Westthüringer Kammgarn Spinnereien GmbH, Werk Eisenach
Rechtsform Aktiengesellschaft, G.m.b.H., ab 1946 VEB, ab 1990 GmbH
Gründung 1733
Auflösung 1992
Auflösungsgrund Abwicklung der VEB Westthüringer Kammgarnspinnereien Mühlhausen durch die Treuhand
Sitz Eisenach, Thüringen
Mitarbeiterzahl > 500 (31. Dezember 1988)[1]
Branche Textilbranche
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Die Kammgarnspinnerei Eisenach war vom 18. bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert ein namhafter Hersteller von Wollmischgarnen, Zellwollgarnen sowie Hochbauschgarnen mit Sitz in Eisenach. Das Unternehmen beschäftigte zeitweise mehr als 1000 Mitarbeiter und entsprach damit dem Umfang eines der bedeutendsten Arbeitgeber in der Region Eisenach.




Geschichte

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Zeug- und Raschfabrik Benjamin Eichel 1730 - 1809

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Die Kammgarnspinnerei Eisenach geht in ihren Anfängen bis in die dreissiger Jahre des 18. Jahrhunderts zurück. Damals begannen einige Weber ("Zeugmacher"), sich von der alten Zunftbindung zu lösen und sich zu gemeinsamen grösseren Betrieben zusammenzuschliessen. In Eisenach war es vor allem der Geschäftsmann Benjamin Eichel, welcher auf seinem Grundstück eine grössere Spinnerei und Weberei, verbunden mit Tuch- und Raschhandel, angefangen hatte. Am 6. Juli 1733 wurde dem Unternehmer vom Eisenacher Herzog Wilhelm Heinrich ein Privileg ausgestellt, was ihm erlaubte, auf seinem städtischen Anwesen auch eine Färberei für seine Tuchproduktion einzurichten. Vorher war das Färben von Stoffen und Tüchern aufgrund genereller Brandgefahr nur in einem vor den Toren der Stadt gelegenen Farbhaus möglich gewesen. Auf dieses Privileg bezieht sich die Gründung der Kammgarnspinnerei Eisenach.

Eichel, Pfennig & Cramer 1809 - 1830

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Burgmühle Eisenach

Eichel verstand es offenbar sehr geschickt sein Unternehmen in den Folgejahren weiterzuentwickeln und zunächst konkurrenzfähig zu halten. Erst Ende des 18. Jahrhunderts kam es durch Auswirkungen der Französischen Revolution zu einer ersten Krise der Firma. Eichel musste infolge des mangelnden Absatzes seiner Produkte zunächst für einige Jahrzehnte den Betrieb einstellen. Erst 1809 wurde mit der Gründung eines neuartigen Spinnereibetriebes durch die Kaufleute Carl Eichel, ein Urenkel des Gründers Benjamin Eichel, und Friedrich Pfennig die Tradition der Eisenacher Textilindustrie fort-gesetzt. Die Tuchmacherei (Weberei) wurde nun von der eigentlichen Spinnerei getrennt. Das Unternehmen, in der zunächst nur Baumwolle versponnen wurde, lag vor dem Nadeltor, in der der Nähe des heutigen Jakobsplatzes auf dem rechten Mühlgrabenufer gegenüber der Burgmühle. Dafür wurde die ehemalige Öl- und Walkmühle des Müllers Wilhelm Mattheschen erworben, welche mit 2 Wasserrädern ausgestattet war und in eine Spinnmühle umgestaltet.

Infolge des Wegfalls der englischen Konkurrenz in der napoleonischen Zeit, stieg die Produktion des Betriebes rasch an und konnte mit dem Eintritt des Kaufmanns Christian Friedrich Cramer in die Leitung des Unternehmens wesentlich erweitert werden.

1812 wurde der Betrieb auf das Gelände der "Weissen Mühle" und des Kühnschen Meiereihofes vor dem Georgentor verlegt. Hier wurde auf dem linken Ufer des Mühlgrabens die Wollgarnherstellung aufgenommen. Neben den bis dahin üblichen Spinnmaschinen kam hier erstmals eine neue Kammgarnmaschine zum Einsatz, welche von einem Mitglied der in Langensalza und Glücksbrunn ansässigen und mit der Familie Eichel eng befreundeten Familie Weiss erfunden wurde. Der zum Spinnen benötigte Kammzug wurde dagegen noch immer in mühsamer Handarbeit hergestellt. In das Jahr 1823 fiel schliesslich der Erwerb des am Löbersbach gelegenen Hergtschen Brauhofes.

