Der Dispositiv-Begriff bezeichnet ein analytisches Konzept, das in vielen Kultur- und Sozialwissenschaften genutzt wird, um bestimmte Phänomene nicht aus einer einzelnen Ursache monokausal herzuleiten, sondern sie statt dessen als Effekte der dynamischen Anordnung heterogener Elemente zu betrachten.

Etymologie & Übersetzung

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Das ›Dispositiv‹ im Deutschen ist ein Neologismus. Da er in den deutschsprachigen Wissenschaften vor allem ausgehend von den Arbeiten der französischen Philosophen Michel Foucault und Jean-François Lyotard, sowie dem Filmtheoretiker Jean-Louis Baudry adaptiert wurde, muss er vom französischen ›le dispositif‹ her verstanden werden. Dieser Begriff ist im Französischen alltagssprachlich gebräuchlich und beschreibt etwa die Art und Weise, wie bestimmte Bauteile innerhalb eines mechanischen Apparats angeordnet sind (›disposés‹), sowie schließlich auch die Apparatur an sich. Zu dieser technischen Bedeutung tritt außerdem eine militärische. Hier meint das Dispositiv die Gesamtheit und die Aufstellung, Anordnung der verfügbaren Einsatzmittel (vgl. Link). Eine Herleitung vom lateinischen ›disponere‹, wie sie teilweise unternommen wird, scheint dagegen weniger sinnvoll.

Probleme bereitet allerdings die Übersetzung von ›le dispositif‹. Die vielfältigen Kontexte des alltagssprachlichen ›dispositif‹ gehen mit der Übersetzung in den Neologismus ›Dispositiv‹ verloren. Daneben erfährt der Begriff eine inhaltliche Aufwertung, die ihm im französischen Original u.U. gar nicht zukommt (vgl. Dammann) und zieht darüber hinaus Kontinuitäten zwischen ganz unterschiedlichen Verwendungsweisen des Begriffs etwa bei Foucault und Baudry. Ebenso problematisch ist die häufige Uneinheitlichkeit der Übersetzung. So wird etwa die zentrale Unterscheidung zwischen dem Kino-Dispositiv und dem Basis-Apparat (l‘appareil de base) bei Baudry in frühen Übersetzungen unterschlagen, indem beide unterschiedslos als ›Apparat‹ übersetzt wurden.

Gebrauch bei Michel Foucault

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Das Auftauchen des Dispositiv-Begriffs bei Michel Foucault markiert eine viel diskutierte Wende in dessen Arbeit. Nach seinen vor allem diskurstheoretischen Schriften treten mit seiner berühmten Antrittsvorlesung am Collège de France ›Die Ordnung des Diksurses‹ die machtvollen ›Ausschließungsmechanismen‹ in den Fokus, die das freie Wuchern des Sprechens bannen, indem sie etwa Sprechern bestimmte Positionen zuweisen oder in das Sprechen die fundamentale Unterscheidung zwischen wahren und falschen Aussagen einziehen.

Viele der in ›Die Ordnung des Diskurses‹ bereits angedeuteten Aspekte greift Foucault später in ›Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses‹ (1975) wieder auf. Anhand einer historischen Betrachtung der Umwälzungen im Strafsystem zwischen dem siebzehnten und dem neunzehnten Jahrhundert zeigt er, wie Veränderungen auf der diskursiven Ebene der Strafgesetzgebung mit neuen architektonischen Maßnahmen beim Bau von Gefängnissen, Schulen oder Werkstätten sowie einer neuen Praxis der körperlichen Disziplinierung zusammengehen. Diese zunächst unabhängigen Entwicklungen bilden dann in ihrem Zusammenspiel ein machtvolles Dispositiv aus... ...entwickelt er hier einen alternativen Begriff von Macht, der nicht mehr die eindeutige Opposition zwischen herrschendem Souverän und machtlosem Unterworfenen beschreibt, sondern Macht als ein ›Bündel von Beziehungen‹ fasst...

›Der Wille zum Wissen‹ (1976)

Gebrauch bei Jean-François Lyotard

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Des dispositifs pulsionnels (1973)

Gebrauch bei Jean-Louis Baudry

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Cinéma: effets idéologiques produits par l'appareil de base von 1970 (dt.: Ideologische Effekte erzeugt vom Basisapparat) Le Dispositif: approches métapsychologiques de l'impression de réalité von 1975 (dt.: Das Dispositiv: Metapsychologische Betrachtungen des Realitätseindrucks)


Gebrauch in den Medienkulturwissenschaften

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Paech Hickethier Winkler Zielinski später: Stauff, Brauns, Wilke, Hartmann

Gebrauch in der Soziologie

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Bührmann/Scheider u.a.

Gebrauch in der Pädagogik

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Andresen

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