Werbung der Drahtstiftefabrik Dreher, 1919

Ignaz Dreher (* 20. Oktober 1823 im Elsass als Francois Ignace Dreher; † 13. Juli 1894 in Gerresheim).

Ignaz Dreher war der Besitzer einer Fabrik für Drahtstifte, später „Dreher & Sohn GmbH, mit Sitz in Gerresheim (heute: Düsseldorf-Gerresheim). Seine Produkte wurden international auf Ausstellungen mit Preisen ausgezeichnet. Nach ihm wurde die Dreherstraße in Düsseldorf-Gerresheim benannt.


Bevor Dreher 1844 die Drahtstiftefabrik in der Dammer Mühle in Erkrath des franz. Fabrikanten Sylvester Trenelle (†1845) übernahm, war er Teilhaber einer Drahtstiftefabrik bei Andernach im nördlichen Rheinland-Pfalz. Mit der Übernahme der Dammer Mühle schaffte Dreher es schon bald, die Produktion stetig zu steigern.[1] Das hatte zur Folge, dass der Wasserantrieb der Mühle schon bald nicht mehr ausreichte und bereits 1847 die Erlaubnis zum Betreiben einer Dampfmaschine eingeholt werden musste, eine weitere folgte.

1848 heiratete Dreher Johanna Neunziger (*1830 Quelle_1, †18. September 1908), Tochter des wohlhabenden Gerresheimer Arztes und späteren Revolutionärs Peter Joseph Neunzig. Im selben Jahr kam der gemeinsame Sohn, Charles Achilles (*1848, †15. April 1907), zur Welt Quelle_2.

Durch die Hochzeit gelangte er an Grundbesitz in der Gerricusstraße Ecke Gräulingerstraße, der 2,5 km entfernt von der Dammer Mühle liegt und den er für einen größeren Standort seiner Firma nutzen wollte. Das Gelände befinde sich in unmittelbarer Nachbarschaft des mittelalterlichen Katharinenberg-Klosters Quelle_9, dem heutigen Rathaus. Bevor Dreher aber einen Antrag für den Bau einer neuen Drahtstiftefabrik stellen konnte, musste sein Einbürgerungsantrag vom 20. April 1850 genehmigt werden. Dies erfolgte am 22. Mai desselben Jahres. Hierbei wurde sein Name von Francois Ignace Dreher zu Ignaz Dreher eingedeutscht. Nach dem Erhalt der Konzession für die neue Fabrik durch die Stadt Gerresheim erfolgte 1851 der Umzug dorthin.

Die angrenzende katholische Pfarrgemeinde verfolgte den geplanten Umzug der Firma in die Gerricusstraße mit großen Bedenken, da sie befürchtete, dass der Produktionslärm die Gottesdienste stören würde Quelle_6. Dreher einigte sich mit der Gemeinde auf festgelegte Produktionszeiten und es wurde vertraglich festgehalten, dass im Falle einer Ruhestörung, Dreher eine Geldstrafe in Höhe von 4.000 Talern zu leisten habe. Ob es jemals zu einer Zahlung kam, ist nicht bekannt Quelle_5.

Die direkte Nachbarschaft zur Gemeinde verlief nicht ohne weitere Konflikte ab. So dauerte eine Auseinandersetzung über den Abriss einer Hecke an der Grundstücksgrenze und Aufbau einer Mauer, den Dreher ohne Genehmigung 1950 vornahm, fast ein Jahr. Auch der Ankauf mehrerer kleinerer, angrenzender Grundstücke von der Kirchengemeinde zu Gerresheim zur Erweiterung des Fabrikgeländes führte zu Auseinandersetzungen. Da der Kirchenvorstand befürchtete, dass Dreher immer mehr Grundstücke benötigen würde, schlug er dem Fabrikanten vor, das größere Grundstück der Kaplanei zu kaufen. Aufgrund mangelnder Alternativen willigte Dreher schließlich ein. Aber die Gemeinde profitierte auch von den Verkäufen. Durch die Einnahmen konnten Reparaturen am Pfarrhaus und der Kirche vorgenommen werden Quelle_11.

1882 wurde Charles Achille mit 34 Jahren Mitinhaber und die Firma in Dreher & Sohn umbenannt.

Wie auf einer Rechnung der Firma aus dem Jahr 1906 zu lesen ist, wurden in der Fabrik Drahtstifte für unterschiedlichste Verwendungszwecke aus Stahl und Messing hergestellt, u.a. Absatzstifte, Schuhnägel, Schuhstifte, Schuhnieten, Formerstifte, Krampen und Splinte Quelle_13.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Fabrikant bekleidete Dreher auch mehrere Ämter in Gerresheim. Mit in Kraft treten einer Gesetzesänderung im Jahre 1875, die die Verwaltung des Vermögens der katholischen Kirche durch einen extern besetzten Kirchenvorstand vorsah, war Dreher Mitglied dieses Gremiums und wirkte auf finanzielle Entscheidungen ein Quelle_10, beispielsweise in den Jahren 1876/77 zur Renovierung der Kaplanei, den Kauf neuer Glocken und den Verkauf der Küsterei Quelle_11. 1877 übernahm er als stellvertretender Bürgermeister für ein halbes Jahr das Amt der Bürgermeisters von Gerresheim.

