Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Gerhard Schlemmer

Gerhard Schlemmer (geb. 15. Januar 1916 in Beckingen im Saarland, gest. ?), SS-Hauptsturmführer d.R. der Waffen-SS, Kommandant des Volksgrenadierbataillons 351, Lederfabrikant

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  • geb. 15.01.1916 ODER: Geburtsjahrgang 1917 (Beckingen-Saar)
  • SS-Hauptsturmführer d.R. der Waffen-SS
  • SS-Nummer: 270.142
  • SS-Hauptsturmführer Gerhard Schlemmer führte in den Tagen des Zusammenbruchs das Volksgrenadierbataillon 351
  • Gerhard Schlemmer, Geburtsjahrgang 1917 (Beckingen-Saar), SS-Freiwilligen-Jahrgang 1936, machte einen alten Kameraden aus, den SS-Untersturmführer Walter Hirschfeld.
  • Ehefrau: Barbara, geborene Glomb. Schwiegervater: Leo Glomb aus Glatz/Schlesien
  • Am 2. November 1945 wurde Schlemmer durch die Militärregierung Waiblingen als Treuhänder der Lederfabrik Christian Breuninger eingesetzt.
  • Schlemmers nebenamtliche Tätigkeit für den CIC
  • Hirschfeld war an Schlemmers Lederfabrik beteiligt
  • 1947 gründete Gerhard Schlemmer seine eigene Firma, genannt »Lederwarenfabrik Schorndorf G.m.b.H.« Gesellschafter waren Gerhard Schlemmer und seine Ehefrau Barbara, geborene Glomb.
  • »Herr Gerhard Schlemmer, geb. 15.1.1916, wohnhaft Schorndorf, Konnenbergstraße 20, ist am 15.9.45 nach Schorndorf gezogen. Anfang November 1945 habe ich erfahren, daß Herr Schlemmer Angehöriger der Waffen-SS gewesen sein soll...«
  • Im Internierungslager Nr. 76 sollte Gerhard Schlemmer, von den Amerikanern verhaftet, auf seine belastende Vergangenheit hin untersucht werden.
  • Am 10. November 1947 kam die Entnazifizierung Schlemmers. Der Betroffene, seit 1933 Mitglied der Allgemeinen SS und der NSDAP, im heimatlichen Beckingen als Schläger übel beleumundet, wurde zum »Entlasteten« erklärt. »Die Verfahrenskosten einschließlich der Unterbringung in ein Arbeitslager trägt die Staatskasse.«

Rohstoffe

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SS-Nr.: 270 142 Name: Gerhard SCHLEMMER Geb.: 15.01.1916 SS-Hauptsturmführer d.R. Waffen-SS

Waldemar Sadaj [Scypion], Numery czlonków SS od 270 000 do 270 999., https://www.dws-xip.com/reich/biografie/numery/numer270.html

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Man könnte doch Knobelbecher ... Schlemmer-Leben aus: DER SPIEGEL 35/1949, 24.08.1949, https://www.spiegel.de/politik/man-koennte-doch-knobelbecher-a-6228b278-0002-0001-0000-000044438227?context=issue

Werkmeister a. D. Peter Schlemmer weiß noch immer nicht, von welcher Dienststelle die Herren eigentlich waren, die, französisch parlierend, die aparte Wohnung an Beckingens Fischerberg Nr. 2 durchsuchten. Nach Sohn Gerhard Schlemmers abgestellten Koffern und Kisten fragten sie mit besonders herzlichem Interesse.

Solche und ähnliche Beunruhigungen lassen Familie Schlemmer des Nachkriegswohlstandes nie ganz froh werden. Das ist in Beckingen nicht anders als im württembergischen Schorndorf, wo die verschiedensten Beamten und Agenten nach dem Quell des Schlemmerschen Gründervermögens graben.

Fortuna haschte den heutigen Inhaber von Konto Nr. 19 der Volksbank Schorndorf und Postscheckkonto Stuttgart 8485, als er, SS-Hauptsturmführer Gerhard Schlemmer, in den Tagen des Zusammenbruchs das Volksgrenadierbataillon 351 führte. Fortuna kam in Gestalt eines neuen Mannes, der sich Unteroffizier Aue nannte und angab, unter Schlemmers Aegide in die US-Kriegsgefangenschaft ziehen zu wollen.

Schlemmer und Aue lernten einander im Lager Fürstenfeldbruck näher kennen. Aue stellte sich sehr bald unter seinem richtigen Namen vor: »Ich bin SS-Oberführer Spacil, Amtschef II (Recht und Verwaltung) des Reichssicherheitshauptamtes«. Dann ließ Aue-Spacil seinen neuen Chef einen Blick in den geheimnisvollen Rucksack werfen, von dem er sich nie trennte: Notenbündel aller Währungen, Gesamtwert nach Schlemmers Schätzung mindestens eine Million.