Eichel & Cramer 1830 - 1865

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Nach der Erfindung weiterer besserer Maschinen für die Textilproduktion begann auch in der Eisenacher Spinnerei endgültig die Umstellung von Hand- auf Maschinenarbeit. Mit dem Eintritt von Friedrich Eichel im Jahr 1829 an die Stelle des verstorbenen Friedrich Pfennig in die Fabrikleitung kam es zu einer weiteren Ausdehnung der Fabrikation. 1832 wurde die Burgmühle für die Spinnerei gekauft. Die Fertigung wurde aufgeteilt. In der erweiterten "Weissen Mühle" vor dem Georgentor konzentrierte die Vorspinnerei, während die Burgmühle die Feinspinnerei umfasste. In der Mahlmühle wurde die Wollwäscherei eingerichtet. Die Räume in der damaligen Posamentiergasse und im Ackerhof wurden als Rohwolllager genutzt. Durch weitere Zukäufe von Räumlichkeiten auf dem Karlsplatz sowie in Treffurt entstand eine Sortierung.

In der "Weissen Mühle" sowie in der Burgmühle wurden 1861 und 1862 die ersten, mit Holz beheizten, Dampfmaschinen eingesetzt. 1859 wurde eine grosse Wollwäscherei und Kämmerei eingerichtet, 1866 der erste grosse Spinnsaal in einer Erweiterung der "Weissen Mühle", dem 1870 ein Zweiter folgte.

Die 70er und 80er Jahre des 19. Jahrhunderts wurden vor allem durch Umstrukturierung und Modernisierung der Fabrikanlagen des Eisenacher Unternehmens geprägt. Durch die gänzliche Umgestaltung der Werksanlage wurden verschiedene Grundstücke entbehrlich, so u. a. die Burgmühle sowie die am und in der Nähe des Karlsplatzes gelegenen Anwesen.

Nachdem bereits 1865 durch eine Vergrösserung und Neuordnung der Vorspinnerei die Anzahl der Spinnmaschinen um 12 Selfaktoren (Wagenspinner) zu je 500 Spindeln erhöht wurden war und dadurch der Bau einer Kraftwerksanlage notwendig gewesen war, wurde 1870/71 neben den neuen Spinnsälen ein Maschinenhaus errichtet.

 
Kammgarnspinnerei um 1890

Eisenacher Kammgarnspinnerei AG 1884 - 1906

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Anfang 1884 wurde die bisherige Firma Eichel & Cramer in eine Aktiengesellschaft "Eisenacher Kammgarnspinnerei AG" mit einem Aktienkapital von 5 Millionen Mark umgewandelt. Die Mehrheitsanteile befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz der Familien von Eichel und von Eichel-Schreiber.

1888 setzte eine neue intensive Bautätigkeit der Firma ein. Auf dem westlichen Fabrikgrundstück entstand ein neuer Spinnsaal. Danach folgte der Bau von weiteren Sälen für die Vorspinnerei, Facherei, Zwirnerei und Garnpackerei. Im Jahre 1898 wurde eine mit 30 Krempeln und 50 Kammstühlen ausgerüstete Kämmerei eingerichtet. Die Erweiterung der Produktion machte auch die Umgestaltung der Energieanlage erforderlich, was im Bau eines eigenen Zentralheizwerks mündete.

Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei 1906 - 1920

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Eine weitere Konzentration der Produktion und den damit verbundenen Investitionen veranlasste schliesslich die Aktionäre der Firma, das Unternehmen am 06.04.1906 an die Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei in Bremen anzugliedern. Durch diese Fusion wurde nun die Eisenacher Kammgarnspinnerei zunächst ein Teilbetrieb der Norddeutschen Wollkämmerei.

Zu dieser Zeit verfügte das Werk über eine Kapazität von 45200 Selfaktorspindeln, 1600 Spindeln im Bereich Ringspinnerei sowie 8160 Zwirnspindeln. Die Entwicklung der Produktion blieb für die neuen Inhaber weiter günstig. Gebäude und Maschinen befanden sich im besten Zustand, Neuanschaffungen waren nicht erforderlich.

Die optimale Marktentwicklung wurde mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs unterbrochen. Da die Rohwollvorräte nicht ergänzt werden konnten, musste sukzessiv die Produktion im Eisenacher Werk eingestellt werden. Bereits 1919, nach Beendigung des Krieges, wurde die Produktion wieder aufgenommen.

