Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Fotoatelier Hiller

Das Foto-Studio Hiller in Bezau war ein für den Bregenzerwald regional bedeutendes Fotoatelier. Es wurde im Jahr 1923 von dem Bildhauer Johann Kaspar Hiller (1887–1946) gegründet und bestand 72 Jahre lang, bis 1995. Der rund hunderttausend Aufnahmen umfassende Nachlass des Foto-Studios Hiller enthält neben zahlreichen Porträt- und Gruppenfotos sowie Ansichtspostkarten aus dem Bregenzerwald auch Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg.

Werdegang

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Der Gründer des Foto-Studios Hiller, Johann Kaspar Hiller, geboren 1887 in Reuthe nahe Bezau, gestorben 1946 in Seefeld in Tirol, erhielt eine Ausbildung zum Bildhauer im Allgäu. Er fotografierte zunächst nur die von ihm hergestellten Plastiken. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen. Er nahm seinen Fotoapparat mit ins Feld und fertigte über 150 Fotografien von seinem Kriegseinsatz an der italienischen Front an.

1922 heiratete er Maria Urslau Dünser (geb. 29. August 1890 in Bezau; gest. 19. April 1971). Das Ehepaar bekam fünf Kinder:

  1. Kaspar junior (geb. 06. März 1923)
  2. Rudolf
  3. Hedwig (geb. 08. März 1927)
  4. Melitta (geb. 25. Februar 1930)
  5. Regina (geb. 1932)

Nach seiner Heirat im Jahr 1922 konzentrierte Johann Kaspar Hiller senior sich auf die Fotografie und richtete ein eigenes Studio im Haus seiner Schwiegereltern in Bezau ein. Bald kamen Menschen aus dem ganzen Bregenzerwald nach Bezau, um sich bei Hiller porträtieren zu lassen. Lebensereignisse wie die Erstkommunion, die Hochzeit oder auch die militärische Musterung der „Spielbuben“ (Rekruten eines Jahrgangs) wurden fotografisch dokumentiert; auch Post-mortem-Fotografie am Sterbebett des Verstorbenen war zeitweilig üblich. Auf diese Weise dokumentierter das Foto-Studio Hiller im Verlauf von sieben Jahrzehnten die Lebensläufe ganzer Familien von der Wiege bis zur Bahre.

In den 1930er Jahren erlebte das Fotografengeschäft dank des aufkommenden Fremdenverkehrs einen Aufschwung, insbesondere im Postkartengeschäft. Es kam vor, dass Gasthäuser und Hotels aus der Umgebung tausend Abzüge von Hillers Postkarten bestellten. 1944, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde Johann Kaspar Hiller senior zum Volkssturm eingezogen und später von Nationalsozialisten verhaftet. Er starb 1946 in Seefeld in Tirol an einer Lungenembolie. Sein Sohn Rudolf, der Soldat im Zweiten Weltkrieg war, fiel mit 19 Jahren. Nach Johann Kaspar Hillers Tod im Jahr 1946 übernahm sein Sohn Kaspar junior (geb. 06. März 1923; gest. 03. Mai 1958) das Fotostudio Hiller. Nachdem Kaspar Hiller junior im Jahr 1958 an einem Herzinfarkt verstarb, übernahm seine Schwester Hedwig (geb. 08. März 1927, gest. 09. Dezember 2017) den Familienbetrieb. Sie durchlief eine fotografische Ausbildung und etlichen Praktika bei renommierten Fotografen, absolvierte erfolgreich die Gewerbeschule in Innsbruck und legte 1959 als erste Frau in Vorarlberg die Meisterprüfung als Fotografin ab. Vorübergehend übernahm Melitta (Melitta Hiller, verheiratete Troy; geb. 25. Februar 1930; gest. 29. November 2018 in Egg), eine weitere Schwester, das Geschäft, heiratete dann aber und schied aus dem Betrieb aus. Hedwig Berchtel (geb. Hiller) modernisierte das Fotostudio und leitete es, bis sie sich im Jahr 1995 mit etwa 68 Jahren zur Ruhe setzte.

