Geschichte

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Ludwig XIV. beim Billardspiel, Schloss Versailles, 1694

Namensherkunft

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Die Ursprünge des Billard-Begriffs sind nicht eindeutig geklärt. Eine Geschichte weist sowohl auf Billard als auch das Queue hin: So soll der englische Pfandleiher Bill Kew um 1550 gern mit einem hölzernen Yard (damals die Bezeichnung für ein englisches Messinstrument) Bälle gezielt auf dem Boden seines Büros hin- und hergeschlagen haben. Daraus könnte "Bill's Yard" oder Cue entstanden sein[1]. Eine weitere Möglichkeit ist das französische Wort Bille (für dt. Kugel)[2] oder eine Verbindung aus den Wörtern Bille und Yard.

Urformen

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Die meisten heutigen Theorien zu den Ursprüngen lassen auf eine Verwandtschaft des Billardspiels mit anderen Ballspielen wie Cricket, Croquet oder Golf schließen. Ab dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Ballspiele, die auf dem freien Feld gespielt und bei dem die Bälle mit einem Schläger oder Stock geschlagen wurden. Um auch in Gegenden mit meist schlechtem Wetter das Spiel betreiben zu können, verlegte man das Geschehen nach und nach in geschlossene Räume und dort schließlich auf einen Tisch. Auch wenn die Spielfläche sich dadurch erheblich verkleinerte, blieb die Grundidee des Spiels die gleiche. Damit die Bälle nicht vom Tisch fielen, befestigte man an den Rändern Leisten. Bei diesen ersten Formen eines Ballspiels auf einem Tisch gehörten diverse Schikanen wie Tore, Bögen, Kegel und Löcher zur Ausstattung, wobei die Bälle mit dem dicken Ende des Schlägers geschlagen wurden, vergleichbar etwa mit dem heutigen Hockey. Ob die Ursprünge in Frankreich oder Großbritannien liegen, ist nicht eindeutig geklärt. Eine der frühesten Erwähnungen eines Billardtisches jedoch beschreibt, dass der französische König Ludwig XI. einen solchen Tisch 1470 vom Kunsttischler Henri de Vigne erwarb.

 
„The Compleat Gamester“ vom englischen Schriftsteller Charles Cotton

16. bis 18.Jahrhundert

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Ab Mitte des 16.Jahrhunderts war das Billardspiel bereits an zahlreichen Königshäusern Europas etabliert und Bestandteil des Gesellschaftslebens. Überlieferungen zufolge war das Spiel u.a. der schottischen Königin Maria Stuart und dem französischen König Karl IX. nicht unbekannt. Ende des 16.Jahrhunderts erreichten mit den Spaniern die ersten Billardtische auch Amerika. Etwa in der gleichen Zeit findet das Spiel erste Erwähnungen seitens englischer Schriftsteller. In „Mother Hubberd's Tale“ von Edmund Spenser (erschienen 1591) heißt es: "...With dice, with cards, with billiards far unfit..."[3]. In Antony and Cleopatra von William Shakespeare (1606) spricht Cleopatra: "Let it alone, let's to billiards. come, Charmian."[1][4]. Die erste genauere Beschreibung eines Billardspiels sowie seiner Verbreitung findet sich in „The Compleat Gamester“ vom englischen Schriftsteller Charles Cotton aus dem Jahr 1674[5]. Cotton beschrieb darin weiterhin, dass Billard ein überaus verbreitetes Spiel in den Ballhäusern in ganz Europa sei. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde mehr und mehr das dünnere Ende des „Spielstocks“ zum Bewegen der Bälle benutzt, womit allmählich die Entwicklung des Queues hin zu seiner heutigen Form einsetzte. Im 18. Jahrhundert ging die Entwicklung des Spiels in Europa in zwei Richtungen. Während im Zuge des Geistes der Französischen Revolution spätestens ab den 1780er Jahren in Frankreich alle „Hindernisse“ und somit auch die Taschen vom Tisch verschwanden und das heutige „Carambolage“ entstand, wurde in England das Lochbillard weiterentwickelt zum heute bekannten „English Billiards“. James Beaufort erwähnt im Buch „An Epitome of Hoyle“ (1791)[6] sowohl den Begriff "Carambole" als auch die Verwendung eines roten Balls für ein Spiel mit 3 Bällen.

