Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt James Barnor

James Barnor, 2016

Frederick Seton James Barnor, geboren am 6. Juni 1929 in Accra, britische Kronkolonie Goldküste, ist ein ghanesisch-britischer Fotograf. Er war der erste Pressefotograf Ghanas und hat wesentlich zur Verbreitung der Farbfotografie in Westafrika beigetragen. Seine Fotos dokumentieren unter anderem das Leben der schwarzen Diaspora in Großbritannien in den „Swinging Sixties“.

Lebensweg

Bearbeiten

Goldküste, 1929–1959

Bearbeiten

James Barnor wurde am 6. Juni 1929 in Accra geboren, das damals noch in der britischen Kronkolonie Goldküste lag. Mitte der 1940er Jahre kam es vermehrt zu größeren antikolonalien Protesten in West-Afrika.

In Barnors Familie gab es bereits mehrere Berufsfotografen[1]

Im Jahr 1947 nahm Barnor eine zweijährige Fotografenlehre im „Yehowa Aakwe“-Fototudio seines Vetters J. P. D. Dodoo auf.[2] Nach Abschluss dieser Lehre, 1949, eröffnete Barnor sein eigenes Fotostudio „Ever Young“ in Accra. Anfangs arbeitete er vor allem unter freiem Himmel. Kwame Nkrumah gründete ebenfalls 1949 die Convention People's Party (CCP) und wurde zum Sprecher für Forderungen nach Unabhängigkeit für die Goldküste und pan-afrikanischen politischen Aktivismus. 1950 wurde die Zeitschrift „Daily Graphic“ von der „Daily Mirror“-Group in London gegründet und Barnor wurde der erste Fotojournalist der Goldküste. Ab 1952 arbeitete Barnor auch für das pan-afrikanische Magazin „Drum“, das 1951 in Johannesburg, Süd-Afrika, gegründet wurde. Er lieferte der Zeitschrift „Drum“ Fotos von Kwame Nkrumah und von dem Boxer Roy Ankrah („The Black Flash“). Im Jahr 1953 verlegte Barnor sein „Ever Young“-Fotostudio nach Jamestown, ein Stadtviertel von Accra.

Am 6. März 1957 wurde die Goldküste als eine der ersten ehemaligen Kolonien in Afrika südlich der Sahara unabhängig und benennt sich in Ghana um.

Großbritannien, 1959–1969

Bearbeiten

Im Jahr 1959 ging Barnor nach London, um dort seine fotografischen Kenntnisse zu vertiefen. 1960 zog er nach Kent um, um dort in den Colour Processing Laboratories Ltd. in Edenbridge die Farbfotografie zu erlernen, und studierte anschließend am Medway College of Art in Rochester (Kent). Im selben Jahr fuhr Barnor nach Nigeria, um dort die Unabhängigkeitsfeierlichkeiten zu fotografieren. Seit 1961 fotografierte Barnor auch selbst in Farbe. 1963 organisierte Barnor eine Ausstellung über ghanesische Kultur und Kunst im Medway College of Art in Rochester. Nach Abschluss seiner dortigen Ausbildung blieb er bis 1966 als technischer Assistent an dieser Hochschule. 1966 nahm Barnor seine Mitarbeit beim südafrikanischen Magazin „Drum“ wieder auf. Mehrere seine Fotos werden erschienen in London auf den Titelseiten von Zeitschriften. Barnor arbeitete auch für das Centre for Educational Television Overseas (CETO) und die Werbeagentur Campbell-Drayton. 1967 wurde Barnor als Hersteller von Farbabzügen in den Colour Processing Laboratories in Edenbridge angestellt. 1969 absolvierte Barnor eine Ausbildung bei Agfa-Gevaert in Leverkusen und in Mortsel (Belgien), um technischer Repräsentant dieser Firma in Ghana zu werden.

Ghana, 1969–1994

Bearbeiten

Nach seiner Rückkehr nach Ghana im Jahr 1969 verbreitete Barnor Kenntnis von der Farbfotografie im Raum Accra und beteiligte sich an der Eröffnung des ersten Farbfilm-Labors in Ghana. 1973 eröffnete Barnor sein Studio „X23“ unweit von Jamestown (Accra).

