Als Europäische Küche bezeichnet man die Tradition der Nationalküchen und Landesküchen in Europa und deren Kulturweitergabe infolge der Kolonisation in der Neuzeit sowie Auswanderung und Flucht.
Die Europäische Küche ist traditionelle regional und ethnisch differenziert. Diese Küchen haben sich trotz verschiedener Herschaftsverhältnisse und wechselnden Zugehörigkeiten zu Staaten und Kulturkreisen erhalten. Wichtige Unterscheidungen sind:
- Nach geografischen Gegebenheiten:
- die Mediterrane Küche der Anrainer des Mittelmeers
- die Teilküchen der Balkanküche auf der Balkanhalbinsel
- die Britische Küche auf den Britischen Inseln
- Nach Kulturkreisen
- Erhaltung der Tradition der Römischen Küche in Nachfolgestaaten des Römischen Reichs
- eroberte Gebiete des Osmanischen Reichs mit der Dominanz des Islams und seiner Vorschriften
- eroberte Gebiete Russlands mit der Dominanz der Russisch-Orthodoxen Kirche und ihrer Vorschriften, die zur Herausbildung von Gemeinsamkeiten einer Osteuropäischen Küche führten
- Nach Sprache
- Die Deutsche Küche und Österreichische Küche entstanden als Küche der Deutschsprachigen in Mittel- und Südosteuropa. Durch die Herrschaft viele deutscher Kleinstaaten und eines heterogen Siedlungsgebietes in Österreich-Ungarn bildeten sich jedoch starke Regionalküchen entlang von Dialektgrenzen heraus.
- Die Franzöische Küche entstand in der Kernregion Franzien bzw. Île-de-France und wurde durch die starke Zentralmacht in den Regionen genauso wie die Sprache neben den dort existierenden Traditionen etabliert.
- Stark zerstreute Nationen wie die Italiener, Griechen, Armenier und Juden pflegten ihre Traditionen unabhängig von der Umgebung und bewahrten die jeweiligen Küchen über lange Zeit.
- Fusionsküchen
In vielen Großreichen entwickelte sich ein einheitlicher Speisekanon, der durch Kulturaustausch und sprachliche Anpassungen zur Aufnahme in einzelne Nationalküchen nebeneinander führte. Beispiele dafür sind das Osmanische Reich, die Sowjetunion, Jugoslawien und Schweden. In anderen Staaten wurde im 19. Jahrhundert eine Landesküche zur Unterstützung der nationalen Einheit definiert, obwohl die einzelnen Landesteile weiterhin ihre Sprache und Esskultur pflagen. Beispiele hierfür sind Belgien mit der französisch beeinflussten Küche der Wallonie und der Flämischen Küche. Auf Zypern bildeten vor allem die christlich-orthoxen Zyprer mit Bezug zur Griechischen Küche und die muslimischen Zyprer mit Bezug zur Türkichen Küche die Teile der Landesküche. Nach der Spaltung und dem verstärkten Zuzug von Festlandstürken verstärkten sich die Unterschiede der Küchen weiter. In Spanien haben sich die Traditionen der Katalanischen Küche, Galicischen Küche und Baskischen Küche erhalten.
Infolge der beiden Weltkriege des 20.Jahrhunderts wurden durch Mord, Vertreibung und Flucht traditionsreiche Kulturregionen in Osteuropa vernichtet. Regionen wie Galizien mit der Galizischen Küche und die Bukowina sind nur noch quellenbasiert nachzuvollziehen. Die Sizilianische Küche gilt genauso wie die Maltesische Küche als Vereinigung vieler Einflüsse der umliegenden Kulturräume.
- Außerhalb Europas
Während viele Kolonialstaaten ihre Kultur den beherschten Regionen aufzwangen, kam es durch die Migration von Menschen zu einem regen Kulturaustausch. In Afrika siedelten Franzosen in Algerien, Italiener in Libyen und Abessinien und ehemalige US-amerikanische Sklaven und ihre Nachkommen in Liberia, während Teile wie die Azoren, Kanaren und Reunion in die Staaten integriert wurden. Niederländische Auswanderer gründeten auf dem Gebiet des heutigen Südafrika Siedlungen unter britischer und niederländischer Kolonialherschaft, und bildeten die Grundlage der Kultur der Buren.
Während Iren als britische Staatsbürger genauso wie Engländer und Schotten in den Kolonien des Vereinigten Königreichs siedelten, kam es infolge der Großen Hungersnot in Irland zu einem Exodus, der vor allem in den östlichen US-Bundesstaaten und Australien zu einer großen irischen Bevölkerung mit deren Küche führte. Daben waren es vor allem Deutsche Auswanderer, welche die Europäische Küche nach Nord- und Südamerika sowie Australien brachten. Unabhängig davon hat sich dasPennsylvania Dutch (Sprache) Pennsylvania Dutch von Religionsflüchtlingen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten, mit den damaligen Traditionen der Küchen, welche sich von späteren Einwanderungswellen unterschied.
Die Griechische Kultur und Küche entstand in Kleinasien, und wurde bereits in der Antike im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Bis zur Vertreibung der Pontosgriechen 1923 existierte deren Kultur sowohl am europäischen wie asiatischen Teil des Mittelmeers. Ein Teil der Griechen nahm den Islam an, und gliederte sich in die Türkei ein, wodurch die offizielle Pflege der Griechischen Küche nicht mehr nachvollziehbar wurde. In einigen Gerichten und Traditionen besteht sie jedoch genauso weiter die die Küche der Armenier, welche vor allem im Gebiet des Schwarzen Meeres eine Teilküche Europas bildeten.