Ernst Großmann (* 11. August 1911 in Mohren, † 21. Februar 1997 in Bad Langensalza) war ein deutscher Landwirt und erster Vorsitzender der ersten LPG in der DDR. Zeitweilig Mitglied des ZK der SED, wurde er als einer von 2 Funktionären wegen seiner SS-Vergangenheit 1959 aus dem ZK entfernt.
Ernst Großmann wurde am 11. August 1911 im nordböhmischen Mohren als Sohn eines Landwirts geboren. Nach dem besuch der Volks- und Bürgerschule absolvierte er eine Ausbildung zum Molkereigehilfen. Ab 1928 arbeitete er in der tschechoslowakischen Molkereigenossenschaft Rokitnitz. Diese Tätigkeit unterbrach Großmann zwischen 1931 und 1933 durch seinen Wehrdienst im tschechoslowakischen Heer. Nach dem Anschluß des Sudetenlandes an Deutschland infolge des Münchner Abkommens trat Großmann 1938 in das Sudetendeutsche Freikorps ein. In der Folgezeit wurde er Mitglied von SS und NSDAP. Ab 1940 gehörte er im Range eines Unterscharführers der 5. 5. SS-Totenkopf-Standarte an, stationiert in Oranienburg. Im Rahmen dieser Tätigkeit bewachte Großmann auch das KZ Sachsenhausen. Zum Kriegsende hin befand sich Großmann in sowjetischer Gefangenschaft, die er in einem Lazarett verbrachte. Nach seiner Entlassung begab er sich auf die Suche nach seinen Angehörigen, die es 1945 im Rahmen der Zwangsumsiedlung der Sudentendeutschen ins thüringische Merxleben verschlagen hatte, wo sie zunächst im örtlichen Gutshof untergekommen waren. Im Zuge der Bodenreform erhielt Großmanns Vater Johann als Kleinbauer 8 ha Land, diverses Nutzvieh sowie kleinere landwirtschaftliche Geräte. Ernst nach einer Beschwerde bei der Landesbodenreformkommission erhielt auch Ernst Großmann 5 ha Land, welches allerdings teilweise von minderer Qualität war. Die Großfamilie Großmann, Eltern, Ernst Großmann und seine Schwestern nebst Kindern blieben weiterhin im Gutshof wohnen.Ernst Großmann wurde zunächst SPD-Mitglied, trat 1946 auch in die SED mit ein. Gleichzeitig engagierte er sich in der VdgB und ließ sich für diese 1946 bei den Gemeinderatswahlen als Kandidat aufstellen. Großmann begann sich nun recht schnell in der Merxlebener Landwirtschaft zu engagieren. Nach dem SMAD-Befehl Nr. 209 zur Erstellung von Neubauernwirtschaften ergriff er als erster die Initiative und organisierte Baumaterial von einem ehemaligen Fliegerhorst in Langensalza. Nach und nach entstanden auch mit Motivation Großmanns weitere Neubauernhöfe am Rande Merxlebens, die sich alle an einer Straße befanden. Diese erhielt den Namen "Straße der Freundschaft". Für diese Initiative wurde Großmann als erster Neubauer Thüringens, der einen eigenen Hof gebaut hatte, geehrt. Damit trat er erstmals überregional in Erscheinung.
Sein Engagement in der Landwirtschaft wurde 1950 mit der Auszeichnung als Meisterbauer geehrt. In diesem Sinne beteiligte Großmann sich auch ab Dezember 1950 an der Bildung einer Liefergemeinschaft der Neubauern. Diese wurde jedoch im Mai 1951 auf Druck der SED-Landesleitung Thüringen als verfrühte LPG-Gründung wieder aufgelöst. 1952 war es dann jedoch soweit: Großmann beteiligte sich maßgeblich an der Gründung der ersten LPG auf DDR-Gebiet in Merxleben. Sie erhielt den Namen Walter Ulbricht und Großmann wurde ihr erster Vorsitzender, welcher er bis 1965 blieb. Das Gründungsstatut der Merxlebener LPG diente später als Musterstatut für die LPG des Typ II. Für Großmann begann nun als erster LPG-Vorsitzender der DDR eine aufsteigende politische Karriere. Auf der II. Parteikonferenz der SED vom 9.-12. Juli 1952 wurde er zum Kandidaten des ZK der SED gewählt. 1954 wurde er auf dem IV. Parteitag der SED zum Mitglied des ZK gewählt. Diese Funktion wurde auch auf dem V. Parteitag 1958 wiederum bestätigt. Noch im Oktober 1952 besuchte Großmann als Mitglied der SED-Delegation den XIX. Parteitag der KPdSU. In der Folge wurde er an die LPG-Hochschule in Meißen delegiert, wo er ein zweijähriges Studium als Diplomagronom abschloß. 1953 wurde er zudem mit dem Titel Held der Arbeit ausgezeichnet. 1958 wurde Großmann auch noch in den Erfurter Bezirkstag gewählt, wo er als Abgeordneter bis 1963 tätig war.
Biographie Angaben aus „Wer war wer in der DDR?“:
Geb. in Mohren (Krs. Hohenelbe, Nordböhmen/Javornik, Tschechien); Vater Landwirt; Volks- u. Bürgerschule; Ausbildung zum Molkereigehilfen; ab 1928 beschäftigt in der (ČSR); zwischenzeitl. 1931 – 33 Dienst im tschechoslowak. Heer; 1938 Sudetendt. Freikorps, SS, NSDAP, ab 1944 Angehöriger der 5. SS-Totenkopf-Standarte, 1944 SS-Unterscharführer.
1945 Zwangsumsiedl. der Familie in die SBZ; 1945/46 SPD/SED; VdgB, ab 1947 versch. VdgB-Funktionen; Neubauer in Merxleben (Krs. Langensalza, Thür.); 1950 Ausz. als Meisterbauer; Dez. 1950 beteiligt an der Bildung einer Liefergemeinschaft der Neubauern, die im Mai 1951 auf Druck der SED-Landesltg. als »verfrühte« LPG-Gründung aufgelöst wurde; Juni 1952 maßgebl. beteiligt an der Gründung der ersten LPG in der DDR u. bis 1965 Vors. der LPG »Walter Ulbricht« in Merxleben, deren Statut später als Grundlage für das Musterstatut der LPG Typ II diente; 1952 Kand. des ZK der SED; Mitgl. der SED-Delegation zum XIX. KPdSU-Parteitag; 1953 Held der Arbeit; 1954 – 59 Mitgl. des ZK der SED; zweijähriges Studium an der LPG-HS Meißen, Abschluß als Dipl.-Agronom; 1958 – 63 Abg. des Erfurter Bez.-Tags; nach Bekanntmachung der SS-Zugehörigkeit durch den U-Aussch. Freiheitl. Juristen in Berlin (West) im Juni 1959 strenge Rüge u. Ausschl. aus dem ZK der SED wegen »falscher Angaben über seine Vergangenheit«; 1965 – 82 Mitarb. der VdgB-Bäuerl. Handelsgenossenschaft Bad Langensalza; gest. in Bad Langensalza.
Sek.-Lit.: Dok.-Film: Ernte in Merxleben (Regie: Erich Barthel) DEFA 1953; Schneider, A.: Erinnerungsbericht. In: Beiträge zur Geschichte Thür. Bd. III. Erfurt 1980; Schier, B.: Alltagsleben im »soz. Dorf«. Münster 2001; Joseph, D.: Nazis in der DDR. Berlin 2002. SiK
ND vom 7. Juni 1959 S.2