Er habe den SS-Schatz, Geld, Devisen, Gold, Juwelen und die Reichsinsignien (Zepter, Krone, Reichsapfel) im Gesamtwert von etwa 26 Mill. Mark mit einem Lastzug nach Oesterreich bringen lassen, gab Spacil in Stacheldrahtpsychose preis. Nur ein zuverlässiger Förster wisse außer ihm, wo der Schatz vergraben sei. Die 25 KZ-Häftlinge, die das Loch gebuddelt haben, sind aus Geheimhaltungsgründen erschossen worden.

Er, Spacil, sei bereit, einen Teil dieses Geldes für seine und Schlemmers Freilassung zu opfern. Der Löwenanteil der vergrabenen Millionen solle der höheren SS-Führung den Aufbau neuer Existenzen ermöglichen. Sicher aber solle Schlemmer, wenn er die richtigen Verbindungen zu den richtigen Amerikanern herzustellen vermöge, ein reicher Mann werden.

Gerhard Schlemmer, Geburtsjahrgang 1917 (Beckingen-Saar), SS-Freiwilligen-Jahrgang 1936, machte einen alten Kameraden aus, den SS-Untersturmführer Walter Hirschfeld. Der hatte sich dem CIC*) als jüdischer Mischling vorgestellt; aus Tarnungsgründen und als antifaschistisches Trojanisches Pferd sei er in die Waffen-SS gegangen.

Diesen Hirschfeld zog Schlemmer ins Vertrauen, und der revanchierte sich durch Vermittlung an die CIC-Angehörigen Leutnant Claus Nake, John Alter und Nils Sproesser. Schlemmer erzählte ihnen von Spacils Schätzen. Dann entwarf er einen Brief an den »Herrn kommandierenden General der 7. amerikanischen Armee« und schrieb von seinen Verdiensten, »einen großen Teufel der Menschheit festgenagelt und seiner gerechten Strafe zugeführt zu haben«.

Da er sich schon während seiner Dienstzeit »teilweise anschauungsmäßig entblößt« habe, sei er dann zur Auffrischung seiner erschütterten Haltung zu seiner alten Panzerdivision »Totenkopf« an die Front versetzt worden.

»Es war mir klar«, schrieb Schlemmer, »daß in dem Augenblick, wo ich die noch ganz kläglich vorhandene Naziclique, zu der Spacil als Haupträdelsführer gehörte, so vernichtend angriff, mein Leben, das meiner Frau und meiner beiden Kinder in äußerster Gefahr war. Ich tat es trotzdem, weil die Gerechtigkeit es so verlangt.

»Darf ich nun Seine Exzellenz den Herrn kommandierenden General bitten, meine Familie und mich vorerst unter den besonderen Schutz der amerikanischen Besatzung zu stellen und mir durch meine Freilassung aus der Gefangenschaft die Möglichkeit zu geben, für meine Frau und meine Kinder liebevoll zu sorgen. Es ist das Einzige, aber Schönste, was mir aus vergangener alter Zeit geblieben ist. Seiner Exzellenz dem Herrn kommandierenden General gehorsamst ergebener Gerhard Schlemmer.«

  • ) CIC = Counter Intelligence Service (die amerikanische »Abwehr«).

Richtig bekam am 24. Juli 1945 Schlemmer ein Papier: »Hierdurch wird bescheinigt, daß der Inhaber dieses Schreibens, Gerhard Schlemmer, sich in Gewahrsam der CIC-Einheit 970-45 befindet, die zur Zeit ihre Mission in diesem Bereich erfüllt. Schlemmer hat die Genehmigung bis zum 31.7.1945, in der nahen Umgebung seines Hauses in Bad Tölz zu bleiben. Bis zu dieser Zeit wird ein Mitglied der CIC-Einheit 970-45 ihn aufgesucht haben. Unterschrift: Robert A. Gutierrez SA, CIC.«

In jener Zeit wurde der SS-Schatz gehoben und zu Händen des Gutierrez und eines gewissen Mister Cachun abgeliefert. Der unterschrieb dann Schlemmers endgültigen Haft-Entlassungsschein.

