Kategoriensystem am Scheideweg
BearbeitenLeider bin ich erst nach meinem Entschluß zum Rückzug auf diese Diskussion aufmerksam geworden. Das Kategoriensystem ist seit seiner Entstehung in einem Kampf um seine Gestaltung, die oben angesprochenen politischen Grabenkämpfe sind da nur zweitrangig, etwa warum es keine Kategorie:Linksextremistische Organisation geben darf, aber dafür Kategorie:Rechtsextremistische Organisation – das schafft nur einzelne Inkonsistenzen, aber keine wirklichen Lücken, weil diese Einträge ja im Kategoriensystem eine Stufe höher im Zweig Kategorie:Organisation enthalten sind. Viel schädlicher sind die Gutmenschenlöschanträge, die vor allem die Kategorie:Opfer bzw. Kategorie:Krimineller in ihrer Brauchbarkeit erheblich beeinträchtigt hat – es ist logisch nicht zu vertreten, daß Kategorie:Mörder und Kategorie:Attentatsopfer administrativ gelöscht, hingegen die Kategorie:Attentäter und Kategorie:Mordopfer administrativ behalten wurden. In der Praxis bedeutet dies leider, daß viele Mörder als Attentäter einsortiert werden und viele Attentatsopfer als Mordopfer. Und viele weitere gar nicht in diesem Kategorienzweigen erschließbar sind. Ganz abgesehen von der Problematik, daß nicht jeder Attentäter ein Mörder ist und nicht bei jeder bei einem Attentat getötete Person der Tatbestand "Mord" vorliegt. Nicht zu vergessen ist hierbei der Anlaß für die von Achim Raschka leichtfertig ausgelöste Löschantragswelle, nämlich daß Mumia Abu-Jamal als Mörder kategorisiert war. Und das ist der traurigste Grund – wegen eines einzigen strittigen (strittig, weil Abu-Jamal als Mörder rechtskräftig verurteilt wurde, aber manche an der Richtigkeit des Urteils Zweifel haben; da aber bei "modernen" Tätern die rechtskräftige Verurteilung als Kriterium angelegt wurde, ist der Eintrag eigentlich nicht strittig gewesen) Urteils kippen wir eine ganze Kategorie und Verstümmeln durch Nachahmer und Retourkutschen einen ganzen Kategorienzweig.
Ein weiterer ständiger Streitpunkt ist seit Jahren die Kategoriengröße. Manche meinen, daß Kategorien nicht zu klein werden dürfen, andere sind der Auffassung, daß eine Zerfaserung (Schlagwort: Atomisierung) den Überblick verringere. Das ist derzeit noch der Konflikt, der auf der LP hinsichtlich der Kategorie:Berg im Landkreis Aschaffenburg et al. ausgetragen wird. Hier wurde durch den abarbeitenden Administrator eine der elementaren Grundregeln verletzt, nämlich die Hoheit von Fachbereichen, die Struktur des ihn betreffenden Teil des Kategorienbaumes zu bestimmen (in dem Fall dieser Teil). Früher hat die Adminschaft sich an solche Grundregeln gehalten (und selbst durch Leute wie Denis Barthel, Achim Raschka) heute ist es ihnen egal, und die Fachbereiche müssen immer wieder ihren vor Jahren ausdiskutierten Konsens (dessen Zustandekommen, weil auf vielen Diskussionsseiten, von der täglichen Kategoriendiskussion über lang archivierte Portaldiskussionsseiten bis hin zu weit verstreuten Benutzerdiskussionsseiten kaum nachvollziehbar ist) neu ausfechten mit fachfremden Benutzern, die der Meinung sind, daß in der Wikipedia alles beweglich sein müsse – eine krasse Fehlannahme, weil wir das Kategoriensystem zwar quasi unter dem laufenden Rad errichten – es kommen laufend Artikel hinzu, und das System wird laufend erweitert –, aber dennoch ist das Kategoriensystem ein langfristiges Projekt, das noch zehn bis 15 Jahre brauchen wird, bis es aufgebaut ist. Rückschläge wie die oben angesprochene Mörder-Angelegenheit verzögern das ganze. Die langfristige Konzeption kann nicht laufend geändert werden. Für die haben wir uns eigentlich unabänderlich 2005/2006 entschieden, als wir Kategorisierungsstrukturen a la EN:WP aufgelöst haben.
