Schloss Ziethen - Blick auf die Südseite

Das denkmalgeschützte Schloss Ziethen liegt im Nordwesten von Berlin am Rande des Havellandes in dem ehemaligen Gutsdorf Groß-Ziethen (Gemeinde Kremmen) im Landkreis Oberhavel im Bundesland Brandenburg. Das Schloss hat eine bewegte Bausgeschichte, die im 14. Jahrhundert beginnt und bis heute reicht. Die verschiedenen Bauphasen sind im Schloss noch gut zu sehen. Umgeben ist Schloss Ziethen von einem Landschaftspark mit einem alten Baumbestand. Bekanntester Besitzer des Schlosses war Fürst Blücher. Heute wird das Haus als Hotel und Restaurant genutzt.

Geographie

Bearbeiten
 
Luftaufnahme Schloss Ziethen und Umgebung

Das Gebiet des Ortsteils Groß-Ziethen umfasst den südlichen Teil der Gemeinde Kremmen zwischen dem Berliner Ring (A 10) und der Stadtgrenze von Kremmen. Groß-Ziethen liegt in der Auenlandschaft des Glin, zwischen Velten (Ofenstadt) und Oranienburg im östlichen Havelland. An die Auenlandschaft des Glin schließen sich im Süd-Westen das havelländische Luch, eine eiszeitlichen Schwemmlandschaft und im Nord-Westen das Rhin-Luch an. Beide werden durch den eiszeitlichen Geländerücken des Glin voneinander getrennt.

Das Dorf ist von weiten Acker- und Wiesenflächen umgeben, die von Entwässerungskanälen durchzogen werden. Im Süden schließen sich an die Ackerflächen die Ausläufer der Krämer Forstes, eines großen geschlossenen Waldgebiets zwischen Berlin und dem Berliner-Ring, an.

Geschichte Rittergut und Schloss Ziethen

Bearbeiten

Die erste Erwähnung von Groß Ziethen findet sich in einer Urkunde vom 11. November 1313, wo ein Nikolaus Pleban in Cyten als Mitglied des Kalands in Spandau genannt wird. Damit ist Groß-Ziethen als Kirchdorf[1] bezeugt, hat aber wahrscheinlich eine ältere Geschichte.

Der Ortsname stammt nicht vom dem märkischen Adelsgeschlecht derer „von Ziethen“ sondern wahrscheinlich von dem slawischen Wort „zito oder zyto" (grünes Getreide); er bedeutet also zu deutsch „Grünefeld“[2].

Vom 14. bis ins 16. Jahrhundert waren verschiedene Schreibweisen wie Cyten (1313), grossen Cieten(1355), magna Cziten (1375) , Groten Cziten(1450)[3], Zitten (1459), Cziten (1500)[4]oder grossen Zieten(1540)[5]gebräuchlich.

Ins Licht der Geschichte tritt der sicherlich ältere Rittersitz Groß-Ziethen im 14. Jahrhundert. Am 24. Februar 1355 wurde das Dorf Groß-Ziethen, dass zum Schlossbesitz von Kremmen gehörte, von Markward von Lauterbach an den „vesten Ritter“ Copke von Bredow verkauft.[6]

Zwei Besitzanteile sind für Groß-Ziethen im Laufe der Jahrhunderte nachweisbar.[7] Neben der Familie von Bredow besaß vor 1412 Otto von Bornewitz einige Höfe und die Gerichtsbarkeit in Groß-Ziethen. Die Lehnsbriefe des 16. und 17. Jahrhunderts weisen nach, dass das Dorf außer dem Bornewitz´schen Anteil, im Besitz derer von Bredow war. Auch das Schloßkataster von 1624 belegt Georg von Bredow als Besitzer.

1649 veräußerte die Familie von Bredow das Gut an Markus von der Lütke (1603 – 1686). Lütke in Kumlosen an der Elbe als Sohn von Jakob Lütke und Ilsabe von Möllendorf geboren, war 1641 „Obristlieutnant beim burgsdorffschen Regiment“ Kurfürst Friedrich Wilhelms. Als kaiserlicher und „churbrandenburgischer Generalwachtmeister von der Kavallerie“ kämpfte er im dreißigjährigen Krieg.[8] Wegen seiner Verdienste hatte Kaiser Ferdinand III. am 13. April 1643 Lütke in den Reichsadelsstand mit „von der“ [9]erhoben. 1672 zum Generalmajor ernannt, hat sich von der Lütke in den Feldzügen des Großen Kurfürsten, u.a. in der Schlacht bei Fehrbellin (1675) „rühmlich hervorgetan“.[10]

