Die Akademische Vereinigung (AV) Rheinstein an der Universität zu Köln ist eine katholische, farbentragende, nicht schlagende Studentenverbindung, die dem Cartellverband der katholisch deutschen Verbindungen (CV) angehört, einem der größten Akademiker-Verbände Europas. Sie vereint Studenten und ehemalige Studenten der Universität zu Köln und anderer Kölner Hochschulen.

Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Universität: Universität zu Köln
Gründung: 26. Mai 1925 in Köln
Verband: CV
Aufnahme in den CV: 26.05.1925
Kürzel: Rst!
Farben schwarz-weiß auf grünem Grund

grün-weiß-grün

Wahlspruch: kein Wahlspruch
Mitglieder: 360 (2018)
Adresse: Lindenburger

Allee 34

50931 Köln

Website: www.av-rheinstein.de
Zirkel der AV Rheinstein

Geschichte

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Gründung

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Die AV Rheinstein wurde am 26. Mai 1925 als KDStV Rheinfels von der KDStV Rappolstein (Straßburg), Köln, gegründet. Aufgrund der Namensähnlichkeit mit der Kölner KV-Verbindung KDStV Rheinpfalz benannte sich die Verbindung in KDStV Rheinstein um. Die Gründung steht im Zusammenhang mit der Besetzung des Rheinlands durch Frankreich nach dem ersten Weltkrieg und der Unsicherheit über die politische Zukunft des Rheinlands. Zu Farben des Bandes wurde "schwarz-weiß auf grünem Grund" gewählt (preußisches schwarz-weiß auf Rheinland-grün). Für das Fuxenband wurden die Farben "weiß-grün-weiß" festgelegt.[1] Die AV Rheinstein ist die erste Verbindung im CV die aus Respekt vor den im Zweiten Weltkrieg gefallen Bundesbrüdern keinen Schläger trägt.

Auflösung während des Nationalsozialismus

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Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stieg der Druck auf die religiös geprägten Studentenverbindungen. Nachdem der Verband CV dazu gedrängt wurde, das Religionsprinzip aufzugeben, benannte sich die KDStV Rheinstein am 1. April 1934 in Akademische Verbindung Rheinstein um, blieb aber dem Prinzip "religio" treu. Die Verbindung gehörte zu den fünf Verbindungen im CV, die im Oktober 1935 gegen die Selbstauflösung des Verbands stimmte.[2] Am 25. Mai 1936 löste sich die AV Rheinstein selbst auf.

Wiederbegründung, Nachkriegszeit und Gegenwart

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Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auf Betreiben des Rheinsteiners Adam "Bobby" Peters zum Wintersemester 1946/47 durch Mitglieder der beiden aufgelösten Kölner Verbindungen KDStV Rappolstein und AV Rheinstein der "Albertus-Club" gegründet. Der Albertus-Club wurde durch Beitritt zur KSG (Katholische Studentengemeinschaften) als Untergruppe zugelassen und war damit erste wiederbegründete Kooperation an der Universität zu Köln. Nachdem sich die Mitglieder der KDStV Rappolstein entschlossen, wieder eigene Wege zu gehen, wurde im Sommersemester 1949 entschieden, den Namen AV Rheinstein wieder anzunehmen.

1951 wurde mit dem Japaner Yu Shinoda der erste Ausländer bei Rheinstein aufgenommen. Die Aufnahme ausländischer Studenten in den CV war zum damaligen Zeitpunkt für die meisten Verbindungen undenkbar und wurde verbandsintern kontrovers diskutiert. Er gilt als erster im gesamten Verband rezipierte (aufgenommene) Student und als erster nicht westlicher Ausländer sowie erster Ausländer nach dem zweiten Weltkrieg im CV.

1956 gründeten AV Rheinstein zusammen mit der österreichischen Verbindung KAV Danubia Wien den Albertusring, der am 17. November 1957 die AV Turicia aus der Schweiz beitrat.

Als einzige Verbindung im CV entschied sich die AV Rheinstein dafür, bei offiziellen Anlässen nicht mehr in der traditionellen Wichs (Studentenuniform), sondern in einer modernen Form (angelehnt an einen schwarzen Anzug) aufzutreten. Mit dieser Entscheidung wurden keine Reitstiefel und keine Schläger (Studentensäbel) mehr getragen. Die AV Rheinstein ist damit die erste Verbindung im CV, die keinen Schläger mehr trägt. Im Nachgang einer gemeinsamen Studienfahrt nach Ostasien 1962 wurde im darauffolgenden Jahr am 18. Mai 1963 durch die AV Rheinstein die Akademische Vereinigung Edo-Rhenania[3] an der katholischen Sophia-Universität in Tokyo gegründet.[4] Seit dieser Zeit gab es bereits 9 Fahrten von Studenten der AV Rheinstein zu ihrer Tochterverbindung nach Japan, zuletzt im Mai 2018.

Der interne Arbeitskreis "AK Religio" setzte sich seit 1962 mit dem Katholizitätsprinzip auseinander. Bei der CV-Versammlung 1969 in Kiel wurde 16 Stunden lang - auch auf Initiative der AV Rheinstein - über die Beibehaltung des Katholizitätsprinzips und die Aufnahme von evangelischen Studenten auseinandergesetzt. Letztlich wurde am dem Katholizitätsprinzip beibehalten.