Und doch gibt es immer wieder Bestrebungen, in der DE:WP das Kategoriensystem von Commons/EN zu kopieren. Und hier ist die Community gefordert. Ein paar wenige, die sich für Kategorien interessieren, können nicht auf Dauer verhindern, daß aus dem hier in der Abbildung links dargestellten Systematik die rechts danebenstehende wird. Hier muß die Community Rückhalt geben. Dieser Rückhalt ist derzeit nicht vorhanden, das Kategoriensystem ist den meisten Benutzern völlig egal.
DE: Kategorie:Rhein | EN: Category:Rhine |
Die Nachteile des EN'schen Systems rechts liegen auf der Hand. Wieso ist dort die en:Hohenzollern Bridge der en:Category:Geographie of Liechtenstein untergeordnet. Ich halte das System in EN für unbrauchbar, für das, was Weissbier gern als Assoziationsblaster bezeichnet, zu Recht. Und das ist genau das, was Wst und Co. hier einführen wollen. Und das führte bisher eigentlich fast immer dazu, daß solche Versuche entschieden verhindert bzw. rückgängig gemacht wurden. Doch nicht alles, was Wst schafft und schuf – Weissbier sprach auch das an, ich bin eigentlich überrascht über den Überblick, den Weissbier hat – ist schlecht, auch wenn manche Benutzer reflexartig ihre Löschung fordern oder die jeweiligen Nachfolgeaccounts Wsts abklemmen lassen wollen. Sie übersehen, daß mehr als 95 Prozent der 50.000 Kategorienedits, die Wsts Nachfolgeaccounts jedes Jahr durchführen, sinnvoll sind. Und sie verhindern dadurch die Kommunikation mit ihm, um sein Engagement im Projekt in ein Mitwirken zu überführen.
Wie oben bereits angemerkt, haben wir uns für einen wissenschaftlich-logischen Ansatz entschieden, und hier tobt noch ein zweiter Konflikt. Es gibt da die Summ'sche-PM3'sche Ecke, die diesen wissenschaftlich-logischen Ansatz durch einen Ansatz ersetzen, dessen Herkunft mir nicht ganz klar ist, der mMn aber in irgendwelchen statistischen oder bibliographischen Systematiken ihren Ursprung haben dürfte. Dieser Konflikt ist es, der in den letzten Wochen eskaliert ist, und dank des allgemeinen und insbesondere des administrativen Desinteresses zum Zusammenbruch des WikiProjektes Kategorien, wie wir es kennen, geführt hat. Einen Teil der Umstände hat SDB hier und da beschrieben. Letzendlich hat dieses "Zündeln", wie ich es genannt habe, im Zuge dieser VM mit ihrer kontraproduktiven Entscheidung zum völligen Ruckzug von SDB und mir aus diesem Projekt geführt hat.
Die Konsequenzen deuten sich bereits an, mit den Löschanträgen auf Kategorie:Region als Thema und auf die Kategorie:Saar (Unterkategorie von Kategorie:Fluss als Thema, wo alle Artikel gesammelt werden, die die Saar betreffen, einschließlich von Artikeln zu Bauten am Ufer des Flusses), auch hier deutet sich bereits wieder eine Verstoß gegen den Kategorienvorbehalt der Fachbereiche an. Überhaupt, ursprünglich hatten wir in der Wikipedia acht Fachbereiche, nämlich die auf der Hauptseite ganz oben im Willkommen-Kasten genannten. Inzwischen erhebt jedes Miniprojekt und jedes Nischenportal den Anspruch, einen Fachbereich zu bilden, womit die Diskussionen über das Kategoriensystem und das Kategoriensystem selbst weiter zerfasert und chaotischer werden und so für noch mehr Streit sorgen. Genau darauf hatte ich hingewiesen, als WP:Kategorien#Grundlegendes vor etwa zwei Jahren spezifiziert wurde, müßte sich irgendwo im Diskussionsarchiv Anfang 2010 finden.
Es wird also Zeit, daß die Community sich entscheidet und deutlich macht, wie es weiter gehen soll. SDB und ich stehen nicht mehr zur Verfügung. Wollt ihr oben links oder oben rechts? Wollt ihr ein wissenschaftlich-logisches Kategoriensystem, ein statistisch-bibliographisch angehauchtes Kategoriensystem oder eine Wordcloud (wie auf Wikinews, siehe etwa n:Bundespräsident Wulff tritt zurück) oder gar einen Assoziationsblaster wie hier? Es ist "eure" Entscheidung. Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung. 91.18.25.224 13:44, 26. Feb. 2012 (CET) (unangemeldet, bekannt als Matthiasb, ich will mich aber nicht für diesen einen noch zu machenden Beitrag entsperren lassen)