1716 wurde der Gutsanteil der Lütkes mit dem der von Bornewitz vereinigt. Obwohl von der Lütke (Markus Ehrenreich, 1668 – 1730) „Erbherr auf Kremmen, Vehlefanz, Groß- und Klein-Ziethen“ [11]war, blieb Groß-Ziethen königliches Eigentum. Von König Friedrich Wilhelm I. wurden diese Besitzungen dann veräußert. Dabei wurde dem „Obrist-Lieutnant von der Lütke zu Groß-Ziethen das alte Wohnhauß daselbst nebst den dabey befindlichen Garten und Bleich-Platz ohnentgeldlich überlassen und geschencket“.[12]

1776 ging das Rittergut an Detlef Graf von Schlippenbach, der es bis 1795 besaß.[13] Es folgte der Oberstwachtmeister von Guretzky und Kornitz, der es vier Jahre später wieder veräußerte.

1799 erwarb Gerhard von Blücher (1742 – 1819) Groß-Ziethen. Der spätere Fürst Blücher von Wahlstatt war der bekannteste Gutsherr auf Groß-Ziethen. Nach dem Tod des Fürsten (1819) fiel der Besitz an seinen Sohn, den Generalmajor Franz Graf von Blücher (1778 – 1829) und 1829 an den Enkel des Fürsten, den Kammerherrn Gustav Graf von Blücher. 1840 übernahm der Schwiegersohn Blüchers, Graf von der Asseburg, Groß-Ziethen. Schon 1843 verkaufte dieser den Besitz an den Fabrikbesitzer Keller, der ihn bis nach 1859 inne hatte.

Ende des 19. Jahrhunderts, hier ist die Urkundenlage unklar, erwarb Ottonie von Massow (1840 – 1911), geb. v. Bülow, vom Landrat von Drewitz das Rittergut. Ihr Bruder, Curt von Bülow (1843 – 1919) gelangte 1918 in den Besitz von Groß-Ziethen und vererbte das Anwesen seinem Sohn Friedrich („Fritz“) von Bülow, der es bis 1945 besaß.

Am 23. April 1945 verließ die Familie mit einem Treck Groß-Ziethen. Am gleichen Tag zog die russische Armee ein.

Im Herrenhaus wurde ein Lazarett untergebracht, nach Auflösung des Lazaretts wurden Umsiedlerfamilien in das Haus eingewiesen.

Ab 1946 beabsichtigte man im Schloss eine Zentralschule[14] einzurichten. Im Rahmen dieser Überlegungen wurde neben das Schloss, an den Rand des Parks, auch ein zusätzliches Schulgebäude errichtet, daß heute als Veranstaltungs- und Tagungszentrum dient. Nach Aufgabe der Pläne für eine Zentralschule wurden im Schloss der Kindergarten, der Kulturraum der LPG, die Kantine der LPG sowie Wohnungen eingerichtet.

1994 übernahm Edith Frfr. von Thüngen-Reichenbach, geb. v. Bülow, das stark heruntergekommene Haus. Es wurde von 1994 bis 1997 umfassend, unter denkmalschützerischer Begleitung, restauriert und zu einem Hotel und Restaurant ausgebaut. Das heutige Hotel und Restaurant umfasst das Schloss, das ehemalige Schulgebäude, sowie den Kornspeicher der ehemaligen Gutshofanlage.

Das Gut selber wurde im Rahmen der Bodenreform vom Schloss abgetrennt.

Baugeschichte

Bearbeiten

Aus der frühen Geschichte des Ortes Groß-Ziethen geht hervor, dass sich unweit des heutigen Schlosses, im jetzigen Park, eine alte frühdeutsche Burganlage befunden hat. Die Entstehung dieser ersten Burg geht vermutlich ins 13. Jahrhundert zurück. Von dieser ersten Burg sind noch die fast quadratische Grundfläche und der umgebende Wassergraben erhalten. Etwas 200 m von dieser Burganlage entfernt und etwas höher gelegen, errichteten die Bredows im 14. Jahrhundert einen neuen Adelssitz im Typus eines „Festen Hauses“. Aus den wenigen erhaltenen Akten und den bisherigen Untersuchungen am heutigen Schloss ist dieser Vorgängerbau nachweisbar. Teile der heute noch genutzten Kellergewölbe weisen in das 14. Jahrhundert.[15] Hier ist auch noch der mittelalterliche Feldsteinboden vollständig erhalten.