In der Zeit von 1967 bis 1970 bestimmte die AV Rheinstein maßgeblich die Hochschulpolitik des CV-Studentenbundes und an der Kölner Universität. Ziel war der Widerstand gegen extremistische Strömungen und das Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik. Auf Bundesebene gründete der CV den Hochschulbeirat. In Köln schloss man sich gemeinsam mit den anderen katholischen Dachverbänden, der evangelischen und der katholischen Studentengemeinde zur unabhängigen hochschulpolitischen Vereinigung Aktion 67 (später KSU - Kölner Studenten-Union)[5] zusammen. Bei den Studierendenparlaments-Wahlen im Juli 1968 erreichte man schließlich gemeinsam mit dem RCDS die absolute Mehrheit der Stimmen und Sitze. In der Folge wurde der Rheinsteiner Dr. Thomas Köster zum AStA-Vorsitzenden gewählt. Er wurde 1969 in seinem Amt bestätigt und stand damit während der gesamten Zeit der Studentenunruhen an der Spitze der Kölner AStA.

Im Sommersemester 2017 entschied sich die Verbindung, ihren Wahlspruch aus dem Jahre 1925 "Treudeutsch allerwege" aufzugeben, da dieser nicht mehr zeitgemäß war und oft falsch ausgelegt wurde. Ein neuer Wahlspruch wurde nicht gewählt.

Verbindungshaus

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Die Verbindung bewohnt ein denkmalgeschütztes Gründerzeithaus (gebaut 1906) in der Lindenburger Allee in direkter Universitätsnähe. Zuvor residierte die Verbindung am Heinzelmännchenbrunnen, in der Cäcilienstrasse und an der Nord-Süd-Fahrt.

Bekannte Verbindungsmitglieder

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  • Ehrenmitglied Karl Arnold († 1958), Ministerpräsident des Landes NRW
  • Max Josef Dietlein († 2013), Präsident des Verfassungsgerichtshofes und des OVG NRW
  • Pater Willehad Paul Eckert OP (Tfs) († 2005), Hochschulprofessor
  • Pater Manfred Entrich OP, Leiter des Institut für Pastoralhomiletik, ehem. Prior des Dominikaner-Konventes St. Andreas Köln
  • Reinhold Ewald, ESA-Wissenschaftsastronaut und Teilnehmer der Weltraummission „Mir 97“
  • Pierre Gerckens, ehem. Aufsichtsratsvorsitzender Verlagsgruppe Handelsblatt, Herausgeber Der Tagesspiegel
  • Rolf Hanstein († 1970), Kunsthistoriker und Inhaber Kunsthaus Lempertz
  • Prof. Henrik Rolf Hanstein, Inhaber Kunsthaus Lempertz
  • Erzbischof Pater Jean Claude Hollerich SJ, Erzbischof von Luxemburg
  • Ehrenmitglied Abt Seiko Kono († 2001), Abt des Daianji-Tempels, Gründer der Japanisch-Deutschen Gesellschaft (1948), Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes
  • Thomas Köster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, ASTA-Vorsitzender an der Universität zu Köln 1968
  • Pater Peter Kreutzwald OP, Provinzial der Dominikanerprovinz Teutonia
  • Niklas Liepe, Geiger und Musiker
  • Ehrenmitglied Dr. Dominik Meiering, ehemaliger Generalvikar des Erzbistums Köln
  • Yujiro Shinoda (†1992), Professor in Tokio, Mitbegründer der Edo Rhenania
  • Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln
  • Joerg E. Staufenbiel, Inhaber Staufenbiel – Institut für Karriere- und Berufsplanung
  • Alfons Titzrath († 2013), Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dresdner Bank AG
  • Rainier van Roessel, Vorstandsmitglied Lanxess AG
  • Willi Peter Wernet, Direktor des Instituts für Transplantationsdiagnostik und Zelltherapeutika an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Wolfgang Wessels, Inhaber des Jean-Monnet-Lehrstuhls am Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen an der Universität zu Köln
  • Johannes Wolff, Richter a.D. am Bundesfinanzhof

Kategorie:Studentenverbindung (Köln) Kategorie:Gegründet 1925 Kategorie:Universität zu Köln

  1. Gesellschaft für Studentengeschichte und Studentisches Brauchtum e.V. (Hrsg.): CV-Handbuch. 3., erw. Auflage. Ges. für Studentengeschichte und Studentisches Brauchtum, Regensburg 2000, ISBN 3-922485-11-1, S. Tafel 10 (worldcat.org).
  2. Gesellschaft für Studentengeschichte und Studentisches Brauchtum.: CV-Handbuch. 3. Auflage. Regensburg 2000, ISBN 3-922485-11-1, S. 88.
  3. Ueber Edo-Rhenania. Abgerufen am 26. November 2018 (deu, -, jap).
  4. Kraas, Ernst; Hiki, Yoshiki; Umhauer, Ilse (Hrsg.): 300 Jahre deutsch-japanische Beziehungen in der Medizin. Springer Japan, Tokyo 1992, S. 110–120, doi:10.1007/978-4-431-68021-5.
  5. Gabriele Rutzen: Die 68er-Studentenbewegung an der Universität zu Köln. In: www.idw-online.de. idw - Informationswerk Wissenschaft, 28. Oktober 1998, abgerufen am 8. Juli 2018.

Kategorie:CV-Verbindung