Necip Hablemitoğlu (28 November 1954, Ankara– 18 Dezember 2002, Ankara) war ein türkischer Schriftsteller und Historiker. Er fiel einem Attentat vor seiner Haustüre in 2002 zum Opfer. Die Hintermänner der Tat blieben bisher unbekannt. Jedoch sagte einer der Tatverdächtigen im Ergenekon-Prozess Osman Yildirim aus, dass Osman Gürbüz das Attentat begannen hat. Nach seinen Aussagen wurde Osman Gürbüz Osman Gürbüz zur Tat von Veli Küçük and Muzaffer Tekin dazu angestiftet.[1][2] Zudem sagte der ehmalige Leiter der Antiterror Abteilung des MİT Mehmet Eymür "Hablemitoğlu, askerî ihalelerle ilgili (yolsuzluk.com'a) bilgi sızdıranca Ergenekon'un hedefi haline gelmiş olabilir." Zu deutsch: Nachdem Hablemitoglu Informationen über militärische Auschreibungen (an yolsuzluk.com) durchsickern lassen hat, könnte es sein, das er zum Ziel der Ergenekon (Organisation) wurde.[3]

Hablemitoğlu schloss sein Studium an der School of Press and Journalisim an der Fakultät der Poltikwissenschaften der Universität Ankara im Jahr 1977 ab. In den Jahren zwischen 1977 und 1978, he veröffentlichte er monatlich erscheinende Zeitschrift mit dem Titel „Dilde, Fikirde, İşde Birlik“. Nachdem er als Presseberater für einige Organisationen tätig war, machte es seinen Master und verfasste seine Dissertation über „Die Historie Türkischer Reformen“ an der Universität Ankara. Er hinterließ seine Ehefrau Prof. Dr. Şengül Hablemitoglu, sowie seine Töchter Kanije und Uyvar, die nach den Aussenposten des Osmanischen Reiches im Westen und Norden benannt sind.[4]

Karriere

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Hablemitoğlu war Dozent an der Ankara Universität im Fach Ideologie Atatürks.

Forschung über Krimtataren

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Erste Bekanntheit erlangte er durch die Veröffentlichung einer Artikelserie mit dem Titel „Yuzbinlerin Sürgünü" (Die Deportation von Hundertausenden), in den 1970er Jahren in der Tageszeitung Akşam. Später wurden diese Artikel als Sammelwerk in einem Buch mit demselben Titel veröffentlicht. Diese Artikel behandelten die gewaltsame Deportation der Krimtataren durch die Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs. Kritisiert wurde dabei insbesondere das Stillschweigen der Weltöffentlichkeit inklusive der türkischsprachigen Welt. Er schrieb die Artikel in einer sensiblen Phase des Kalten Kriegs und unternahm damit den Versuch, die Aufmerksamkeit der Welt auf dieses politisch "heiße" Thema zu lenken. In den 1970er Jahren gab er die Zeitschrift Birlik heraus, in der er weitere Veröffentlichungen bezüglich der Krimtataren sowie weitere Themen über Turkvölker abdrucken ließ.

Çarlık Rusyası'nda Türk Kongreleri (1905–1917) [Türkische Kongresse in Zaristischen Russland (1915–1917)] war ein weiterer seiner wissenschaftlichen Beiträge zur Geschichte der Turkvölker Russlands, ein Thema, welches ihn sehr am Herzen lag. Zusammen mit seiner Frau Şengül Hablemitoglu ist er Co-Autor eines der wichtigsten Bücher über die Krimtataren, Şefika Gaspirali ve Rusya'da Turk Kadin Hareketleri (1893-1920) [Şefika Gaspirali und die türkische Frauenbewegung in Russland (1893-1920)]. (Siehe: www.iccrimea.org/reports/sefika.html). Dr. Necip Hablemitoglu schrieb auch zahlreiche Artikel über die Krim und die Krimtataren, die meist in der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Krimtataren Kırım, die in Ankara, Türkei, herausgegeben wird, veröffentlicht wurden.

Forschung zu deutschen NGOs in der Türkei

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In seinem Buch „Alman Vakıfları ve Bergama Dosyası“, bezichtigt er deutsche NGOs mit Spionagetätigkeiten in der Türkei. Daraufhin wurde sein Verleger wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe von 50 Milliarden Lira (damals ein Gegenwert von ungefähr 50.000 Deutsche Mark), da dass Gericht feststellt, dass die aufgestellten Behauptungen gegenstandslos waren. Die Strafe wurde später auf eine symbolische eine Milliarde Lira reduziert, nachdem der Klägerin Birsel Lemke erklärt hatte, dass die Intention der Beschwerde nicht monetärer Natur war.[5] In der Bergama-Frage ging es um die Goldindustrie. Es wird behauptet, die Türkei importiere jährlich Gold im Wert von 800 Millionen US-Dollar aus Deutschland, und die Entdeckung einer Goldmine in Bergama stelle eine Bedrohung dar, der Einhalt geboten werden müsse. Um dies zu erreichen, sollen die Büros verschiedener deutscher NGOs in der Türkei lokale Umweltaktivisten aus den umliegenden Dörfern die gegen die Goldminen sind, verdeckt finanziert und organisiert haben.[6]