Hedwig Berchtel ließ in Bezau-Kriechere ein modernes, vom Bezauer Architekten Leopold Kaufmann entworfenes Fotostudio mit einer zentralen Dunkelkammer erbauen. In dem sehenswerten, für Bezau ungewöhnlichen Gebäude hat sich im Jahr 2012 ein Architekten-Büro niedergelassen. Das Haus gehört Hedwig Berchtels Sohn Rudolf Berchtel, der sich für den Erhalt des Nachlasses der Familie Hiller einsetzt.

Die Auftragsbücher des Foto-Studios Hiller sind so vollständig erhalten und die Fotografenfamilie hat die von ihr aufgenommenen Personen so akribisch mit Datum und Ort aufgezeichnet, dass dies Chronisten ermöglicht, die Lebenswege der dargestellten Personen nachzuvollziehen. Die Vorarlberger Landesbibliothek hat im Jahr 2022 eine repräsentative Auswahl der besten Fotos aus der Sammlung Hiller digitalisiert; die Originale werden im Bregenzerwald-Archiv in Egg aufbewahrt.[1]

Im Vorarlberg-Museum in Bregenz werden seit dem 27. Mai 2023 etwa 5.000 Fotos aus der Sammlung Hiller in einer vom Fotografen und Künstler Arno Gisinger kuratierten Sonderausstellung gezeigt.

Rohstoffe

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Das Fotostudio, das seit 2012 als Architekturbüro genutzt wird, birgt Spuren aus früheren Zeiten vom Keller bis unter das Dach. Von Kaspar Hiller sen. im Jahre 1923 gegründet, finden sich dort auch heute noch alte Fotoapparate, Requisiten, Filmrollen, Glasplatten und vieles mehr. Mit Hedwig Berchtel (geb. Hiller), der Fotografin im Bregenzerwald, wurde das Fotostudio im Jahre 1995 geschlossen und alles so hinterlassen wie am letzten Tag. Heute gehört das Haus mit Archiv und Studio ihrem Sohn Rudolf Berchtel, der sich nun dem Erhalt dieses Nachlasses stellen will ...

https://straks.fhv.at/2013/09/28/medienarchaeologische-arbeit-als-basis-zur-ausstellungskonzeption/

Maria Ursula Hiller, geb. Dünser (geb. 29.08.1890 Bezau [Taufbuch Bezau], gest. 19.04.1971 [Auskunft Familie]); Kaspar Hiller (geb. 06.03.1923, gest. 03.05.1958 [Sterbebildsammlung Gottfried Winkel]); stehend v.l.n.r.: Melitta Hiller, verehel. Troy (geb. 25.02.1930, gest. 29.11.2018 Egg [Vorarlberger Nachrichten Todesanzeige online]); Hedwig Hiller, verehl. Berchtel, Fotografenmeisterin (geb. 08.03.1927, gest. 09.12.2017 [Vorarlberger Nachrichten Todesanzeige online]); Regina Hiller, verehel. Enzenhofer (geb. 1932, gest. 1980 [Auskunft Familie])

die Fotografenfamilie habe die abgebildeten Personen, Daten und Orte akribisch aufgezeichnet, was es in Zusammenarbeit mit Ortschronisten ermöglichte, den Lebenszyklus von Personen nachzuvollziehen.

Quelle: Das fotografische Gedächtnis des Bregenzerwaldes. Das vorarlberg museum zeigt in einer neuen Sonderausstellung das Schaffen der Fotografen-Dynastie Hiller aus dem Bregenzerwald. 5.000 Landschaftsaufnahmen, Familienporträts und Postkarten sind zu sehen, die das Leben im Tal und seine Veränderung dokumentieren und so ein fotografisches Gedächtnis des Bregenzerwaldes sind. ORF, 28. Mai 2023, https://vorarlberg.orf.at/stories/3208571/

