Der VEB Elektro-Physikalische Werke Neuruppin (EPW) war ein Industriebetrieb in Neuruppin, in dem Leiterplatten und elektronische Komponenten hergestellt wurden. Mit mehr als 3.500 Mitarbeitern war der VEB der größte Betrieb der Stadt und Region. Nach Ende der DDR wurde das Unternehmen 1991 aufgelöst.

Geschichte

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Gründung und Aufbau (1951–1969)

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Der VEB (K) Elektrophysikalische Werkstätten Neuruppin nahm 1951 die Produktion auf. Der Betrieb entstand durch Neugründung, nicht durch Enteignung, die in die von der SED geplanten Industrialisierung des ländlich geprägten Nordens der DDR passte. Erster Betriebsleiter war Hans Sieg, den die sowjetischen Besatzungstruppen 1945 als Bürgermeister von Rheinsberg eingesetzt hatten. Von 1948 an war Sieg dort Kreisrat für Handel und Versorgung. Im Mai 1951 zählte der Betrieb unter Leitung von Sieg 16 Mitarbeiter, diese Zahl wuchs bis 1955 auf 130.[1]

Der Betrieb produzierte bis in die 1960er Jahre Lautsprecher, Ladegleichrichter, Schweißtrafos und Metalldetektoren bis hin zu elektrischen Bettwärmern.[2] Schwerpunkt der Produktion der Elektrophysikalischen Werkstätten Neuruppin bildeten dabei die Lautsprecher, die als Einbauteile an Radio-Hersteller des späteren RFT-Verbunds geliefert wurden.[3]

Leiterplattenwerk (1970–1989)

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VEB Elektro-Physikalische Werke Neuruppin (Bis 1989)

Mit Aufkommen der gedruckten Schaltung wurde der EPW zum größten Leiterplatten-Produzenten, Export auch in andere Länder des RGW

Zu seinen Hochzeiten stellte der Betrieb pro Jahr 700.000 m² Leiterplatten her.[4]

Gehörte zu Kombinat VEB Elektronische Bauelemente „Carl von Ossietzky“

AB 1983 auch Bau von Nostalgie-Radios für den Export in den Westen, z.B. Philips Nostalgie-Nachbauten

Patente: https://patents.google.com/?inventor=Erhard+Uhlemann

Ende der 1980er Jahre hatte Neuruppin knapp 27.000 Einwohner. Der EPW zählte mehr als 3.500 Mitarbeiter, und war damit der größte Betrieb der Stadt und des Kreises. Die nächstgrößeren produzierenden Betriebe in der Stadt waren der VEB Fertighauswerk Werder mit 1.650 Mitarbeitern und der VEB Feuerlöschgerätewerk mit etwa 750 Mitarbeitern.[5]

Auflösung und Nachwirkung (ab 1990)

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Um 1990: Umwandlung in Elektro-Physikalische Werke Neuruppin Aktiengesellschaft

Im Februar 1991 besetzten Arbeiter das Werk, um die Entlassung von 2.480 Mitarbeitern zum 30. Juni 1991 aufzuhalten.[6]

Der Vorstand trat zurück und das Sanierungskonzept war ohne holländischen Investor wertlos.[4]

Bis zum Herbst 1991 Liquidation [7]

In einer Untersuchung von 1993... [8]

Standorte

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Der VEB EPW hatte folgende Produktionsstandorte:[2]

  • Werk I, August-Bebel-Straße 48, Neuruppin: Stammwerk ab 1951
  • Werk II, Am Bullenwinkel, Neuruppin
  • Werk III, Steinstraße, Neuruppin
  • Standort Rheinsberg, aufgebaut 1968–1969,[9] produzierte ab 1969 Komponenten (u.a. Filter) für Fernseher und Rundfunkgeräte[2]
  • Leiterplattenwerk, Erich-Dieckhoff-Straße, Neuruppin-Treskow, aufgebaut von 1970 bis 1973,[2] heute EPW-Gewerbegebiet[10]

