Die Außenstelle Teheran des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) wurde 1961 als eigenständige Abteilung des DAI gegründet und 1996 in die ein Jahr zuvor neugegründete Eurasien-Abteilung eingegliedert. Von hier aus werden die seit 2000 stattfindenden regelmäßigen Feldforschungen des DAI in Iran, wie Arisman und Darre-ye Bolaghi, organisiert. Gleichzeitig bildet die Außenstelle einen Anlaufpunkt für deutsche und iranische Altertumswissenschaftler. Das Arbeitsgebiet umfasst die Archäologie Irans von der Vorgeschichte bis in islamische Zeit.

Geschichte und Aufgaben

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Die Gründung der damaligen Abteilung Teheran des Deutschen Archäologischen Instituts erfolgte mit Hintergrund langjähriger deutscher Forschungen im Iran, z.B. durch Ernst Herzfeld, Friedrich Sarre, Waldemar Belck und Carl Ferdinand Friedrich Lehmann-Haupt. Zwischen den beiden Weltkriegen, als andere DAI Abteilungen wie z.B. in Kairo eröffnet wurden, war dies aus Kostengründen in Teheran nicht möglich. 1937 wurde aber ein ein von Wilhelm Eilers geleiteter Stützpunkt des Deutschen Archäologischen Instituts in Isfahan ins Leben gerufen, der allerdings schon im September 1941 nach der britisch-russischen Invasion wieder geschlossen werden musste. 1957 wurden eine erste Erkundungsexpedition in Nordwest-Iran durchgeführt und gleichzeitig Verhandlungen über die Gründung einer Abteilung in Teheran begonnen. Nach Aufnahme erster Grabungen auf dem Tacht-e Suleiman 1959 konnte 1960 ein erstes Gebäude für das Institut im Zentrum Teherans angemietet werden, in dem die Abteilung am 22.9.1962 offiziell eröffnet wurde. 1973 zog die Abteilung in ein größeres Quartier im Stadtteil Vanak. Mittlerweile residiert die Außenstelle im Stadtteil Elahiyeh.

Die politische Lage in Iran nach der Iranischen Revolution 1979 machte den Aufenthalt der deutschen Beschäftigten an der Außenstelle Teheran schwierig bis unmöglich, so dass diese nach Deutschland abgeordnet werden mussten. Nach der Kündigung des bilateralen Kulturabkommens 1987 wurde die Abteilung geschlossen. Zeitweilig ruhten deshalb Grabungen und sonstige Feldforschungen. Seitdem führen die Wissenschaftler des DAI Teheran ihre Arbeit von Berlin aus durch und reisen nur für kürzere Forschungsaufenthalte nach Teheran. Die in ihrer Arbeit vor Ort auf diese Weise eingeschränkte Abteilung wurde schließlich 1996 als Außenstelle in die Eurasien-Abteilung eingegliedert. Zuvor stark durch Klassische Archäologen und Bauforscher geprägt, erhielt die Außenstelle 1997 mit dem interdisziplinären Projekt Alter Bergbau und Metallurgie im westlichen iranischen Hochland eine neue Ausrichtung verstärkt hin zur prähistorischen Archäologie unter Einbeziehung archäometrischer Methoden. Seit 2005 unterstützt die Außenstelle die Iranische Behörde für Kulturerbe, traditionelles Handwerk und Tourismus bei Rettungsgrabungen, so 2005-2006 im Sivand-Staudamm-Gebiet (Projekt: Darre-ye Bolaghi).

Direktoren und Leiter der Außenstelle

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Bibliothek und Fotothek

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Die Bibliothek der Abteilung Teheran wuchs seit ihrer Gründung stätig, so dass der Bestand 1981 bereits 14250 Bände umfasste. Mit Gründung der Eurasien-Abteilung wurde ein Teil der Bücher nach Berlin überführt. Heute befinden sich in der Bibliothek der Außenstelle Teheran ca. 11000 Bände aus unterschiedlichen Sammelgebieten, wie Vorderasiatische Kunstgeschichte und Archäologie, Architekturgeschichte, Alte Geschichte, Iranistik und Islamische Archäologie und Geschichte. Die Photothek umfasst eine umfangreiche Sammlung von Aufnahmen zur iranischen Archäologie und Kunstgeschichte sowie die Dokumentation der Ausgrabungen der Abteilung in Bisutun, Bastam, Tacht-i Suleiman, Zendan-i Suleiman und Firuzabad. Sie wird gegenwärtig in der Eurasien-Abteilung in Berlin aufbewahrt. Eine Auswahl von Bildern ist über die Bilddatenbank Arachne[1] online einzusehen.

Publikationen

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Seit 1968 erscheint die Zeitschriftenreihe Archäologische Mitteilungen aus Iran und Turan (bis 1996 Archäologische Mitteilungen aus Iran)[2][3] jährlich. Enthalten sind Aufsätze zu Themen der Archäologie Irans und der nördlich und östlich angrenzenden Gebiete in deutscher, englischer und französischer Sprache. Die Monographienreihe Archäologie in Iran und Turan[4][5] erscheint seit 1997 und beschäftigt sich mit Themen der Archäologie in Iran und in den nördlich und östlich angrenzenden Steppengebieten.

