Der Begriff Netzwerkgesellschaft bezeichnet den Vorgang globaler Vernetzung in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und wurde von Manuel Castells geprägt. Diese Vernetzung als neu dominierende Sozialstruktur fast aller Gesellschaften wurde durch informationstechnologische Medien ermöglicht und wird durch Ströme aus Information, Macht, Technik und Kapital beschlossen.
Der Begriff stammt aus der Triologie Das Informationszeitalter von Manuel Castells, welche 1996 erstmals erschienen ist.
Castells begreift das Netzwerk als Gegenwartsbeschreibung und nicht als Metapher. Netzwerke sind für ihn soziale Wirklichkeit.

Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft

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Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft ist der erste Teil der Triologie Das Informationszeitalter von Manuel Castells. Hier führt Castells den Begriff Netzwerkgesellschaft ein und zeigt auf, wie sich durch die informationstechnologische Revolution in den späten 70er Jahren die gesellschaftlichen Strukturen zunehmend in Netzwerken organisieren.
Das Netzwerk definiert er als mehrere untereinander verbundene Knoten. Diese Knoten erklären sich in ihrem jeweiligen Kontext. Sie können ökonomisch (z.B. in Aktienmärkten), politisch (z.B. bei Regierungspositionen), technologisch (z.B. bei Unterhaltungsmedien) oder anders beschaffen sein. Die Verbindung zwischen den Knoten ist enger, wenn sie zu den selben Netzwerken gehören. Die Distanz zwischen den Knoten ergibt sich aus Strömen und Prozessen innerhalb der Gesellschaft.
Die von Castells beschriebenen Netzwerke sind dynamisch, das heißt können jederzeit neue Knoten bilden und sich dabei ausbreiten. Dazu müssen die Knoten informationstechnologisch verbunden sein.[1].
Des weiteren legt Castells die Auswirkungen der globalen Vernetzung auf die Gesellschaft dar, welche vor allem in der Ökonomie sichtbar werden. Durch die globale Vernetzung kommt es zu einer Neustrukturierung des Kapitalismus. Als Gründe dafür nennt Castells die Individualisierung der Arbeitskräfte, Dezentralisierung der Machtverhältnisse, den zunehmenden Einfluss des informationstechnologischen Paradigmas und den Machtzuwachs eines globalen Kapitals.[2].
Die Struktur des Netzwerkes bedingt nicht nur Verbindungen zwischen Knotenpunkten, sondern auch Leerräume. Innerhalb dieser Leerräume muss keine Verbindung zu einem Netzwerk bestehen. Diese Bereiche sind teilweise oder ganz von den Netzwerken abgekoppelt und von den restlichen Auswirkungen der Netzwerke ausgeschlossen. Hier ist Platz für lokale Identitätsbildung und soziale Dynamiken unabhängig der Netzwerke.[3].

Das Informationszeitalter

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Die globalen Vernetzungsprozesse sind laut Castells nur möglich, weil wir uns im Informationszeitalter befinden. Das Informationszeitalter ist die direkte Folge der technologischen Revolution, welche Ende der 1970er Jahre statt fand und sich durch die rapide Entwicklung neuer Technologien im Bereich der Kommunikation und Informationsverarbeitung auszeichnete. Charakteristisch für die technologische Revolution und das Informationszeitalter sind die immer schneller stattfindende Innovation von Technologie, welche durch das aus den Technologien gewonnene Wissen beschleunigt wird. Es entsteht ein Kreislauf, welcher zu immer schnellerer Entwicklung beiträgt. Die technologische Revolution bezieht sich aber nicht nur auf technologische Veränderungen, sondern auch darauf, wie diese auf unsere Denkweise Einfluss nehmen.[4].
Im Gegensatz zu vorher ist die Entwicklung im Informationszeitalter nicht auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet, sondern darauf durch Informationen mehr Informationen zu erarbeiten. Wissen und Information sind hier die wertvollsten Produkte.[5].