Gülen Bewegung

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Das nach seinem Tod veröffentlichte Buch Köstebek (zu deutsch: Spion) war ein Exposé über die Gülen Bewegung. In seinem Buch thematisierte er die illegale Interfiltrierung der türkischen Polizei durch Gülenisten. In der Polittalkshow „32. gün" (32.Tag) mit dem berühmten Moderator und Journalisten Mehmet Ali Birand, durchleuchtete er die Gülen Bewegung vor einem breiten Publikum. Dabei wurden die Struktur und Interna der Organisation, sowie die Verbindung zu fremden Nachrichtendiensten, insbesondere dem CIA, aufgezeigt.[7] Nach der Sendung erhielt er vermehrt anonyme Morddrohungen.

Mordanschlag

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Der Mordfall blieb bisher ungelöst. Einer Hypothese zufolge, die im Ergenekon Prozess erwähnt wurde, wurde er in einer Operation unter falscher Flagge von Gendarmerie Brigadegeneral Veli Küçük ermordet, die gegen Islamisten gerichtet war.[8] Nach einer anderen Theorie wurde Hablemitoğlu in Zusammenarbeit zwischen Ergenekon und deutschen NGOs getötet, wobei die deutsche Spezialeinheit GSG 9 verantwortlich war (bezüglich des Motivs im Zusammenhang mit der Bergama-Frage siehe " Forschung zu deutschen NGOs in der Türkei" oben).[9] Diejenigen die diese Theorie verteidigen, weisen darauf hin, dass der flüchtige Angeklagte Bedrettin Dalan im Ergenekon Prozess, Hilfe in Form von einem gefälschten Pass und Geld vom BND erhalten hat.[10] In letzten Jahren vor seinem Tod konzentrierte er seine Recherchen auf die [[Gülen-Bewegung|Gülen Organisation] und versuchte diese zu enttarnen. In seinem Buch mit dem Titel Köstebek (Maulwurf oder Spion) schrieb er, dass die Bewegung eine terroristische Organisation sei, die eine alternative Struktur zur bestehenden Regierung schaffe (eine Art Parallelstaat). Er wurde 5 Tage vor Veröffentlichung des Buches ermordet. Im letzten Teil der Einleitung seines Buches schrieb er: "Ich fordere alle Nationalisten auf, gemeinsam gegen die Gefahr der Fethullahisten vorzugehen, bevor es zu spät ist. Ich fordere Sie auf, eine öffentliche Meinung für die Säuberung der Einheiten der Fethullahisten von den Geheimdiensten zu formen...“[11] Hablemitoğlu scheint gewusst zu haben, dass er ins Visier genommen wurde, denn seine Töchter fragten ihn, was er im Falle eines Angriffs tun sollte.[12] Das Letzte, was er am Tag seiner Ermordung tat, war einkaufen zu gehen. Laut Aufzeichnungen der Überwachungskameras und dem Kassenbon des Geschäfts verließ er den Ort um 20:05 Uhr Ortszeit. Nachdem er einige Minuten später nach Hause zurückgekehrt war, wurde er ermordet.[12] Sein Leichnam wurde im Karşıyaka Friedhof in Ankara am 21 Dezember 2002 beigesetzt.[13]