1880 beschäftigte die Firma Dreher & Sohn 36 Mitarbeiter.

Ignaz Dreher verstarb im Alter von 70 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit am 13. Juli 1894 Quelle_3 in Gerresheim. Seine Frau Johanna Dreher überlebte sowohl ihren Mann als auch ihren gemeinsamen Sohn und verstarb am 18. September 1908 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren Quelle_1. Aus der Ehe von Charles Achille mit Mathilde Dreher (geb. Schreiber) gingen die Kinder Lucy, Erna, Wanda und Paul Ignaz hervor Quelle_12.


Zur Jahrhundertwende konsolidierte sich der Markt der Eisen- und Drahtindustrie im Großraum Düsseldorf und viele kleinere Firmen wurden von Großkonzernen aufgekauft Quelle_4. So auch die Dreher & Sohn GmbH, die von der Deutschen Drahtwerke AG übernommen wurde. 1928 wurde am Standort Gerresheim die Produktion eingestellt Quelle_5.

Das Fabrikgelände in der Gerricusstraße übernahm nach Einstellung der Drahtstifteproduktion eine Gummireifenfabrik. Die Gebäude brannten während des zweiten Weltkrieges vollständig nieder und mussten abgerissen werden. Heute befinden sich Wohnhäuser auf dem ehemaligen Fabrikgelände Quelle_5.

Die Villa der Familie Dreher, die für die Zeit der Industrialisierung typischer Weise direkt neben der Produktionsstätte lag, ist ebenfalls nicht mehr erhalten Quelle_6. Heute befindet sich an dem Standort ein Pflege- und Altenheim der Katholischen Kirchengemeinde St. Margareta Quelle_7 sowie das Pfarrbüro der katholischen Gemeinde Quelle_8. Lediglich vom Park der Villa sind noch der alte Baumbestand sowie Steine einer künstlichen Grotte der ehemalig angelegten Teichlandschaft teilweise vorzufinden Quelle_6.

Literatur

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  • Archivarische Arbeit Peter Stegt[2]
  • Drahtstiftefabrik und Villa Dreher[3]
  • Auf den Spuren der Industrialisierung[4]
  • Als Gerresheim noch auf Draht war[5]

Einzelnachweise

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  1. Dirk Zeising: Spannende Vorgeschichte einer Unternehmensgründung. In: Hanno Parmentier, Peter Stegt (Hrsg.): Gerrikuss. Nr. 14. Gerricus-Verlagsgesellschaft GbR, Düsseldorf 2021, S. 33–37.
  2. Stegt Peter. Abgerufen am 19. November 2023.
  3. Rheinische Industriekultur. Abgerufen am 19. November 2023.
  4. RP ONLINE: Gerresheim: Auf den Spuren der Industrialisierung. 21. März 2016, abgerufen am 19. November 2023.
  5. Aktuelle Nachrichten | Westdeutsche Zeitung. Abgerufen am 19. November 2023.

Quelle_1 Todesanzeige Johanna Dreher (Todesanzeige Johanna Dreher.jpg)

Quelle_2 Todesanzeige Ch. A. Dreher (Todesanzeige Charles Achilles Dreher.jpg)

Quelle_3 Todesanzeige Ignaz Dreher (Todesanzeige Ignaz Dreher - Dank der Mitarbeiter.jpg)

Quelle_4 Broschüre Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim, Seite 2 (100507 Stele 5 Drahtstiftefabrik Dreher S2.pdf)

Quelle_5 Peter Stegt:  https://www.rheinische-industriekultur.com/seiten/objekte/orte/duesseldorf/objekte/gerresheim_drahtstiftefabrik_dreher.html

Quelle_6 Broschüre Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim, Seite 1 (100505 Stele 5 Drahtstiftefabrik Dreher S1.pdf)

Quelle_7 https://gerricusstift.de/

Quelle_8 https://www.st-margareta.de/adressen

Quelle_9 Kirchtum und Slot, Seite 13 (Kirchturm und Schlot – gesamt.pdf)

Quelle_10 Kirchtum und Slot, Seite 14 (Kirchturm und Schlot – gesamt.pdf)

Quelle_11 Kirchtum und Slot, Seite 27f (Kirchturm und Schlot – gesamt.pdf)

Quelle_12 Anzeige (Auflösung Dreher 1909.jpg)

Quelle_13 Rechnung (Bild 2 (2).jpg)