Barnor erhielt viele Aufträge für Schallplatten-Cover von Musikgruppen in Accra für Werbefotos von internationalen Unternehmen wie dem italienischen Mineralöl- und Energiekonzern Agip. 1977 wurde Barnor als Fotograf und Grafik-Designer bei der United States Information Agency (USIS) in der US-Botschaft in Accra angestellt.

Unter dem Militärregime von Jerry John Rawlings in Ghana wurde Barnor offizieller Regierungsfotograf der Regierung Rawlings. Daneben engagierte Barnor sich in seiner Musikgruppe „Ebaa Hi Gbiko“ (später in „Fee Hi“ umbenannt) und organisierte eine Italien-Tournée für deren Musiker und Tänzer.

1992 wurde Barnors Studie „X23“ geschlossen, das – wie viele andere afrikanische Fotostudios – unter der Einführung der Digitalfotografie zu leiden hatte.

Großbritannien, 1994 bis heute

Bearbeiten

1994 kehrte der inzwischen 65jährige Barnor unter Mitnahme all seiner Negative, Abzüge, Fotoplatten und anderer Dokumente nach Großbritannien zurück. Die Auswertung dieses Fotoarchivs begann im Jahr 2004, aber erst 2017 wurde Barnors Fotoarchiv nach Paris gebracht und dort vollständig dokumentiert und digitalisiert. Barnor fand keine Anstellung als Fotograf und arbeitete als Reinigungskraft im Flughafen London-Heathrow.[3]

Ausstellungen

Bearbeiten
  • 2010 Die Ausstellung „James Barnor: Ever Young“ wurde vorab am W.E.B. Du Bois-Institut der Harvard-Universität gezeigt, bevor sie im Autograph ABP am Londoner Rivington Place eröffnete. Die Ausstellung wurde auch an anderen Orten gezeigt und führt zu Ankäufen einiger Fotos von Barnor durch die Tate-Galerie, das Victoria & Albert Museum und das Musée due quai Branly - Jacques Chirac.
  • 2017 Die Ausstellung „La Vie selon James Barnor“ wurde bei der 11. Biennale in Bamako (Mali) gezeigt und wandert dann weiter in den Senegal, durch Ghana, Südafrika, Namibia, Sambia und Botswana.
  • 2019 Ausstellung „James Barnor: A Retrospective“ in der Nubuke Foundation in Accra.

Literatur und Quellen

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: MYR67/Artikelwerkstatt James Barnor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Rohstoffe, Zettelkasten

Bearbeiten

++ ++ ++

Frederick Seton James Barnor, geboren am 6. Juni 1929 in Accra, Ghana, hat die Farbfotografie in Westafrika etabliert.

1929 Frederick Seton James wurde am 6. Juni 1929 in Accra geboren, der Hauptstadt des heutigen Ghana, damals noch die britische Kronkolonie Goldküste.

1947 Es kommt 1947 vermehrt zu größeren antikolonalien Protesten in West-Afrika. Barnor nimmt eine zweijährige Lehre im Yehowa Aakwe-Studio seines Vetters J. P. D. Dodoo auf.

1949 Die Convention People's Party (CCP) wird durch Kwame Nkrumah gegründet. Er wird Sprecher für Forderungen nach Unabhängigkeit für die Goldküste und pan-afrikanischen politischen Aktivismus. Barnor eröffnet sein eigenes Fotostudio »Ever Young«. Anfangs arbeitet er vor allem unter freiem Himmel.

1950 Gründung des »Daily Graphic« in Accra. Barner wird der erste Fotojournalist der Goldküste.

1952 Zum Präsident der Goldküste nominiert, nimmt Kwame Nkrumah Verhandlungen über die Unabhängigkeit der Goldküste von Großbritannien mit dem britischen Gouverneur Sir Charles Arden-Clarke auf. Barnor arbeitet auch für das pan-afrikanische Magazin »Drum«, das 1951 in Johannesburg, Süd-Afrika, gegründet wurde. Er liefert der »Drum« Fotos von Kwame Nkrumah und von dem Boxer Roy Ankrah.

1953 Barnor verlegt sein »Ever Young«-Fotostudio nach Jamestown.

1957 Am 6. März 1957 wird die Goldküste als eine der ersten ehemaligen Kolonien in Afrika südlich der Sahara unabhängig und benennt sich in Ghana um.

