Jägerspinnen | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Braune Jägerspinne (Olios argelasius), Weibchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Olios | ||||||||||||
Walckenaer, 1837 |
Die Jägerspinnen (Olios) bilden eine zahlenmäßig große Gattung innerhalb der Familie der Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae), die wiederum der Ordnung der Webspinnen zugehörig ist. Die Gattung ist fast weltweit vertreten und galt bis 2020 als größte innerhalb der Familie hinsichtlich der Anzahl an Arten.
Merkmale
BearbeitenDie Jägerspinnen erreichen je nach Art und Geschlecht eine Körperlänge von 7,1 bis 23,6 Millimetern und zählen somit zu den kleinen bis großen Vertretern der Unterfamilie der Sparassinae. Die kleinen und mittelgroßen Arten der Gattung sind hellgelbbraun bis braun gefärbt und weisen dorsal (oben) auf dem Opisthosoma (Hinterleib) dunklere Punkte sowie charakteristische Zeichenelemente auf. Letztere bestehen aus zwei das Herz umrahmenden Linien und einer stärkeren Linie, die vom Herzbereich bis zu den Spinnwarzen verläuft. Im Falle vieler Arten handelt es sich bei den Zeichnungen um Dreiecke oder Querlinien. Größere Jägerspinnen sind dunkler gefärbt. Einige davon haben ein deutliches Muster heller Flecken. Wenige Vertreter der Gattung besitzen im lebenden Zustand eine grüne Farbgebung, die dann, sofern die Individuen in Ethanol eingetaucht sind, blassgelb wird.[1]
Habitus
BearbeitenDer Carapax (Rückenschild des Prosomas, bzw. Vorderkörpers) ist dorsal (von oben betrachtet) konvex geformt und median (mittig) am höchsten. Die Augen der Jägerspinnen sind wie bei den meisten Spinnen in zwei Reihen übereinander je zu viert angeordnet und ihre Anzahl beträgt acht. Die Reihen sind mehr oder weniger gleichmäßig gerade verlaufend. Während die obere Augenreihe immer zurückgebogen ist, kann dies bei der oberen auch auftreten, entspricht aber nicht der Regel. Außerdem sind die unteren Augen etwas größer als die oberen. Die Cheliceren (Kieferklauen) besitzen zwei promarginale (innen vorderseitige) und drei bis sechs retromarginale (innen rückseitige) Zähne, wobei die Anzahl der Zähne letzterer Position meist fünf beträgt. Davon sind in diesem Falle die zwei eher proximalen (zur Mitte gelegen) Zähne größer als die übrigen eher distalen (von der Körpermitte entfernt liegende). Die Fangfurchen der Cheliceren haben bei allen Jägerspinnen mit Ausnahme von O. denticulus keine Dentikel (zahnartige Gebilde), dafür an der Basis aber 4 bis 13 Setae (chitinisierte Haare). Die Maxillae (umgewandelte Coxen bzw. Hüftglieder der Pedipalpen) verfügen über je eine einreihige Serrula (Putzkamm).[1]
Distal (von der Mitte entfernt) befindet sich an den Metatarsen (Fersengliedern) je eine deilappige Membran mit mit hervorstehendem medianen (mittleren) Haken, der sich deutlich über die lateralen (seitlichen) Vorsprünge hinaus erstreckt. Die Tarselklauen der Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich) weiblicher Jägerspinnen verfügen über gut 7 bis 10 Zähne, deren Anzahl in proximale (zur Mitte gelegene) Richtung abnimmt. Die Tarsalklauen der Beine weisen bei beiden Geschlechtern der Jägerspinnen 7 bis 28 Zähne auf, die nach proximal hin ebenfalls weniger werden. Bei männlichen Jägerspinnen können die Zähne der Tarsalklaue länger und kammartig angeordnet sein, wobei einige distale Zähne kürzer als die medianen sind.[1]
Genitalmorphologische Merkmale
