Rolf Böhm
Als ich ein kleiner Junge war, lag bei meiner Oma in Bühlau immer ein einzelnes in rotem Leinen gebundenes Buch auf dem Tisch, sorgsam abgelegt, nahe einer Ecke des Tisches. Das musste ein besonderes Buch sein, denn alle anderen Bücher hatten ihren Platz im Bücherschrank. Ich fragte meine Oma, was das denn für ein Buch sei und erhielt zur Antwort, dass dies ein Lexikon wäre, ein Buch, in dem Alles stünde. - Wirklich Alles? Ja, wirklich - Alles.
Das war ja unglaublich. Als ich dann aber in dem Lexikon zu lesen begann, und ich fand mich wohl schnell zurecht und blätterte bald von Stichwort zu Stichwort, merkte ich bald: Es stimmte, was mir die Großmutter gesagt hatte. In diesem wunderbaren Buch stand wirklich - Alles.
Es war der Knaur von 1931. Später wurde mir dann Meyers Großes Konversationslexikon in 20 Bänden einer der wertvollsten Schätze. A bis Astigmatismus, Astilbe bis Bismarck, Bismarck-Archipel bis Chemnitz, Differenzgeschäfte, Erdessen, Franzensbad. Veda bis Zz.
Wie kann es nur möglich sein, dass man ein Buch schreiben kann, in dem Alles steht? Ich weiß es nicht. Aber jetzt schreibe ich selbst in einem solchen Buch. Hin und wieder. Ein wenig.
Vor allem aber lese ich in diesem wunderbaren Buch.