Am 2. November 1945 wurde Schatzgräber Schlemmer durch die Militärregierung Waiblingen als Treuhänder der Lederfabrik Christian Breuninger eingesetzt. Eugen A. Bischoff, Leiter des Amtes für Vermögenskontrolle Waiblingen, stellte Schlemmer am 10. März 1946 ein Interimszeugnis aus, das offensichtlich für ein drohendes Entnazifizierungsverfahren benötigt wurde »... In politischer Hinsicht wurde er von der Militärregierung, der CIC und Special Branch überprüft und als geeignet befunden. Er ist einer unserer besten Treuhänder.«

Schlemmers nebenamtliche Tätigkeit für den CIC erwähnte Mr Eugen A. Bischoff nicht ausdrücklich. Dafür äußerten sich Schlemmer-Hirschfeld in einer Erfolgsmeldung über ihre gemeinsame Großfahndung nach Nationalsozialisten: »Arbeitsbericht beim CIC in der Zeit vom 25.5.45 bis 3.3.46:

  • Aus Vergrabungsorten der RSHA des Amtschefs SS-Brigadeführer Spacil Gold, Brillanten, Schmuck, Dollars und englische Pfunde im vorsichtigen Werte von 26 Millionen sichergestellt und abgeliefert.
  • Den Amtschef der RSHA, SS-Brigadeführer Spacil, gefangengenommen. - Den Adjutanten des Spacil sowie seine Sekretärin durch Agentenarbeit gefunden und gefangengenommen ...

In der Zwischenzeit Vernehmung der Gefangenen und Schreiben von Raporten unter Leitung des Herrn Gutierrez.

  • Sucharbeiten als Agent nach einem SS-Hauptsturmführer Conrad*), sogenannten König des Warschauer Ghettos und Verwaltungsführer bei Obergruppenführer Fegelein. Später Auffindung im französischen Gebiet, Zurückbringung und Gefangennahme.
  • Im weiteren Verlaufe dieser Arbeit wurde durch die als Agent und durch die in meinem Verhör erhaltenen Informationen folgendes in verschiedenen Territorien sichergestellt:

1. Hitlers Anzug, welchen er am 20. April getragen haben soll.

2. Photoalben und Bilder der Eva Braun und Hitler.

3. Privatfilme der Eva Braun vom Berghof.

4. Briefwechsel zwischen der Braun und Hitler.

5. Ein kleines Tagebuch der Braun.

6. Eine große Briefmarkensammlung.

7. Schmuck und Geld in allen Währungen im vorsichtigen Schätzungswert von über einer Million Dollar.

8. Bei einer Frau Göhler (Göhler war Adjutant Fegeleins) Auffindung eines weltbekannten Böcklin-Gemäldes, welches nach Angaben der Salzburger Zeitung drei Millionen Mark wert gewesen sein soll.

9. Aus Verstecken der Fegeleins wertvolle Gobelins, Teppiche, Schmuck und anderes in nicht bekanntem Wert sichergestellt.

  • ) Conrad wurde kurz darauf an Polen ausgeliefert.

10. In der Freizeit Vernehmungen in der CIC-Dienststelle Backnang bei Stuttgart.

11. Sucharbeit und Auffindung des SS-Brigadeführers Six.

12. Auffindung der Mitarbeiter des Six, Mahnke und Röder, im englischen Gebiet.«

Während Hirschfeld sich ganz dem CIC verschrieb, gewann Schlemmer dem Leder seiner neuen Branche mehr und mehr Geschmack ab.

Daß jedoch auch Hirschfeld an Schlemmers Lederfabrik beteiligt war, geht aus einem Informationsbericht des Kriminalinspektors Faas vom Polizeipräsidium Stuttgart hervor, der am 17. Februar 1948 dem Ministerium für politische Befreiung in Stuttgart meldete: »Hirschfeld war nach dem Zusammenbruch in Schorndorf wohnhaft und Teilhaber einer dortigen Lederfabrik.«

1947 gründete Gerhard Schlemmer seine eigene Firma, genannt »Lederwarenfabrik Schorndorf G.m.b.H.« Gesellschafter Gerhard Schlemmer und Ehefrau Barbara, geborene Glomb.

Noch immer aber konnte sich der junge Fabrikant und alte SS-Führer Schlemmer nicht sicher fühlen. Im Internierungslager 76 sollte er, von den Amerikanern verhaftet, auf seine belastende Vergangenheit hin untersucht werden. Schorndorfs Spruchkammer-Kläger machte darüber eine bestürzte Aktennotiz.

