, sie sollten als vorgeschobene Werke durch Signale feindliche Annäherung melden. Vergleicht man die Platzierung dieser Wegwarten mit dem Zuge der alten Durchgangsstraßen, so fällt in die Augen, welche Bedeutung man zunächst der Nord-Südstraße beigemessen hat. Vom Seeturm in Hatershausen über den Turm bei Lüdermünd, Edelsturm, Rauschenberg, Dicken Turm, Turm bei Eichenzell, Alter Turm zieht sich eine Kette von Türmen mit einem Abstand von 3 bis 3,5 Kilometer. Neben der Überwachung der Linie Hersfeld – Hammelburg dient die Turmplatzierung auch der Überwachung der nach Nordost und Südost führenden Verkehrslinien. Vom Rauschenbergturm kann man bei schönem Wetter mit bloßem Auge den Verkehr auf der Straße bei Kirchhasel beobachten. Der Überwachung des west – östlichen Verkehrs auf der Linie Amöneburg, Hersfeld, Lauterbach diente die Warte am Zabershof, Die Wehranlagen um die Kirchen in Großenlüder, Bimbach und Haimbach ersetzen die im Westen fehlenden Warten. Über bauliche Eigenart der Türme und sonstige Einzelheiten soll in einem späteren Aufsatz berichtet werden.