Richard Schüller (* 28. Mai 1870 in Brünn, Österreich-Ungarn, heute Brünn, Tschechien; † 14. Mai 1972 in Washington D.C., Vereinigte Staaten von Amerika) war ein austro-amerikanischer Wirtschaftspolitiker und Diplomat.
Biographie
BearbeitenKindheit, Jugend und Studium
BearbeitenSchüller ging in Brünn in die Volksschule und besuchte dort auch das Gymnasium. Er studierte Nationalökonomie und Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Seinen Dr.jur. erhielt er im Jahre 1892. Er galt als einer der besten Schüler Carl Mengers und zählt neben Ludwig von Mises und Joseph A. Schumpeter zu Anhängern der Wiener Schule der Nationalökonomie. [1] Während seiner Zeit an der Universität Wien hob er sich vor allem durch die Ausarbeitung zahlreicher wissenschaftlicher Schriften und Publikationen hervor. Nach seiner Habilitation 1899 musste er sich aufgrund seines jüdischen Glaubens mit einer nicht beamteten außerordentlichen Professur, kurz "n. b. ao.", an der Fakultät für Nationalökonomie zufriedenstellen.
Wissenschaftliche Tätigkeiten
BearbeitenPolitische und Berufliche Aktivitäten
BearbeitenBereits 1898, also noch vor seiner Habilitation, wurde Schüller als Beamter im k.u.k. Handelsministerium in Wien angestellt. [2] Im Jahr 1918 wurde Schüller zum Leiter der wirtschaftspolitischen Sektion im Österreichischen Außenministerium ernannt. 1918 gehörte er der Österreichischen Delegation für die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk und Bukarest an, 1919 nahm er an den Friedensverhandlungen von Saint Germain teil. Mit dem Inkrafttreten des Übereinkommens am 16. Juli 1920 wurde die Auflösung Österreich-Ungarns auch völkerrechtlich bestätigt.
Im Jahr 1922 nahm er am 4.Weltkongress der Komintern als Redner teil und hielt unter anderem Vorträge über die Entwicklung der Jugend Europas und über die Entwicklung von Frankreich.
Schüller führte bis 1938 sämtliche handelspolitischen Verhandlungen der Ersten Republik und des Ständestaates und war auch in finanzpolitischen Fragen von maßgeblichem Einfluß. 1927 wurde er Mitglied des Wirtschaftskomitees des Völkerbundes, seit 1932 bekleidetet er außerdem den Posten eines ausserordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers der östereichischen Regierung beim Völkerbund in Genf.
Im Jahr 1938 wurde Richard Schüller, aufgrund seiner religiösen Zugehörigkeit zum Judentum, nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich aus dem Diplomatischen Dienst entlassen und seiner politischen Ämter enthoben.
Emigration
BearbeitenNach dem Anschluß am 14. März 1938 ließ sich Schüller beurlauben. Am 19. Juli floh Schüller zu Fuß über die Alpen [3] nach Italien, wo ihm Mussolini behilflich war, und weiter über London im Jahr 1940 in die Vereinigten Staaten.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Bearbeiten- 1923 Wirtschaftliche Lage und wirtschaftlicher Kampf der Arbeiterjugend ([2])
- 1930 Der wirtschaftliche Zusammenbruch Österreich-Ungarns : Die Tragödie d. Erschöpfung ([3])
- 1930 Kommunistische Jugend und Krieg ([4])