Diese Bestürzung war verständlich, da Schorndorfs Spruchkammer-Vorsitzender Fetzer bereits am 25. April 1947 zu Protokoll gegeben hatte:

»Herr Gerhard Schlemmer, geb. 15.1.1916, wohnhaft Schorndorf, Konnenbergstraße 20, ist am 15.9.45 nach Schorndorf gezogen. Anfang November 1945 habe ich erfahren, daß Herr Schlemmer Angehöriger der Waffen-SS gewesen sein soll und habe daraufhin unverzüglich eine schriftliche Meldung an CIC-Hauptquartier 970/I/45 in Backnang, Kathrinenschloß, gemacht. Ich wurde daraufhin zum Hauptquartier gerufen und es wurde mir in Gegenwart der Herren CIC-Offiziere Behr, Clausen und Bernstein erklärt, daß sie diesen Fall ihren Vorgesetzten, Herrn Gutierrez und Cachun, vortragen würden.

Daraufhin wurde mir einige Tage später erklärt, daß der Fall Schlemmer besonders überprüft worden sei und gegen ihn keine Belastung mehr vorliege, und er auch nicht unter automatischen Arrest fallen würde. Ich hätte über den Fall Schlemmer vollständiges Stillschweigen zu bewahren. Zudem wurde ja in der Zwischenzeit Herr Schlemmer als Treuhänder in der Firma Christian Breuninger, Schorndorf, in Kenntnis der Sachlage eingesetzt und belassen ...«

Auch Befreiungsminister Gottlob Kamm, gleichzeitig Bürgermeister von Schorndorf und ebenso Schorndorfs Spruchkammervorsitzender Dr. Leitenberger (jetzt Polizeipräsident Stuttgart) schalteten sich ein. Darüber wurden zwei Aktennotizen bei der Spruchkammer Schorndorf bzw. der Spruchkammer des Internierungslagers 76 aufgenommen:

»Am 6.9.47 wurde mir vom geschäftsführenden Vorsitzenden Herrn Ernst Fetzer mitgeteilt, daß er eben von Herrn Minister Kamm folgende fernmündliche Mitteilung erhalten habe: Herr Minister Kamm habe keine belastenden Unterlagen noch einen Fragebogen in Sachen Gerhard Schlemmer, Schorndorf ... Der öffentliche Kläger. gez. Dr. Ei.«

Und: »Laut fernmündlicher Mitteilung des Herrn Minister Kamm vom 6.10.47 ist das Spruchkammerverfahren gegen den einstigen SS-Führer Schlemmer aus Schorndorf, derzeit Lager 76, möglichst rasch durchzuführen. Laut Anordnung des Herrn Ministers hat in diesem Verfahren als öffentlicher Kläger der Chefermittler Heinz May, als Vorsitzender Dr. Leitenberger zu fungieren. Der Vorsitzende: (gez.) Leitenberger.«

Am 10. November 1947 kam die Entnazifizierung Schlemmers. Der Betroffene, seit 1933 Mitglied der Allgemeinen SS und der NSDAP, im heimatlichen Beckingen als Schläger übel beleumundet, wurde zum »Entlasteten« erklärt. »Die Verfahrenskosten einschließlich der Unterbringung in ein Arbeitslager trägt die Staatskasse.«

Dennoch fielen gelegentlich Wermutstropfen in den Schlemmerkelch. Kripo und Finanzamt wollten wissen, woher Gerhard Schlemmer das Geld zu Wohlleben und Geschäften nähme.

Wieder konnte Schlemmer dienen: diesmal mit zwei Schuldscheinen. Auf dem einen beurkundete Ehepaar Schlemmer jun., am 1. Juli 1946 von dem heimatvertriebenen Schwiegervater Leo Glomb aus Glatz/Schlesien als bares Darlehn 90000 RM aufgenommen zu haben.

Auch dem rassisch verfolgten Heinz Ledermann aus Beckingen/Saar bescheinigte Schlemmer am 1.8.46, 650000 RM entliehen zu haben. Ledermann war bis zur Befreiung Konzentrationär.

Und doch mußte Gerhard mit Gattin Barbara ein Vierteljahr ins heimatliche Beckingen absiedeln. Schwester Friedl hütete derweilen das Schlemmer-Paradies in Schorndorfs Konnenbergstraße 20.

Doch auch an der Saar ergaben sich neue Geschäftsmöglichkeiten. Sureté-Chef Gurioz wurde die Teilhaberschaft angeboten, falls es gelänge, am Ort eine Schlemmer-Lederwarenfabrik aufzumachen. Man könnte dort die Knobelbecher und Koppelriemen für die zukünftige Europaarmee produzieren, meinte Saar-Europäer Schlemmer.

Der Spiegel Nr. 35/1949, https://www.spiegel.de/politik/man-koennte-doch-knobelbecher-a-6228b278-0002-0001-0000-000044438227?context=issue https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/44438227

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Einzelnachweise

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