Die Notwasserung einer B-17 im Zugersee ereignete sich am 16. März 1944. Auf einem Einsatzflug zur Bombardierung von Augsburg wurde eine Boeing B-17G der United States Army Air Forces im Raum Schwäbisch Gmünd angegriffen und kam schwer beschädigt vom Kurs ab. Die Maschine wich auf Schweizer Territorium aus und wollte Richtung Südwesten weiterfliegen. Vor den Berner Alpen drehte Pilot Robert Meyer ab, das Flugzeug verlor an Höhe. Die neunköpfige Besatzung sprang über Baar ab, wobei ein Soldat tödlich verunglückte. Schliesslich kam es ausserhalb der Altstadt von Zug zu einer Notwasserung in den Zugersee. Das Ereignis zog viele Schaulustige an.
Das Flugzeug mit dem Namen Lonesome Polecat (benannt nach einer zeitgenössischen Cartoon-Figur) wurde 1952 aus dem See geborgen, in verschiedenen Schweizer Städten gezeigt und 1972 in St. Moritz verschrottet.
Flugzeug
BearbeitenDie Boeing B-17G war in Great Ashfield im Süden Englands stationiert. Sie gehörte zur 385th Bomb Group. Diese war in vier Squadrons unterteilt. Der Bomber, der im Zugersee notwassern musste, gehörte zur 550th Bomb Squadron. Die 3rd US Air Division mit total 220 B-17- und B-24-Bombern wurde gegen mehrere Ziele in Süddeutschland eingesetzt. Ziel der 385th Bomb Group waren dabei die Werke der Messerschmitt GmbH in Augsburg sowie der Flugplatz Gersthofen-Gablingen.
Flugverlauf
BearbeitenDie Lonesome Polecat führte bei ihrem Einsatz am 16. März 1944 im Lead Combat Wing (Gefechtsführungsgeschwader) den Bomberpulk der 385th Bomb Group an. Der Pulk wurde von Jagdflugzeugen der Typen Republic P-47, North American P-51 und Lockheed P-38 begleitet. Auf dem Weg Richtung Augsburg wurde die 550th Bomb Squadron bei Schwäbisch Gmünd, östlich von Stuttgart, von vorne durch acht bis zehn Messerschmitt Bf 109 der Luftwaffe angegriffen. Durch diesen Beschuss erlitt die Lonesome Polecat Schäden am Propeller... . Der Flugwind riss die Flugkarten und das Bordbuch aus dem Flugzeug. Der Besatzung blieb nur der seidene Schal, auf der eine Europa-Karte aufgedruckt war. Pilot Meyer sah sich gezwungen, die Formation zu verlassen.
Ortung durch den Beobachtungsposten
BearbeitenAuf dem Zugerberg befand sich während des Zweiten Weltkriegs ein Beobachtungsposten zur Luftraumüberwachung. Die Hochwacht bei Zug gehörte zu den total 229 Beobachtungsposten, welche über die ganze Schweiz verteilt waren. Diese Posten leiteten Informationen über ausländische Flugzeuge, welche in den Schweizer Luftraum eingedrungen waren, über das militärische Telefonnetz an 37 Auswertungszentralen weiter.
Fallschirmlandung
BearbeitenNotwasserung
BearbeitenNach der Notwasserung
BearbeitenDie sieben unversehrten Besatzungsmitglieder, darunter Pilot Robert W. Meyer, wurden zum Militärflugplatz Dübendorf gebracht. Von dort stattete Meyer der Stadt Zug zwei Wochen nach der Landung einen Besuch ab und liess sich seine abgebrochene Zahnkrone reparieren. Die weitere Zeit als Internierter verbrachte er in Davos sowie in Wengen. Er wurde Kommandant des Interniertenlagers in Wengen und half einigen Airforce-Angehörigen zur Flucht. Am 6. März 1945, kurz vor Kriegsende, kehrte er nach Great Ashfield zurück. Nach dem Krieg war er Geschichtslehrer in den USA. Er starb am 6. August 1996 an Blutkrebs. An seinem Todestag befanden sich mehrere Besatzungsmitglieder auf Besuch in der Schweiz und gedachten in Baar und Zug des Ereignisses von 1944.
Den Besatzungsmitgliedern 2nd Lt. Boyd Jack Henshaw (Co-Pilot), Sgt. Louis Bernard Lining (Maschinengewehrschütze) und Sgt. Carl John Larsen gelang vor Kriegsende die Flucht aus dem Interniertenlager Mürren via Genfersee und Frankreich nach England. Letzterer wurde beim ersten Fluchtversuch bei Genf gefangengenommen. Er kam ins Straflager Wauwilermoos, wo ihm letztlich die Flucht gelang. Das Straflager war für seine unhaltbaren Zustände berüchtigt. 2014 erhielt Larsen die Auszeichnung als Kriegsgefangener, welche der Kongress kurz davor auf Wunsch der Swiss Internees Association auf Insassen von Schweizer Straflagern ausdehnte.
Bergung des Zugerseebombers und Ausstellungen
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Knapp an der Katastrophe vorbei, abgerufen am 20. September 2020
- Das bombenwerfende Stinktier, abgerufen am 20. September 2020