Neben den Produktions- und Montagehallen im engeren Sinne gehörten zum Werk ein eigenes Heizwerk, die Ionenaustauschanlage, eine betriebliche Berufsschule und eine Betriebsakademie. Zu den sozialen Einrichtungen des VEB EPW gehörte ein Arbeiterwohnheim und ein Lehrlingswohnheim, zwei Kindergärten / Krippen, mehrere Kinderferienlager, betriebseigene Küchen, Einkaufsmöglichkeiten, zwei Gaststätten, eine Betriebspoliklinik, eine Bibliothek und das Sendestudio des Betriebsfunk. Mit diesen Einrichtungen war der VEB EPW in Neuruppin ein „fast autonomes Wirtschaftsgebilde“. Diese hohe vertikale Integration und Selbstversorgung war eine Folge der Mangelwirtschaft, und in großen VEB und Kombinaten durchaus normal. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit war sie „gleichzeitig die gröbste Fehlentwicklung der DDR-Wirtschaft“.[2]

Literatur

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  • Wolfgang Albelt: Die EPW AG - Geschichte und Zukunft. In: Kreiskalender Ostprignitz-Ruppin. ZDB-ID 1427363-9, Jahrgang 1998, S. 100–104.
  • Jürgen Riedel: Vom schweren Anfang und raschen Ende : Die Elektro-Physikalischen Werke (VEB EPW) in Neuruppin. In: Fontanestadt Neuruppin 1256-2006 : Festschrift 750 Jahre Verleihung des Stadtrechts. Neuruppin 2006, S. 223–228.
  • Brigitte Meier: Fontanestadt Neuruppin. Kulturgeschichte einer märkischen Mittelstadt. Edition Rieger, Karwe 2004, ISBN 978-3-935231-59-6.

Einzelnachweise

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  1. Sieg (Betriebsleiter EPW): EPW entwickelte sich durch sowjetische Hilfe. In: Märkische Volksstimme, 7. Mai 1955. (Zitiert nach Datensatz 1007, Datenbank des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg
  2. a b c d e Brigitte Meier: Fontanestadt Neuruppin. Karwe 2004, ISBN 978-3-935231-59-6, S. 250–252.
  3. Lautsprecherbau im VEB (K) Elektrophysikalische Werkstätten Neuruppin. In: Radio und Fernsehen, Nr. 13/1955, S. 384-385. (Digitalisiert durch Uwe Ronneberger, Radiomuseum)
  4. a b Martin Flug: Treuhand-Poker : die Mechanismen des Ausverkaufs. Ch. Links, Berlin 1992, ISBN 9783861530282, S. 137-138.
  5. Neuruppin Strategie 2020 : Integriertes Stadtentwicklungskonzept und Standortentwicklungskonzept. Neuruppin, 30. April 2008, S. 53. (Online)
  6. Schiffbauer und Metaller gehen auf die Straße. In: taz, 21. Februar 1991, S. 32.
  7. »Eine Stille wie im Sanatorium«. In. Der Spiegel, Nr. 38/1991 (15. September 1991).
  8. Martin Kronauer, Berthold Vogel: Regionale Arbeitsmarktentwicklung und Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland. In: SOFI Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen: Mitteilungen, Nr. 21 (März 1994), S. 77-87.. (Online)
  9. VEB EPW (Elektro-Physikalische Werke Neuruppin) - Betriebsteil Rheinsberg, Datensatz 84304, Datenbank des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg
  10. Land Brandenburg (Hrsg.): Gewerbegebiete von Neuruppin. Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV) Brandenburg, Hoppegarten 2019. (Online) Das ehemalige EPW-Gelände ist darin als EPW-Gewerbegebiet (LBV-Registernummer 600003022) mit einer Gesamtfläche (Brutto) von 30 Hektar ausgewiesen.

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