Literatur

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  • Wolfram Kleiss: Das Deutsche Archäologische Institut, Abteilung Teheran., Persica. Jaarboek van het Genootschap Nederland-Iran 10, 1982, S. 292-296.
  • Dietrich Huff: GERMANY ii. Archeological excavations and studies., Encyclopaedia Iranica Vol. X, Fasc. 5, pp. 519-530 Digitalisat
  • Barbara Helwing, Patricia Rahemipour (Hrsg.): Tehran 50. Ein halbes Jahrhundert deutsche Archäologen in Iran., Archäologie in Iran und Turan Band 11. Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-8053-4506-4.
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  1. Bilddatenbank Arachne, Startseite
  2. Internetseite der Archäologischen Mitteilungen aus Iran und Turan auf der Homepage des DAI
  3. Internetseite der Archäologischen Mitteilungen aus Iran und Turan auf der Homepage des Reimer-Verlags
  4. Internetseite der Archäologie in Iran und Turan auf der Homepage des DAI
  5. Internetseite der Archäologie in Iran und Turan auf der Homepage des Verlags Philipp von Zabern



  • A.A.v.v.: Gedenkfeier für Edmund Buchner am 27. August 2012, Wiegandhaus des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin, Archäologischer Anzeiger 2012/1, S. 207-226.

[[:Datei:Archäol.Fidiou.JPG|miniatur|Gebäude des DAI in Athen, Fidiou 1 (entworfen von Ernst Ziller)]] Das Deutsche Archäologische Institut, Abteilung Athen (Vorlage:WlS, kurz auch DAI Athen) ist eine Auslandsabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts und eines von 17 ausländischen archäologischen Instituten in Griechenland.

Geschichte

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Die Athener Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) wurde am 17. März 1872 auf Beschluss des Deutschen Reichstags als zweite Auslandsabteilung des DAI gegründet und war damit das zweite archäologische Institut in Athen, nachdem Frankreich bereits seit 1846 mit der École française d’Athènes vertreten war. Die Eröffnung fand am 9. Dezember 1874, dem Geburtstag Johann Joachim Winckelmanns, in Athen statt. Das spätklassizistische Gebäude in der Phidiasstraße 1 (Fidiou 1), in dem das DAI Athen seit 1888 seinen Sitz hat, ließ Heinrich Schliemann nach Plänen Ernst Zillers und Wilhelm Dörpfelds erbauen. 1899 konnte es von den Erben Schliemanns durch das Deutsche Reich erworben werden.

Sekretäre und Ersten Direktoren

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Zweiter Direktor ist derzeit Reinhard Senff.

Aufgaben

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Die Aufgabe des Abteilung Athen ist die Unterstützung und Durchführung von Forschungen zur Klassischen Altertumswissenschaft und von archäologischen Forschungen deutscher Wissenschaftler. Regelmäßig beherbergt die Abteilung deutsche und ausländische Wissenschaftler, vor allem auch die Reisestipendiaten des Deutschen Archäologischen Instituts. Darüber hinaus lädt die Abteilung Athen in unregelmäßigen Abständen zu wissenschaftlichen Vorträgen von Mitgliedern oder Gästen des Instituts und veranstaltet Exkursionen zu archäologischen Stätten.

Einrichtungen und Forschung

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Die Abteilung Athen besitzt mit rund 70.000 Bänden eine der größten archäologischen Bibliotheken in Griechenland. Sammelschwerpunkt ist die Archäologie Griechenlands von der Bronzezeit bis zur Spätantike.

Die bereits bald nach Institutsgründung im 19. Jahrhundert begründete und systematisch ausgebaute Fotosammlung umfasst mittlerweile 140.000 Aufnahmen nach eigenen Negativen, darunter allein etwa 60.000 alte Glasnegative. Darüber hinaus besitzt die Sammlung 50.000 Aufnahmen ohne eigene Negative.

Daneben unterhält die Abteilung ein allgemeines Archiv zu ihrer Geschichte, die vor allem zahlreiche Briefwechsel bedeutender Archäologen und Altertumswissenschaftler umfasst. Des Weiteren besitzt das Institut die Grabungsarchive der von ihm durchgeführten Ausgrabungen.

Aktuelle Forschungsvorhaben widmen sich dem Heiligtum von Kalapodi, dem Kerameikos in Athen, dem antiken Olympia, in dem seit 1874 systematische Ausgrabungen unter deutscher Leitung stattfinden, dem Heraion von Samos, dem mykenischen Tiryns und der Topographie Triphyliens auf der Peloponnes. Forschungen im Kabirion bei Theben und in Orchomenos wurden mittlerweile abgeschlossen. Mitarbeiter der Athener Abteilung sind auch in der Türkei an Untersuchungen in Osrhoene und Milet beteiligt.

Publikationen

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Die Abteilung Athen gibt seit 1876 die jährlich erscheinende Zeitschrift Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung heraus. In unregelmäßigen Abständen erscheinen Beihefte zu dieser Zeitschrift. Darüber hinaus werden Monographien herausgegeben.

Literatur

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  • Ulf Jantzen: Einhundert Jahre Athener Institut, 1874-1974, Das Deutsche Archäologische Institut. Geschichte und Dokumente, Zabern, Mainz 1986. ISBN 3-8053-0844-2.
  • Elena Korka (Hrsg.): Foreign Archaeological Schools in Greece: 160 Years. Griechisches Kulturministerium, Athen 2005, S. 74–85.
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Koordinaten: 37° 58′ 56,9″ N, 23° 43′ 55,6″ O

Kategorie:Archäologische Institution Kategorie:Archäologie (Griechenland) Athen Kategorie:Bildung und Forschung in Athen Kategorie:Forschungsinstitut in Griechenland Kategorie:Bauwerk in Athen Kategorie:Ernst Ziller Kategorie:Erbaut in den 1880er Jahren Kategorie:Kulturdenkmal in Athen Kategorie:Deutsch-griechische Beziehungen

el:Γερμανικό Αρχαιολογικό Ινστιτούτο Αθηνών en:German Archaeological Institute at Athens