1959 Barnor zieht nach London, um dort seine fotografischen Kenntnisse zu vertiefen.

1960 Kwame Nkrumah wird zum ersten Präsidenten Ghanas gewählt. Barnor fährt nach Nigeria, um dort die Unabhängigkeitsfeierlichkeiten zu fotografieren. Er zieht nach Kent um, um dort in den Colour Processing Laboratories in Edenbridge die Farbfotografie zu erlernen, und studiert anschließend am Medway College of Art in Rochester.

1963 1963 wird die im New Yorker Stadtteil Harlem entstandene »Black is beautiful«-Bewegung durch die Fotografien von Kwame Brathwaite in aller Welt bekannt und breitet sich aus. Barnor organisiert eine Ausstellung über ghanesische Kultur und Kunst im Medway College of Art in Rochester. Nach Abschluss seiner dortigen Ausbildung bleibt er bis 1966 als technischer Assistent an dieser Hochschule.

1966 In Ghana wird Kwame Nkrumah durch einen Militärputsch abgesetzt. In Großbritannien wird das erste Gesetz verabschiedet, das Rassendiskriminierung verbietet. Barnor nimmt seine Mitarbeit beim Magazin »Drum« wieder auf. Mehrere seine Fotos werden erscheinen in London auf den Titelseiten von Zeitschriften. Barnor arbeitet für das Centre for Educational Television Overseas (CETO) und die Werbeagentur Campbell-Drayton.

1967 Barnor wird als Hersteller von Farbabzügen in den Colour Processing Laboratories in Kent angestellt.

1969 Barnor absolviert eine Ausbildung zum technischen Repräsentanten in den AGFA-Sitzen in Leverkusen und in Mortsel (Belgien), um technischer Repräsentant für AGFA-Gevaert in Ghana zu werden. Barnor verbreitet Kenntnis von der Farbfotografie im Raum Accra und beteiligt sich an der Eröffnung des ersten Farbfilm-Labors in Ghana.

1973 Eröffnung des Studios »X23« unweit von Jamestown.

1974 Barnor erhält viele Aufträge für Werbefotos von Musikgruppen in Accra (Schallplatten-Cover) und von internationalen Unternehmen wie Agip.

1977 Barnor wird als Fotograf und Grafik-Designer im Informationsdienst der US-Botschaft (USIS) in Ghana angestellt.

1983 Jerry John Rawlings wird Regierungschef von Ghana und etabliert ein Militärregime, das von 1981 bis 1992 besteht. Barnor wird offizieller Regierungsfotograf der Regierung Rowlings. Daneben engagiert Barnor sich in seiner Musikgruppe Ebaa Hi Gbiko (später in Fee Hi umbenannt) und organisiert eine Italien-Tournée für deren junge Musiker und Tänzer.

1992 Das Studie X23 wird geschlossen. Wie viele andere afrikanische Fotostudios hatte es unter der Einführung der Digitalfotografie zu leiden.

1994 Barnor kehrt unter Mitnahme all seiner Negative, Abzüge, Fotoplatten und anderer Dokumente nach Großbritannien zurück. Die Auswertung dieses Fotoarchivs beginnt im Jahr 2004.

2010 Die Ausstellung »James Barnor: Ever Young« wird vorab kurz am W.E.B. Du Bois-Institut der Harvard-Universität gezeigt, bevor sie im Autograph ABP am Londoner Rivington Place gezeigt wird. Die Ausstellung wird auch an anderen Orten gezeigt und führt zu Ankäufen einer Fotos von Barnor durch die Tate-Galerie, das Victoria & Albert Museum und das Musée due quai Branly - Jacques Chirac.

2017 James Barnors Fotroarchiv wird nach Paris gebracht und dort vollständig dokumentiert und digitalisiert. Die Ausstellung »La Vie selon James Barnor« wird bei der 11. Biennale in Bamako gezeigt und wandert dann weiter in den Senegal, durch Ghana, Südafrika, Namibia, Sambia und Botswana.

2019 Ausstellung »James Barnor: A Retrospective« in der Nubuke Foundation in Accra.

2021 Ausstellung »James Barnor. Accra/ London: A Retrospective« in der Serpentine North Gallery in London, dem Museo d'Arte delle Svizzera Italiana (MASI) in Lugano und im Detroit Institute of Arts in Detroit. Weitere Fotoankäufe, etwa durch das Museum of Modern Art, New York und das Centre Pompidou, Paris.

