Jürgen Wahl (* 15. Mai 1951 in Glashütten, Hessen; † 29. Juli 2007 in Horgen, Schweiz) war ein deutscher Archäologe mit dem Spezialgebiet Provinzialrömische Archäologie.

Ausbildung

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Jürgen Wahl besuchte von 1958 an Schulen in Frankfurt am Main, wo er 1971 am altsprachlichen Lessing-Gymnasium das Abitur absolvierte. Nach dem Grundwehrdienst (1971-1973) kehrte er nach Frankfurt zurück und begann dort im Sommersemester 1973 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität das Studium des Faches Geschichte und Kultur der römischen Provinzen mit den Nebenfächern Alte Geschichte und Vor- und Frühgeschichte. Am 17.12.1980 promovierte er mit einer Dissertation über die römische, vorwiegend aus flavischer Zeit (69-96 n. Chr.) stammende Bebauung des Frankfurter Domhügels. Dabei setzte er sich auch intensiv mit der Datierung und Herkunft der germanischen Funde auseinander, die in den Schichten auftraten. Mit dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts bereiste er die Mittelmeerländer, unter anderen auch die Iberische Halbinsel, wo ihn im Anschluss der damalige Direktor der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts, Hermanfrid Schubart, für fünf Jahre als Wissenschaftliche Hilfskraft in der Redaktion anstellte. Unter dem noch frischen Eindruck der Reise verfasste er in den ersten Jahren in Madrid neue Stipendiaten-Reisehinweise für Spanien, Portugal (1983) und Marokko (1984).

Die Jahre am Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Madrid

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Ab dem 1. April 1983 war Jürgen Wahl am Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Madrid, tätig, wo er mit der Veröffentlichung eines Aufsatzes über einen Ziegelstempel der legio X gemina aus dem Alenkastell bei Rosinos de Vidriales (Zamora, Spanien) begann. Im selben Jahr unternahm er in der zweiten Augusthälfte eine Exkursion zur Besichtigung römischer Kastellplätze und Bergbaugebiete im Nordwesten der Iberischen Halbinsel und hielt auf dem 13. Internationalen Limeskongress in Aalen ein Referat über das Thema "Castelo da Lousa/Mourão - eine militärische Befestigung?". Sein Hauptaufgabengebiet waren Redaktionsarbeiten, vor allem im Rahmen des Projektes "Hispania Antiqua". Er unternahm auf der Iberischen Halbinsel zahlreiche Forschungsreisen. Einerseits waren es Fotokampagnen für das Projekt Hispania Antiqua, zusammen mit dem Fotografen Peter Witte und in Aragón mit der Fotografin Barbara Grunewald, und andererseits galten sie seinen Forschungsarbeiten zur provinzialrömischen Archäologie auf der Iberischen Halbinsel. Dabei standen vier Themen im Vordergrund: Der römische Goldbergbau im Norden Portugals und in der spanischen Provinz León, Wehrgehöfte aus römischer Zeit im Süden Portugals, Untersuchungen römischer Militärlager und in diesem Zusammenhang speziell archäologische Nachweise des Sertorianischen Krieges, also des Krieges des Sertorius. Die Fotokampagnen führten ihn 1984 ins Museo Arqueológico Nacional de Madrid, nach Segobriga, Córdoba, Fuente Obejuna und Porcuna, zu den römischen Goldminen in der Provinz León: den Abbaustätten und Minensiedlungen im Duerna-Tal, in das große Bergbaugebiet von Las Médulas und die Kanalisationssysteme im Cabrera-Tal sowie in das Valle del Silencio bei Peñalba, zum tunnelartige Durchbruch zur Ableitung des Río Sil bei Quiroga/Montefurado, zur römische Straße bei Castrocalbón, südwestlich von Bañeza, und in das Alen-Kastell von Rosinos de Vidriales (Zamora), in Aragón und Katalonien nach Tarragona, Barcelona, Ampurias, Martorell und Azaila, nach Bilbilis, Botorrita, Fabara, Olérdola und in das Museum von Vich; 1985 in das archäologische Museum von Sevilla, in eine Privatsammlung in Córdoba, nach Ronda la Vieja und ins römische Theater und Museum in Málaga; 1986 in die Provinzen Teruel (Azaila), Zaragoza (Bilbilis, Botorrita, Velilla de Ebro), Soria (Medinaceli) und Guadalajara (Taracena). Bemerkenswert ist jedoch, was er vor diesem Hintergrund in nur fünf Jahren wissenschaftlich geleistet hat:

