Ansicht der Firma Scheibe & Scherdel (1910)

Max Schmidtner (* 16. Mai 1907 in Nürnberg; † 28. Mai 1999 in Oberkotzau) war ein deutscher Unternehmer und Kommunalpolitiker.

Der Sohn des Nürnberger Lehrers Karl Schmidtner und seiner Frau, der Unternehmerstochter Christiane Henriette Margarete, geborene Scherdel, besuchte in der Zeit des Ersten Weltkrieges die Schule in Schwarzenbach an der Saale und für ein Schuljahr das Jean-Paul-Gymnasium Hof, bis er in Nürnberg die Schullaufbahn mit dem Abitur abschloss.Von 1926 bis 1930 studierte er an der Technischen Hochschule München Betriebswirtschaft und Technologie. In Hinblick auf den geplanten späteren Eintritt in die von seinem Großvater Bernhard Scherdel mitgegründete Spiritus- & Preßhefefabrik Scheibe und Scherdel absolvierte er im Rahmen seines Studiums im Oktober 1929 ein Praktikum in der biologischen Abteilung für das Brennerei- und Preßhefegewerbe des Instituts für Gärungsgewerbe in Berlin. Nach Beendigung seines Studiums trat er 1931 in die Oberkotzauer Spiritus- und Presshefefabrik Scheibe und Scherdel ein und stieg bis zum Betriebsleiter auf. Bereits nach kurzer Zeit setzte er sich intensiv für die Gesamtinteressen der Hefe- und Alkoholindustrie ein. Nach seiner Promotion zum Dr. der technischen Wissenschaften 1933 an der Technischen Hochschule München arbeitete er gemeinsam mit Kautzmann und von Lacroix ab 1935 in der Technischen Kommission der Wirtschaftlichen Vereinigung der Deutschen Hefeindustrie ein Verfahren zur Gewinnung von Futtereiweiß aus Holzzucker aus. Darüber hinaus war er an der Planung sowie dem Bau und der Inbetriebnahme der Versuchsanlage der Deutschen Hefeindustrie in Tornesch beteiligt. Aufgrund dieser Arbeiten wurde Max Schmidtner 1936 zum stellvertretenden Technischer Direktor der Süddeutschen Holzverzuckerung AG in Regensburg berufen. Dort führte er die Planung sowie den Bau und Inbetriebnahme der Futter-Eiweiß-Abteilung durch.

Nach der Teilnahme am Polenfeldzug als unabkömmlich eingestuft, meldete er sich freiwillig zum Kriegseinsatz und war zunächst gegen Partisanen in Jugoslawien sowie in Finnland und ab 1941 an der Ostfront eingesetzt. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft nahm er wieder in der Firma Scheibe & Scherdel zunächst als Betriebsleiter und später als Geschäftsführer seine Tätigkeit auf. Diesen Posten bekleidete er auch ab 1976 in der Nachfolgefirma Nordfränkische Melassebrennerei. Da die bayerischen Hefefabriken ohne Melasse aus Thüringen und Sachsen nach Kriegsende nicht weiterproduzieren konnten, war Max Schmidtner im Februar 1946 zu Verhandlungen mit General Machin von der russischen Militärregierung beauftragt und fuhr dazu mit einem amerikanischen Militärzug nach Berlin. Die Übereinkunft zur Lieferung von 5000 Tonnen Melasse war der Anfang eines ersten Interzonenabkommens.

Max Schmidtner war 1948 Mitbegründer der sozialrechtlichen Arbeitgebergemeinschaft der Bayerischen Ernährungsindustrie. Er war Vorstandsmitglied der Bayerischen Spirituosenindustrie und gehörte dort der großen Tarifkommission an. Weiterhin war er Mitbegründer des Juniorenkreises der Industrie- und Handelskammer für den Bereich Hof/Selb. Von 1956 bis 1983 war er Vorstandsvorsitzender der Arbeitgeberseite der Allgemeinen Ortskrankenkasse Hof. Als Kommunalpolitiker im Landkreis Hof war er Mitglied im Kreistag und stellvertretender Landrat. 1972 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1981 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Von 1979 bis 1984 war er Vorsitzender des Deutschen Verbandes der Hefeindustrie.[1]

Von 1949 bis 1960 war Schmidtner Vorstandsmitglied des Skigaues Nordfranken im Bayerischen Skiverband. 1947 wurde die Sektion Hof des Deutschen Alpenvereins auf seine Initiative wieder gegründet. Er war bis 1972 ihr Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender. 1955–1959 und 1964–1968 war er jeweils Mitglied im DAV-Hauptausschuss, 1959–1971 war er Sprecher des Bayerischen Sektionentages im DAV. In Oberkotzau war er Mitglied des FGV, des Schützenvereins und des Verschönerungsvereins.

Seine Mutter Christiane Henriette Margarete war die Tochter des Unternehmensgründers Georg Artemier Bernhard Scherdel, der zusammen mit Ernst Scheibe die Firma Scheibe und Scherdel ins Leben rief. Verwandtschaftliche Beziehungen bestehen über Bernhard Scherdels Onkel Georg Matthäus Scherdel zur Hofer Bierbrauerei Scherdel, über seinen Bruder Sigmund Scherdel zur Marktredwitzer Scherdel GmbH und durch seine Ehefrau zur Schwarzenbacher Unternehmerfamilie Goller. Max Schmidtner heiratete 1932 Lisette Katharina Marie Gertrud, geborene Kramer. Aus dieser Ehe sind vier Kinder hervorgegangen. Aus der zweiten Ehe mit Hildegard, geborene Jentz, die 1951 geschlossen wurde, gingen zwei Kinder hervor.

Literatur

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  • Steffen Hamele: Backhefe, Spiritus und Liköre aus Oberkotzau - auf den Spuren der Hefefabrik Scheibe & Scherdel. 2017.
  • Werner Schmidtner: 50 Jahre Hefefabrik Oberkotzau. 1935. (PDF)
  • Artikel in der Frankenpost vom 16. Mai 1987: Dr. Max Schmidtner 80 - Viele Ehrenämter bekleidet/Verdienstkreuz

Einzelnachweise

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  1. Eintrag beim Deutschen Verband der Hefeindustrie e. V.

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