Gründung der James Barnor Foundation; im Jahr 2022 erstmalige Vergabe des James-Barnor-Preises.

Quelle: Nach dem englischen und französischen Text in der Barnor-Ausstellung im LUMA Arles (abfotografiert)

++ ++ ++

Fotografen-Legende James Barnor »Kein ghanaischer Fotograf hat das vorher gemacht« Unabhängigkeit in Ghana, Swinging Sixties in London: Fotograf James Barnor hat gesellschaftliche Umbrüche dokumentiert und die Farbfotografie in Westafrika etabliert. Doch erst mit 91 Jahren ist er gefragt wie nie zuvor. Von Anne Backhaus, in: Spiegel Online, 11.03.2020, 09.48 Uhr Der Spiegel Online, 11.03.2020, 09.48 Uhr, https://www.spiegel.de/ausland/james-barnor-der-fotograf-der-die-farbfotografie-nach-ghana-brachte-a-8b0a8090-86d0-480f-b80d-76f38ca1980c

Eine Bekannte sitzt auf Barnors Auto: Eines der ersten Bilder, die der Fotograf 1970 in Farbe in Ghana gemacht hat. Foto: James Barnor/ courtesy galerie Clémentine de la Féronnière

Ein Poolhaus in Accra. Die Sonne lastet auf der Hauptstadt Ghanas. "Sollen wir schwimmen gehen?", fragt James Barnor. Er kichert, schüttelt den Kopf über seinen Witz und bewegt sich sehr langsam, einen Schritt nah am nächsten, zu einem der Gartenstühle.

Barnor ist 91 Jahre alt. Er lebt eigentlich in London, ist zu Besuch in seiner alten Heimat. Vor einigen Tagen hat hier eine neue Galerie eröffnet, mit einer großen Ausstellung seiner Werke. Heute hat er seine neuen Ledersandalen angezogen und ein braun-schwarz-weiß gemustertes Hemd mit afrikanischem Muster.

James Barnor freut sich sichtlich auf das Gespräch. Er hat allerdings überhaupt keine Lust, Fragen zu beantworten. Er ist keine Berühmtheit, die sich ziert. Er mag nur nicht unterbrochen werden. Wenn Barnor etwas erzählt, dann in der korrekten Reihenfolge. Von Anfang bis Ende. "Sonst versteht man es nicht", sagt er. Keine Abkürzungen also.

Zum Glück ist nichts, was James Barnor zu erzählen hat, langweilig.

James Barnor erzählt gerne aus seinem Leben, nur Zwischenfragen mag er nicht. Foto: Anne Backhaus/ DER SPIEGEL

Der 91-Jährige hat Ghana auf dem Weg in die Unabhängigkeit begleitet, die Swinging Sixties in London dokumentiert. Heute ist er so gefragt wie noch nie. Seine Fotos zieren Cover, werden auch in Paris, London, Spanien und New York gezeigt. Es sind Bilder, die sich auf Menschen konzentrieren und so gesellschaftliche Umbrüche dokumentieren. "Ich hatte ein Mantra: Menschen sind wichtiger als Orte", sagt Barnor. "Natürlich gibt es tolle Landschafts- oder Architekturfotografie, aber Menschen erinnern sich an Menschen. Deswegen zeige ich sie."

Es sind alte Bilder, die James Barnor nun weltweit zeigt. Schwarz-weiße Porträts von Mittelklassefamilien in Accra, die sich zum ersten Mal fotografieren lassen. Der amerikanische Vizepräsident Richard Nixon zu Besuch in Ghana. Frauen in bunten Minikleidern, später in Schlaghosen. Eine Hochzeit der Diaspora in London. Barnor hat immer den Zeitgeist eingefangen.

Freunde von Barnor, die er 1968 in Kent aufgenommen hat. Das Foto war 2019 das Titelbild von "L'OBS", dem Magazin der renommierten Fotografie-Messe "Paris Photo". Foto: James Barnor/ courtesy galerie Clémentine de la Féronnière

Doch Moment, die korrekte Reihenfolge:

Frederick Seton James Barnor wurde 1929 in Accra, damals noch in der britischen Kronkolonie Goldküste, geboren. Während 1947 Kwame Nkrumah, ein junger Politiker und der spätere Präsident Ghanas, die politischen Bewegungen für die Unabhängigkeit anführt, macht Barnor eine zweijährige Ausbildung bei einem Porträtfotografen. 1950 wird er von "The Daily Graphic Newspaper" abgeworben, einer neuen Tageszeitung der London Daily Mirror Group, und als erster Pressefotograf Ghanas angestellt.