Kammgarnspinnerei Eisenach G.m.b.H. 1920 - 1932

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Am 01.07.1920 wurde die Filiale Eisenach der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei aus organisatorischen Gründen in die Kammgarnspinnerei Eisenach GmbH umgewandelt. Dennoch bildete das Eisenacher Unternehmen weiterhin einen integralen Bestandteil im Netzwerk der Wollkämmerei & Spinnerei in Bremen.

Die Jahre 1924 bis 1928 brachten die Umstellung der Produktion von rohweiss auf bunt. Eine Kammzeugfärberei wurde eingerichtet, der gesamte Maschinenpark modernisiert und eine grosse Anzahl neuer Maschinen aufgestellt. Die gesamten Anlagen erhielten nun einen elektrischen Antrieb. Die Garnaufträge waren so erheblich, dass in einzelnen Abteilungen Schichtdienst eingeführt werden musste.

Als es 1931 zum wirtschaftlichen Zusammenbruch der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei kam, hatte das natürlich auch für die Kammgarnspinnerei Eisenach Auswirkungen. Durch die enge Zusammenarbeit der beiden Unternehmen führte der Konkurs in Bremen zwangsläufig zur Entlassung von über 1000 Arbeitern und Angestellten in Eisenach und zur massiven Einschränkung der Produktion.

Erfreulicher Weise konnte die Wirtschaftskrise im Eisenacher Textilbetrieb recht bald überwunden werden. Nach Gründung der Norddeutschen Woll- und Kammgarnindustrie AG in Delmenhorst wurde die Kammgarnspinnerei Eisenach 1932 wieder ein Zweigbetrieb dieser Neugründung und erlangte hier bis zum Kriegsanfang 1939 einen neuen Aufschwung.

Der 2. Weltkrieg erzwang nun die vorläufige völlige Einstellung der Spinnereiproduktion. Die im Betrieb verbliebenen 880 Arbeiter wurden in die Rüstungsindustrie des "Eisenacher Motorenwerkes" dienstverpflichtet. Die Fabrikräume des Unternehmens wurden als Prüfstation und Ersatzteillager des Automobilwerkes verwendet. Die Spinnereimaschinen wurden nach Glücksbrunn ausgelagert.

Die Produktion der Kammgarnspinnerei Eisenach konnte nach dem Ende des Krieges im Oktober 1945 wieder aufgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt gehörte der Betrieb noch zur Norddeutschen Woll- und Kammgarnindustrie AG in Delmenhorst. Nachdem zunächst die Dächer der Fabrikhallen notdürftig repariert und die ersten Aufräumarbeiten abgeschlossen waren, wurden zunächst nur alte Militärsachen gewaschen und umgefärbt. Im Zuge der kompletten Instandsetzung aller Räumlichkeiten in Eisenach veranlasste man die Rückholung und Inbetriebnahme aller Maschinen aus Glücksbrunn. Schliesslich wurde aus vorhandenen Wollrestbeständen, welche in den Kellergewölben versteckt waren, die Nachkriegsproduktion der Spinnerei begonnen.

Nachkriegsjahre 1946 - 1949

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Bundesarchiv Bild 183-19000-3223, BMW-Werk Eisenach, Erste Auslieferung

Im August 1946 wurde der Betrieb in ein Volkseigentum überführt und somit von dem in Bremen ansässigen Mutterunternehmen enteignet. Damit begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Eisenacher Unternehmens. Ende 1946 konnten wieder 146 Textilarbeiter die Arbeit in der Kammgarnspinnerei aufnehmen. In den Jahren 1947 - 1952 erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten auf 1156. Während in den ersten Nachkriegsjahren die Herstellung von Wollkammzug noch ausschliesslich in Eisenach erfolgte, bezog man das Material ab 1958 ausschließlich von der Leipziger Wollkämmerei. In Eisenach konzentrierte man sich zu dieser Zeit auf die Produktion von Zellwollkammzug, wobei zu diesem Zweck in den 50er Jahren die Krempelei durch Anschaffung neuer Maschinen modernisiert wurde. Der notwendige Wollanteil für die Produktion von Wollmischgarnen wurde beigemischt. Ebenfalls Ende der 50er Jahre wurden grössere Renovierungsarbeiten in den Produktionsabteilungen Färberei, Krempelei, Vorspinnerei, Ringspinnerei und Zwirnerei durchgeführt.