Um die Flexibilität des Netzwerkes zu beleuchten, benutzt Castells die Metapher der Ströme. Dabei spielen feste Bestandteile des Netzwerkes weniger eine Rolle, wichtiger sind grenzüberschreitende Prozesse und Dynamiken. Ströme sind, wie auch Knoten, verschieden beschaffen und abhängig von ihrem jeweiligen Kontext. Es gibt zum Beispiel Finanzströme oder technologische Ströme. [6].
Castells spricht von einem "Raum der Ströme", welcher konträr zum "Raum der Orte" steht. Der Mensch ist immer an Orte gebunden, das Netzwerk wird jedoch immer unabhängiger von diesen ortsgebundenen Räumen und organisiert sich in Informationsströmen. Die Bedeutung der Orte wird zunehmend von den Strömen kontrolliert, so finden sich Menschen mehr und mehr in großen Ballungsräumen zusammen, die durch Ströme an das Netzwerk angeschloßen sind.[7].

Inklusion und Exklusion

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Innerhalb der Leerräume des Netzwerkes kommt es laut Castells zu einer Exklusion. Exklusion beschreibt das Ausgeschlossensein von den Entwicklungen im Bereich des Netzwerkes. Im Gegensatz dazu steht die Inklusion, das Eingebundensein an das Netzwerk. Das Ausgeschlossensein von dem Netzwerk bedeutet hier aber nicht das komplette Ausgegrenztsein. Selbst wenn soziale Gruppen nicht an das Netzwerk angebunden sind, sind sie immer noch von dem Netzwerk umgeben.[8].

Obwohl Castells in seiner Trilogie eine umfassende Darstellung der Netzwerkgesellschaft darlegt und dem Werk ausführliche empirische Forschung zugrunde liegt, kritisiert Jochen Steinbicker dass die theoretischen Ansätze zu kurz kommen. Er argumentiert, Castells arbeite nur deskriptiv und sein Entwurf der Netzwerkgesellschaft sei vielmehr eine Metapher als eine ausgearbeitete Theorie.[9].
Ebenfalls hält Markus Perkmann den Zusammenhang zwischen Castells Netzwerktheorie und informationstechnologischer Kommunikation nicht für fundiert. Laut ihm stützt sich Globalisierung nicht nur auf technologische Entwicklung, sondern ist ein vielschichtiger institutioneller Wandel. Castells dynamische Netzwerke lassen jedoch keinen Raum für das Konzept von Institutionen.[10].

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http://www.manuelcastells.info/en
http://www.zeit.de/2003/19/ST-Castells http://annenberg.usc.edu/faculty/communication/manuel-castells

Einzelnachweise

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  1. Castells, Manuel: "Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Teil 1 der Triologie Das Informationszeitalter." Opladen, Leske + Budrich 2001, 3-8100-3223-9, S. 527-528.
  2. Castells, Manuel: "Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Teil 1 der Triologie Das Informationszeitalter." Opladen, Leske + Budrich 2001, 3-8100-3223-9, S. 1.
  3. Schlechtriemen, Tobias: "Bilder des Sozialen. Das Netzwerk in der soziologischen Theorie." Paderborn, Fink 2014, 978-3-7705-5626-7, S. 234.
  4. Castells, Manuel: "Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Teil 1 der Triologie Das Informationszeitalter." Opladen, Leske + Budrich 2001, 3-8100-3223-9, S. 31-36.
  5. Schelske, Andreas: "Soziologie vernetzter Medien. Grundlagen computervermittelter Vergesellschaftung." München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH 2007, 3-486-27396-5, S. 73.
  6. Schlechtriemen, Tobias: "Bilder des Sozialen. Das Netzwerk in der soziologischen Theorie." Paderborn, Fink 2014, 978-3-7705-5626-7, S. 240.
  7. Schelske, Andreas: "Soziologie vernetzter Medien. Grundlagen computervermittelter Vergesellschaftung." München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH 2007, 3-486-27396-5, S. 78-79.
  8. Schlechtriemen, Tobias: "Bilder des Sozialen. Das Netzwerk in der soziologischen Theorie." Paderborn, Fink 2014, 978-3-7705-5626-7, S. 243-244.
  9. Steinbicker, Jochen: "Zur Theorie der Informationsgesellschaft. Ein Vergleich der Ansätze von Peter Drucker, Daniel Bell und Manuel Castells." Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011, 978-3-531-18054-0, S. 103.
  10. Perkmann, Markus: "The two network societies." In:Economy and Society Band 28, Nr.4, S.624