Eine zweite Exkursion zu römischen Fundplätzen im Nordwesten der Iberischen Halbinsel unternahm er vom 5. bis 10. April 1984 gemeinsam mit Günter Ulbert aus München. Vom 22. Mai bis 10. Juni 1984 führte er zusammen mit dem Vermessungsingenieur H. Kneiss am Wehrgehöft von Castelo da Lousa (Luz, Mourão, Portugal) topographische Geländeaufnahmen sowie eine Bauaufnahme der offenliegenden Befunde durch (später erarbeitete er mit dem Architekten Christian Ewert einen metrologischen Nachtrag zum Kernbau des Wehrgehöftes). Im Anschluss nahm er das bisherige Fundmaterial im Museum von Évora auf und besuchte die angeblich frührömische Anlage von São Vicente de Valongo (Reguengos de Monsaraz). Bereits vom 25. Juni bis 11.Juli wurden die Vermessungsarbeiten zusammen mit H. Kneiss am spätrepublikanischen Militärlager von Cáceres el Viejo fortgesetzt, die dort mit den Professoren der Universität von Cáceres, Milagro Gil Mascarell und Enrique Ceriillo, der ihm seine Ausgrabungen des römischen Villenkomplexes von Monroy zeigte, abgesprochen waren. Dort handelte es sich um eine topographische Geländeaufnahme, die Vermessung der obertägig erhaltenen Reste der Wehrmauer und der in den Fels eingeschnittenen Verteidigungsgräben. Vom 30. Juli bis 5. August unternahm er eine weitere Exkursion zur Besichtigung römischer Geländedenkmäler in den spanischen Provinzen Soria, Huesca, Zaragoza und Teruel. Seine Vermessungskenntnisse setzte er 1985 für seine damalige Kollegin Sabine Noack ein (2. bis 5. März) bei der Vermessung der mozarabischen Kirche von San Cebrián de Mazote. Im Rahmen seiner Untersuchungen zu Schleuderbleien aus dem Sertorianischen Krieg führte er im Juni 1985 Geländebegehungen im Tal des Río Henares nördlich von Guadalajara durch. Vom 30. Juli bis 10. August 1985 reiste er wieder in das römische Goldminengebiet in der Provinz León (Carcuedo, Paradaseca, Pobriego, Odollo, Corporales) und in Nordportugal, wo er sich länger im Bergbaugebiet von Trêsminas (Vila Pouca de Aguiar, Vila Real) aufhielt. Dort handelt es sich um eine primäre Lagerstätte mit den obertägigen Abbaustellen Corta das Covas und Corta da Ribeirinha, er nahm ein Galeriesystem, Siedlungsreste, eine Nekropole und eine kleine Befestigungsanlage auf sowie zahlreiche in die umliegenden Ortschaften verschleppte Pochplatten, Architekturteile und Inschriften. Im Distrikt von Vila Real besichtigte er außerdem die Aufschlüsse bei Jales und Cháves. Vom 23.9. bis 2.10.1985 besuchte er Extremadura, Alentejo und Andalusien. Im Alentejo zeichte ihm Manuel Maia verschiedene römische Wehrgehöft bei Castro Verde, vor allem das republikanische von Castelinho dos Mouros. Am Ende der Reise Ende in Ostandalusien untersuchte er die römischen Schleuderbleie im Museum von Jaén. Anfang Dezember führte Geländebegehungen im Bereich der römischen Goldmine von Tresminas (Vila Real) durch. Er setzte die Untersuchungen zu den archäologischen Quellen des Sertorianischen Krieges fort. Vom 4. August sis 10. November 1986 unternahm er die erste intensive Feldkampagne im Bereich der römischen Goldmine von Trêsminas. Vom 7. bis 12. April 1987 führte er mit dem Geometer R. Glutz aus Zürich Geländeerkundungen in der römischen Stadtanlage von Mirobriga bei Capilla (Badajoz) und im Gebiet der römischen Goldmine von Trêsminas durch. Außerdem schloss er die Aufnahme von Fundmünzen in der Provinz Guadalajara ab, wo er im Henares-Tal nördlich von Guadalajara Geländebegehungen durchführte. Vom 20. bis 31. Juli 1987 kümmerte er sich bei den entsprechenden portugiesischen Behörden darum, dass das römische Bergbaugebiet von Trêsminas in das vom GATAT geplante Bildflügeprojekt mit einbezogen wurde, und unternahm eine Fotokampagne mit Peter Witte in Trêsminas. Im Sommer 1987 beschäftigte er sich außerdem mit der Bearbeitung des Fundmaterials aus Siedlungen der Sertoriuszeit sowie eines umfangreichen Hacksilberfundes des 2. Jhx. v.Chr. aus der Provinz Guadalajara. Im Dezember 1987 reiste er zweimal in die Provinz León und nach Nordportugal zur Begehung römischer Goldbergwerke. Bei der ersten Reise wurde er begleitet von Dieter Planck, Landeskonservator von Baden-Württemberg. Im März 1988 besichtigte er verschiedene römerzeitliche Fundstellen im Alentejo und die Sammlungen der Serviços Geológicos de Portugal in Lissabon. Am 31. März 1988 endete seine Dienstzeit am Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Madrid. Im Anschluss setzte er seine Untersuchungen im römischen Goldbergbaugebiet von Trêsminas als Forschungsstipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts fort.

Veröffentlichungen von Jürgen Wahl

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  • Jürgen Wahl: Ein Ziegelstempel der legio X gemina aus dem Alenkastell bei Rosinos de Vidriales (Prov. Zamora). In: Madrider Mitteilungen 25, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1984. ISBN 3-8053-0764-0. S. 72-78 (Taf. 10).
  • Jürgen Wahl: Castelo da Lousa. Ein Wehrgehöft caesarisch-augusteischer Zeit. In: Madrider Mitteilungen 26 -1985, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1986. ISBN 3-8053-0831-0. S. 149-176 (Taf. 17-32).
  • Jürgen Wahl: Três Minas. Vorbericht über die archäologischen Untersuchungen im Bereich des römischen Goldbergwerks 1986/87. In: Madrider Mitteilungen 29 -1988, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1989. ISBN 3-8053-1027-7. S. 221-244 (Taf. 31-56).

Literatur über Jürgen Wahl

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  • Michael Blech: Jürgen Wahl (1951-2007). In: Archäologisches Nachrichtenblatt 14, 4, 2009. S. 382-383.