Bibliographie

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  • Alman Vakıfları ve Bergama Dosyası (German Trusts and the Bergama Files) (2001).
  • Köstebek
  • Gaspirali Ismail Bey: Dilde Birlik ve Turkluk Suuru [Gaspirali Ismail Bey: Unity in Language and the Turkish Conscience]. Kırım Vols. 9–10, Nos. 36–40: 17–23, 2002.
  • Kırım'da 1917 Ihtilali Donemine Ait Ilk Defa Yayinlanan Siyasal Bir Belge. Kırım Cumhuriyeti'ne Giden Yolda Ilk 'Hitapname': Sosyalizm-Turkculuk [A First-time Published Document on the 1917 Revolutionary Period in Crimea. A first Oratory Related to the Crimean Republic: Socialism and Turkism]. Kırım Vol. 8, No. 30: 3–6, 2000.
  • Ilk Defa Yayinlanan Bir Belge. Kırım Tekalif-i Milliyesi: 'Millet Sandigi'na Bir Ruble! [A First- time Published Document. A Crimean National Proposal (Tekalif-i Milliye): 'A Buck (Ruble) for the National Treasury!]. Kırım Vol. 7, No. 28: 3–5, 1999.
  • Kırım'da Aclik Yillari (I), 1921–1922 [Famine Years in Crimea (I)]. Kırım Vol.7, No. 26: 12–23, 1999.
  • Kırım'da Aclik Yillari (II), 1921–22 [Famine Years in Crimea (II)]. Kırım Vol. 7, No. 27: 3–7, 1999.
  • Kırımli Aydinlarin Sorunlari Uzerine Ozelestiri: Kırım'da Aydin Kırımi [A Self – Critique of Issues Related to Crimean Tatar Intellectuals: Liquidation of Intellectuals in Crimea]. Kırım Vol. 6, No. 23: 3–13, 1998.
  • Kırım Turk Tarihine Isik Tutacak Onemli Bir Belge: Tatar Partisi Programi [An Important Document that Would Shed Light on Crimean (Tatar) History: Program of the Tatar Party]. Kırım Vol. 5, No. 20: 3–6, 1997.
  • Ilk Defa Yayinlanan Belgeler Isiginda: Gaspirali Ismail Bey ve Carlik Rusyasi Hukumetleri [In the Light of a First-time Published Document: Ismail Gaspirali Bey and Tsarist Governments]. Kırım Vol. 5, No. 19: 3–27, 1997.
  • Sefika Gaspirali'nin Hatiralarindan: Tercuman'nin Dogus ve Kapanis Evreleri (1883–1918) [From the Memoirs of Sefika Gaspirali: The Eras of Birth and Closure of Tercuman (1883–1918)] Kırım Vol. 5, No. 17: 7–10, 1996.
  • Rusya Turkleri'nin Milli Surasi [The National Council of Russian Turks]. Kırım Vol. 4, No. 16: 8–10, 1996.


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Einzelnachweise

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  1. İddianameye göre Ergenekon'un eylemleri. NTVMSNBC, 27. Juli 2008;: „"2002 yılında Veli Küçük, Muzaffer Tekin ve Osman Gürbüz ile toplantı yaptık. Osman Gürbüz bana 1 milyon dolar karşılığı Necip Hablemitoğlu'nu öldürmeyi teklif etti. Ben kabul etmeyince Veli Küçük, 'Osman bu iş yine sana kaldı' dedi. 6–7 ay sonra Osman Gürbüz'ü gördüğümde 'Hablemitoğlu'nun parasını masalarda bitirdik' dedi."“
  2. Sabah, 23 June 2009, Hablemitoglu Cinayetinde Ergenekon izi var.
  3. http://www.sabah.com.tr/Gundem/2009/06/23/hablemitoglunda_ergenekon_izi_var
  4. Mubeyyin Batu Altan: Dr. Necip Hablemitoğlu (1954–2002). In: International Committee for Crimea. 22. August 2003, abgerufen am 21. Oktober 2008.
  5. Erol Önderoglu: Alman Vakıflarını Suçlayan Kitaba Ceza (Memento des Originals vom 5 February 2005 im Internet Archive) In: Bianet, 20 October 2004. Abgerufen am 21. Oktober 2008 (turkish). 
  6. Bumin, Kürşat: Kritik AB toplantısı öncesinde Almanya'ya casusluk suçlaması In: Yeni Şafak, 23 September 2003. Abgerufen am 21. Oktober 2008 (turkish). 
  7. Auf youtube abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=iTorp9-GMk4
  8. Haşim Söylemez: Asrın davası başlıyor Silivri'den çıkış var mı? In: Aksiyon. 723. Jahrgang. Feza Gazetecilik A.Ş., 13. Oktober 2008 (türkisch, aksiyon.com.tr (Memento des Originals vom 20 October 2008 im Internet Archive) [abgerufen am 21. Oktober 2008]): “2002'de Veli Küçük, Muzaffer Tekin ve Osman Gürbüz ile toplantı yaptık. Gürbüz bana 1 milyon dolar karşılığı Necip Hablemitoğlu'nu öldürmeyi teklif etti. Ben kabul etmeyince Veli Küçük, 'Osman bu iş yine sana kaldı' dedi. 6–7 ay sonra Osman Gürbüz'ü gördüğümde 'Hablemitoğlu'nun parasını masalarda bitirdik' dedi.”
  9. Şenol Gezer: Hablemitoğlu'nun katili Almanlar mı? In: Bugün, 27 June 2006. Abgerufen am 22. Oktober 2008 
  10. Harun, Abdullah: Hablemitoğlu Dosyası açılıyor, 30 November 2012. Abgerufen am 13. Dezember 2012 (turkish). 
  11. Necip Hablemitoğlu Cinayeti
  12. a b Hoca'nın son günü (Memento des Originals vom 29 March 2008 im Internet Archive) In: Aksam Gazetesi, 20 December 2002. Abgerufen am 21. Oktober 2008 (turkish). 
  13. Hablemitoğlu uğurlandı. In: hurriyet.com.tr. 21. Dezember 2002, abgerufen am 28. Oktober 2020 (türkisch).