Hintergrund
Bearbeiten1905 sah die Admiralität für das Marineprogramm von 1907 den Bau von vier Großkampfschiffen vor, aber die neue liberale Regierung unter Henry Campbell-Bannerman strich Mitte 1906 den Bau eines der Schiffe und verschob den Bau eines weiteren auf das Marineprogramm von 1908, bis der Abschluss des laufenden Haager Friedenskonferenzen feststand. Da sich die Deutschen nicht zu einer Rüstungskontrolle auf See bereit erklärten, nahm die Regierung den Bau des dritten Schiffes wieder auf. Es dauerte bis zum 12. Juni 1907 bis die Admiralität, sich durchringen konnte auf den Bau eines Schlachtkreuzers zu verzichten und stattdessen ein Geschwader von vier einheitlichen Schlachtschiffen zu bauen. Drei davon sollten zur St.-Vincent-Klasse gehören, während das einzige für das Marineprogramm 1908-1909 geplante Schlachtschiff später als HMS Neptune genehmigt wurde.[1] Der Entwurf der St.-Vincent-Klasse wurde von der vorangegangenen Bellerophon-Klasse abgeleitet, mit leicht vergrößerten Abmessungen, stärkerer Bewaffnung und Panzerung. Die Schiffe hatten eine Gesamtlänge von 163,40 m, eine Breite von 25,70 m[2] und einen Tiefgang von 8,50 m.[3]Sie verdrängten zwischen 20.000 t und 23.200 t. Ihre Besatzung bestand bei Indienststellung aus 755 Mann plus Offizieren und während des Krieges aus 835.[4]
Technik
BearbeitenAntrieb
BearbeitenDie Schiffe der St.-Vincent-Klasse waren mit zwei Parsons-Dampfturbinen Sets mit Direktantrieb ausgestattet, die insgesamt eine Leistung 24.500 PS (18.300 kW) entwickelten mit der die Schiffe eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten (39 km/h) ereichen sollten. Der Dampf dazu wurde aus achtzehn Wasserrohrkesseln geliefert. Während der Erprobung auf See übertrafen die Schiffe die vorgesehene Geschwindigkeit und Leistung deutlich und erreichten mit 28.128 PS (20.975 kW) eine Geschwindigkeit von 21,7 Knoten (40,2 km/h). Sie führten 2.743 t Kohle und zusätzlich 864 t Heizöl mit sich, mit dem die Kohle besprüht wurde, um die Verbrennungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Damit hatten sie bei 10 Knoten (19 km/h) eine Reichweite von 6.900 Seemeilen (12.800 km).[5]
Bewaffnung
BearbeitenDiese Schiffe waren die ersten, die als Hauptbewaffnung das neue 305 mm-Hinterlader-Geschütz trugen, das 5 Kaliber länger war und eine um 23 m/s höhere Mündungsgeschwindigkeit hatte als das 45-Kaliber-Geschütz, das in den früheren Dreadnoughts verwendet wurde. [6] Die Geschütze hatten den Ruf, der Rohrverwindung zur Mündung hin, was für das Schießen auf große Entfernungen störend wirkte; doch Tests auf See zeigten Abweichungen innerhalb akzeptabler Toleranzen und eine befriedigende Genauigkeit beim Schuss auf große Entfernungen.[7] Die höhere Mündungsgeschwindigkeit der Mark XI-Kanone erhöhe ihre Reichweit und vergrößerte die Entfernung, auf der sie 300 mm Panzerung durchschlagen konnte, von 6.949 m. auf 8.504 m., aber die höhere Geschwindigkeit verkürzte gleichzeitig die Lebensdauer des Geschützes, da sich der Verschleiß im Rohr erhöhte.[8] Die 305 mm Kanonen befanden sich in fünf hydraulisch angetriebenen Zwillingsgeschütztürmen, von denen drei entlang der Mittellinie und die restlichen zwei als Flügeltürme angeordnet waren. Die Geschütztürme in der Mittellinie waren von vorne nach achtern mit "A", "X" und "Y", die Flügeltürme an Backbord und Steuerbord mit "P" und "Q"gekenzeichnet.[4] Die Geschütze hatten bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 861 m/s und bei einer maximalen Elevation von +20°, eine Reichweite von 19.385 m. Die Kadenz mit der die 386 kg schweren Granaten verschossen wurde lag bei zwei Schuss pro Minute.[9] Die Schiffe führten zwischen 80 und 100 Granaten pro Geschütz mit.[4]
Die Sekundärbewaffnung bestand aus zwanzig 50-Kaliber-102 mm Kanonen. Zwei dieser Geschütze waren in nicht abgeschirmten Lafetten auf den Dächern der A-, P-, Q- und Y-Türme installiert, während das andere Dutzend in Einzellafetten auf der Ebene des Backdecks vor den Aufbauten untergebracht war.[10] Die Geschütze, die mit 150 Granaten ausgestattet waren, hatten bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 860 m/s und einer maximalen Elevation von +15°, eine Reichweite von 10.424 m.[11] Zusätzlich besaßen die Schiffe Vier 47 mm Salutkanonen. Außerdem waren die Schiffe mit drei 450-mm-Torpedorohren ausgestattet, eines auf jeder Breitseite und ein weiteres im Heck, für das neun Torpedos vorgesehen waren.