Dieses erste „Feste Haus“ wurde von den nachfolgenden Besitzern immer wieder erweitert. Weder von dem „Festen Haus“ noch von den Erweiterungen des 16. Jahrhunderts sind Unterlagen und Beschreibungen vorhanden. Die schwarze Küche blieb bis zur barocken Überformung des Schlosses nach dem dreißigjährigen Krieg als separater Küchenbau[16] bestehen. Der Kern dieser schwarzen Küche, obwohl später in das Schloss integriert, ist noch erhalten. Es ist die älteste in Brandenburg nachgewiesene Küche und wird noch heute als Küche für das Restaurant genutzt.

Das nach dem dreißigjährigen Krieg stark verfallene Renaissance-Schloss wurde von den von der Lütkes barock überformt und wesentlich erweitert. Hierbei wurden Teile des Vorgängerbaus verwendet und die separat stehende Küche integriert. An Stelle des Hofes zwischen Wohnhaus und Küche wurde bei der barocken Überformung das heute noch erhaltene zentrale Treppenhaus eingefügt.

 
Barockes Treppenhaus Schloss Ziethen

Der zweigeschossige, langgestreckete Braockbau blieb im Kern weitgehend erhalten. Er wurde bei den späteren Erweiterungen des 19. und 20. Jahrhunderts als Mittelbau einbezogen.

1898 ließ Ottonie von Massow den barocken Schlossbau erst an der westlichen und später an der östlichen Schmalseite jeweils einen dreigeschossigen Annex, in Assoziation an Eckpavillons im neoklassizistischen Stil, anbauen und die Gesamtanlage einheitlich überformen.[17] Bei dieser neoklassizistischen Überformung wurde auch auf der Haupteingangsseite (Nordseite) über den fünf Mittelachsen eine Attika aufgesetzt, sowie auf der Gartenseite vor den drei östlichen Achsen eine Auslucht mit Altan hinzugefügt.

Die Folge der Repräsentationsräume im Erdgeschoss behielt ihre barocke Grundstruktur. Diese Raumfolge wurde während der Renovierung 1994 – 1997 wieder hergestellt und beinhaltet jetzt die Salons des Hotels.

 
Barocke Salonflucht Schloss Ziethen

Auf die Wiederherstellung baulicher Verzierungen wie die ursprünglich die Attika bekrönenden Steinvasen und die Wappenkartusche über dem Hauptportal wurde bei der Renovierung verzichtet.

 
Eingangsseite Schloss Ziethen

Der markante Kuppelaufbau auf dem Westturm enthielt ursprünglich den Frischwassertank. Er wird heute als „Klausurturm“ genutzt. Die heutige Orangerie im Ostturm mit ihren großen Rundbogenfenstern war ursprünglich eine überdachte Terrasse. Die Rundbögen wurden erst in DDR-Zeiten, als der Raum als Turnhalle benutzt wurde, verglast.

Während der Wiederherstellungsphase wurden auf Parkseite (Südseite) großzügige Terrassen geschaffen, so daß nunmehr ein direkter Zugang vom Haus zum Park besteht.

 
Schloss Ziethen vom Park aus gesehen

Von der ursprünglichen Ausstattung des Hauses sind neben dem beeindruckenden Treppenhaus nur noch die Steinfliesen im Eingangsbereich, sowie in einem Raum die barocke Wandtäfelung und Fensterläden und zwei Kamine erhalten.

Schloss Ziethen wird heute besonders für Hochzeiten und Feiern, Tagungen und Klausuren genutzt. Im Schloos und der Kirche werden übers Jahr verteilt Konzerte und Lesugen veranstaltet.

Der einstige Gutspark präsentiert sich heute wieder als Landschaftspark. Die alte Parkanlage mit ihren Baumgruppen, Alleen, der geschwungenen Wegeführung und den künstlich angelegten Wasserläufen geht in die Wiesenlandschaft des Ziethener Luchs über.

Vermutlich existierte vor 1757 keine Parkanlage, sondern nur ein Garten und Bleichplatz. Erst nach der Mitte des 18. Jahrhunderts, wohl unter Markus von der Lütke (1700 – 1765), wurde ein barocker Park angelegt. Dieser Zeit gehört noch der längliche Teich an, der sog. „lange Pfuhl“.

Im Südwesten des Landschaftsparks liegt der frühdeutsche Burgbereich mit seinem Graben.

Erst im späten 19. Jahrhundert, wohl im Zusammenhang mit der neoklassizistischen Überformung des Schlosses, erfolgte die Umgestaltung und Erweiterung des Barockgartens zum Landschaftspark. Einige Gestaltungselemente aus dieser Zeit haben sich bis heute erhalten, so Teile der alten Gutsmauer, der einstige Eiskeller in der Mitte des Parks sowie Reste einer Grotte, auf der bis kurz vor Kriegsende eine Büste des Fürsten Blücher stand. Nach dem Krieg gingen einen Teil des alten Baumbestandes und einige Allen durch Abholzung verloren und der Park verwahrloste. Vom älteren Baumbestand sind einige markante Eichen, Linden, Rosskastanien und Ahornbäume erhalten.