Durch die Abschaffung von Marktwirtschaftlichen Strukturen in der DDR wurden seit 1949 zunehmend Unternehmen mit gleichen bzw. ähnlichen Produkten in einem Unternehmenspool zusammengefasst. Für die Spinnereien in Eisenach, Glücksbrunn, Niederschmalkalden und Bad Langensalza bedeutete das die Angliederung an die Spinnerei in Mühlhausen, dem einzigen Produzenten von Hochbauschgarnen in der DDR, zum VEB Westthüringer Kammgarnspinnereien. Die neue Rechtsform war wiederum im Kombinat Wolle und Seide, Merane, integriert.

VEB Westthüringer Kammgarnspinnerei Eisenach 1950 - 1990

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WKS Eisenach 1990

Bis 1972 produzierte das Werk noch die klassischen Kammgarne. Die zum Teil stark veralteten Produktionsanlagen wurden zwischen 1972 und 1977 durch neue Maschinen ersetzt, so dass der Standort Eisenach zu einem der leistungsfähigsten Betriebe innerhalb der Firmengruppe heranwuchs.

Die 80er und 90er Jahre des 20. Jahrhunderts waren vor allem geprägt durch die Erfüllung der von staatlicher Seite vorgegebenen Planaufträge. Bis Ende der 80er Jahre wuchs die Mitarbeiterzahl auf ca. 550 Personen an, unabhängig von den vielen kleineren Unternehmen im Umkreis von Eisenach, welche als Dienstleister für die Unternehmen Kammgarnspinnerei, AWE (Automobilwerk Eisenach) und FER (Fahrzeugelektrik Ruhla) tätig waren.

Die Kunden der Westthüringer Kammgarnspinnereien waren in diesem Zeitabschnitt vor allem Unternehmen der Oberbekleidungs- und Strumpfindustrie. Neben Exporten in die RGW-Zone wurden hauptsächlich die in der damaligen DDR ansässigen Unternehmen beliefert.

Innerhalb der Kammgarnspinnerei Eisenach wurde der Fokus auf die Erfüllung der Auftragsvorgaben sowie eine effiziente Auslastung der vorhanden Kapazitäten gelegt. Durch den zunehmend in die Jahre gekommenen Ringspinn-Maschinenpark wurde 1987 vom Kombinat ein Vertrag zum Kauf neuer Ringspinn-Maschinen mit dem Ingolstädter Hersteller Schubert & Salzer (ab 1988 Maschinenfabrik Rieter) für das Werk Eisenach abgeschlossen. Die Anlagen mit einer Länge von ca. 1000 Spindeln / Maschine wurden im September 1989 in Eisenach angeliefert.

Abwicklung, Auflösung und aktueller Zustand 1992 - 2017

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Verwaltungsgebäude Kammgarnspinnerei Eisenach

Gemäss der öffentlichen Meinung begann der Verfall der Ostdeutschen Spinnereien, wie auch anderer Industriezweige, durch die Wiedervereinigung und dem Wegfall der Kunden in der ehemaligen DDR und Osteuropa. Die eigentlichen Gründe jedoch sind allerdings sehr vielschichtig, einige davon können aber wie folgt umrissen werden :

  • Verschiebung der globalen Märkte
  • Plötzlicher Wettbewerbsdruck durch asiatische Hersteller
  • Finanzielle Schieflage der Unternehmen nach der Wiedervereinigung
  • Ungeklärte Eigentumsverhältnisse
  • z. T. intransparente und unprofessionelle Abwicklung der Unternehmen durch die Treuhand, verbunden mit einem Desinteresse zur Weiterführung solcher Unternehmen
  • Wegfall der Kundenbasis im Ostblock
  • veraltete Technik
  • strenge Umweltauflagen
  • fehlende oder veraltete Infrastruktur

Unter Berücksichtigung, dass die Kammgarnspinnerei Eisenach im Jahr 1992 grösstenteils mit Maschinen aus den 50er und 70er Jahren arbeitete und eine Modernisierung der Färbereianlage, wie noch 1991 in der Spinnerei Wernshausen erfolgt, auf die neuen Umweltstandards nicht aus eigenen finanziellen Mitteln tragbar war, musste der Betrieb Anfang 1993 eingestellt werden. Damit verloren alle noch verbliebenen Mitarbeiter unausweichlich Ihren Arbeitsplatz sowie Ihre "Spinnerei-Familie".