Thema Vorarlberg

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Vorübergehend übernahm dann Melitta, eine weitere Schwester, das Geschäft, die aber dann heiratete und aus dem Betrieb ausschied. [...] Nach der Lehre, verschiedenen Praktika bei renommierten Fotografen in Vorarlberg und Tirol sowie der erfolgreich absolvierten Gewerbeschule in Innsbruck, legte sie 1959 als erste Frau in Vorarlberg die Meisterprüfung als Fotografin ab. Frisch mit dem Tierarzt Julius Berchtel verheiratet, verwaltete sie nun nicht nur das Bestehende, sondern wurde sofort initiativ, indem sie das veraltete Geschäft von Grund auf modernisieren ließ. Vom Bezauer Architekten Leopold Kaufmann geplant, entstand in Bezau-Kriechere ein modernes Fotostudio, das rund um die zentrale Dunkelkammer gebaut wurde. Bis heute ein für Bezau ungewöhnliches und sehenswertes Gebäude, in dem sich mittlerweile die Architekten Innauer-Matt niedergelassen haben.

https://themavorarlberg.at/kultur/das-visuelle-gedaechtnis-des-bregenzerwaldes

Vorarlberg-Museum, Pressemitteilung

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Im Bregenzerwald war das im Jahr 1923 gegründete Foto Studio Hiller in Bezau die erste Adresse für Fotografie. Kaspar Hiller und seine Kinder dokumentierten über sieben Jahrzehnte das Leben im Bregenzerwald und die Veränderungen der Talschaft.[2]

Vorarlberg-Museum, Bregenz, Pressemitteilung: Neue Sonderausstellung im vorarlberg museum: Hiller. Das fotografische Gedächtnis des Bregenzerwalds, 25. Mai 2023, https://www.vorarlbergmuseum.at/fileadmin/user_upload/PA_Hiller_3.pdf

Ob Hochzeitsfoto, eine Erinnerung an die Erstkommunion oder ein Sterbebild. Im 20. Jahrhundert war das „Foto-Studio-Hiller“ im Bregenzerwald die erste Adresse. Die Familie Hiller dokumentierte über sieben Jahrzehnte das Leben im Bregenzerwald und die Veränderungen der Talschaft. In einer Sonderausstellung zeigt das vorarlberg museum in Brengenz in Kooperation mit der Vorarlberger Landesbibliothek und dem Bregenzerwald Archiv ab dem 27. Mai 2024 5000 Familienporträts, Landschaftsaufnahmen und Alltagsgeschichten aus dem umfangreichen fotografischen Nachlass der Hillers. Kuratiert wird die Ausstellung vom Fotograf und Künstler Arno Gisinger.

Johann Kaspar Hiller (1887–1946), geboren in Reuthe nahe Bezau, war ausgebildeter Bildhauer und fotografierte zunächst lediglich seine eigenen Skulpturen. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen. Er nahm seinen Fotoapparta mit und nahm über 150 Fotografien von seinem Einsatz an der italienischen Front auf. Nach seiner Heirat 1922 richtete er in Bezau im Haus seiner Schwiegereltern ein Fotostudio ein. Aus dem ganzen Bregenzerwald kam Kundschaft zu besonderen Anlässen zum einzigen Fotostudio weit und breit, um sich ablichten zu lassen, etwa bei der Erstkommunion, der Hochzeit oder auch nach der Musterung („Spielbubenfotos“). Auch Post-mortem-Fotografie am Sterbebett des Verstorbenen war damals üblich. Zunächst brachte das Fotoatelier Hiller wenig Ertrag. Das änderte sich in den 1930er Jahren mit dem Aufkommen von Tourismus im Bregenzerwald. Einige Hotels bestellten bei Hiller bis zu eintausend Postkarten.

Das fotografische Genre „Porträt“ steht im Zentrum des Schaffens der Familie. Porträtfotografie „... beruhte auf einer besonderen Form des Zusammenspiels zwischen dem Fotografen oder der Fotografin mit ihren oder seinen Modellen. Gerade in einem lokalen Kontext spielte die persönliche Beziehung zur abgebildeten Person eine wichtige Rolle.“ Neben den Porträts zeigt die Ausstellung auch Landschaftsbilder, die nicht nur die touristische Idylle des Bregenzerwalds eingefangen haben, sondern auch die Veränderungen des Tals.