Zwei Jahre später wird Nkrumah der erste afrikanische Premierminister der Goldküste, Barnor hat ihn auf seinem Weg immer wieder fotografiert und beginnt nun auch für das populäre "Drum"-Magazin zu arbeiten. Es sollte in den Fünfzigerjahren das meistgelesene Magazin in Afrika werden. Kurz darauf eröffnet James Barnor sein eigenes Fotostudio "Ever Young" in Jamestown, einem Stadtviertel Accras.

In den folgenden Jahren wird Barnor als Pressefotograf die politische Entwicklung seiner Heimat bis zur Unabhängigkeit Ghanas und Präsidentschaft Nkrumahs 1957 dokumentieren und gleichzeitig die Schönheit des Alltags in Accra festhalten. "Kein ghanaischer Fotograf hat das vorher gemacht", sagt Barnor oft. Er war ja auch oft der Erste.

James Barnor hat in seinen Bildern den Zeitgeist festgehalten. Dieses Model hat er in Accra für einen Kalender fotografiert, vermutlich 1974. Foto: James Barnor/ courtesy galerie Clémentine de la Féronnière

1959 geht er für zehn Jahre nach Großbritannien. Er lebt in Kent und erlernt dort die Farbfotoentwicklung. Seine Erinnerung an diese Zeit hat er für eine Ausstellung selbst aufgeschrieben: "Es war 1960 nicht möglich, als schwarzer Fotograf in einem Studio zu arbeiten und Weißen zu sagen, wie sie zu sitzen haben. Wenn man für ein Studio gearbeitet hat, dann war man hinter den Kulissen in einem dunklen Raum mit einem seltsamen Job beschäftigt."

Und so arbeitet James Barnor in Großbritannien in einem Labor und fotografiert nicht in einem Studio, dafür aber weiterhin für das "Drum"-Magazin. Bald auch die ersten Cover und Berühmtheiten wie Muhammad Ali oder den BBC-Rundfunksprecher Mike Eghan. Es sollen seine liebsten Jahre werden. Trotzdem geht er 1969 zurück nach Ghana und baut ein neues Studio und das erste Farbfotografielabor auf. Später fotografiert er unter anderem für die Regierung.

1994 kehrt er mit 65 Jahren in sein geliebtes London zurück, macht aber keine Fotos mehr. "Ich hatte kein Geld und keiner wollte mich einstellen. Ein alter Fotograf ist albern", sagt Barnor.

Nahezu am Ende des Gesprächs wird er erzählen, wie er nach seiner Rückkehr viele Jahre das Terminal 3 am Flughafen Heathrow geputzt hat. "Es gibt keinen Fleck in diesem Gebäude, den ich nicht kenne. Manchmal habe ich auch die Parkplätze sauber gemacht. Ich mochte das", sagt Barnor. "Auf einem Parkplatz sind alle gleich. Alle kommen und gehen, egal ob arm oder reich. Letztlich musste ich die Arbeit aber machen."

"Ich benötige noch fünf Jahre, bis alles geregelt ist. Dann kann ich gehen"

James Barnor

Warum seine Arbeiten 2007 entdeckt, nach einer ersten kleinen Ausstellung in London immer wieder angefragt und nun in großen Galerien gezeigt werden, heute, wo er doch ein noch älterer Fotograf ist, bleibt ihm unerklärlich. Barnor sinniert nicht darüber, ob das einen politischen Hintergrund hat. Ob sich vielleicht der europäische und amerikanische Blick auf Afrika verändert.

Ghana feierte am 6. März 2020 den 63. Unabhängigkeitstag. James Barnor war 30, als er dem ersten beiwohnte. Viele Fotos aus den Jahren, die zur Unabhängigkeit führten, und viele danach gibt es noch. So lange er lebt, will Barnor diese Bilder nun erstmals archivieren und dann der Öffentlichkeit zugänglich machen. "Ich benötige noch fünf Jahre, bis alles geregelt ist", sagt James Barnor. "Dann kann ich gehen."

