Friedrich Wilhelm Oswald Haberland (* 1. März 1877 in Gorden[1]; † 31. Dezember 1947 in Hannover[1])[2] war ein deutscher Erzgießermeister und Unternehmer.
Leben
BearbeitenOswald Haberland wurde 1877 in Gorden als Sohn der damals erst zwanzigjährigen Auguste Haberland (1857-1883) geboren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wuchs der unehelich geborene Haberland bei seinen Großeltern auf. Seine Lehrzeit verbrachte er im nahegelegenen Lauchhammer, wo die Kunstgießerei durch die dort ansässige Kunst- und Glockengießerei eine lange Tradition hat. Zahlreiche Künstler von Rang und Namen schufen hier ihre Werke oder entsprangen selbst dem renommierten Unternehmen. Künstlerisch begabt avancierte auch Oswald Haberland zum Erzgießermeister.
Wohl um die Jahrhundertwende wechselte er nach Dresden, wo er zunächst in verschiedenen Unternehmen arbeitete und Mitte der 1910er Jahre in Dresden-Neuststadt seine eigene Firma gründete.[3] 1918 übernahm er die traditionsreiche Kunst- und Erzgießerei Pirner & Franz im Dresdner Stadtteil Löbtau, welche sich zuvor vorallem mit Monumentalplastiken einen Namen gemacht hatte. Nach der Übernahme fokusierte Haberland die Produktion mehr in das Segment Kleinplastiken, um auch nach Übersee Geschäftsbeziehungen aufbauen zu können. Zu jener Zeit recht erfolgreich, schuf Oswald Haberland im Jahr 1926, 43 Jahre nach dem Tod seiner Mutter, ein Denkmal zu Ehren seiner Mutter. Die lebensgroße Bronzeskulptur zeigt eine schlafende, ärmlich gekleidete junge Frau, die sitzend ihren Kopf an ein Kreuz lehnt und ihre Arme schützend und wärmend um den Körper eines auf ihrem Knie sitzenden Jungen geschlungen hat. Es wurde auf dem Friedhof seines Geburtsortes Gorden aufgestellt.
In den 1920er Jahren unterhielt Haberland Geschäftsbeziehungen mit namhaften Dresdner Bildhauern, wie Fritz Maskos (1896–1967), Arthur Lange (1875–1929), Richard König (1863–1937), Reinhard Schnauder (1856–1923) und dessen Sohn Richard Schnauder (1886–1956) sowie die Bildhauerin Etha Richter (1883–1977), welche ihre Plastiken in seinem Unternehmen gießen ließen und die in der Gegenwart Gegenstand zahlreicher Auktionen sind.
Infolge der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise siedelte Haberland allerdings mit seinem Unternehmen nach Hamburg-Altona um, wo er einige Zeit eine Bildgießerei betrieb. Das Unternehmen war hier laut dem „Amtlichen Fernsprechbuch für den Oberpostdirektionsbezirk Hamburg“ im Jahre 1931 in der Stresemannstraße 118 ansässig und Haberlands Sohn Herbert fungierte als Firmeninhaber. Oswald Haberland selbst wird als Prokurist der Hamburg-Altonaer Bildgießerei aufgeführt und wohnte am Mühlendamm 1.[4] Im Jahre 1935 wurde die Firma schließlich ins niedersächsische Hannover verlegt. In Hannover schuf er 1937 eine weitere „Mutter und Kind“ genannte Freiplastik der Künstlerin Gertrud Henninger (1889-1977). Diese befindet sich heute auf dem Saarlouisplatz in Braunschweig-Lehndorf.[5]
Seine Erzgießerei wurde 1939 endgültig von seinen Söhnen Erich und Herbert Haberland übernommen und firmierte bis 1971 als „Erzbildgießerei E. & H. Haberland“. Zeitweise die einzige Bronzegießerei Nordwestdeutschlands entstanden hier zahlreiche Bronzekunstwerke oder wurden repariert, die auch noch in der Gegenwart an öffentlichen Orten der Region zufinden sind.