 
Tübinger Studenten beim Billardspiel im frühen 19. Jahrhundert
 
Billardspiel in Frankreich am Ende des 19. Jahrhunderts

19.Jahrhundert

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Nachdem im Jahr 1807 der Franzose Francois Mingaud ein Stück Leder auf die Queue-Spitze aufbrachte, womit ab nun auch Effet-Stöße möglich wurden, machte im Zuge der Industriellen Revolution das Billardspiel im 19. Jahrhundert schnelle Fortschritte. Auf die Lederspitze folgte kurze Zeit später die Entwicklung spezieller Billardkreide, um das Abrutschen des Queues am Ball zu verhindern. 1827 stellte der englische Tischbauer John Thurston erstmals einen Billardtisch mit einer Schieferplatte als Untergrund vor (statt der bis dahin benutzten Holzplatte), was einen stark verbesserten Lauf der Bälle zur Folge hatte. Thurston war es auch, der eine Neuerung betreffend der Banden einführte. Wurden bis dahin diverse Materialien wie Baumwolle, Pferdehaar oder Tierfelle als Überzug der Holzleisten benutzt, stellte Thurston 1835 zum ersten Mal eine Bande mit einer Kautschuk-Innenseite vor. Das Problem der Temperatur-Abhängigkeit dieses Materials wurde zunächst mit permanenter Erhitzung oder Kühlung zu bekämpfen versucht. 1845 meldete Thurston das Patent für die letztendliche Lösung an, als er vulkanisierten Kautschuk verwendete, eine Erfindung von Charles Goodyear aus dem Jahr 1839. Die Billardkugeln bestanden inzwischen fast überall aus afrikanischem Elfenbein, welches das bis dahin übliche Holz ersetzte.

Durch technische Innovationen, Regelanpassungen und -festlegungen sowie die Entdeckung des monetären Potentials des Billardspiels erfolgten ab 1850 die ersten Formen von Spieler-Organisierung und Turnierszenen, beginnend bereits im frühen 19.Jahrhundert in England. Das "Herausforderungs-Match" blieb auch später noch ein unabdingbarer und teils beliebter Bestandteil, besonders der Profis. Doch lange vor Beginn des 20.Jahrhunderts wurden bereits die ersten Meisterschaften in Turnierform ausgetragen. Besonders in Großbritannien und den USA begann in dieser Zeit ein reges Interesse am Billardspiel, dass nicht selten mehrere Tausend Zuschauer in die Salons und Veranstaltungs-Hallen lockte.

Etwa um 1880 waren alle heute populären Varianten in ihren Grundzügen etabliert. Spätere Weiterentwicklungen führten zu neuen Versionen oder teils neuen Untervarianten.

Als erste Meilensteine gelten die Herausforderungs-Matches zwischen Michael Phelan und John Seereiter 1859 in Detroit im Four-Ball (eine amerikanische Variante von English Billiards mit 4 Bällen, die damals vorherrschende Disziplin in den USA)[7]; sowie zwischen William Cook und John Roberts Sen. 1870 in London im English Billiards[8]. 1873 fand ferner die erste Profi-Weltmeisterschaft in der Carambolagevariante Freie Partie in New York City statt.[9] 1878 folgte die erste US-Pool-Meisterschaft; Austragungsort war ebenfalls New York.[10].

Während in den USA und in Großbritannien die Impulse maßgeblich von den Profis ausgingen, war der Billardsport in dieser Zeit in Kontinental-Europa vom Geiste des Amateursports geprägt, bedingt auch durch die Einflüsse der Französischen Revolution und des neu belebten Olympischen Gedankens - wenngleich es vor allem im Carambolage auch europäische Profis und eine ausgedehnte Amateurlandschaft in den USA gab.

