Maike, Hamburg



Mitarbeit eingestellt anlässlich der Kooperation mit Bertelsmann.

Ich finde diese Kooperation mit einer politischen Organisation, als die Bertelsmann angesehen werden muss, dennoch passend, weil nach den Erfahrungen, die ich inzwischen mit Wikipedia gemacht habe, politische Inhalte und von Wiki-Admins getroffene politische Entscheidungen deshalb als "neutral" durchgesetzt werden, weil sie hegemonialen Diskursen entsprechen.

Beispiele:

  • Die Eingabe von Infos über KrankenpflegerInnen, die im Nationalsozialismus widerständig gehandelt haben, wurde mit dem Argument verweigert, diese KrankenpflegerInnen seien nicht von Interesse. Stimmt ja auch! Die kleinen Dinge, die kleine Leute im Rahmen ihrer geringen Möglichkeiten getan haben, wobei sie ihr Leben einsetzten, interessieren in der hegemonialen Erinnerungspolitik nicht.
  • Es ist nicht gelungen, den Artikel Wahn neutral zu formulieren (siehe dazu unten). Die Durchsetzung einer diskriminierenden Begriffserklärung war dabei durchaus berechtigt! Schließlich gilt die psychiatrische Weltanschauung als wissenschaftlich und psychiatrische Gewalt als Medizin.
  • Anstatt von sexuellem Missbrauch an Kindern ist in diesem Wiki von sexuellem Missbrauch von Kindern die Rede. Auch diese Entscheidung, eine von zwei im praktischen Wortgebrauch anzutreffenden Begriffsbildungen zu bevorzugen, ist berechtigt! Missbrauch an ist kein "anerkanntes" Deutsch. Dann doch lieber die Perspektive der Missbrauchenden einnehmen und die Kinder sprachlich mit Benzodiazepinen auf dieselbe Ebene stellen.

Als "neutral" gilt den Naiven von Wikipedia das, was herrscht, und dies entspricht dem Ansinnen von Bertelsmann, beispielsweise seine "Qualitäts"-Messungen im Bildungs- und Gesundheitsbereich als "neutral" zu etablieren, während deren Anwendung tatsächlich zu qualitativen und inhaltlichen Verschiebungen führt.



Seit April 2004 hatte ich an folgenden Artikeln mitgearbeitet:

Mir war besonders wichtig, dass in Begriffserklärungen zum Ausdruck kommt, in welcher Weise Be-Griffe unsere Realität strukturieren und unsere Handlungsmöglichkeiten beeinflussen. Was Begriffe als selbstverständlich unterstellen, entzieht sich unserer Handhabung. Dadurch, dass so viele verschiedene Menschen bei Wikipedia mitmachen, hätte vieles seiner Selbstverständlichkeit entkleidet werden können. Darin hätte eine Chance bestanden, Handlungsmöglichkeiten zu erweitern.


Neutraler Standpunkt

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Mir war außerdem sehr wichtig, dass die Begriffserklärungen in Wikipedia konsensfähig sind. Das Konzept des Neutralen Standpunktes finde ich in dieser Hinsicht verbesserungswürdig. Bei Begriffen, die Menschen oder Menschliches beschreiben, bedeutet die Forderung nach einem neutralen Standpunkt im herkömmlichen Verständnis eine Diskriminierung derjenigen, auf die sich diese Begriffe beziehen, indem der neutrale Standpunkt ihnen abverlangt, so zu tun, als würde sich ein Begriff nicht auf sie beziehen. Dies bedeutet im Sinne der Definition der Diskriminierung eine Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer Eigenschaften etc.

Ein meines Erachtens menschlicher neutraler Standpunkt bedeutet, dass alle davon ausgehen, dass Begriffe, die Menschen oder Menschliches beschreiben, auch sie selbst beschreiben. Ein neutraler Standpunkt ließe sich dann anhand der Frage prüfen:

Könnte ich das im Moment, in dem es auf mich zutrifft, auch von mir selber schreiben? (Dies basiert auf: Was du nicht willst, das man dir tu', das füge niemand anders zu.)

So kann man zum Beispiel nicht von sich selbst schreiben: "Ich habe einen Verfolgungswahn", wenn man diesen Wahn tatsächlich hat. Wenn man diesen Wahn tatsächlich hat, würde man schreiben: "Ich werde verfolgt." Sowohl über andere als auch über sich selbst lässt sich schreiben: "X ist der Überzeugung, verfolgt zu werden."

Wahn als "Überzeugung, die objektiv der Realität widerspricht" zu definieren, ist nicht neutral, sondern anmaßend. Aus einem echten neutralen Standpunkt ergäbe sich die Forderung, den Monopolanspruch auf Realitätszugang aufzugeben, d.h. etwa zu definieren: "Wahn ist eine Überzeugung, die nicht von anderen Menschen geteilt wird.".