Straßenbahn Frankfurt am Main
Baureihe O
O-Wagen 902 am Haardtwaldplatz
O-Wagen 902 am Haardtwaldplatz
O-Wagen 902 am Haardtwaldplatz
Nummerierung: 901-908; 110-111
Anzahl: 8
Hersteller: Duewag
Baujahr(e): 1969
Ausmusterung: 2005
Achsformel: B' 2' 2' B'
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: 26.100 mm
Höhe: 3596 mm
Breite: 2.350 mm
Drehzapfenabstand: 6.000 mm / 6.900 mm
Drehgestellachsstand: 1.800 mm
Gesamtradstand: 20.700 mm
Leermasse: 29,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Installierte Leistung: 2x110 kW
Raddurchmesser: 670 mm
Stromsystem: 600 V Gleichstrom
Anzahl der Fahrmotoren: 2
Sitzplätze: 62
Stehplätze: 170
Fußbodenhöhe: 880 mm

Die achtachsigen Zweirichtungstriebwagen der Baureihe O wurden 1969 in acht Exemplaren durch die Frankfurter Straßenbahn beschafft. Unmittelbarer Anlass war die bevorstehende Stilllegung des Streckenabschnitts Marktplatz - Alter Friedhof der Linie 16 in Offenbach. Da an der neuen Endhaltestelle Marktplatz kein Raum für eine Wendemöglichkeit vorhanden war, musste dort eine Stumpfendstelle eingerichtet werden. Aufgrund der überstädtischen Bedeutung der Linie 16 wurden sie gemeinsam durch die Städte Frankfurt und Offenbach sowie das Land Hessen finanziert.

Die Fahrzeuge mit den Nummern 901 bis 908 wurden durch Duewag nach dem Vorbild des 1963 nach Frankfurt gelieferten N-Triebwagens gebaut. In Anbetracht der kleinen Serie wollte man so die Unterschiede zu den zuvor beschafften Fahrzeugen minimieren. Technisch betrachtet handelte es sich um zwei Rücken an Rücken zusammenmontierte Einrichtungswagen, ein Konzept, das bei keinem anderen deutschen Straßenbahnwagen angewendet wurde. Dies hatte zur Folge, dass alle elektrischen Komponenten doppelt vorhanden waren. Das Leergewicht erhöhte sich so gegenüber den N-Wagen um drei Tonnen. Da die Motorleistung mit 2x110 kW unverändert blieb, hatte dies ein schlechteres Beschleunigungsverhalten zur Folge. Eine weitere Konsequenz war, dass lediglich die Türen in Fahrtrichtung rechts geöffnet werden konnten. Die Wagen benötigten daher an der Endstation eine Wendeanlage, wo für die Rückfahrt der nun hintere Führerstand abgeschaltet und der vordere Führerstand eingeschaltet werden mussten. Bei einigen Fahrzeugen wurde ab Mitte der 90er Jahre die Türsteuerung so umgebaut, dass auch die Türen der linken Seite geöffnet werden konnten.

Die Baureihe O war von Anfang an für einen möglichen Stadtbahnbetrieb vorgesehen. Zu diesem Zweck wurden an den Wagenenden lediglich Einzeltüren angeordnet. Doppeltüren hätten an den Wagenenden in der Fahrzeugverjüngung angeordnet werden müssen, dies hätte an unterirdischen Stationen jedoch große Spalten zwischen Trittstufe und Bahnsteigkante verursacht. Das Mittelteil blieb gänzlich türlos, um dort mehr Sitzplätze anordnen zu können. Die Türen selbst waren für den Einbau von Klappstufen für den Halt an Hochbahnsteigen vorbereitet. Im Falle eines Umbaus hätten zudem automatische Kupplungen sowie eine elektronische Vielfachsteuerung analog zum Stadtbahnwagen U2 installiert werden sollen. Dazu kam es jedoch nie, statt dessen wurden ab 1972 die moderneren Fahrzeuge des Typs Pt geliefert.

Der O-Wagen war der erste Frankfurter Straßenbahntyp, der von Anfang an für einen schaffnerlosen Betrieb eingerichtet war. Außerdem verfügten sie lange Zeit über Entwerter für die bis zur Gründung des RMV 1995 erforderlichen separaten Offenbacher Fahrscheine. Die O-Wagen kamen nie mit Beiwagen zum Einsatz, daher verfügten sie auch über keine Kupplungen.

Das Einsatzgebiet beschränkte sich bis Anfang der 70er Jahre ausschließlich auf die Straßenbahnlinie 16 nach Offenbach, seinerzeit die einzige Straßenbahnlinie mit einer Stumpfendstelle. Nachdem ab 1972 mit der Baureihe P weitere Zweirichtungswagen zur Verfügung standen, kamen sie auch auf anderen Linien mit Stumpfendstellen zum Einsatz. In den letzten Jahren vor der Ausmusterung verkehrten die O-Wagen hauptsächlich auf den noch nicht mit Niederflurwagen ausgestatteten Linien 12, 14, 15 und 21.

Ausmusterung

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O-Wagen 905 in Posen

Die O-Wagen wurden im Laufe des Jahres 2004 aus dem Linienverkehr gezogen, da genügend Neufahrzeuge des Typs S in Frankfurt eintrafen. Im Frühjahr 2005 wurden die Wagen 901 sowie 903 bis 907 an die Straßenbahn der Stadt Posen verkauft. Der gleiche Betrieb hatte zuvor schon Wagen der Baureihen M und N erworben. Dort werden die Wagen hauptsächlich bei baustellenbedingten Streckensperrungen eingesetzt, die Zweirichtungsfahrzeuge erforderlich machen.

In Frankfurt verblieben die Wagen 902 und 908. Wagen 902 wurde in 111 umnummeriert und ist als betriebsfähiges Museumsfahrzeug im Betriebshof Gutleut stationiert. Bei Wagen 908 handelt es sich um den letzten hochflurigen Straßenbahnwagen, der nach Frankfurt geliefert wurde. Er ist daher von besonderer historischer Bedeutung. Pläne, ihn anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in einen Partywagen nach dem Vorbild des Ebbelwei-Expreß umzubauen, zerschlugen sich, da sich der Hauptsponsor von dem Projekt zurückzog. Derzeit befindet sich der Wagen mit der neuen Nummer 110 in der Stadtbahnzentralwerkstatt, wo er betriebsfähig aufgearbeitet werden soll.

Fahrzeugliste (Stand: 03.02.07)

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Siehe auch

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Literatur

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  • Dieter Höltge, Günter H. Köhler: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. 2. Auflage. Band 1: Hessen. EK-Verlag, Freiburg 1992, ISBN 3-88255-335-9.
  • Jens Krakies, Frank Nagel: Stadtbahn Frankfurt am Main: Eine Dokumentation. 2. Auflage. Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-923907-03-6.
  • Horst Michelke, Claude Jeanmaire: 100 Jahre Frankfurter Straßenbahnen: 1872 - 1899 - 1972. 1. Auflage, Villigen AG, Brugg/Schweiz 1972, ISBN 3-85649-018-3