Panzerung
BearbeitenDie Schiffe der St.-Vincent-Klasse verfügten über einen Wasserliniengürtel aus Krupp-Panzerung, die zwischen den vorderen und hinteren Barbetten 254 mm dick war und sich an Bug und Heck auf 51 mm reduzierte. Die Panzerung bedeckte die Seiten des Rumpfes vom Mitteldeck bis zu 1,5 m unterhalb der Wasserlinie, wo sie mittschiffs auf 203 mm abnahm. Darüber befand sich ein Plankengang von 203 mm. die 127 bis 203 mm starken Querschotten schlossen mit dem breitesten Abschnitt des Panzerungsgürtels ab, nachdem sie die äußeren Teile der äußersten Barbetten erreichten. Die drei mittleren Barbetten wurden durch 229 mm Panzerung oberhalb und 127 mm unterhalb des Hauptdecks geschützt. Die Flügelbarbetten waren ähnlich gepanzert, wurden aber an den Außenseiten von 254 mm geschützt. Die Geschütztürme hatten eine Panzerung an den Seiten von 279 mm und auf dem Dach von 76 mm.[12]
Die drei gepanzerten Decks hatten eine Stärke von 19 bis 76 mm. Der vordere Kommandoturms wurde an der Front und den Seiten durch 279 mm-Platten geschützt, während die Rückseite und das Dach 203 mm bzw. 76 mm dick waren. Der achtere Kommandoturm hatte 203 mm dicke Seiten und ein 76 mm dickes Dach. Außerdem ferfügten die Schiffe über zwei 25-76 mm dicke Torpedoschotten, die sich vom vorderen Ende der A-Barbette bis zum Ende des Y-Magazins erstreckten. In der Nähe der Kesselräume wurden die Abteile dazwischen als Kohlebunker genutzt.[13]
In den Jahren von 1910 bis 1911 wurden die 100 mm-Kanonen auf dem Dach des vorderen Turms der Vanguard durch einen 3 m bzw. 4 m Entfernungsmesser ersetzt. Dieser wurde etwa ein Jahr später zusammen mit den Dachkanonen der voderen Türme der beiden anderen Schiffe entfernt.[14]
In den Jahren zwischen der Indienststellung der Schiffe und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte die Feuerleittechnik rasche Fortschritte, und die wichtigste Entwicklung war der des Zielrechners. Eine hoch im Schiff angebrachte Feuerleitanlage lieferte den Geschütztürmen über einen Zeiger auf einer Skala elektrische Daten, denen die Turmbesatzung nur zu folgen brauchte. Die Crew des Zielrechners feuerte die Geschütze gleichzeitig, was die Erkennung der Einschläge im Wasser erleichterte und die Auswirkungen des Rollens auf die Streuung der Granaten minimierte.[15] Die genauen Installationsdaten sind nicht bekannt, aber die Schiffe wurden zwischen Dezember 1915 und Mai 1916 mit Zierechnern ausgestattet.[16] Anfang 1916 wurden die Schiffe in den Übertragungsstationen mit Analogrechnern ausgestattet, die die Funktionen des Dumaresq und der Entfernungsuhr kombinierten.[17]
Modifikationen
BearbeitenDie Geschütze auf dem vorderen Turmdach wurden auf allen drei Schiffen zwischen 1910 und 1912 durch einen Entfernungsmesser ersetzt. Etwa zwei Jahre später wurden die meisten Geschütze in den Aufbauten mit Geschützschilden versehen und die Brückenstruktur wurde um die Basis des vorderen Dreibeinmastes vergrößert. Im ersten Kriegsjahr wurde die Trägerplatte der vorderen Aufbauten umgestaltet, um acht 25 mm-Geschütze unterzubringen. Gleichzeitig wurden die Kanonen auf den Dächern der Geschütztürme entfernt, wodurch sich die Sekundärbewaffnung auf insgesamt vierzehn Geschütze verringerte Nach der Schlacht von Jütland im Mai 1916 wurden rund 51 t zusätzliche Deckspanzerung hinzugefügt. Bis April 1917 wurden über dreizehn 100 mm-Geschütze zur Abwehr von Torpedobooten sowie einzelne 100 mm- und 76 mm-Flugabwehrgeschütze. installiert. Das Heck-Torpedorohr wurde zwischen 1917 und 1918 entfernt, und die St. Vincent wurde für den Betrieb von Fesselballons ausgerüstet.[14]
- ↑ Friedman (2015), The British Battleship 1906–1946 S. 97ff.
- ↑ Burt, British Battleships of World War One. S. 75f.
- ↑ Preston(1972), Battleships of World War I. S. 125.
- ↑ a b c Burt:British Battleships of World War One. S. 76.
- ↑ Burt, British Battleships of World War One. .S. 31, S. 64, S. 76, S. 80.
- ↑ Friedman (2011), Naval Weapons of World War One. S. 59, S. 62.
- ↑ Parkes, British Battleships, Warrior 1860 to Vanguard 1950. S. 504f.
- ↑ Friedman (2011), Naval Weapons of World War One. S. 59f., S. 62f.
- ↑ Friedman (2011), Naval Weapons of World War One. S. 62f.
- ↑ Parkes, British Battleships, Warrior 1860 to Vanguard 1950. S. 504f.
- ↑ Friedman (2011), Naval Weapons of World War One. S. 97f.
- ↑ Burt, British Battleships of World War One. S. 76, S. 78.
- ↑ Burt, British Battleships of World War One. S. 78ff.
- ↑ a b Burt:British Battleships of World War One. S. 80f.
- ↑ Brooks (2005), Dreadnought Gunnery and the Battle of Jutland. S. 48.
- ↑ Brooks (1996), Percy Scott and the Director. S. 168.
- ↑ Brooks (2005), Dreadnought Gunnery and the Battle of Jutland. S. 157f., S. 175.