Durch die ständige Vergrösserung der Stadt Eisenach befand sich das Werk zudem in direkter Linie zur Innenstadt, obwohl bei Ihrer Gründung ausserhalb der Stadtgrenze angesiedelt. Die Herstellung von Garn in Kombination von leicht entflammbaren Chemikalien für die Vor- und Nachbehandlung der Fasern stellte ein nicht unerhebliches Risiko für die Stadt Eisenach dar. Ein Neubau der Spinnerei aufgrund der Lage wäre daher bei einer Weiterführung unausweichlich gewesen.

In den nachfolgenden Zeitabschnitten wechselten die einzelnen Gebäude häufig die Besitzern bzw. Mieter. Die Färberei sowie das Heizkraftwerk im Bleichrasen wurden abgerissen und der Fabrikschornstein gesprengt. An dessen Stelle befindet sich heute ein Einkaufsmarkt. Das Schwimmbad wurde ebenfalls abgerissen und die Fläche durch ein Autohaus neu bebaut. In den Hallen der Krempel / Kämmerei ist ein SB-Möbelhaus untergebracht. Das aus der Gründung der Spinnerei genutzte Verwaltungsgebäude, die ehemalige Öl- und Walkmühle, ist ungenutzt und dem Verfall preisgegeben.

Lage und Flächenausdehnung der Kammgarnspinnerei Eisenach 1920 - 1992

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Die Kammgarnspinnerei liegt im westlichen Teil der Stadt Eisenach. Im nördlichen Teil des Fabrikgeländes führt die Bahnlinie Frankfurt/M. - Erfurt vorbei. Die Bahnstrecke wird vom Westbahnhof, welcher unmittelbar an das Werksgelände grenzt, unterbrochen. Dieser wurde vor allem von Mitarbeitern aus den südlichen und westlichen Gemeinden bis in die 80' Jahre des 20 Jh. genutzt. Vom Hauptbahnhof erreicht man die Spinnerei in ca. 30 Min. zu Fuss oder innerhalb von 20 Min. per Strassenbahn, welche bis 1974 über die Katharinenstrasse bis zum Westbahnhof verkehrte. In späteren Jahren wurde diese Verbindung durch Busse ersetzt.

Zudem verläuft durch die Mitte des Betriebes der Mühlgraben, welcher von der Hörsel abgeleitet ist.

 
Kammgarn Lageplan 1924
Bezeichnung Flurkarte Fläche in m2
Fabrikgelände 4174, 4172, 4230 64'082
Mühlgraben 4227 274
Bleichrasen 4237, 4236 11'780
Bleichrasenweg 4235 1'829
Weg an der Bahn 4226, 4247 470
Weg zum Mädchenheim 4249 289
August-Bebel-Strasse 5 4234 2'518
... davon bebaute und unbebaute Flächen m2
Auf dem Fabrikgelände 34'013
An das Fabrikgelände angrenzende Grundstücke 2'299
unbebaute Werksgrundfläche 44'930
Total Grundfläche 81'242

Entwicklung der Mitarbeiterzahlen und Produktionsmengen

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1825 - 1947
Anzahl Mitarbeiter Produktion
1825 200 300 to
1913 300 650 to
1916 150 50 to
1919 180 65 to
1923 1500 65 to
1930 1900 920 to
1945 84 25 to
1946 547 370 to
1947 622 336 to
1948 - 1956
Anzahl Mitarbeiter Produktion
1948 695 485 to
1949 748 665 to
1950 1000 806 to
1951 1132 930 to
1952 1143 1113 to
1953 1141 1445 to
1954 1148 1280 to
1955 1059 1274 to
1956 1030 1210 to

Kombinatsstruktur

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1950 - 1990 Die Kammgarnspinnerei Eisenach war unter der Leitung der Kammgarnspinnerei Mühlhausen dem staatlichen Kombinat Wolle & Seide angegliedert. Ab 1991 wurde das Unternehmen im Verbund der Westthüringer Kammgarn Spinnereien GmbH, mit Sitz in Mühlhausen / Thüringen, geführt.