BearbeitenMännliche Jägerspinnen haben an den Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich) im Regelfall eine einzelne retrolaterale (hinten seitliche) Apophyse (Fortsatz), die distal von der Tibia (Schiene) entspringt. Viele in Asien und Nordafrika vertretene Arten der Gattung verfügen an einem Pedipalpus über eine zweite Apophyse, deren Ursprung wiederum proximal (zur Mitte gelegen) von der Tibia gelegen ist. Das Cymbium (erstes und vorderes Sklerit bzw. Hartteil) eines einzelnen Bulbus (männliches Geschlechtsorgan) ist immer und darüber hinaus meistens deutlich länger als die Tibia der jeweiligen Extremität. Einige Arten haben am Cymbium eine mehr oder weniger ausgeprägte retrolaterale Einkerbung oder Ausbuchtung. Das Subtegulum (vorgesetzter Bestandteil des Tegulums ist ventral (unten) betrachtet nicht erkennbar. Das Tegulum (zweites und mittleres Sklerit eines Bulbus) hat eine Apophyse, die innerhalb der proximalen Hälfte entspringt. Die Gestalt dieser Apophyse reicht von einer massiven und stark und gebogenen, etwa im Falle von O. sericeus und O. canariensis, bis zu winzig zahnähnlich, wie es beispielsweise bei O. muang der Fall ist. Den zu dem Artengruppen von O. coenobitus und O. auricomis zählenden Vertretern fehlt diese Apophyse ganz. Der Embolus (drittes und letztes Sklerit des Bulbus) verfügt meist über eine apikale Biegung, im Falle einiger Artengruppen über eine apikaler Schlaufe oder ist in seltenen Fällen nur leicht gebogen und besitzt dann keine der beiden erstgenannten Strukturen. Dies ist beispielsweise bei O. sjostedti der Fall. Der Embolus entspring vom Tegulum (zweites und mittleres Sklerit des Bulbus) aus meist von einer 3- bis 8-Uhr-Position, wobei dessen Basis bei einigen Arten in die distale Hälfte verschoben ist, wie bei den zu den Gruppen von O. kolosvaryi oder O. rossettii zählenden Arten. Der membranöse Konduktor (den Embolus führender und stützender Fortsatz) ist zumeist kurz und entspringt zentral aus dem Tegulum. Letzteres hat bei mehreren Arten wie O. scalptor weitere zusätzliche Apophysen.[1]
Bei weiblichen Jägerspinnen besitzt deren Epigyne (weibliches Geschlechtsorgan) ein mediandes Septum (Trennwand), das jedoch nur in einem kleinen Bereich bei der epigastrischen (beim Magen gelegenen) Furche erkennbar ist. Außerdem ist bei den Weibchen einiger Arten, etwa dem der Braunen Jägerspinne (O. argelasius) dort ein median angelegter schlitz, der in anteriore (vordere) Richtung divergieren kann. Die Kopulationsöffnungen sind meist median positioniert und zunächst lateral und dann anterior gewunden. Diesem Verlauf folgen membranöse anteriore Taschen. Die Kopulationskanäle liegen nahe der epigastrischen Furche.[1]
Verbreitung und Lebensweise
BearbeitenDie Gattung der Jägerspinnen ist in Afrika, Asien und dem südlichen Europa verbreitet. Ihre Arten bewohnen verschiedene Habitate (Lebensräume), die von Savannen bis hin zu Regenwäldern reichen können. Einzelne Vertreter zeigen eine Synanthropie (Anpassung an menschliche Siedlungsbereiche) und wenige werden überdies auf Gütertransportwegen verschleppt. Die Spinnen können in Höhen von bis zu 2.800 Metern über dem Meeresspiegel nachgewiesen. Jägerspinnen halten sich zumeist in Vegetationselementen, wie Baumrinde oder Streuschichten auf und sind wie die meisten Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) nachtaktiv. Sie leben wie für Spinnen üblich räuberisch und jagen ebenfalls wie andere Vertreter dieser Familie freilaufend und demzufolge ohne ein Spinnennetz.[2]
Systematik und Beschreibungsgeschichte
BearbeitenDie Systematik der Jägerspinnen war seit ihrer 1837 von Charles Athanase Walckenaer durchgeführten Erstbeschreibung mehrfach Änderungen unterworfen. Die Gattung galt für lange Zeit als die zahlenmäßig größte der Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) und sie umfasste bis 2020 über 230 Arten. In jenem Jahr unterzog Peter Jäger den Jägerspinnen eine Revision, sodass viele dieser einst zugehörigen Arten im Zuge dessen ausgegliedert oder synonymisiert wurden.[3] Die Typusart der Jägerspinnen ist die Braune Jägerspinne (O. argelasius).[4]
Arten
Bearbeiten- O. Thorell, 1890 — Sumatra
- O. acostae Schenkel, 1953 — Venezuela
- O. actaeon Pocock, 1899 — Neubritannien
- O. admiratus Pocock, 1901 — Indien
- O. alluaudi Simon, 1887 — Elfenbeinküste
- O. angolensis Jäger, 2020 — Angola
- Braune Jägerspinne (O. argelasius) (Walckenaer, 1805) — Mittelmeerraum, in den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Deutschland und Polen eingeführt.