Das Wegenetz und die Wasserläufe konnten bei den Renovierungsarbeiten, teilweise unter zu Hilfe alter Luftaufnahmen, wieder hergestellt werden.

Dorf- und ehemalige Patronatskirche

Bearbeiten

Schräg gegenüber dem Schloss liegt die Dorf- und ehemalige Patronatskirche. Am 5. April 1881 brannte die im Kern wohl noch mittelalterliche, später barock erneuerte Kirche vollständig aus. Zwischen 1882 und 1884 entstand auf den alten Grundmauern ein Neubau aus Backstein im neoromanischen und teilweise auch neogotischen Formen.

Datei:Kirche Groß-Ziethen-Aussen
Dorf- und Patronatskirche Groß-Ziethen

Der kreuzförmige Anlage mit kurzen Armen und vierseitigem , ungleichmäßigem Chorschluß ist in ganzer Breite des Schiffs ein querrechteckiger Turm an der Westseite vorgelagert.

Datei:Kirche Groß Ziethen-Innenansicht
Kirche Groß-Ziethen innen

Der Grundriss folgt dem für den evangelischen Kirchenbau des späten 19. Jahrhunderts typischen zentralisierenden Schema im Sinne des sog. „Eisenacher Regulativs“.[18] Diesem zufolge sollten Neubauten in einem vorreformatorischen, also mittelalterlichen und vorzugsweise neogotischen Stil errichtet werden.

Am 10. und 11. September 1943 sind durch Bombeneinschlag während eines Luftangriffs auf Berlin das Kirchendach und die Sakristei beschädigt worden. Die Wiederherstellung, allerdings mit einer deutlich verkürzten Turmspitze, erfolgte um 1954. Die alte Gesell-Orgel wurde 1997 saniert und die fehlenden Register, die im ersten Weltkrieg ausgebaut wurden, wurden 2011 wieder ergänzt.

Gegenüber dem Haupteingang der Kirche befinden sich die Grabstätten der ehemaligen Rittergutsbesitzerfamilen von Massow, von Trotha und von Bülow.

Im Zusammenhang mit Festlichkeiten im Schlosshotel finden in der Kirche Hochzeiten, Taufen, Einsegnungen sowie Konzerte und Lesungen statt.

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • s. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e.V., Heft 108 "Gross Ziethen", 3. vollständig veränderte Auflage, 2009

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Fidicin III (II.), S. 58
  2. Giralsky 1929, S. 43
  3. Schultze 2 (1940), S. 44
  4. Fischer, Br. Namensb. 4, S. 235
  5. Riedel CDB I.7, S. 225
  6. Riedel CDB I.7, S. 203 Urkunde V. (Lehnsbrief) Markgraf Ludwig der Römer am 24.2.1355
  7. Enders, HistOl III, S. 433
  8. Biograph. Lexikon, s. v. Markus v.d. Lüttke: 2. Bd., S. 449 (Hinweis BDA)
  9. GGT Briefadelige Häuser, s. v.d. Lütke: 10. Jg. 1916, S. 620f., hier s. 620
  10. Biograph. Lexikon, 2. Bd., S. 449
  11. Ebda.
  12. BLHA, Rep. 7 Amt Vehlefanz, Nr. 178: Kgl. Preuß. churmärkischen Kriegs- und Domänenkammer, Berlin, 27.10.1750
  13. Enders, HistOl III, S. 433 (auch im folgenden)
  14. BLHA, Ld. Br. Rep. 208, Nr. 1308, Blatt 59 (Potsdam, 11.6.1947: Minister f. Volksbildung, Wissenschaft und Kunst an Abt. III E 4 - Bodenreform)
  15. Resultate aus der Bauuntersuchung des Planungsbüros J. Storch, Berlin
  16. BLHA, Pr. Br. Rep. 2, Nr. D 18907, Bl. 2: Erbregister v. 19.11.1649
  17. Der Architekt ist unbekannt
  18. "Eisenacher Regulativ für evangelischen Kirchenbau", 1861 auf der Kirchenkonferenz zu Eisenach verabschiedet, s. z.B. Klaus Schulte und Peter Lemburg: Kirchen zwischen 1861 und 1918, in: Berlin und seine Bauten - Teil IV, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 69 - 132; hier S. 69 ff.

Koordinaten: 52° 43′ 40,2″ N, 52° 43′ 40,2″ O [[Kategorie:Kremmen]]