Schwesterunternehmen im Verbund der Westthüringer Kammgarnspinnereien:

  • Kammgarnspinnerei an der Zwick - Niederschmalkalden Kammgarnspinnerei Wernshausen
  • Kammgarnspinnerei Bad Langensalza - Bad Langensalza
  • Kammgarnspinnerei Glücksbrunn - Schweina
  • Kammgarnspinnerei Mühlhausen - Mühlhausen

Geschäftsleitung

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1946 - 1950 | Betriebsleiter  : Franz Meyer | Betriebsratsvorsitzender : Ludwig Baumbach | Treuhand-Stellvertreter  : Eduard Lipski

1965 - Mai 1991 | Betriebsleiter / CEO  : Rolf Jahr | Leitung Planung/Verkauf  : Kurt Nitzschmann | Leitung Finanzen  : Werner Grünert (bis 1989) | Leitung Technik  : Werner Funk

1991 - 1992 | Betriebsleiter / CEO  : Werner Funk | Leitung Planung/Verkauf  : Kurt Nitzschmann | Leitung Technik  : Claus Nicolai

1992 - 1993 | Betriebsleiter / CEO  : Claus Nicolai | Leitung Planung/Verkauf  : Kurt Nitzschmann

Soziale Aspekte

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  • 1912 Erweiterung der Wohnkolonie am Lohmühlenweg um weitere 8 Häuser auf insgesamt 25 Häuser
  • 1920 Erwerb von 27000m2 Land and der Creuzburger Chaussee sowie 5000m2 Land im Gänsetal (Aufteilung und Vermietung an die Belegschaft)
  • 1923 Erwerb von Grundstücken entlang der August-Bebel-Strasse und am Bleichrasen
  • 1923 Erwerb des Chausseewärterhäuschens an der Kasseler Strasse
  • ca. 1925 Einführung einer Krankenversicherung
  • 1947 Werksküche (1 Mahlzeit kostete 0.30 M, ab 1970 0.75 M, Rentner konnten kostenlos essen)
  • 1950 Bau einer Kegelbahn mit kleiner Kantine
  • 1951 Bau und Inbetriebnahme einer betriebseigenen Kindergrippe und eines Kindergarten inkl. Nachtbetreuung für Kinder von Eltern in Spät- und Nachtschicht
  • 1953 Bau eines betriebseigenes Schwimmbad
  • ca. 1960 Betriebsarzt und Sanitätsstation
  • Lebensmittel-Verkaufsstelle "Konsum"

Partnerunternehmen

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Der Austausch von Innovationen und Technologien mit Unternehmen in der Sozialistischen Wirtschaftszone (RGW) gehörte zur wirtschaftspolitischen Ausrichtung der DDR sowie deren osteuropäischen Nachbarländern.

Mit den nachfolgend aufgezählten Partnerunternehmen verband die Kammgarnspinnerei Eisenach nicht nur eine enge wirtschaftliche Beziehung, sondern war auch die Basis für viele persönliche und länderübergreifende Freundschaften zwischen den Mitarbeitern der einzelnen Spinnereien.

  • Trencianska Merina / Trencin (Slowakia)
  • Vinap / Nejdek (Czech)

Danksagung

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Diese Wikipedia-Seite wurde zur Erinnerung und Ehrung aller Mitarbeiter der Kammgarnspinnerei Eisenach erstellt, um ihr Wirken und Engagement in über 250 Jahren des erfolgreichen Betriebs zu würdigen.

Ebenfalls ist an dieser Stelle die hervorragende Unterstützung des Stadtarchivs Eisenach unter Herrn C. Kabus hervorzuheben, welcher die Einsicht und Aufarbeitung verschiedener Dokumente und Bildmaterialien für diese Seite ermöglichte.

Einzelnachweise und Quellenangaben

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  • Broschüre anlässlich der 200-Jahr-Feier der Kammgarnspinnerei Eisenach
  • Akten des Betriebsarchivs, heute im Besitz des Stadtarchivs Eisenach
  • Betriebszeitung "Die Spindel" 2. Jahrgang Nr. 7, Nr. 8; 3. Jahrgang Nr. 5
  • "Tribüne" vom 09.11.1955
  • Broschüre Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 13, "Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung der Stadt und des Kreises Eisenach", Teil 1, von Rolf Herm
  • Eisenacher Sommergewinnsheft 1983, Infobroschüre "250 Jahre Kammgarnspinnerei Eisenach", von Rolf Herm
  • Landeszeitung, Eisenach, 1983
  • Zusammenfassung der 250-Jahr Feier, 1983, von Friedrich Henning
  • Privataufzeichnungen von Herrn Rolf Jahr, Eisenach

[2] [3]

  1. Link auf die Quellenangabe
  2. https://www.eisenach.de/leben/bildung/stadtarchiv/
  3. https://www.tlz.de