Benutzer:Reinhardhauke/Grabstein für Otto von Moosen
Der Grabstein für Otto von Moosen im Freisinger Dom wurde um 1160–1170 geschaffen. Der Grabstein, im inneren südlichen Seitenschiff am Pfeiler zwischen der Paulskapelle und der Thomaskapelle auf der Nordseite, ist als Teil der Kirchenausstattung ein geschütztes Baudenkmal.
Otto von Moosen
BearbeitenOtto von Moosen, Sohn des Bernhard von Moosen, war verheiratet mit Mechtildis. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor: Otto der Jüngere, erstmals 1147 als Kanoniker am Freisinger Domstift erwähnt und nachmaliger Propst von St. Andreas, sowie Heinrich, Bernhard und Dietrich. Otto der Ältere erscheint in vielen Urkunden altbayerischer Stifte und Klöster als Zeuge: in Urkunden des Freisinger Domstifts (1104/22 bis 1158), von Kloster Weihenstephan (1116/38 bis 1166), Kloster Neustift (um 1135 bis 1159), Kloster Moosburg (1090/1133 bis 1147), Kloster Schäftlarn (1140) und anderen. Der urkundliche Nachweis Ottos von Moosen umfaßt etwa die Jahre zwischen 1122 und 1166. Er übte eine umfangreiche notarielle Amtstätigkeit als Salmann in der Verwaltung des Bistums Freising aus.
Beschreibung des Grabsteins
BearbeitenDie Inschrift auf dem 1,81 Meter hohen und 0,51 Meter breiten Grabstein verläuft auf einem Randstreifen umlaufend. Im vertieften Mittelfeld ist die Darstellung des Verstorbenen in frontaler Ganzfigur zu sehen. Das Gesicht mit langem Spitzbart und einer die Ohren frei lassenden, mützenförmigen Frisur aus parallelen Stablocken, der Körper in ein Untergewand und ein gegürtetes Obergewand gehüllt, darüber ein Mantel mit scheibenförmiger Schließe oder Scheibenfibel an seiner rechten Schulter; die rechte Hand auf die Brust gelegt, der linke Arm unter dem hochgerafften Mantel verborgen. Zwischen den Füßen drei zwei zu eins gelegte Steine, die vielleicht als Dreiberg gedeutet werden können.
Es sind zahlreiche Fassungsreste vorhanden, vor allem von den wohl unter Bischof Eckher 1723/24 und Joachim Sighart um 1870 angebrachten Farbfassungen. Die Schrift ist heute schwarz nachgezogen. Die Buchstabenvertiefungen der Randleiste sind teils mit Kittungen und Mörtel gefüllt. Die Platte ist mehrfach gebrochen: Die linke obere Ecke wurde in der Barockzeit erneuert, es gehen Brüche quer durch die Stirn, quer unterhalb der Nase, diagonal abwärts oberhalb der Hand, diagonal abwärts in der Körpermitte und quer im unteren Körperdrittel. Die Schrift wurde wohl im 17. Jahrhundert auf Basis der ursprünglichen Inschrift erneuert und im 18. Jahrhundert ein weiteres Mal überarbeitet.
Die Inschrift in historisierender bzw. nachgeahmter romanischer Majuskel lautet:
„OTTO [D]E MOSEN HOC · TVMVLO · [VI]RTVTIS HOMO IACET · OTTO · QVIESCV/NT OS[S]/A · SOLI · GREMIO · SPIRIRITVS · IN · DOMINO“
Die Übersetzung lautet: „Otto von Moosen. In diesem Grab liegt Otto, reich an Mannestugend. Seine Gebeine ruhen im Schoß der Erde, sein Geist im Herrn.“
Nicht endgültig zu klären ist, ob die Kopfleiste des Grabmals schon anfänglich mit dem Namen des Verstorbenen beschriftet war oder ob dieser später, d. h. bald nach dem Tod Ottos von Moosen, hinzugefügt wurde. Im Zuge der ersten Dombarockisierung von 1621 bis 1624 erfuhr wohl die Kopfleiste eine irrige Überarbeitung, mit der Folge, dass die kaum mehr lesbare Namensnennung OTTO DE MOSEN zu OTTO SEMOSER verballhornt wurde.
Literatur
Bearbeiten- Gottfried Weber: Die Romanik in Oberbayern. Architektur – Skulptur – Wandmalerei. W. Ludwig Verlag, Pfaffenhofen 1985, ISBN|3-7787-3258-7, S. 281. (heute nicht mehr der aktuelle Stand der Forschung)
Weblinks
BearbeitenKoordinaten: 48° 23′ 55,8″ N, 11° 44′ 46,9″ O
Kategorie:Freisinger Dom Kategorie:Baudenkmal in Freising Kategorie:Kalksteinskulptur Kategorie:Skulptur (12. Jahrhundert) Kategorie:Grabplatte (12. Jahrhundert) Freising