In der Privatsammlung Hiller sind etliche Kameras erhalten.

Hedwig Hiller – Die erste Berufsfotografin Vorarlbergs

Alle fünf Kinder aus der Ehe von Johann Kaspar Hiller und Maria Hiller (geb. Dünser) erlernten das Fotografenhandwerk. Als Johann Kaspar 1946 starb, übernahm der jüngere Sohn Kaspar jun. den Betrieb bis 1958, als er unerwartet an einem Herzinfarkt starb. So lagen die Geschicke des Betriebs plötzlich bei seiner Schwester Hedwig. Sie wollte das Geschäft fortführen und begann eine fotografische Ausbildung. Nach ihrer Lehre und etlichen Praktika bei renommierten Fotografen legte sie 1959 als erste Frau in Vorarlberg die Meisterprüfung als Fotografin ab. Mit viel Engagement modernisierte Hedwig Berchtel (geb. Hiller) in der Folge das Fotostudio und führte es bis zu ihrer Pensionierung 1995.

Die Originale des rund 100.000 Fotos umfassenden Bestandes werden auf Basis eines Schenkungsvertrages mit der Familie Berchtel seit Juni 2020 sukzessive dem Bregenzerwald Archiv übergeben und verbleiben somit in der Region.

Seit dem 25. Mai 2023 sind zudem auf dem Fotoportal „volare“ der Vorarlberger Landesbibliothek Fotos zu unterschiedlichen Themen aus dem Hiller-Archiv online: Das Spektrum der Inhalte erstreckt sich vom Ersten Weltkrieg bis hin zur Alltagsgeschichte des Bregenzerwaldes. „volare“ ist ein Fotoportal, das neben eigenen Beständen Fotosammlungen des Stadtarchives Dornbirn, Bregenz und jetzt auch des Bregenzerwald-Archivs umfasst.

2024 erscheint ein Katalog zur Ausstellung im Residenz Verlag, der vom vorarlberg museum herausgegeben wird.

Die Pressefotos zur Ausstellung finden Sie hier: https://www.vorarlbergmuseum.at/museum/presse/bildmaterial-hiller/

Kurator: Arno Gisinger (Paris) Sicherung der Fotobestände: Rudolf Berchtel (Bezau) Betreuung der Fotobestände: Katrin Netter, Bregenzerwald Archiv (Egg) Thomas Feurstein, Vorarlberger Landesbibliothek (Bregenz)[3]

Literatur und Quellen

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  • Vorarlberg-Museum, Bregenz, Pressemitteilung: Neue Sonderausstellung im vorarlberg museum: Hiller. Das fotografische Gedächtnis des Bregenzerwalds, 25. Mai 2023, (online)
  • Das fotografische Gedächtnis des Bregenzerwaldes. Das vorarlberg museum zeigt in einer neuen Sonderausstellung das Schaffen der Fotografen-Dynastie Hiller aus dem Bregenzerwald. 5.000 Landschaftsaufnahmen, Familienporträts und Postkarten sind zu sehen, die das Leben im Tal und seine Veränderung dokumentieren und so ein fotografisches Gedächtnis des Bregenzerwaldes sind. ORF, 28. Mai 2023, (online)
  • Thomas Feurstein, Das visuelle Gedächtnis des Bregenzerwaldes, in: Thema Vorarlberg, Mai 2023, (online)
  • Scheune, Fotogeschäft und Architekturbüro. Sanierung und Umbau in Bezau von Innauer Matt Architekten. In: BauNetz, 19. April 2024, (online)


Einzelnachweise

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  1. Vorarlberger Landesbibliothek, volare, Sammlung: Hiller, (online)
  2. Hiller. Das fotografische Gedächtnis des Bregenzerwalds, In: Voralberg-Museum Bregenz, Kurator: Arno Gisinger, Sonderaustellung, 27. Mai 2023 bis April 2025, (online)
  3. https://www.vorarlbergmuseum.at/fileadmin/user_upload/PA_Hiller_3.pdf