Eine letzte große Änderung bezüglich des Materials setzte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert durch, indem das vorher verwendete Elfenbein der Bälle durch Kunstharze ersetzt wurde. Mit Ausnahme der Disziplin Billard Artistique werden heute für Billard ausschließlich Bälle aus hochwertigen Phenolharzen verwendet.

20.Jahrhundert

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Die Amateur-Weltmeisterschaft 1903 im Cadre 45/2 in Paris wird heute als das erste Großereignis in Kontinental-Europa angesehen. Der Erste Weltkrieg und der damit verbundene langjährige Stillstand von Carambolage in Europa, ließ nicht nur die Begegnungen zwischen Spielern beider Kontinente zum Erliegen kommen, sondern auch zwei mehr oder weniger getrennte Linien entstehen - natürlich auch vor dem Hintergrund, dass Kontinentalreisen nach wie vor sehr aufwändig waren.

Billard war inzwischen auch längst in Asien zur Bewegung geworden - vor allem japanische Dreiband-Spieler waren seit dem frühen 20. Jahrhundert in den USA unterwegs, später auch in Europa. Sowohl in Großbritannien, Festland-Europa, Amerika als auch Asien hinterließen die beiden Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise 1929 sowie die Alkoholprohibition in den USA 1919-1933 im Billardsport seine Spuren; vor allem bei den Profis, deren Existenz direkt vom zahlenden Zuschauer abhängig war. Eine aufkommende Krise vor allem in den USA, aber auch in Großbritannien, wurde in den 1950er und 1960er Jahren noch verstärkt durch das immer stärker aufkommende Fernsehen, welches den Spielern die Zuschauer zunächst nahm. Poolbillard erlebte jedoch bald darauf eine Renaissance mit dem Erscheinen des Kinofilms „The Hustler“ (1961), der für eine neue Begeisterungswelle für diese Variante in den USA sorgte. Gemeinsam mit dem 1986 erschienen „The Color of Money“ (1986) waren beide Filme an der Begeisterung für Poolbillard später auch in Asien und Europa beteiligt. Ein neues Zeitalter von Billard in Großbritannien brach Ende der 1960er Jahre an, als die BBC ein Format suchte, um die Überlegenheit des Farbfernsehens den Zuschauern deutlich zu machen – und Snooker sich hierfür aussuchte. Die Präsenz amerikanischer und britischer Militär-Garnisionen in Festland-Europa nach dem zweiten Weltkrieg sorgte ab spätestens den 1970er und 1980er Jahren dafür, dass neben Carambolage auch Poolbillard und Snooker sich dort etablierten.

Mit dem Fall des eisernen Vorhangs wurde eine weitere Welle in Bewegung gesetzt, als vor allem Poolbillard, aber auch Snooker rasch den Weg nach Osteuropa fanden und seitdem in dieser Region mehr und mehr Anhänger finden.

Man kann heute noch die Einflüsse von Politik und Auswanderungswellen auf die Bedeutung der einzelnen Varianten in verschiedenen Regionen der Welt erkennen, doch spätestens mit dem Einsetzen der Globalisierung in den 1990er Jahren sowie der beginnenden Vernetzung ist der Billardsport inzwischen in allen Teilen der Welt vertreten – manifestiert durch entsprechende Welt-, Kontinental- und Staatsverbände.

  1. a b The origin of the game of Billiards von cuesnviews.co.uk
  2. Übersetzung „bille“ (französisch-deutsch) von dict.leo.org
  3. "The poetical works of Edmund Spenser", Seite 103, J.Nichol, Edinburgh, Schottland, 1859
  4. 2.Akt, 5.Szene, Alexandria
  5. The Compleat Gamester in Wikimedia Commons
  6. "An Epitome of Hoyle", Seiten 18 bis 26
  7. New York Times, 14. April 1859
  8. EABA: The Professional Championship February 1870
  9. New York Times, 25. Juni 1873
  10. New York Times, 21. April 1878