Das "Sexteto Mayor" (span. sinngemäß "das bedeutende Sextett") wurde 1973 durch die bandonéonistas (span. "Bandoneonspieler") José Libertella (Kosename "Pepe" ) und Luis Stazo in Buenos Aires gegründet, die sowohl als Bandleader wie auch als Arrangeure agierten und dem Sextett mit ihrem virtuosen Bandoneonspiel seinen traditionell anmutenden, vollen dynamischen und zugleich auch intimen und "atmenden" Sound verliehen. Zu seiner ursprünglichen Besetzung zählten zunächst neben José Libertella und Luis Stazo als Bandoneonisten Reynaldo Nichele und Fernando Suárez Paz als violinistas (span. "Geiger") sowie Armando Cupo als pianista (span. "Klavierspieler") und Omar Murtagh als contrabajista (span. "Kontrabassspieler"). Bereits im Gründungsjahr 1973 brachte das Sextett seine erste LP - "Preludio Nochero" - (span. "nächtliches Präludium") heraus, das u.a. die Tangoklassiker Contrabajeando, El día que me quieras, Quejas de bandeon, Preludio nochero, Tema otoñal und Halcón negro beinhaltete[1]. Nachfolgende Bandmitglieder waren Marucio Mise (Geige), Juan Mazzadi (Klavier) und Kicho Días (Kontrabass). Später kamen Mario Abramovich und Eduardo Walczak als Geiger sowie Oscar Palermo als Pianist und der Kontrabassist Osvaldo Aulicino hinzu. Das Sextett hat seit seiner Gründung eine Vielzahl an weltweiten Tourneen durchgeführt und damit de facto mehr Zeit im Ausland als in Argentinien verbracht, wobei es als Band der erfolgreichen Tangoshow "Tango Argentino" - konzipiert von Claudio Segovia und Héctor Orezzoli - von 1993 bis 1992 und im Anschluss als Band der Tangoshow "Tango Passion" eine essentielle Rolle bei der internationalen Wiederbelebung des argentinischen Tangos ab den 1980er Jahren spielte und bei der Eröffnung des ersten europäischen Tangokonzerthauses "Trottoirs des Buenos Aires" 1981 erste internationale Beachtung erfuhr. Bei seinen zahlreichen Shows, mit denen das Sextett weltweit bekannt wurde - es gastierte ab 1985 auch in New York am Broadway - faszinierten neben seinem typisch satten und rhythmischen Klang, das zuweilen mit klassischen Tangosängerinnen und -sängern ergänzt wurde, die virtuosen Solis der Bandmitglieder das Publikum, wobei insbesondere der Bandoneonist Libertella (geb. 1933, gest. 2004) bei musikalischen Höhepunkten sein Bandoneon oft unvermittelt schwungvoll und zugleich beherrscht hochwirbelte und damit das Publikum audiovisuell in seinen Bann zog. Neben mehreren hundert Tangokompositionen sind in der Tangomusik und -tanzszene insbesondere die Interpretationen der bekannten Tangos Orgullo criollo, Canaro en París, Adíos Nonino, Payadora, Recuerdo, Silbando, Trenzas, Melancólico Buenos Aires und La casita de mis viejos sehr geschätzt und untermauern die Bedeutung dieses Sextetts, das 2003 als erstes Tangoorchester einen Grammy Award für Lateinamerikanische Musik erhielt, und durch seine musikalische Tradition und Kreativität eine Brücke zwischen der "Goldenen Ära" des Tangos der 1930er bis -40er Jahre und der Gegenwart schlägt und mit einer umfangreichen Diskographie unzertrennbar mit der neueren Musikgeschichte des Tangos verbunden ist.

  1. Horacio Salas: Tango. ediciones B, ISBN 978-987-627-042-7, S. 299.