In der Fotostrecke zeigt James Barnor einige seiner Werke und erklärt, wie sie entstanden:

James Barnor/ Galerie Clémentine de la Féronnière

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung stand, dass James Barnor 93 Jahre alt ist. Wir haben das Alter korrigiert.

https://www.spiegel.de/ausland/james-barnor-der-fotograf-der-die-farbfotografie-nach-ghana-brachte-a-8b0a8090-86d0-480f-b80d-76f38ca1980c

++ ++ ++ ++

BARNOR, James

Statement des Fotografen, James BARNOR:

"Fotografie liegt bei uns in der Familie:. Meine beiden Onkel waren Fotografen, zwei meiner Cousins ebenfalls. Ich hatte das Glück, zu leben, als die Dinge passierten... als Ghana unabhängig werden sollte und als Ghana unabhängig wurde. Und als ich nach England kam, waren da die Beatles. Die Dinge geschahen in den 1960er Jahren, also nenne ich mich Lucky Jim." (frei übersetzt, © James BARNOR) Über den ghanaischen Fotografen, James BARNOR (*1929)

Frederick Seton James BARNOR ist ein Fotograf, der seit den 1990er Jahren in London ansässig ist; in den 1950er Jahren war er Ghanas erster hauptberuflicher Zeitungsfotograf, und es wird ihm zugeschrieben, dass er dort in den 1970er Jahren die Farbverarbeitung einführte. Für Ghana und den Fotojournalismus ist er das, was Ousmane Sembène für den Senegal und das afrikanische Kino gewesen ist. Seine Karriere erstreckt sich über sechs Jahrzehnte, und in seiner Straßen- und Studiofotografie stellt er Gesellschaften im Wandel der 1950er und 1960er Jahre dar: Ghana auf dem Weg in die Unabhängigkeit und London, das sich zu einer multikulturellen Metropole entwickelt. Seine Bilder aus dieser Zeit dokumentieren Afrikaner in Großbritannien, vor allem seine Arbeit als Modefotograf mit schwarzen Models vor Londoner Kulissen, oft für die Titelseiten von Drum, dem damals führenden Magazin in Afrika. Seine Fotografien wurden von der Non-Profit-Agentur Autograph ABP in einem vierjährigen, vom Heritage Lottery Fund finanzierten Projekt zusammengetragen und sind seit 2011 Teil des neuen Archive and Research Centre for Culturally Diverse Photography.

Fotobücher über die Arbeit von James BARNOR:

'James Barnor: Ever Young' (2015); 'Accra/London. Eine Retrospektive' (2021); 'James Barnor' (2021)

https://www.cafelehmitz-photobooks.com/barnor-james/

++ ++ ++

akadimag Jul 10, 2021. Updated: Jun 22, akadimagazine.com James Barnor's photographic legacy https://www.akadimagazine.com/post/james-barnor-s-photographic-legacy

++ ++ ++

https://www.serpentinegalleries.org/whats-on/james-barnor/

++ ++ ++

en.wikipedia.org, englische Wikipedia, James Barnor

https://en.wikipedia.org/wiki/James_Barnor

++ ++ ++

LUMA Arles, https://www.luma.org/en/arles/our-program/event/james-barnor-le-portfolio-87d3ee61-c753-43ba-a1a7-15c416406813.html

James Barnor

James Barnor (1929 –) founded his first photo studio in Accra (Ghana) in 1949. Also active as a photojournalist, he photographed the movement that led his country to independence in 1957. From 1959 to 1969 he lived in London, where he documented the diasporic experience in London of the Swinging Sixties. After training in color photography processes, he returned to Ghana in 1970 to disseminate the techniques. A major retrospective of his works was held at the Serpentine Gallery (London) in 2021.

Born in 1929 in Accra, capital of the British colony of the Gold Coast, which would become Ghana following the proclamation of independence in 1957, James Barnor began his career in photography in 1947.

Beginning as an apprentice in a small Accra studio belonging to his uncle, the young Barnor set out in 1949 as an independent portrait photographer. Thus was born his celebrated and evocatively-named Ever Young Studio, established in 1953 in Jamestown, one of Accra’s oldest neighborhoods, teeming with merchants, fishermen and the first marches for independence. At the same time, Barnor participated in the development of the illustrated press in Ghana as one of the first local photographers to collaborate, as early as 1951, with the Daily Graphic, launched by the Daily Mirror Group in London. Between 1953 and 1957, he photographed the independence leader Kwame Nkrumah on repeated occasions.