- O. artemis Hogg, 1916 — Neuguinea
- O. atomarius Simon, 1880 — Peru
- O. attractus Petrunkevitch, 1911 — Brasilien
- O. Mello-Leitão, 1918 — Brasilien
- O. Simon, 1880 — Sansibar
- O. batesi Pocock, 1899 — Kamerun
- O. baulnyi Simon, 1874 — Marokko, Senegal, Sudan
- O. benitensis Pocock, 1899 — Kamerun
- O. berlandi Roewer, 1951 — Neukaledonien
- O. bhattacharjeei (Saha & Raychaudhuri, 2007) — Indien
- O. bhavnagarensis Sethi & Tikader, 1988 — Indien
- O. biarmatus Lessert, 1925 — Südafrika
- O. brachycephalus Lawrence, 1938 — Südafrika
- O. bungarensis Strand, 1913 — Sumatra
- O. canalae Berland, 1924 — Neukaledonien
- O. canariensis Lucas, 1838 — Kanarische Inseln
- O. caprinus Mello-Leitão, 1918 — Brasilien
- O. chelifer Lawrence, 1937 — Südafrika
- O. chubbi Lessert, 1923 — Südafrika
- O. clarus Keyserling, 1880 — Mexiko
- O. claviger Pocock, 1901 — Südafrika
- O. coccineiventris Simon, 1880 — Molukken, Neuguinea
- O. coenobitus Fage, 1926 — Madagaskar
- O. correvoni Lessert, 1921 — Ostafrika
- O. c. choupangensis Lessert, 1936 — Mosambik
- O. c. nigrifrons Lawrence, 1928 — Südliches Afrika
- O. crassus Banks, 1909 — Costa Rica
- O. croseiceps Pocock, 1898 — Malawi
- O. darlingi Pocock, 1901 — Südafrika
- O. debalae (Biswas & Roy, 2005) - Indien
- O. debilipes Mello-Leitão, 1945 — Argentinien
- O. denticulus Jäger, 2020 — Indonesien (Java)
- O. diao Jäger, 2012 — Laos, Kambodscha
- O. digitatus Sun, Li & Zhang, 2011 — China
- O. discolorichelis Caporiacco, 1947 — Guyana
- O. durlaviae Biswas]] & Raychaudhuri, 2005 — Bangladesch
- O. erraticus Fage, 1926 — Madagaskar
- O. erroneus O. P.-Cambridge, 1890 — Guatemala bis Venezuela
- O. extensus Berland, 1924 — Neukaledonien
- O. faesi Lessert, 1933 — Angola
- O. fasciculatus Simon, 1880 — Vereinigte Staaten, Mexiko
- O. fasciiventris Simon, 1880 — Sansibar
- O. feldmanni Strand, 1915 — Kamerun
- O. ferox Thorell, 1892 — Indonesien oder Australien
- O. fimbriatus Chrysanthus, 1965 — Neuguinea
- O. flavens Nicolet, 1849 — Chile
- O. floweri Lessert, 1921 — Äthiopien, Ostafrika
- O. fonticola Pocock, 1902 — Südafrika
- O. francoisi Simon, 1898 — Loyalitätsinseln
- O. freyi Lessert, 1929 — Demokratische Republik Kongo
- O. fulvithorax Berland, 1924 — Neukaledonien
- O. galapagoensis Banks, 1902 — Galapagosinseln
- O. gambiensis Jäger, 2020 — Gambia
- O. gaujoni (Simon, 1897) - Ecuador
- O. gentilis Karsch, 1879 — Westafrika
- O. giganteus Keyserling, 1884 — Vereinigte Staaten, Mexiko
- O. gravelyi Sethi & Tikader, 1988 — Indien
- O. hampsoni Pocock, 1901 — Indien
- O. hirtus Karsch, 1879 — Sri Lanka
- O. hoplitesv Caporiacco, 1941 — Äthiopien
- O. humboldtianus Berland, 1924 — Neukaledonien
- O. igraya (Barrion & Litsinger, 1995) - Philippinen (Luzon)
- O. inaequipes Simon, 1890 — Sundainseln
- O. insignifer Chrysanthus, 1965 — Neuguinea
- O. insulanus Thorell, 1881 — Kei-Inseln
- O. jaenicke Jäger, 2012 — Laos
- O. jaldaparaensis Saha & Raychaudhuri, 2007 — Indien
- O. japonicus Jäger & Ono, 2000 — Nansei-Inseln
- O. kassenjicola Strand, 1916 — Zentralafrika
- O. kolosvaryi (Caporiacco, 1947) - Äthiopien
- O. kruegeri Simon, 1897 — Südafrika
- O. kunzi Jäger, 2020 — Namibia, Südafrika
- O. lacticolor Lawrence, 1952 — Südafrika
- ↑ a b c d e Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen jäger-s10. - ↑ Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen jäger-s11. - ↑ Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen jäger-s7. - ↑ Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen nmbe.