Auch wenn auf seiner Grabtafel der 1. Januar 1948 als Todestag angegeben ist, Oswald Haberland starb an Silvester 1947 in Hannover. Seinem Wunsch entsprechend wurde seine Asche nach Gorden verbracht und dort in einer Urne auf dem Kreuz des Denkmals beigesetzt.[6] Diese Skulptur stellt dort heute eines der wenigen markanten Überreste des einstigen Dorffriedhofs dar und steht unter Denkmalschutz.[7][8]
Familie
Bearbeiten- Oswald war mit Anna Berta Ober verheiratet. Der renomierte Medailleur Friedrich Wilhelm Hörnlein (1873–1945) schuf mehrere Bronzegußplaketten mit den Antlitzen von Oswald Haberland und dessen Frau Berta. Darunter eine anlässlich der Silberhochzeit des Paares mit der Jahreszahl MCMXXVII (1928) geschaffenes Exemplar, [1] was daraufhinweist, dass die Hochzeit im Jahre 1902 stattfand.
- Oswald Otto Erich Haberland (1903–1964)[9], Maler, Bildhauer, Ziseleur und Unternehmer
- Tochter Bertha Erna Margarethe Haberland (* 19. September 1903; † ?), Sopranistin, Zwillingsschwester von Erich[10]
- Kurt Walter Herbert Haberland (2.11.1903 in Dresden[11]; † 1979), Erzgießermeister und Unternehmer
Werk
Bearbeiten- 1926: „Mutter und Kind“, Freiplastik, Gorden[6]
- 1929: Freiplastik einer trauernden Frau, Stadtfriedhof Elsterwerda (verschollen)[6]
- 1937: „Mutter und Kind“, Freiplastik von Gertrud Henninger (1889-1977), Saarlouisplatz Braunschweig-Lehndorf[12]
Ehrungen
Bearbeiten- Fritz Maskos: Porträtbüste Oswald Haberlands, 1921[13]
- Fritz Maskos: Plakette zum 40jährigen Jubiläum von Pirner & Franz, 1921 [13]
Weblinks
BearbeitenAnmerkungen und Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c WAG-Online Premium-Auktion 143 - Live am 15.10.2023, S. 49
- ↑ Angabe der Lebensdaten auf Haberlands Grabmal
- ↑ o.V.: E. & H. Haberland / Bronzegießerei / Hannover N / Bohnhorstraße 5 / Fernruf 71592. In: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover 1954. Adolf Sponholtz, Hannover 1954, S. 333.
- ↑ „Amtliches Fernsprechbuch für den Oberpostdirektionsbezirk Hamburg“, 1931, S. 8
- ↑ „Wohl, nun kann der Guß beginnen...“, Hannoverscher Anzeiger, 15. Juli 1937
- ↑ a b c R. Schertzberg: „Das Denkmal einer Mutter“. In: Heimatkalender für den Bad Kreis Liebenwerda 1959. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaften der Natur- und Heimatfreunde des Deutschen Kulturbundes Kreis Bad Liebenwerda. Druckerei Aktivist Bad Liebenwerda, Bad Liebenwerda 1959, S. 186–188.
- ↑ Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum ( des vom 9. Dezember 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 17. Oktober 2016.
- ↑ Gorden-Staupitz auf der Homepage des Amtes Plessa
- ↑ „Geburtsanzeige des Oswald Otto Erich Haberland vom 23. September 1903.“, Geburtenregister der Stadt Dresden, URL: www.ancestry.de, abger.: 22. Oktober 2023
- ↑ „Geburtsanzeige der Bertha Erna Margarethe Haberland vom 23. September 1903.“, Geburtenregister der Stadt Dresden, URL: www.ancestry.de, abger.: 22. Oktober 2023
- ↑ „Geburtsanzeige des Kurt Walter Herbert Haberland vom 07. November 1906.“, Geburtenregister der Stadt Dresden, URL: www.ancestry.de, abger.: 22. Oktober 2023
- ↑ „Wohl, nun kann der Guß beginnen...“, Hannoverscher Anzeiger, 15. Juli 1937
- ↑ a b „Die Dresdner Erzgießerei Pirner & Franz.“ In: Dresdner neueste Nachrichten, 20. Oktober 1921, S.3