In 1959, two years after independence, James Barnor embarked upon a diasporic adventure, emigrating to London to further his mastery of the photographic medium. There he encountered color photography, which he adopted in his own work beginning in 1961. His photographs featured on the covers of the pan-Africanist magazine DRUM, which, from its founding in 1951, served as the voice for the South African anti-apartheid movement, before rapidly spreading across the continent through its multiple regional editions. For a DRUMcover story featuring young women of the diaspora, Barnor’s photographs, echoing his personal practice, eloquently captured the spirit of London of the Swinging Sixties. Barnor further developed his technical knowledge with studies at Medway College of Art, in Kent, and through work at Colour Processing Laboratories Ltd., England’s largest color photo lab.

On the basis of this expertise, Agfa-Gevaert approached Barnor in 1969 to become a technical ambassador to Ghana, where the company was seeking to develop new markets. Returning to Accra, Barnor helped found the nation’s first color photo laboratory and to spread Agfa’s products to southern Ghana. In 1972, he opened his second studio, Studio X23, where he resumed his work documenting the social changes coursing through the capital, feeding an abundant catalog of portraits. From social documentary to advertising commissions, by way of governmental photography under the regime of Jerry Rawlings in the 1980s, James Barnor has remained an indefatigable and unbiased witness to the movements of his nation’s history.

James Barnor’s archives offer a view onto crisscrossing worlds. Spanning from 1947 to the end of the 1980s, from Ghana to Europe and through public and private life, James Barnor’s worlds form a network where one moves continually and without contradiction from one to another. Aged 92, the photographer currently resides in London, where he spends most of his time cataloging his archives and overseeing expositions of his works, in the spirit of passing on his legacy.

With multiple exhibitions since 2010, Barnor’s body of work has inspired a new generation of artists. A major retrospective of his works was held at the Serpentine Gallery (London) in 2021, and is now traveling to the Museo d’Arte della Svizzera Italiana (Lugano, Swizerland) in 2022 and to the Detroit Institute of Arts (Michigan, USA) in 2023.

His works are held in the collections of major institutions, the likes of which include the Musée National d’Art Moderne – Centre Pompidou and the Museum of Modern Art (MoMA) in New York.

https://www.luma.org/en/arles/our-program/event/james-barnor-le-portfolio-87d3ee61-c753-43ba-a1a7-15c416406813.html

++ ++ ++

African Research Consult, 170 Years of Photography in Africa (Part 2), Posted on July 10, 2022 by Henry Kwadwo Amoako, http://african-research.com/research/170-years-of-photography-in-africa/

++ ++ ++

Riason Naidoo, Photographer James Barnor – Ever Young at 90 in: Mail & Guardian, 21 Jun 2019 https://mg.co.za/article/2019-06-21-00-photographer-james-barnor-ever-young-at-90/

https://www.pressreader.com/south-africa/mail-guardian/20190621/282076278395408

++ ++ ++

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. „Fotografie liegt bei uns in der Familie: Meine beiden Onkel waren Fotografen, zwei meiner Cousins ebenfalls.“ (frei übersetzt, © James Barnor), zitiert nach Café Lehmitz Photobooks, https://www.cafelehmitz-photobooks.com/barnor-james/
  2. So ist es in der englisch- und französisch-sprachigen Biographie in der Ausstellung im LUMA Arles zu lesen. In dem Text des LUMA Arles unter https://www.luma.org/en/arles/our-program/event/james-barnor-le-portfolio-87d3ee61-c753-43ba-a1a7-15c416406813.html heißt es hingegen: „Beginning as an apprentice in a small Accra studio belonging to his uncle, ...“
  3. Anne Backhaus, „Fotografen-Legende James Barnor: »Kein ghanaischer Fotograf hat das vorher gemacht«. Unabhängigkeit in Ghana, Swinging Sixties in London: Fotograf James Barnor hat gesellschaftliche Umbrüche dokumentiert und die Farbfotografie in Westafrika etabliert. Doch erst mit 91 Jahren ist er gefragt wie nie zuvor“, in: Der Spiegel Online, 11. März 2020, https://www.spiegel.de/ausland/james-barnor-der-fotograf-der-die-farbfotografie-nach-ghana-brachte-a-8b0a8090-86d0-480f-b80d-76f38ca1980c