Dieser Artikel beschreibt den jährlich stattfindenden Martensmannfestschmaus, der mit der Tradion des Martensmanns verknüpft ist

Die Hansestadt Lübeck und Schwerin haben wohl eine der ältesten verbindenden Traditionen in Deutschland.

Möglicherweise seit 1301 bringt der Lübecker Martensmann alljährlich zu Martini (11. November) ein Fass Rheinwein von einem Ohm (ca. 145 Liter) nach Schwerin. Von 1817 bis 1990 war die Tradition unterbrochen, erfreut sich aber seitdem zunehmender Beliebtheit.

Der Martensmann und zwei weitere lübische Abgesandte waren nicht nur ehrbare und rechtschaffene Männer, sondern mussten aufgrund der zu erwartenden Völlerei über einen leistungsfähigen Magen verfügen und vor allem äußerst trinkfest sein. Die Reise führte über Schönberg, wo zu Mittag gespeist wurde, nach Rehna dem ersten Nachtquartier. Die kleine Stadt Rehna nahm dies seit jeher zum Anlass für ein großes Fest.

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Die korbgeflochtene Kutsche hielt kurz vor Schwerin noch einmal an der Schmiede, wo Pferd und Wagen gründlich überprüft wurden, um den Schwerinern keinen Grund zu geben, die Kutsche zu beschlagnahmen. Nach genau vorgeschriebenem Ritual rollte der Weintransport dann in die Stadt zu einem Gasthaus. Ausgelassenes Treiben begleitete den Zug nicht zuletzt, weil von dem Wagen Äpfel, Nüsse, Kringel und einige Münzen fielen.

Um drei Uhr rollte der Wagen über die Schlossbrücke. Der Martensmann, bekleidet mit einem schwarzen Rock, einem ärmellosen roten Mantel und einem weißen gefalteten Halskragen nahm dem Kutscher vor dem Schlosstor den Hut ab, damit die salutierenden Wachen entblößten Hauptes begrüßt werden konnten.

Nach zwei Runden im Schlosshof begann eine genau einzuhaltende Zeremonie, deren Kernstück einmal die Prüfung des Gespannes und des Weines und zum anderen ein sich immer wiederholendes Streitgespräch zwischen dem Martensmann und dem Hausvogt war.

Der Martensmann behauptet, dass der Rat zu Lübeck den Wein nur "aus nachbarlicher Freundschaft und guter Affektion" bringen ließe während der Vogt daran festhielt, dass der Wein als "Schuldigkeit und Pflicht" geliefert werden müsste. Außerdem müsste es "Rheinweinmost" und kein "Rheinwein" sein, man wollte ihn dieses Mal noch annehmen. Nachdem der Martensmann sein Quartier wieder erreicht hatte, wurde er um sechs Uhr mit der großen Laterne zum Abendschmaus abgeholt. Die Mahlzeit, die in der Martensmannkammer im "langen Hause neben der Küche stattfand, bestand aus drei Gängen mit insgesamt 36 Schüsseln darunter Suppe, Rindfleisch, Gänsebraten, Huhn Fisch, Wild, Krebse, Torten, Obst und allerlei Gebäck und Konfekt. Getrunken wurde aus sogenannten "Fleuten" (fußlosen Gläsern), die eine halbe Flasche fassten.

Neue Teilnehmer mussten einen "Großen Willkomm", der ca. fünf Flaschen fasste, allerdings mit Hilfe von zwei Gevattern lehren. Die Ehre der beiden Parteien bestand darin, weder das aufgestellte Bett, noch Nachtgeschirr, Handtuch oder Nachtmütze nötig zu haben. Gegen elf Uhr zog die Gesellschaft in die Herberge des Martensmannes um den Abend bei Kaffee, Tee, Punsch und Wein ausklingen zu lassen. Am nächsten Tag um zehn Uhr wiederholte sich das Gelage mit der Ergänzung von Heringssalat. Punkt zwei Uhr erfolgte unter nochmaligem Austausch von nahrhaften Geschenken die Abreise. Der Martensmann bekam aus diesem Anlass den sogenannten Martensgulden. Der Martensmann war so alljährlich ein großes Stadtereignis in Schwerin.

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Viele Geschichten ranken sich um den Ursprung des spektakulären Martensmannereignisses. Die Forschung konnte auch noch nicht alles vorhandene Material auswerten. Eine der möglichen Erklärungen findet man in dem Buch "Lübische Geschichten und Sagen" ( im folgenden zitiert). [3]

1301 auf Martini-Tag kam Heinrich der Pilger, Herzog von Mecklenburg, aus 28-jähriger Gefangenschaft im gelobten Land, nach Lübeck. (Heinrich war während des Kreuzzuges gefangen genommen worden und verbrachte seine Haft in Ägypten.) Diese Stadt hatte seit vielen Jahren an seiner Befreiung gearbeitet, sich ihm in Rom, wo ihr Protonotar (Notar) gerade zu tun hatte, höchst gefällig erwiesen, und empfing ihn jetzt mit den größten Ehren, wie im Triumph. Da war der edle Fürst so dankbar, dass er einem Rath und den Bürgern all das Land um Lübeck schenkte, dass er von seinen Vorfahren her besessen, ihnen auch Zollfreiheit durch ganz Mecklenburg verlieh, und sich ausbedang, dass sie zum Gedächtnis ihm alle Jahr um Martini ein Ohm so köstlichen Weins schicken möchten, wie er ihn bei ihnen genossen. Dies ward ihm mit Freuden zugesagt, und auch gehalten.

Seit 1990 bringt der Lübecker Martensmann in alter Tradition ein Fass roten Weines nach Schwerin, wo er mit entsprechendem Zeremoniell empfangen wird. Am späten Nachmittag wird er mit der großen historischen Laterne und einem Laternenumzug zum Schloss geleitet. Hier haben die Schweriner Service-Clubs seit 1998 den Martensmannfestschmaus ausgerichtet. Angelehnt an das historische Essen wird in großherzoglicher Gesellschaft in mehren Gängen gespeist und aus fußlosen Bechern getrunken. Dazu dürfen wir angemessene Musik genießen und auch sonst allerlei Kurzweil erleben.

Der Martensmannfestschmaus ist eine Benefizveranstaltung, organisiert durch die Schweriner Serviceclubs.

https://www.hauspost.de/artikel/11800.html

  1. Klosterverein Rehna e.V.: Martensmannfest. In: www.kloster-rehna.com. Klosterverein Rehna e.V., abgerufen am 14. Februar 2024 (deutsch).
  2. Martensmann. In: Wikipedia. 18. März 2023 (wikipedia.org [abgerufen am 14. Februar 2024]).
  3. https://de.wikisource.org/wiki/L%C3%BCbische_Geschichten_und_Sagen